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mehrere Stollen in den Berg getrieben und auf Boden der Gemeinde Vouvry das Steinkohlenbergwerk am Blanc Sex, in dem den Südhang des Thales von Vernaz über Vouvry beherrschenden Kamm, längere Zeit in Betrieb gehalten hatte. Einige Spuren von Steinkohlen sind auch am jenseitigen Gehänge dieses Thales, in der Umgebung von Miex, zum Vorschein gekommen, doch finden sich die ansehnlichsten Flöze obern Abschnitt des genannten Thales bei den Hütten von Combre und La Callaz. Bei den Hütten von Combre öffnen sich drei Stollen, wovon der eine noch zugänglich ist und in denen mehrere ziemlich umfangreiche Schmitzen des Brennmateriales angetroffen worden sind. Nicht so günstig zeigen sich die Verhältnisse bei La Callaz, wo das Kohlenflöz sich als weit stärker ausgewalzt erwiesen hat. Am Beatenberg ist bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts eozäne Steinkohle aus der Nummulitenformation gegraben worden.
Tertiäre Braunkohlen oder Lignite finden sich sowohl in der Molasse des Mittellandes als auch in den tertiären Mulden des Juragebirges. Sie werden zwar nicht sehr eifrig abgebaut, haben aber doch im allgemeinen ziemlich befriedigende Ausbeute geliefert. Wir wollen, in der Richtung von Westen nach Osten fortschreitend, diese Flöze der Reihe nach etwas näher betrachten.
Paudex bei Lausanne liefert einen in den Schichten mit Helix Ramondi der untern Süsswassermolasse (aquitanische Stufe) eingeschlossenen schwarzen Lignit (Pechkohle), der Uebergänge zur Steinkohle zeigt. Für Paudex datieren die ersten Arbeiten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, während der Abbau der der nämlichen Zone angehörenden Flöze von Belmont-La Conversion erst gegen Ende des selben Jahrhunderts in Angriff genommen worden ist. Es teilen sich hier ganze 8 Konzessionen (wovon 4 in Betrieb stehende) in ein verhältnismässig nicht grosses Stück Land, das vom Kohlenflöz in zwei Gängen, einem obern («grand filon» genannt) von 20-25 cm Mächtigkeit und dem 4,5 m tiefer gelegenen «petit filon» von nur 8-9 cm Mächtigkeit, durchzogen ist.
Der «grand filon» erreicht aber in den hintersten Stollen (namentlich der Konzession von La Conversion) bei weitem nicht mehr 20 cm Dicke. Alle Konzessionen zusammen ergaben im Jahr 1898 einen Ertrag von etwa 850 Tonnen. Mehrere Gänge von schwarzem Lignit im nämlichen geologischen Niveau zeigen auch die Umgebungen von Châtillens und Oron, wo gleichfalls zwei Lager von je 10-14 cm Mächtigkeit abgebaut werden, deren Ertrag sich aber innerhalb mässiger Grenzen bewegt und von 150 Tonnen im Jahr 1881 auf 31 Tonnen im Jahr 1898 gesunken ist.
Damit sind die in der Westschweiz heute noch im Abbau stehenden Lignitflöze bereits aufgezählt, während man Kohlenspuren im Tertiär an unzähligen andern Stellen nachgewiesen und auch schon seit dem 18. Jahrhundert verschiedene Konzessionen verlangt und erhalten hat. Die ohne Zweifel in Angriff genommenen Arbeiten, von denen beute keine Spur mehr vorhanden ist, scheinen nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt zu haben. Neuerdings, d. h. 1888 und 1889, wurden in der Umgebung von Corpataux (im Kanton Freiburg) zwei Tiefbohrungen zum Zweck der Suche nach Kohlenflözen in der aquitanischen Molasse ausgeführt, von denen die eine bis nahe an 100 m tief hinab getrieben wurde ohne dass man irgend etwas abbaufähiges angetroffen hätte. Zahlreiche ziemlich umfangreiche Vorarbeiten zur Entdeckung und allfälligen Ausbeutung von aquitanischen Ligniten sind ganz besonders im Tal der Monnaz ausgeführt worden. Das Brennmaterial, nach dem man hier suchte, fand sich in einer grossen Anzahl (oft mehr als 10) von kleinen Flözen, von denen einige mächtig genug schienen, um abgebaut werden zu können. Diese heute alle aufgegebenen Abbauunternehmungen erstreckten sich zwischen Palézieux und Semsales auf eine Länge von etwa 7 km und sind zum Teil schon während der zweiten Hälfte des 18 Jahrhunderts in Betrieb gestellt worden. Es sind folgende Werke:
1) Pierre Confry mit zwei Kohlenadern; Arbeiten 1771 begonnen, 1837 wieder aufgenommen und 1857 aufgegeben.
