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Neokomschichten des Juragebirges das Auftreten jener Taschen von eisenhaltigem Ton (Bolus), der die sog. Bohnerzbildung charakterisiert und Spalten, Kamine oder auch durch die Erosion geschaffene Hohlräume der einstigen Erdoberfläche bis tief ins Gebirgsinnere ausfüllt. Da das jetzige Juragebirge während der ganzen Zeit der obern Kreide und des Eozän Festland war, lassen sich diese unter- und oberirdischen Bildungen durch die damals lebhaft tätigen Kräfte der subterranen Erosion leicht verstehen. Einen Beweis für die Gleichzeitigkeit beider Bildungen mit den genannten Erdepochen bilden die Tierreste, die man in diesen Taschen und Höhlungen aufgefunden hat. Neben dem Bolus enthalten die Bohnerzablagerungen noch erbsenförmige Konkretionen, d. h. das den Kalkpisolithen von Karlsbad analoge Bohnerz, dessen Entstehung thermalen Eisensäuerlingen zugeschrieben werden muss.
Die gewöhnlichen Quellen und die stark mineralischen Thermen der geologischen Vorzeit haben aber auch noch die Entstehung von zahlreichen Mineralsekretionen veranlasst, die die Wände der von diesen Wässern durchzogenen Klüfte auskleiden. Aus solchen Sekretionen entwickelten sich nach und nach Gänge und Geoden von kristallisierten Mineralien, wie Calcit, Quarz (Amethyst), Barytin, Zölestin, Pyrit etc., die gleich den heutigen stalaktitischen Ablagerungen kalten Mineralwässern ihre Entstehung verdanken. Im Granit- und Gneisgebirge füllten dagegen die unterirdisch zirkulierenden Mineralwässer, die meist thermal gewesen sein müssen, die aufsteigenden Kamine mit Metallsekretionen aus, wie z. B. Blende, Bleiglanz, Kupferkies und Goldkies, denen sich noch eine ganze Menge von Schwefel-, Kohlenstoff- und Sauerstoffverbindungen anreihen liessen. Dadurch entstanden die die verschiedensten Muttergesteine durchsetzenden Erzgänge. Besonders reich an solchen Ausscheidungen der ehemaligen unterirdischen Wässer sind die Walliser und Bündner Alpen.
[Prof. Dr H. Schardt.]
D. Fremdenverkehr und Hotelwesen.
Als dritte geographisch stark bedingte Gruppe von Erwerbszweigen folgt das Hotelwesen mit dem gesamten Fremdenverkehr, zwei Gebiete des allgemeinen Verkehrs, die von grosser volkswirtschaftlicher Bedeutung sind und in beständiger Wechselwirkung zueinander stehen.
Als Ursprung und Grundlage unserer gesamten Fremdenindustrie kann man die Nutzbarmachung der in der Schweiz in grosser Fülle sprudelnden heilkräftigen Thermen und Mineralquellen zu Trink- und Badekuren ansehen. Die Badekur war schon zu den Zeiten der Römer verbreitet und ist in der Folge im ganzen Mittelalter und namentlich in der Neuzeit immer stärker in Aufnahme gekommen, während die reine Luftkur in der Hauptsache erst als ein Kind der immer nervöseren Hast und Ueberstürzung des materiellen Erwerbslebens und des geistigen Kulturbetriebes des 19. Jahrhunderts erscheint, in dessen zweiter Hälfte sie allmählig ihre heutige Verbreitung genommen hat.
Der schweizer. Fremdenverkehr im modernen Sinn ist also eine Erscheinung der Neuzeit und beruht im wesentlichen auf vier verschiedenen Kategorien von Bedürfnissen, nämlich a) auf denjenigen des Touristen und Bergsteigers; b) auf der Flucht zur Natur und zur ländlichen Einfachheit und Stille der in der Treibhaustemperatur des industriellen und gesellschaftlichen Getriebes der Städte abgehetzten und nervös überreizten Kulturmenschheit; c) auf den hochgespannten Ansprüchen derjenigen Pluto- oder Aristokratie, die auch in der Sommerfrische nichts von dem daheim gewohnten Luxus und Komfort entbehren will; d) auf den Bedürfnissen endlich der wirklich Kranken, insbesondere der Lungen- und Nervenkranken, Blutarmen etc., die in der reinen Höhenluft Heilung suchen, wobei ihnen die reichliche Gelegenheit zu Milch- und Badekuren vielfach förderlich entgegenkommt.
Abgesehen von einigen berühmten Bädern mit internationaler Gesellschaft (Baden im Aargau, Pfäfers, Leuk etc.) und vom Transitverkehr hauptsächlich von und nach Italien, waren, wie anderswo, so auch in der Schweiz die Städte in erster Linie das Ziel der reisenden Fremden.
Die Beachtung und der Besuch unserer landschaftlich hervorragenden Gegenden fanden in der Reihenfolge statt, dass man sich zuerst (Ende des 18. Jahrhunderts und nach den napoleonischen Kriegen) den Seen (Genfer-, Zürich-, Vierwaldstättersee etc.) zuwandte, dann dem Rigi, der Innerschweiz und dem Berner Oberland besondere Aufmerksamkeit schenkte und endlich auch Graubünden (Engadin), das Wallis (Zermatt etc.) mit regem Besuch bedachte.
