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gaben neben den Skeletten, so z. B. aus Muscheln herausgeschnittene Armringe, Gehänge in Form von gespaltenen Eberzähnen, Marmorknöpfe mit eigentümlicher Durchlochung etc. In Glis fand man auch eine Steinaxt und Waffen aus Feuerstein, worunter Beile, Speer- und Pfeilspitze. Die Höhle Dachsenbühl bei Herblingen (Schaffhausen) enthielt innerhalb eines trockenen Mäuerchens zwei Skelette in ausgestreckter Lage, und ausserhalb dieses Doppelgrabes kamen angebrannte menschliche Knochen nebst tierischen Resten zum Vorschein. Durch die Beigabe von Steinperlen, Tonscherben und Knochenmeissel sind diese Gräber als steinzeitliche charakterisiert. Desselben Alters waren die teils in einer Art Kiste, teils in freier Erde liegenden Skelettgräber vom benachbarten Schweizersbild. Sie lagen in dem vor dem Wohnsitz der paläolithischen Bewohner dieses Felsdaches durch die weggeworfenen Abfälle gebildeten Wall in verschiedener Tiefe und enthielten Skelette von zum Teil so unbedeutender Grösse, dass man diese Leute als Pygmäen bezeichnet hat. Auch in den andern Steinzeitgräbern sind solche Pygmäen nachgewiesen. Ein Volk, das seine Toten ehrt, ist kein wildes Volk mehr. Es besitzt schon eine gewisse Kultur und kann sich unter günstigen Verhältnissen weiter entwickeln.
4. Die Kupferzeit. Gegen das Ende der Steinzeit, also im dritten vorchristlichen Jahrtausend, wurde in der Schweiz
das erste
Metall benutzt: das Kupfer. Aber dieses weiche Material vermochte nicht, die Steingeräte zu verdrängen,
die immer noch benutzt wurden. Es waren vielleicht neue Einwanderer, die von Norden kamen, welche Kupfer mitbrachten. Im Pfahlbau
Vinelz am Bielersee, in Saint Blaise am Neuenburgersee u. a. O. sind Kupferzeitstationen nachgewiesen worden. Neben zahlreichen
Objekten aus Stein fanden sich daselbst Dolche, Lanzen, Beile, Ahlen, Meissel u. dergl. aus Kupfer. Es
erscheinen neue Formen von knöchernen Schmucknadeln, sowie Perlen und Gehänge aus Kupfer. Die Töpfer wenden das Schnurornament
an zur Verzierung der Töpfe oder sie stechen Punkte in die Aussenseite derselben. Aber all diese Anzeichen einer andern
Kultur verschwanden beim Hereinbrechen einer neuen Zeit.
II. Die Bronzeperiode.
Um das Jahr 2000 v. Chr. wurde in Mitteleuropa die Bronze bekannt, die aus etwa 90% Kupfer und 10% Zinn besteht. Ihr Glanz
machte sie zu Schmucksachen geeignet, ihre Härte und ihr Gewicht aber liess ihre Verwendung als Material zu Waffen und Geräten
zu. Die Kenntnis der Bronze verdanken wir wohl dem Orient, und von Süden her, der Rhone nach, mögen die
ersten Händler, die das golden aussehende Metall nach der Schweiz
brachten, gekommen sein. Mit der Bronze traten Blei, Gold,
Glas und Bernstein auf.
a) Pfahlbauten. Auch in der Bronzezeitwohnten die meisten Leute über dem See. Aber die Bronze-Pfahlbauten befinden sich gewöhnlich weiter im See draussen als die Steinstationen. Man hatte ja auch bessere Werkzeuge, die Ansiedlungen zu bauen, als früher. Es scheint, als ob die Zahl der Seedörfchen abgenommen habe; dafür sind die meisten Bronzestationen viel grösser. Einige derselben haben Tausende von Fundstücken geliefert, so z. B. Genf und Morges im Genfersee, Corcelettes, Estavayer und Auvernier im Neuenburgersee, Vallamand und Montelier im Murtensee, Mörigen und Nidau im Bielersee, Wollishofen bei Zürich, Bodmann am Nordende des Bodensees u.s.w.