2) Essert; Stollen 1873 begonnen und 1887 verlassen, da man nur auf eine einzige Kohlenader gestossen war. Andere verlassene Gruben finden sich bei Praz Peton.
3) Am Nordwesthang der Höhe von Progens liegen die alten Gruben von Semsales, die bedeutendsten der ganzen Gegend, die lange Zeit die Glashütte Semsales mit Brennmaterial versorgten. Die umfangreichsten Anlagen zeigen sich an der Lokalität La Combaz, bei Froumy und dann namentlich bei Praz Montésy. Der 1776 in Angriff genommene Betrieb wurde während mehr als einem Jahrhundert mit grösserem oder geringerem Erfolg fortgesetzt. Bei La Combaz hat man zwei Kohlenflöze von 30 und 23 cm Mächtigkeit, bei Froumy 10-13 Flöze und bei Praz Montésy mit einem mehr als 300 m langen Stollen volle 15 Flöze angeschnitten, von denen zwei (wie bei Paudex-Belmont «grand filon» und «petit filon» genannt) mit 20 bezw. 30 cm Dicke. Diese Kohlenvorkommnisse im Thal der Mionnaz sind denjenigen der erstgenannten Zone parallel angeordnet und scheinen einem höhern Horizont anzugehören, was aber in Wirklichkeit nicht zutrifft, da zwischen beiden Zonen die bedeutenden Verwerfungen liegen, die die subalpine Molasse hier durchsetzen. Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich hier wie dort um die nämlichen Schichten, d. h. den nämlichen geologischen Horizont handelt.
Abgesehen von den eben genannten bergmännischen Betrieben hat man öfters auf Grund von blossen Andeutungen, wie der in diesen Süsswasserbildungen so überaus häufigen Kohlenspuren, Nachforschungen gemacht, so u. a. bei Rivaz, Savigny, Forel, Chexbres, Epesses, Chailly und Châtelard (bei Clarens).
Im Gebiet nördlich von Semsales sind ähnliche Versuche an folgenden Orten gemacht worden: bei Marsens (1856), im Gurnigelwald (1797);
am Grüsisberg bei Thun, der schon von Scheuchzer erwähnt wird und für den 1766 eine Konzession verlangt wurde;
im Thal von Eriz, dann bei Marbach, Bächlen und Escholzmatt.
Ausserhalb der subalpinen Zone sind Abbauversuche bekannt aus dem Thal der Petite Glâne, aus der Gegend von Granges de Vesin (schon von Razumovsky genannt), von Neuenegg (1798), Laupen (1812), Frienisberg (1747) und Winau. An diesen Stellen handelt es sich überall eher um vereinzelte Schmitzen von glänzender Pechkohle, als um regelrechte Flöze. Es kann daher nicht überraschen, dass trotz aller Anstrengungen ein nachhaltiger Erfolg sich nicht einstellen wollte. In der Tat keilten sich die vermeintlichen Kohlengänge nach kurzer Strecke alle aus, nachdem sie den Unternehmer ihres sehr reinen Produktes wegen zuerst voller Hoffnung gemacht hatten. Solche Nester von Pechkohle finden sich auch in der sog. grauen Molasse der Umgebung von Lausanne.