Die vornehmsten Fremdenzentren der Schweiz gruppieren sich immer noch um die Randseen im Norden und Süden der Alpen (Vierwaldstätter-, Thuner-, Genfer-, Luganer- und Langensee). Starke Frequenz bei höchster Entfaltung von Luxus und Komfort weisen ausserdem auf die mannigfach verzweigten Gebirgsthäler des Berner Oberlandes und der Zentralschweiz, des Wallis und Graubündens, Zermatt und Engadin voran. Aber abgesehen von der Höhenlage sind für die Bevorzugung und den Rang der zahllosen Sommerfrischen der Schweiz weit mehr ästhetische Rücksichten auf die landschaftlichen Schönheiten und Annehmlichkeiten der näheren und ferneren Umgebung eines jeden Platzes massgebend, als gerade geographisch bedingte Ursachen.
Die Zahl der dem Fremdenverkehr dienenden Hotels hat sich in den letzten 25 Jahren in ungeahnter Weise vermehrt. Mit auffallender Schnelligkeit sind überall Hotelneubauten wie Pilze aus der Erde geschossen, mit jedem neuen Jahr erhoben sich neue Bautenprofile, und die Bau- und Gründerlust, statt langsam zu verlaufen, schwillt noch immer an. Das Grand Hotel wird in der Schweiz bereits mehr und mehr übertrumpft vom Palace Hotel. In der Niederung, im Vorgebirge und auf den Höhen sind neue Fremdenzentren entstanden. Gewisse pittoreske oder heilbringende Hochthäler sind sozusagen über Nacht berühmt und in den Strom des internationalen Touristenverkehrs hineingezogen worden; andere wiederum haben ihren alterworbenen Ruhm erhalten und vermehrt, sodass die rapide Zunahme der Etablissemente, die auf den uneingeweihten Betrachter einen fast unheimlichen Eindruck macht, ihre natürliche Erklärung findet.
In neuester Zeit hat sich mit der allgemeinen Vermehrung der Freunde des Wintersportes ein neuer Zweig des Fremdenverkehrs entwickelt, indem auch in der Schweiz eine grosse und stetig sich vermehrende Zahl von Wintersport-Stationen in Blüte gekommen sind, die reichlich Gelegenheit zu allen Wintervergnügungen (Schlitteln, Schlittschuh- und Skifahren, Curling- und Hockeyspiel) bieten. Mancher altberühmte Gasthof, der einst nur während der Sommersaison in Betrieb stand, öffnet jetzt seine Tore auch im Winter und ist auch dann eines regen Besuches von Seiten zahlreicher Fremden sicher.
Daneben kommen aber auch neue Winterstationen auf, sodass man solche gegenwärtig in ziemlich grosser Zahl kennt. Wir nennen: aus dem Juragebiet Ballaigues, Le Pont, Sainte Croix-Les Rasses, Sonnenberg, Weissenstein;
aus dem Kanton Waadt Baumaroche-Mont Pélerin, Caux, Château d'Œx, Chesières-Villars-Arveyes, Corbeyrier, Gryon, Les Avants, Les Plans, Leysin;
aus dem Kanton Wallis Montana-Vermala, Siders;
aus dem Berner Oberland Adelboden, Grindelwald, Gstaad, Kandersteg, Lauterbrunnen, Wengen, Zweisimmen;
Rigi Kaltbad und Rigi Klösterli;
aus dem Kanton Unterwalden Engelberg;
aus dem Gotthardgebiet Andermatt;
Glarus; aus Graubünden Arosa, Bergün, Campfèr, Celerina, Chur, Davos, Flims, Klosters, Lenzerheide, Parpan, Piz Mundaun, Pontresina, Preda, Samaden, St. Antönien, St. Moritz, Sils-Baselgia, Silvaplana, Valzeina, Vicosoprano, Wiesen, Zuoz. (Vergl. die Spezialpublikation: Les sports d'hiver en suisse; annuaire de la Suisse hivernale 1906-07. Neuchâtel 1907).
Hotelkategorien. Je nach den Ansprüchen der Reisenden, der Grösse, der mehr oder minder luxuriösen oder einfachern architektonischen Behandlung des Gebäudes, der reicheren Ausstattung, sowie der Art und Weise des Betriebes unterscheidet man Hotels ersten, zweiten und dritten Ranges, welche Klassifikation aber an und für sich kein Urteil über die Qualität des Geschäftsbetriebes in sich schliesst. Der Dauer des Betriebes entsprechend unterscheidet man Jahresgeschäfte und Saisonhotels; ferner Familien-Hotels mit Einrichtung für längern Aufenthalt von ganzen Familien und Passanten-Hotels mit kurzem Aufenthalt der Gäste. Manche Hotels führen auch die Bezeichnung Pension, wodurch angedeutet wird, dass bei ¶
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HOTELINDUSTRIE Anzahl der Betten:
. | 50-100 | ● |
D. | 100-200 | o |
Freiburg | 200-400 | O |
Neuenburg | 400-600 | ⊙ |
Locarno | 600-1000 | ⊚ |
Bern | 1000-1500 | ▭ |
Basel | 1500-2000 | ⊟ |
ZÜRICH | 2500-3500 | ⧈ |
Luzern | 3500-5500 | ▨ |
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