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auch viele Tonlager des Aargaues und des Kantons Bern, sowie fast alle Freiburger Lager.
b) Die subglazialen Blättertone stellen einen fein geschichteten Ton von grauer Farbe dar, dessen Lager aus ungezählten dünnen Ton- und Schlammschichten sich zusammensetzen: Bussigny und Renens im Kanton Waadt. Diese Blättertone werden oft mit dem lakustren Ton verwechselt, von dem sie in ihrem Habitus allerdings kaum verschieden sind.
Tone von rezenter Bildung sind: a) Der in Seen abgesetzte lakustre Ton, der in seinem Habitus fast ganz mit den Blättertonen übereinstimmt, aber organische Ueberreste einschliesst: Morges und Eclépens in der Waadt, La Sauge im Kanton Freiburg, Bonstetten und Rüschlikon im Kanton Zürich.
b) Alluvialer Ton, entstanden durch Kolmation der seitlich eines Flusslaufes sich hinziehenden Landstriche infolge periodisch wiederkehrender Ueberschwemmungen: Saint Triphon in der Waadt, Vouvry im Wallis, Lager nördlich von Bussigny und Lager von Chavornay (Waadt), zahlreiche Lager im Reussthal bei Rickenbach und Aristau-Althäusern; Meienberg und Frauenthal bei Cham; Thaingen und Klettgau im Kanton Schaffhausen.
c) Gehängelehm, entstanden aus der Verwitterung der Felsschichten und der Abspülung der Materialien durch das Regenwasser an den wenig geneigten Hängen von Anhöhen jeden geologischen Alters, wird seiner wechselnden Zusammensetzung und der Unregelmässigkeit der Lager wegen nur selten abgebaut.
d) Der Lösslehm ist ein stets gelber, leichter und ungeschichteter Niederschlag, der auf Moränen oder ältern Bildungen aufruht. Er wird als atmosphärischer Staub gedeutet, der vom Wind transportiert und abgesetzt worden ist. In der Umgebung von Basel, sowie längs dem Rheinthal und dem Thal der Aare bis über Aarau hinauf sehr verbreitet.
Es kommen nun natürlich nicht allen diesen Tonbildungen die nämlichen Eigenschaften zu, und nur wenige erscheinen unmittelbar und ohne weitere Verarbeitung als Rohmaterial für die Herstellung von keramischen und feinen Töpferwaren geeignet. Selbst für gewöhnliche Produkte, wie Ziegel, Backsteine oder Bodenplatten, muss das Tonmaterial durch Vornahme von Mischungen mit andern Substanzen oder wenigstens durch geeignete Verarbeitung zu einer mehr homogenen Masse umgestaltet werden.
Die feine Töpferei, Keramik und Fayencefabrikation, bedarf vielfach eines Rohmaterials, das von langer Hand für seinen Zweck vorbereitet und durch Versetzung mit andern, meist aus dem Ausland eingeführten Substanzen, geeignet gemacht werden muss. Daher sind denn auch solche Fabriken nicht immer an die unmittelbare Nähe des Tonlagers gebunden. Das lokale Gebundensein erscheint dafür aber als Regel für die Industrien, die sich mit der Herstellung von gewöhnlichen Töpferwaren, Drainage- oder Leitungsröhren, Hohl- oder Vollziegeln, Backsteinen etc. befassen.
Hier zwingen die Transportkosten für die Beschaffung des Rohmateriales den Fabrikanten, sein Unternehmen in nächster Nähe des auszubeutenden Tonlagers anzulegen. Daher weisen auch die an Tonlagern reichsten Gegenden die grösste Anzahl von Ziegeleien auf. Wir müssen uns auch in dieser Hinsicht darauf beschränken, nur einige der hervorragendsten Betriebe zu nennen. Nyon und Thun (Heimberg) sind durch ihre feinen Töpferwaren (sog. Fayencewaren) und kunstkeramischen Produkte bekannt, während die Gegend von Pruntrut (Bonfol) schon von alters her durch ihre gewöhnlichen Töpferwaren (sog. Pruntrutergeschirr) und Aarau durch seine Wasserleitungsröhren einen guten Ruf besitzen.
Die grosse Mehrzahl der Fabriken widmet sich aber, namentlich in den Gegenden, wo gute natürliche Steine entweder fehlen oder dann zu teuer zu stehen kommen, der Herstellung von Backsteinen und Ziegeln. Im Mittelland hatte einst sozusagen jedes Dorf seine Ziegelei und seine Lehmgrube. Viele dieser lokalen Industrien sind dann mit zunehmender Entwicklung des Eisenbahnnetzes, sowie mit der Vervollkommnung des mechanischen Betriebes und der Notwendigkeit der Beschaffung von ausreichender Triebkraft verschwunden und haben modernen Etablissementen Platz gemacht, die über eine genügende Triebkraft verfügen und in der Nähe einer Bahnstation liegen, die ihnen eine bequeme Versendung ihrer Produkte und Beschaffung des notwendigen Brennmaterials erlaubt.
