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Der Fremdenverkehr nach Nationen während den letzten 12 Jahren (mit Ausnahme von 1896)
Diese Summen bedeuten für jedes für den Fremdenverkehr benutzte Bett eine Belastung von Fr. 6,266. 1905 betrug der Assekuranzwert 84% des investierten Gesamtkapitals.
Geben die investierten Kapitalien ein anschauliches Bild von dem mächtigen Umfang, den der Fremdenverkehr bei uns angenommen hat, so zeigen uns die nachfolgenden Zahlen über Einnahmen, Ausgaben und Gewinn die grosse Bedeutung desselben für die Volkswirtschaft.
Im Jahr 1880 betrugen die Einnahmen Fr. 52800000 und die Ausgaben rund Fr. 36000000, so dass sich ein Bruttogewinn von Fr. 16800000 ergibt. Nach Abzug von Amortisationen verschiedener Art verbleibt noch ein Nettogewinn von Fr. 7320000, der einer durchschnittlichen Verzinsung von bloss 2,3% des Anlagekapitales entspricht. - Etwas günstiger im Schlussergebnis stellt sich das Jahr 1894: Einnahmen Fr. 114334000, Ausgaben Fr. 83567000, Bruttogewinn Fr. 30767000;
Reingewinn (nach Abzug der Amortisationen) Fr. 16421000, welche Summe einer Verzinsung der investierten Kapitalien von 3,2% entspricht. - Noch günstiger lässt sich das Betriebsjahr 1905 an: Einnahmen Fr. 188717000, Ausgaben Fr. 131380000, Bruttogewinn Fr. 57337000;
Reingewinn (ebenfalls nach den üblichen Abschreibungen) Fr. 36397000, d. h. Verzinsung des Anlagekapitals mit 4,7%. Es hat sich somit im Jahr 1905 gegenüber 1880 die Rendite des Kapitals mehr als verdoppelt.
Man darf wohl mit Sicherheit annehmen, dass die Rendite des Kapitals mit diesen 4,7% ihren Höhepunkt erreicht hat. Denn wenn auch der Fremdenverkehr weiterer Ausdehnung fähig ist, so gestalten sich doch die Konkurrenzverhältnisse immer schwieriger und gehen überall auch die Preise der Lebensmittel, die Steuern und die Lohnansprüche der Angestellten in die Höhe. Jedes einzelne Bett ergab 1905 einen Reingewinn von Fr. 309,55.
d) Fremdenverkehr nach Nationen. Die ziffernmässige Reihenfolge der unser Land besuchenden Fremden ändert sich im grossen und ganzen nur wenig. Mit Bezug auf Personenzahl steht Deutschland mit 30% aller Touristen an der Spitze. Dieses Verhältnis dürfte auch in Zukunft sich nicht stark verschieben, da unser Alpengebiet den Deutschen mehr und mehr anzieht und von ihm zum Ziel seiner Sommerreisen gemacht wird. Viel tragen dazu namentlich auch die vorzüglichen Eisenbahnverbindungen mit dem deutschen Reichsgebiet bei. - An zweiter Stelle stehen mit 20% aller Touristen die Schweizer selbst. «Es ist dies eine stattliche Menge, wenn man die Kleinheit ihres Gebietes in Betracht zieht, gleichzeitig auch ein erfreuliches Zeichen, dass die Naturwunder des Heimatlandes von den eigenen Bewohnern anerkannt und geschätzt werden». - Es folgen England mit 14% und Frankreich mit 12%. Die übrigen Nationalitäten fallen neben den eben erwähnten nur wenig in Betracht. Hervorzuheben ist noch, dass unter allen Touristen der Engländer das eigentlich «sesshafte Element» darstellt, indem er monatelang bleibt, während die Angehörigen der übrigen Nationen unser Land für gewöhnlich in raschem Fluge zu durchwandern pflegen.
Wir folgen auch weiterhin den Ausführungen der erwähnten «Gedenkschrift», die sagt, dass diese Konstatierungen, deren Richtigkeit auch von der Statistik der Verkehrsvereine bestätigt wird, ein wertvolles Material bilden, indem sie uns zeigen, wo in Zukunft die Propaganda einsetzen muss, um von Erfolg zu sein. Der Franzose könnte in noch grösserer Anzahl gewonnen werden; ein weiteres Operationsgebiet dürfte England sein, das in der Zahl etwas zurückgegangen ist, ferner Oesterreich-Ungarn, Italien.