In der marinen Molasse der helvetischen Stufe hat man ebenfalls Spuren von mineralischem Brennstoff angetroffen, der aber hier nicht in Gestalt von eigentlichen Schichten, sondern bloss in Schmitzen von glänzender Pechkohle auftritt. Trotz dieser ziemlich ungünstigen Verhältnisse sind zahlreiche Konzessionen verlangt und erteilt worden. Tatsächlich konstatiert hat man das Vorhandensein von Kohlennestern am Belpberg, Gurten und Bantiger, sowie bei Burgdorf, Madiswil, Ruswil etc.
Auch die obere Süsswassermolasse (Oeningerstufe) weist ziemlich häufig Einschlüsse einer glänzenden und leichten Kohle auf, die aber niemals regelrecht abgebaut worden ist. Nachforschungen hat man gemacht bei Lützelflüh (1804), im Wildeneigraben bei Bowil (1803), im Thal der Ilfis zwischen Langnau und Trubschachen (1784), im Thal der Grünen (1779), im obern Fontannenthal (1808), bei Büron (1853), am Schwarzenberg bei Gontenswil (1785), bei Hägglingen (1818). An dieser Stelle möge auch der völlig erfolglosen Versuche gedacht sein, die zahlreichen kleinen Adern von schwarzem Lignit den Oeningerschichten des Thales von Le Locle (Neuenburger Jura) nutzbar zu machen (1800-1810). Die bedeutendsten Versuche zu diesem Zwecke waren an den Lokalitäten La Philosophière und La Jambe Ducommun angestellt worden.
Verschiedene Lager von tertiärer Braunkohle (Lignit) treffen wir dann auch noch ostwärts der Reuss, d. h. im östlichen Abschnitt des Mittellandes. Sie gehören den gleichen geologischen Horizonten an wie die eben genannten Vorkommnisse und sollen im Folgenden der Reihe nach besprochen werden.
1) Am Nordwesthang des Hohen Ronen sind in der aquitanischen Molasse in der Nähe von Steinerfluh, Greit-Wurf und Ober Sparen seit 1835 etwa 15 Stollen ein,
Bergwerke und Steinbrüche der Schweiz
Lief. 199.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 0’ O; 47° 0’ N; 1:1500000]
Hauptsächliche Fundorte von Rohprodukten
T Torf
L Braunkohle
C Steinkohle
G Graphit
A Asphalt
A Ziegel- und Töpferthon
C Zementstein
△ Gyps
- Dachschiefer
⌻ Granit, Gneiss
□ Kalkstein, Marmor
⑃ Sandstein
░ Quarzsand
o Ofenstein
+ Tuffstein
Mineralien
Meist verlassene Bergwerke und Schürfungen
△ Eisenerze
∎ Blei
+ Kupfer
. Silber
o Gold
^ Arsenik
△ Nickel und Kobalt
⌞ Salz
- Asbest
░ Verschiedene Mineralien
Dr H. Schardt
Attinger Sc.
BERGWERKE UND STEINBRÜCHE DER SCHWEIZ
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getrieben worden. Die Kohle findet sich als einzelnes Flöz von 15-21 cm Mächtigkeit. Seit 1860 hat man hier alle Arbeiten eingestellt, obwohl der Abbau zeitweise ein recht lebhafter gewesen war und einen Brennstoff von guter Qualität geliefert hatte.
2) In der Umgebung von Luzern hat man auf der Probsteimatte 1858-1867 ein allerdings stark durch Pyrit verunreinigtes Kohlenflöz von 30 cm Mächtigkeit abgebaut.
3) In der marinen Molasse (Helvetian) des Sonnenberges bei Littau findet sich eine wechselnd mächtige (10-45 cm) und nahezu saigere (85°) Schicht von Glanzkohle, die von 1866 bis 1881 abgebaut worden ist und im ganzen einen Ertrag von 10000-20000 Meterzentnern geliefert hat.