So drängen sich denn die Ziegeleien unseres Landes in den westlichen und nördlichen Kantonen längs der Verkehrswege und inmitten der reichsten Tonlager von jeglicher Qualität naturgemäss am dichtesten zusammen. An erster Linie steht in dieser Hinsicht der Kanton Aargau, der nicht weniger als 90 Gemeinden mit Tonlagern und Ziegeleien oder Backsteinfabriken zählt. Es folgen die Kantone Zürich mit Abbau von Lehmgruben in mehr als 70 Gemeinden, Bern (48), Solothurn (29), Luzern (28), Thurgau (15), Freiburg (14), Waadt (14), Basel (11), St. Gallen (8), Schwyz (7), Unterwalden (5), Genf (4), Tessin (4), Graubünden (4). Appenzell (4), Glarus (3), Schaffhausen (2), Wallis (1). Diese Zahlen besagen allerdings noch nichts über den Umfang der einzelnen Betriebe. So finden sich z. B. die bedeutendsten Fabriken dieser Art in Allschwil im Kanton Basel Land.
13. Feuerfeste Tone, Bohnerzton. Nur wenige Tonerden besitzen die Eigenschaft, einem starken Feuer Widerstand leisten zu können, ohne sich zu erweichen, indem sie entweder zu stark eisenhaltig oder kalkhaltig sind. Als feuerfest können weder die tonigen Sedimente des Tertiärs, noch die Tone der diluvialen und alluvialen Ablagerungen angesprochen werden, während dagegen die eozänen Bohnerztone, und zwar ganz besonders diejenigen von weisser Farbe (die sog. Huppererde) dieser Bedingung genügen. Da sie aber für gewöhnlich mit Kieselsand vermengt sind, müssen zuerst Ton und Sand voneinander geschieden werden, so dass man in Wirklichkeit aus diesen Ablagerungen gleichzeitig zwei nutzbare Rohprodukte gewinnt, indem auch der sehr reine Kieselsand (Glassand), in der Glasfabrikation, Verwendung findet.
Die Bohnerztone werden namentlich im Berner Jura abgebaut, wo freilich ein grosser Teil der Lager heute schon völlig erschöpft sind. Im Betrieb stehen noch die Tongruben der Verrerie de Moutier, von Court und von Saicourt, denen sich in neuerer Zeit sehr bedeutende Gruben bei Laufen, die zwei Fabriken versorgen, beigesellt haben. Das eine weite Höhlung im Malm mit seinem Lösungs- und Verwitterungsrückstand der Jurakalke füllende Lager von Huppererde bei Lengnau im Berner Jura, das während langer Zeit ausgebeutet wurde, ist jetzt erschöpft. Andere mit Huppererde angefüllte Taschen finden sich bei Balsthal, Hägendorf und Grenchen. Umfangreiche Lager von feuerfesten Erden kennt man auch aus der Umgebung von Aarau und von Lohn, sowie von der Hochfläche des Reiat (letztere beiden Vorkommnisse im Kanton Schaffhausen).
14. Glassand stammt aus den nämlichen Lagern wie die feuerfesten Tone und erscheint entweder in reinem Zustand mit weisser Farbe oder durch Eisenoxyd leicht gelb gefärbt und oft auch ziemlich stark mit Bolus oder Bohnerzton vermengt. Seitdem die während längerer Zeit geschlossene Glashütte von Münster (Verrerie de Moutier) den Betrieb neuerdings aufgenommen hat, wird auch der eozäne Kieselsand von Court, Écorcheresse, Saicourt, Loveresse, Fuet, Moron und in der Umgebung von Bellelay wieder lebhaft ausgebeutet.
Während einer gewissen Zeit hat man auch versucht, einen bei Mümliswil anstehenden weissen Quarzsand des Rät zu verwenden. Die Glashütte von Semsales bedient sich eines kieseligen Sandes aus der Umgebung von Rueyres-Tréfayes (Kanton Freiburg), der den Verwitterungsrückstand der dortigen Molasse darstellt. Im Weiler Krähstel bei Buchs im Wehnthal (Kanton Zürich) wird ein feiner Quarzsand ausgebeutet, der in der Glashütte Bülach Verwendung findet.
15. Kalke und Zemente erhält man durch brennen von Kalksteinen, Mergeln oder auch eines Gemenges von Kalkstein und Mergel. Mit Sand eingerührt bilden sie den Mörtel, der zur Verfestigung von Mauerarbeiten dient. Durch Mischung von Mörtel mit Kies erhält man den Beton.