Die Pfahlbauer der Bronzezeit beschäftigten sich auch noch mit Fischfang und Jagd; aber viel mehr Bedeutung hatten für sie die Viehzucht und der Ackerbau, Gewerbe und Handel. Ihre Haustiere hatten sich durch neue Rassen vervollkommnet und um das Pferd vermehrt. Das Ackerland war ausgedehnter geworden und im Handwerk grössere Arbeitsteilung durchgeführt. Es ist begreiflich, dass die Hand, die den Pflug führte, nicht sehr geeignet erschien für die feinen Bronzearbeiten.
Der Bronzegiesser wird nicht auch Töpfe geformt haben, es seien denn metallene Gefässe gewesen. Der Künstler, der die feinen Verzierungen auf den Schmucksachen anbrachte, wird nicht auch als Händler durchs Land gezogen sein. Man hatte Arbeitsteilung. Die Waffen der damaligen Leute bestanden aus Bronze. Neu war das Schwert, eine Verlängerung des metallenen Dolches. Häufig wurden Schwertklingen und Schwertgriffe verziert, indem man auf denselben lineare Ornamente anbrachte.
Auch auf Dolchen, Lanzen, ja sogar auf Beilen und besonders oft auf Messerklingen findet man diese Verzierungen. Eine ganz vorzügliche Gelegenheit zur Anwendung von Ornamenten bot die Töpferkunst. Die bronzezeitlichen Schüsseln, Schalen, Teller, Töpfe bestehen aus gut geschlemmtem und gut gebranntem Ton. Manche Gefässe haben einen spitz zulaufenden Boden, so dass sie auf Tonringe oder in Sand gestellt werden mussten. Unter den Verzierungen erscheinen Kreise, Kreisbogen, Guirlanden und sogar Mäander.
Die Töpferarbeit wurde von den Frauen besorgt. Man hat in einigen Gefässen Abdrücke von Fingern der Töpferinnen, die bei der Arbeit den weichen Ton festhielten, entdeckt. Die Geräte aus Bronze waren sehr verschiedener Art und häufig ebenfalls verziert. Da finden sich mehrere Arten von Beilen, aber keines von der jetzt gebräuchlichen Form. Alle haben Schaftlappen statt eines Loches zum Befestigen des Stiels. Die Messer haben fast immer eine schön geschweifte Klinge und sind oft verziert. Dazu kommen Meissel und Ahlen, Hammer und Amboss, Sägen, Feilen, Durchschläge, Nägel etc. Hie und da sind sogar Meissel, Hämmer und Ambosse verziert. Die bronzezeitlichen Leute müssen sehr geschickt gewesen sein in der Metallarbeit. Sie liebten das Schöne.
Zahlreich sind die Schmucksachen in den Bronzestationen. Im Pfahlbau Wollishofen-Zürich hat man z. B. nicht weniger als 1500 Schmucknadeln gefunden, und doch ist derselbe nicht einmal zur Hälfte ausgebeutet. Die Stationen Mörigen und Auvernier lieferten besonders viele Armringe und Spangen. In Estavayer wurden Gürtelbeschläge in grosser Zahl gefunden. Wie in der Steinzeit, haben auch in der Bronzeperiode manche Stationen gewisse Waren nicht bloss für den eigenen Bedarf hergestellt, sondern auch für den Verkauf, d. h. den Export.
Nach und nach verliessen die Pfahlbauer ihre gebrechlichen Seedörfchen. Sie siedelten sich auf dem Lande an, und als die
Eisenzeit anbrach (etwa 800 v. Chr.) war kaum ein Pfahlbau der Schweiz
noch bewohnt. Es gab nur noch
Landansiedlungen. Welchem Volk gehörten nun aber die Pfahlbauer an? Man weiss es nicht man kennt nur ihre Kultur. Soviel
kann man sagen: In der Steinzeit haben meistens Leute mit breitem Schädel in der Schweiz
gewohnt, sogenannte Brachycephalen.
Am Ende dieser Periode treten mehr und mehr langschädelige
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