4) Käpfnach am linken Ufer des Zürichsees. Sehr bedeutendes Kohlenlager in der obern Süsswassermolasse (Oeningerstufe). Besteht aus einem einzigen, 10-42 cm mächtigen Flöz von Pech- oder Glanzkohle (schwarzem Lignit). Diese Kohle war schon 1548 dem Chronisten Stumpf bekannt und wurde 1663 zum erstenmal bergmännisch gewonnen. Ein regelrechter und ununterbrochener Abbau findet aber erst seit 1784 statt. Das Kohlenflöz erstreckt sich über eine grosse Fläche und steigt vom Spiegel des Zürichsees langsam etwa 40 m an, um dann horizontal zu werden und selbst wieder etwas bergeinwärts (gegen die Höhe von Moorschwand) zu fallen.
Der Ertrag, der bis ums Jahr 1850 sehr bescheiden war und kaum 1000 Tonnen im Jahr überstieg, hob sich dann bis 1858 auf jährlich 2000 Tonnen und nachher bis auf 5000 Tonnen und darüber. Das Maximum erreichte man 1871 mit 11669 Tonnen. Seit 1876 hat ein beständiger Rückgang im Ertrag eingesetzt, sodass das Bergwerk als solches heute ohne jegliche Bedeutung ist, indem es in seiner durchschnittlichen Jahresproduktion (268 Tonnen im Jahr 1896) zu derjenigen der Zeit vor 1817 zurückgesunken ist.
Dieser Zustand erklärt sich ohne Zweifel nicht sowohl aus der Erschöpfung des Kohlenlagers, als vielmehr daraus, dass die Kohlen von Käpfnach mit den aus dem Ausland eingeführten Steinkohlen nicht mehr konkurrieren können. Um einer Krise vorzubeugen, hat darum der Staat Zürich als Eigentümer des Kohlenbergwerkes Käpfnach zum Grubenbetrieb noch die Fabrikation von hydraulischen Baumaterialien gefügt, wie gebranntem Kalk, Romanzement und (seit 1890) künstlichem Portlandzement, sowie Ziegeln und Backsteinen.
Das Rohmaterial dazu liefern die das Kohlenflöz einschliessenden Mergel, die als Abraum aus dem Bergwerk herausgeschafft werden. Das wahre Mittel zur Rettung einer Kohlengrube, wie sie heute das Bergwerk Käpfnach darstellt, ist in der Tat: Nutzbarmachung der Abraummaterialien und Verbrauch des geförderten Brennstoffes an Ort und Stelle. Das gleiche Verfahren hat man, allerdings mit geringerm Erfolg, vor rund zehn Jahren auch beim Bergwerk Paudex angewendet, indem man hier eine Fabrik hydraulischer Produkte mit Ziegelei errichtete, die bis heute schon mehr als 2 Millionen Fr. Kapital verschlungen hat. In Käpfnach hatte man schon vor Einrichtung der Fabrikanlagen begonnen, einen Teil des Abraummateriales (schwarze bituminöse Mergel) als Dünge- und Bodenverbesserungsmittel zu verkaufen.
Die Menge der in Käpfnach auf einer abgebauten Fläche von 1 Million m2 bis 1896 gewonnenen Kohle kann auf insgesamt 250000 Tonnen geschätzt werden. Das nämliche Kohlenlager ist, von Privaten, auch noch bei Gwandlen ausgebeutet (1777-1849; Ertrag rund 3500 Tonnen) und bei Aabach abgebaut worden, doch erwies sich die Kohle an diesem letztern Ort als sehr wenig rein und stark mit Mergel vermengt. Etwas weiter gegen Südosten hat man beim Weiler Gottshalden ebenfalls stark erdige Kohlen gegraben, deren Ausbeute im Zeitraum 1874-1891 einen Ertrag von 4050 Tonnen ergab.
3) Das Kohlenflöz von Riedhof im Aeugsterthal wurde 1786 entdeckt und dann gleich dem Bergwerk Käpfnach vom Staat Zürich abgebaut. Nachdem etwa 2000 Tonnen Kohlen gefördert worden, stellte man den Betrieb zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein. Auch dieses Flöz gehört der obern Süsswassermolasse an, wie ferner noch verschiedene andere bekannte aber kaum abgebaute Vorkommnisse im obern und untern Reppischthal, so namentlich bei Sellenbüren und dann wieder bei Spreitenbach (im Kanton Aargau).