Fetter Kalk wird durch einfaches Brennen des gewöhnlichen Kalksteines hergestellt. Der im Baugewerbe stets zunehmende Verbrauch von hydraulischem Kalk und Zement lässt die Verwendung des gewöhnlichen Kalkes immer mehr in den Hintergrund treten. Das Verbreitungsgebiet der zur Kalkbrennerei sich eignenden Rohmaterialien deckt sich mit dem Auftreten der zu Bauzwecken gebrochenen Kalkgesteine und umfasst, wie wir bereits gesehen ¶
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haben, den ganzen Jura und die Kalkalpen. Hier findet sich, in Form von mehr oder weniger tonhaltigen Kalken, zugleich auch das Rohmaterial zur Fabrikation von hydraulischem Kalk und Zement.
Die hydraulischen Kalke werden durch einfaches Brennen von mergeligem Kalkstein, der wenig mehr als 80% kohlensauren Kalk enthalten muss, oder dann durch sehr schwaches Brennen eines an kohlensaurem Kalk ärmeren Mergels hergestellt. Nach der Entnahme aus dem Ofen zerfällt das gewonnene Produkt langsam an der Luft oder schwillt, mit Wasser gelöscht, gleich dem fetten Kalk an. Es müsste also, theoretisch gesprochen, nicht noch gemahlen werden. Da man aber in der Praxis eine genügende Gleichmässigkeit weder in der Wahl des Rohmateriales noch im Brennen erreichen kann, lässt man alle hydraulischen Kalke noch durch Mahl- und Siebapparate gehen.
Der hydraulische Kalk härtet sich unter Wasser und zwar umsomehr, je mehr seine Zusammensetzung sich einem bestimmten Gehalt von Calciumkarbonat nähert. Ist dieses letztere im Ueberschuss, so erscheint der Kalk wenig oder gar nicht hydraulisch und nähert sich dem fetten Kalk. Nach dem Volumenunterschied der verschiedenen Sorten dieser Produkte und ihrer grössern oder geringern Aehnlichkeit mit dem fetten Kalk unterscheidet man schwere, halbschwere und leichte hydraulische Kalke.
Die hauptsächlichen Rohmaterialien zur Fabrikation sowohl von hydraulischen Kalken als auch von natürlichem Zement finden sich in den verschiedenen Jura-, Kreide- oder auch Tertiärstufen. Uebrigens kann jeder tonige Kalkstein von geeigneter Zusammensetzung zu hydraulischen Produkten verarbeitet werden. Im folgenden stellen wir die wichtigsten der in der Schweiz zu Zwecken der Fabrikation von hydraulischen Kalken und von Zementen abgebauten Lager nach ihrer geologischen Zugehörigkeit zusammen:
Oberer Lias: Grindel, Bärschwil und Balmberg für die Fabriken in Luterbach.
Oberer Dogger: Furcilmergel in Noiraigue, alpiner Dogger in Walenstadt.
Unterer Malm (Oxford und Argovien): Liesberg, Soyhières, Reuchenette, Rondchâtel, Wildegg, Entfelden, Baulmes, Vallorbe, Châtel Saint Denis etc.
Oberer Malm (Sequan): Les Convers, Mühlehorn (Kanton Glarus).
Untere Kreide (Hauterivien) in Cressier (Kanton Neuenburg); Urgon in Rotzloch.
Obere Kreide: Rote Kreide der Präalpen in Boche (Kanton Waadt) und Vouvry (Wallis); Seewerkalk in Beckenried, Rotzloch (teilweise) und Brunnen;
Tertiär: Tongrien in Laufen; Aquitanien in Paudex (Waadt); Oeningien in Käpfnach (Zürich), Emmishofen und Wigoltingen (Thurgau).
Am wichtigsten sind für die Gewinnung von hydraulischem Kalk die Argovienmergel des Juragebirges, wo denn auch seit dem Bau der Eisenbahnen die Kalk- und Zementfabriken wie Pilze aus dem Boden gewachsen sind. Die grössten Fabriken von hydraulischem Kalk befinden sich in Vallorbe, Baulmes, Rondchâtel, Brunnen etc.
Die natürlichen Zemente werden aus Mergeln hergestellt, die etwas weniger als 80%, d. h. etwa 75-78% kohlensauren Kalk enthalten. Je nach dem mehr oder minder starken Brennen und unter dem Einfluss von noch wenig bekannten Faktoren erhält man verschiedene Qualitäten von natürlichem Zement. Sehr starkes Brennen ergibt natürlichen Portlandzement von grauer Farbe und langsamem Abbinden, während als Produkt eines schwächern Brennens römischer Zement von gelblicher Farbe, sog. schnellbindender Zement, entsteht. Nur wenigen schweizerischen Fabriken ist es bis jetzt gelungen, diesen letztern Zement herzustellen, so dass wir für den Bezug desselben noch erheblich vom Ausland abhängig sind. Natürliche Zemente werden hergestellt in den Fabriken von Noiraigue, Baulmes, Rondchâtel, Brunnen, Rotzloch, Käpfnach, Bärschwil, Convers etc., römischer Zement speziell in Rondchâtel, Baulmes, Brunnen und Käpfnach.