Holland und Russland. Aus diesem Land scheint der politischen Umwälzungen wegen sowieso ein stärkerer Besuch zu erwarten sein, ganz besonders aber auch aus Amerika, wo in Bälde durch die Gründung eines ständigen Verkehrsbureaus die Propaganda einsetzen soll. Ob ein Jahrgang mit Bezug auf den Fremdenverkehr als sehr gut, mittelmässig, schwach oder schlecht zu bezeichnen ist, hängt nicht vom glänzenden Erfolg einer oder einiger bestimmten Gegenden oder vom prächtigen Wetter eines einzigen Monates ab, sondern vielmehr von den ermittelten Resultaten des ganzen Jahres und aller Landesgegenden zusammen. So kommt es denn vor, dass das Durchschnittsniveau für den Nichteingeweihten oft ein unerklärlich niedriges ist.
Die Ziffern der prozentuellen Bettenbesetzung während der 12 Jahre 1894-1906 (exkl. das Jahr 1896) zeigen, dass sich unter diesen Jahren befinden: nur ein einziges sehr gutes Jahr (1895), ein gutes (1899), 4 mittlere (1894. 1897, 1898, 1906), dagegen 5 schwache (1901-1905) und ein schlechtes (1900). Es steht also nicht so glänzend, wie der Uneingeweihte, der die Hotelerie während der Hochsaison sieht, sich vorstellt; doch ist das Hotelwesen von eigentlichen Krisen, wie sie die der Mode und den Zollkomplikationen unterworfenen Industrien (Seide, Stickerei, Uhren, Strohwaren etc.) betroffen haben, verschont geblieben.
Zur Bestimmung der Güte der einzelnen Jahre nimmt man als Basis die prozentuelle Besetzung der Betten sämtlicher Fremdenhotels während des ganzen Jahres, bezw. der ganzen Saison. Auf Grund der so gewonnenen Zahlen erfolgt dann die Klassifikation nach folgendem Schema: sind durchschnittlich nur bis 25% aller Fremdenbetten besetzt, so gilt das Jahr als ein schlechtes, mit 26-28% als schwach, mit 29-32% als mittel, mit 33-36% als gut und mit 37% und darüber endlich als sehr gut.
Die für den Fremdenverkehr in erster Linie in Betracht fallenden Monate sind Juli und August. Annehmbar ist auch noch die Vorsaison (April und Mai), sowie der Monat September, während die übrigen Monate sehr zurücktreten. Die Versuche zur Kreierung einer eigentlichen Wintersportsaison in der Schweiz haben bis jetzt sehr gute Resultate gezeitigt, doch hat man bei diesem Anlass auch die Wahrnehmung gemacht, dass die Zunahme der Zahl der Winterbesucher zum Teil auf Kosten der Sommerfrequenz erfolgt.
Schlussbetrachtungen. Die eben diskutierten statistischen Ergebnisse, die durch die reichhaltigen Angaben in Text und Tabellen der Jubiläums-Gedenkschrift des schweizer. Hotelier-Vereins ihre Ergänzung und Vertiefung in alle wünschbaren Einzelheiten finden, dürften genügen, um zu zeigen, wie wichtig der Fremdenverkehr für die ganze Bevölkerung unseres Landes ist und wie er «geradezu als der Lebensnerv unseres Landes betrachtet werden darf. Er ist allerdings nicht so alt wie die schon zu Urgrossvaters Zeiten blühenden Uhren-, Stickerei-, Seidenstoff- oder Baumwollindustrien, aber gegenüber diesen allen - die man sogar als nationale Industrien anpreist - hat er den gewaltigen Vorteil für sich, nicht ¶
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von den Konjunkturen des Weltmarktes, von der Zollpolitik der Einzelstaaten oder von der Mode abhängig zu sein; auch kann man ihn nicht über die Grenze verpflanzen, denn sein Reichtum liegt in den eisgekrönten Firnen, den grünen Matten, den dunkelblauen oder smaragdgrünen Seen und in den feenhaften Horizonten. So konnte er sich ungehindert entfalten, immer weitere Landesgegenden eröffnend und grössere Bevölkerungskreise in seinen Bann ziehend, und der Zeitpunkt ist noch weit entfernt, von welchem man sagen kann: Nun ist der Fremdenverkehr keiner Entwicklung mehr fähig. Jetzt schon, wenn man alle Umstände in Berechnung zieht, übertrifft der Fremdenverkehr die oben genannten Industrien an Wichtigkeit für die schweizerische Volkswirtschaft nach beinahe jeder Richtung hin ... Eine reiche Einnahmequelle liegt im Fremdenverkehr; es ist Pflicht des Staates, dafür zu sorgen, dass sie unvermindert weiterfliesst. Es ist dies umso notwendiger, als auch andere Länder den Strom der Reisenden in ihre Thäler, auf ihre Berge, an ihre sonnigen Gestade oder tiefen Fjords zu lenken versuchen und dabei der vollen, tatkräftigen Unterstützung ihrer Regierung sich erfreuen. Diese Taktik sollten auch unsere Bundesbehörden befolgen: dann wird der Fremdenverkehr einen neuen Aufschwung nehmen zum bleibenden Segen des Landes.»
