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des Bodens und stieg dann empor, zwar nicht in ganz gerader Richtung. Wollte man Erz schmelzen, so wurde eine Schicht Kohle, dann eine Schicht zermalmten Erzes, hierauf wieder Kohle, dann Erz u. s. w. von oben eingeschüttet. Endlich fachte man das Feuer an. Durch das Oeffnen der «Türe» entstand ein lebhafter Zug, und die Kohle fing Feuer. Beim Feuerloch wurden die Schlacken herausgezogen, und endlich blieb ein Eisenklumpen zurück, der beim Ausschmieden ein stahlähnliches Eisen lieferte. In fast gleicher Weise wird in manchen Teilen Afrikas heute noch ein vorzügliches Eisen erzeugt. Das Eisen verdrängte die Bronze mehr und mehr. Ums Jahr 800 v. Chr. herrschte auch in der Schweiz die volle Eisenzeit. Wallen und Geräte wurden jetzt zumeist aus Eisen gefertigt; die Bronze verwendete man aber immer noch mit Vorliebe zu glänzendem Schmuck.
a) Eisenzeitliche Ansiedlungen. Bei Beginn der Eisenzeit waren die Pfahlbauten fast ausnahmslos schon verlassen. Die Leute wohnten auf dem festen Lande in durch Wall und Graben, Palisaden und Dornhecken wohlgeschützten Dörfchen. Daneben wurden die auf schwer zugänglichen Felsvorsprüngen und Höhenzügen angelegten Refugien immer noch, besonders in Kriegszeiten, gern benutzt. Wir haben schon früher von dem grossen Refugium auf dem Uetliberg gesprochen; es ist auch in der Eisenzeit benutzt worden, wie besonders ein Friedhof aus der Zeit um 400 v. Chr., der beim grössten Wall der Anlage zum Vorschein kam, beweist.
Eine grössere, gleichfalls befestigte Ansiedlung der Eisenzeit aber lag am Fuss jenes Berges mitten in der Stadt Zürich. Durch diese Stadt zieht sich, heutzutage freilich nicht mehr überall erkennbar, ein Moränenwall. Ein Teil desselben bildet den sogenannten Lindenhof, einen Hügel hart am linken Ufer der Limmat. Auf diesem Hügel haben sich schon zur Bronzezeit Leute angesiedelt, und als die Pfahlbauten am untern Ende des Zürichsees verlassen wurden, erhielt er erst recht viele Bewohner.
Die Ansiedlung wuchs während der Eisenzeit und dehnte sich aus. Manches Hüttchen, das tief unten an der Moräne stand, wurde von den Hochwassern der wilden Sihl, die in Zürich mündet, erfasst und zerstört. Der Inhalt solcher Hütten wurde dann vom Wasser fortgeschwemmt. So kann man sich erklären, dass da, wo Sihl und Limmat sich vereinigen, zahlreiche Funde aus der Bronze- und Eisenzeit zum Vorschein kamen. Die ältesten derselben bestehen in Bronzeschwertern, Beilen, Nadeln etc., ganz wie wir sie aus Pfahlbauten kennen. Dazu kommen nun aber eiserne Beile, eiserne Schwerter, eiserne Schmucksachen, Zeugen der Eisenzeit. Die Ansiedlung auf dem Lindenhof hat also schon in der Bronzeperiode bestanden und sich durch Jahrhunderte erhalten. Gewiss ist Zürich eine der 12 Städte oder eines der 400 Dörfer gewesen, welche die Helvetier bei ihrem Auszuge verbrannt haben.
Ein noch wichtigerer Fundort der Eisenzeit ist eine einsame Stelle am Neuenburgersee, La Tène, etwa eine halbe Stunde vom Dörflein Marin und 2 Stunden von Neuenburg, am Ausfluss der Thièle gelegen. Da vermutete man einen Pfahlbau, weil man allerlei urgeschichtliche Dinge fand, besonders Sicherheitsnadeln aus Bronze und Eisen, sowie eiserne Schwerter. Auch Pfähle, Spuren von Brücken etc. kamen zum Vorschein. Aber die Funde waren ganz verschieden von denjenigen der eigentlichen Pfahlbauten.