Künstlicher Portlandzement. Während der natürliche Zement mit Notwendigkeit von der Beschaffenheit des Rohmaterials abhängt und je nach diesem von wechselnder Qualität ist, stellt man aus einer feingemahlenen, beständig kontrollierten Mischung auch einen gleichmässig beschaffenen künstlichen Zement her. Hydraulische Eigenschaften erhält diese Mischung durch starkes Brennen, worauf das Produkt gemahlen wird. Die sich stets gleichbleibende gute Qualität hat diesen künstlichen Zementen trotz der umständlichen Fabrikation einen grossen Erfolg gesichert, so dass deren Produktion heute diejenige von hydraulischem Kalk und natürlichem Zement zusammen übertrifft. Die wichtigsten Zementwerke dieser Art befinden sich im Jura: Saint Sulpice, Furcil, Baulmes, Reuchenette, Luterbach. Bellerive, Liesberg, Laufen, Dittingen, Mönchenstein, Zwingen, Aarau, Wildegg etc. In den Alpen: Grandchamp, Villeneuve und Roche, Brunnen, Rotzloch, Walenstadt;
im Mittelland: Frauenfeld und einige kleinere Fabriken.
Gemischte Zemente. Seit kaum etwa 10 Jahren hat man hydraulische Produkte auf den Markt gebracht, die eine Mischung von Portlandzement mit einem indifferenten Material (Kalkpulver) darstellen und damit sog. verdünnte Zemente sind. Sie zeigen die nämliche Konstanz in ihrer Zusammensetzung wie die Portlandzemente, ohne aber die oft sehr langsame Abbindung und Erhärtung der hydraulischen Kalke zu haben, weshalb sie diesen letztern Konkurrenz zu machen bestimmt sind. Diese Industrie ist zur Zeit in Paudex, Roche, Brunnen, Rotzloch etc. vertreten und sehr im Aufschwung begriffen.
Schlackenzement wird als Nebenprodukt in den Eisenwerken von Choindez im Berner Jura hergestellt, und zwar unter Verwendung der Schlacken der Hochöfen, die gepulvert und mit einer bestimmten Menge von Kalk versetzt werden. Verwendet wird dieser Zement hauptsächlich zur Fabrikation von Kunststeinen mittels Quarzsand.
Im folgenden geben wir eine Liste der wichtigsten Fabriken für hydraulische Produkte unter Beifügung ihrer Produktion im Jahr 1906:
Portlandzement | Mischzement | |
---|---|---|
Tonnen = 1000 kg | ||
Jura-Zementfabriken Aarau und Wildegg | 42010 | 9100 |
Portlandzementfabrik Laufen, mit Filialen Mönchenstein und Bellerive | 34770 | - |
Zement- und Kalkfabriken R. Vigier A.-G., Luterbach und Reuchenette | 32530 | - |
Basler Zementfabrik, Dittingen (Bern) | 13820 | - |
Zement- und Kalkwerk Liesberg, Gebr. Gresly, Martz und Cie., Liesberg | 14390 | 920 |
Portlandzementfabr. Frauenfeld A.-G. | 9190 | 720 |
Laufenthaler Portlandzementfabrik, Zwingen | 10400 | - |
Vereinigte Zementfabriken Rotzloch A.-G. | 9260 | 1170 |
K. Hürlimann, Kalk- und Zementfabrik, Brunnen | 8200 | 2000 |
W. Brodtbeck, Portlandzementfabrik, Liestal | 2480 | - |
Société des Usines de Grandchamp et de Roche (Vaud) | 11250 | 5950 |
Société des Usines de Baulmes | 8050 | 800 |
Fabrique suisse de ciment Portland, Saint Sulpice | 30310 | - |
Schweizerische Zement-Industriegesellschaft (Sitz in Ennenda) | 14710 | - |
Borner, Edelmann und Cie., Walenstadt | 8000 | - |
Société des Usines de la Paudèze, Pully | 3020 | 27160 |
Société des Usines du Furcil, Noiraigue | 2290 | - |
Total | 254680 | 47820. |
Die Gesamtproduktion des natürlichen Zementes belief sich im Jahr 1906 auf etwa 15000 Tonnen.
15) Gips. Gips findet sich in der Schweiz bloss in drei Gegenden: im östlichen und nördlichen Jura, in den Nordalpen und im Tessin. Alle abbaufähigen Lager liegen in der Trias. Unbedeutende Einlagerungen von Gips ¶