Die prozentuelle Bettenbesetzung während den letzten 12 Jahren (mit Ausnahme von 1896).
Von je 100 Betten waren durchschnittlich pro Tag besetzt | 1906 % | 1905 % | 1904 % | 1903 % | 1902 % | 1901 % | 1900 % | 1899 % | 1898 % | 1897 % | 1895 % | 1894 % |
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Januar | 16.2 | 14.6 | 15.3 | 13.3 | 15.5 | 14.0 | 12.0 | 17.0 | 15.0 | 16.0 | 21.0 | 14.0 |
Februar | 17.4 | 15.3 | 14.8 | 14.0 | 16.5 | 18.0 | 14.0 | 18.0 | 15.0 | 15.0 | 23.0 | 15.0 |
März | 17.4 | 15.9 | 14.5 | 14.4 | 16.5 | 17.0 | 14.0 | 21.0 | 17.0 | 14.0 | 27.0 | 20.0 |
April | 21.7 | 20.6 | 17.0 | 16.6 | 20.0 | 18.0 | 15.0 | 24.0 | 18.0 | 15.0 | 26.0 | 21.0 |
Mai | 23.6 | 21.7 | 17.8 | 18.2 | 19.0 | 20.0 | 16.0 | 33.0 | 22.0 | 20.0 | 29.0 | 20.0 |
Juni | 32.9 | 29.0 | 26.7 | 28.0 | 27.0 | 29.0 | 26.0 | 34.0 | 31.0 | 30.0 | 34.0 | 26.0 |
Juli | 58.9 | 58.5 | 57.7 | 60.8 | 57.0 | 56.0 | 58.0 | 65.0 | 52.0 | 59.0 | 67.0 | 59.0 |
August | 75.9 | 79.1 | 76.9 | 79.3 | 76.5 | 77.0 | 68.0 | 81.0 | 76.0 | 81.0 | 87.0 | 81.0 |
September | 40.9 | 41.9 | 36.0 | 39.4 | 42.5 | 40.0 | 37.0 | 50.0 | 50.0 | 53.0 | 64.0 | 49.0 |
Oktober | 19.0 | 18.1 | 15.6 | 16.0 | 19.5 | 17.0 | 16.0 | 32.0 | 23.0 | 30.0 | 26.0 | 24.0 |
November | 14.6 | 13.1 | 11.5 | 12.0 | 12.0 | 15.0 | 12.0 | 19.0 | 18.0 | 14.0 | 21.0 | 13.0 |
Dezember | 13.9 | 13.0 | 12.2 | 12.0 | 13.5 | 14.0 | 12.0 | 16.0 | 14.0 | 14.0 | 20.0 | 12.0 |
Jahresdurchschnitt: | 29 | 28 | 26 | 27 | 28 | 28 | 25 | 34 | 29 | 30 | 37 | 29 |
mittel | schw. | schw. | schw. | schw. | schw. | schl. | gut | mittel | mittel | s. gut | mittel |
Bibliographie: Guyer-Freuler, Ed. Fremdenverkehr und Hotelwesen (im Handwörterbuch der schweizer. Volkswirtschaft...; herausgegeben von Prof. Dr. N. Reichesberg. 2. Band, 1905). Jubiläums-Gedenkschrift des Schweiz. Hotelier-Vereins 1882-1907; herausgegeben vom Zentralbureau des Schweizer. Hotelier-Vereins in Basel.
[Redaktion.]
E. Wasserindustrien.
Unter den Wasserindustrien haben wir zunächst zu unterscheiden zwischen denjenigen, die das Wasser seiner reinigenden Wirkung oder andrer chemischen Qualitäten wegen verwenden, und denen, die sich nur die Kraft der Strömung zu nutze machen. Gänzlich ausserhalb des Rahmens fallen die bereits behandelten Heilquellen und andrerseits die Verwendung der Tragkraft des Wassers zum Gütertransport, worüber im Abschnitt «Verkehrswege» bereits gesprochen worden ist.