Sie glichen vielmehr den Objekten, die man auf Schlachtfeldern aus der Zeit Cäsars in Frankreich ans Tageslicht gefördert hatte. Nach und nach brach sich die Erkenntnis des wahren Sachverhaltes Bahn. La Tène war ein befestigter Platz aus der jüngern Eisenzeit, erbaut zum Schutz des Weges, der von Helvetien durch den Jura nach dem östlichen Gallien führte, und zugleich als Grenzwache. Die Festungswerke lagen auf einer Kiesinsel der Thièle und waren durch Brücken mit dem Lande verbunden.
Nicht friedliche Pfahlbauer, sondern kriegerische «Eisenleute» bewohnten den Platz. Darum findet man hauptsächlich Waffen, daneben wenig Geräte, wenig Schmuck, fast keine Gefässe, Sämereien, Küchenabfälle. Auch Münzen kamen zum Vorschein. Sie bestehen aus Gold, Silber oder Potin, einer Mischung von Kupfer, Zinn und Blei. Die wichtigsten Funde vom La Tène sind die Schwerter. Sie bestehen aus ziemlich weichem Eisen und sind höchstens einen Meter lang. Man unterscheidet drei Formen derselben.
Die ältesten sind noch ziemlich kurz, haben eine lange Spitze und tragen eigentümliche Verzierungen an der Spitze der Scheide. Man nennt diese Form Früh-La Tène-Schwerter. Die Mittel-La Tène-Schwerter haben an der Stelle, wo der Griffdorn in die Klinge übergeht, einen Bügel. Sie besitzen eine kurze Spitze. An der Scheide finden sich «gallische» Ornamente beim Griff, nicht mehr an der Spitze. Solche Schwerter benutzten die Helvetier bei Bibrakte. Wie dieses Schwert länger ist als das Früh-La Tène-Schwert, so wird es selbst wieder an Länge übertroffen vom Spät-La Tène-Schwert.
Dieses besitzt keine Spitze mehr; die Scheide ist oben ebenfalls gerade abgeschnitten und besteht häufig aus Bronze. In ganz ähnlicher Weise unterscheidet man Früh-, Mittel- und Spät-La Tène-Fibeln (Sicherheitsnadeln). Die erstern gehören dem 4. und 3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung an, die Mittel-La Tène-Fibeln und Mittel-La Tène-Schwerter der Zeit vor dem Auszug der Helvetier (58 v. Chr.) und die Spät-La Tène-Fibeln, wie die Spät-La Tène-Schwerter der Zeit um Christi Geburt.
Unter den übrigen Eisenzeit-Ansiedlungen der Schweiz wollen wir nur einige wenige anführen, so Sitten und Siders im Wallis, Saint Triphon bei Ollon in der Waadt, Avenches, wo ein helvetischer Münzstempel zum Vorschein kam, Brügg am Aarekanal unfern Biel, ein wichtiger Brückenkopf. Jedenfalls sass auch bei Bern zur Eisenzeit eine zahlreiche Bevölkerung, und das am Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat gelegene Windisch existierte ebenfalls schon in vorrömischer Zeit. Selbst im rätischen Lande hat man eisenzeitliche Ansiedlungen nachgewiesen, so in Mels und Vilters bei Ragaz.
b) Die Grabhügel des schweizerischen Mittellandes. Während zur Bronzezeit in der Westschweiz die Beerdigung, in der Ostschweiz der Leichenbrand üblich gewesen zu sein scheint, wird in der ersten Eisenzeit das Verbrennen der Toten im schweizerischen Mittelland allgemeiner Brauch, und ebenso allgemein wurden vom Genfersee bis zum Bodensee zu Ehren der Verstorbenen Grabhügel errichtet.
Das bedeutendste bis jetzt bekannte Grabhügelfeld der Schweiz befindet sich oberhalb des Dorfes Unter Lunkhofen an der Reuss im Kanton Aargau. Da waren über 60 Grabhügel beisammen, und manche derselben enthielten mehrere Bestattungen. Fast jeder Grabhügel mochte ursprünglich mit einem Steinkranz umgeben gewesen sein. Unter dem Rasen stiess man gewöhnlich zuerst auf einen Steinkern, und erst unter demselben befanden sich die Reste der Urzeit. Den verbrannten Toten waren Schmucksachen, zahlreiche Tongefässe, hie und ¶
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