1) Was die chemisch nutzbaren Eigenschaften unserer Gewässer betrifft, so bestehen darüber meines Wissens noch keine Nachweisungen, am wenigsten gerade für das Hauptgebiet der schweizerischen Färberei und Druckerei, die Kantone Glarus und Zürich. Nach gefl. brieflichen Mitteilungen von Dr. Otto Meister in Thalwil, an den sich der Verfasser um tunlichste Aufklärung hierüber gewandt hat, «rechnet das Wasser des Zürichsees mit 11-12 Härtegraden noch zu den weicheren Wassern. Sihl, Glatt, Töss und Thur sind wahrscheinlich ziemlich kalkreicher», also härter.
«Auch der Walensee und die Glarner Gewässer dürften kaum reiner sein als der Zürichsee, weil ihr Einzugsgebiet noch nicht im Bezirk der Urgesteine liegt. Dort wie in Zürich scheint sich die chemische Bearbeitung der Textilfasern mehr an bestehende oder im Aufblühen begriffene Spinnereien und Webereien angelehnt und mit der Wasserfrage erst nachträglich abgefunden zu haben. Fälle, wo, wie bei den Schwarzwaldflüssen oder in Saint Etienne und Saint Chamond, die chemische Beschaffenheit des Wassers die Färbereien in ausgesprochener Weise angezogen und begünstigt hat, sind in der Ostschweiz kaum nachweisbar», und noch weniger kann es die Qualität des Wassers gewesen sein, welche im 18. Jahrhundert dem Stoffdruck in den welschen Jurakantonen zu so hoher Blüte verholfen hat.
Es kann nur im Allgemeinen gesagt werden, dass alle gewerblichen Verwendungen möglichst reines und ausserdem, mit Ausnahme der Bierbrauerei und der Gerberei, möglichst weiches, d. h. kalkfreies Wasser erfordern. Das gilt namentlich für alle Bearbeitungsarten der verschiedenen Textilfasern. Daraus ergibt sich für die Schweiz als allgemeine Regel, dass die aus Gneis-, Granit- und Sernifitgebieten stammenden kalkfreien weichen Wasser die Veredlungsgewerbe der Textilindustrie und die sonstige gewerbliche Verwendung in hervorragendem Masse begünstigen, wogegen die kalkhaltigen harten Wasser des Jura und der Kalkalpen zu technischer Verwendung an sich weit weniger geeignet sind. Diese letztern müssen in den meisten Fällen zunächst einen Reinigungsprozess von ihrem Kalkgehalt durch Zusatz von Kalkmilch und kalzinierter Soda durchmachen.
Sehr drastisch tritt diese Differenz zwischen weichem Granitwasser und hartem Kalkwasser in der Basler Industrie zu tage, die sich weit überwiegend auf dem rechten Rheinufer angesiedelt hat, wo sie durch den Wiesenkanal das weiche Granitwasser des Schwarzwaldes geniesst, während die aus dem Jura kommenden linksseitigen Zuflüsse des Rheins, Birs und Birsig, hartes kalkhaltiges Wasser führen. Durch künstliche Weichung wird allerdings dieses natürliche Hindernis mehr und mehr überbrückt und mit der Zeit wohl gänzlich verschwinden.
2) Als Hauptgebiet für die geographische Erörterung verbleibt an dieser Stelle die Verwendung des Wassers als motorischer Triebkraft, in älteren Zeiten nur für Getreide- und Sägemühlen, Walken, Stampfen, Schleifen und Hämmer, in neuerer Zeit aber auch für eine ganze Reihe moderner Wasserkraftindustrien. Die grosse Bedeutung der zahllosen Mühlenbäche und namentlich auch der städtischen Gewerbekanäle der älteren Jahrhunderte soll hier nur angedeutet werden.
Eine ganz neue Zeit ist für die Nutzung der Wasserkräfte angebrochen um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Und zwar hat im Laufe dieses Jahrhunderts die Nutzung der Wasserkräfte eine zweimalige Wendung und Gegenwendung durchgemacht. Von der ursprünglichen direkten Anwendung der Wasserkraft durch das Wasserrad wurde die Industrie zunächst losgelöst durch die örtlich gänzlich unabhängige Einführung der Dampfkraft. Vermittels der Steinkohle und der Dampfmaschine trat das im Kessel verdampfte Wasser als Triebkraft an die Stelle des fliessenden. Sehr bald aber folgte darauf doch wieder die teilweise Rückkehr zum Standort der lebendigen Wasserkraft, auf Grund des ¶