4) Das Sihlthal bietet an manchen Stellen anstehende Kohlenschichten, die stellenweise bis zu 30 cm Mächtigkeit aufweisen können und ebenfalls der Oeningermolasse, vielleicht sogar noch dem nämlichen Horizont wie Käpfnach angehören. Abbauversuche wurden gemacht bei Obstgarten (nahe Adliswil) und Hintersteig, im Schweizertobel, am Rossweg etc.
5) Bergwerk Elgg, ebenfalls in der obern Süsswassermolasse. Das bei Schneitberg gelegene Flöz ist 1763 aufgefunden und oberhalb des Bahnhofes Elgg an drei Stellen (während der Jahre 1782-1838, 1811-1827 und 1827-1837) abgebaut worden. Die Menge der geförderten Kohle ist nicht bekannt, kann aber in Anbetracht der Unregelmässigkeit des Flözes nicht sehr bedeutend gewesen sein.
6) Ebenfalls der Oeningermolasse gehört die um 1789/1790 abgebaute Mine von Raat an, die sich in einem zwischen Weiach und Kaiserstuhl gegen den Rhein sich öffnenden Thälchen befand.
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7) Im Tössthal finden sich an zahlreichen Stellen Kohlenadern, die sich aber meist als wenig mächtig und als unregelmässig erweisen. Eine Anzahl davon hat gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts Anlass zu Abbauversuchen gegeben, doch hat sich keiner dieser Betriebe zu halten vermocht und ist man über die Erträge kaum unterrichtet. Dem Alter nach gehören diese Kohlen wohl ebenfalls der Oeningerstufe an. - Das nämliche gilt vom Gebiet des Bachtel, wo die seltenen auch in der Nagelfluh vorhandenen Spuren von anstehender Glanzkohle sich meist in Form von linsenförmigen Nestern zeigen.
8) Im Wehnthal und im Thal von Regensdorf, sowie im aargauischen Limmatthal und an verschiedenen zerstreuten Orten des Kantons Zürich handelt es sich ebenfalls meist um einfache linsenförmige Kohlennester oder dann um kleine Flöze, die für einen lohnenden Abbau zu geringfügig sind. Dies hat zahlreiche, natürlich rein vergebliche Versuche nicht zu hindern vermocht.
9) In Herdern (Kant. Thurgau) hat man seit 1855 zwei Kohlenflöze ausgebeutet, deren eines 15-16 cm mächtig war. Der Betrieb ist im Jahr 1893 eingestellt worden. An andern Stellen, wie bei Bornhausen, Mammern, Berlingen, Ermatingen etc., zeigen sich blosse Nester oder Schmitzen, die sich als vereinzelte und unter sich nicht zusammenhängende Anhäufungen von Kohle darstellen, obwohl sie alle der Oeningermolasse angehören.
10) Versuche zum Abbau von Glanzkohle bei Wellhausen im Süden des Thurthales datieren aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts und reichen bis 1857, bis zu welcher Zeit man eine ganze Reihe von Stollen eingetrieben hatte. Auch das Thal der Murg bietet keine bessern Verhältnisse, indem die bei Murkart, Oberwil und Littenheid zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegten zahlreichen Stollen zu keinem greifbaren Resultat geführt haben. Das nämliche gilt für das obere Murgthal (Bichelsee und Fischingen).
11) Das Bergwerk Rufi in der st. gallischen Gemeinde Schännis stand eine gewisse Zeit in ziemlicher Blüte. Die Arbeiten begannen 1824 und dauerten bis 1865. Ueber die Gesamtmenge der geförderten Kohle ist inan nicht unterrichtet; bekannt ist bloss, dass in dem eine Periode ziemlich eifrigen Abbaues darstellenden Zeitabschnitt 1856-1865 hier rund 9000 Tonnen Kohlen gewonnen worden sind. Diese Kohlen gehören wie diejenigen des Waadtlandes der aquitanischen Stufe oder untern Süsswassermolasse an.
12) Nachforschungen nach Kohlen, die aber keine Inangriffnahme von Abbauarbeiten zur Folge hatten, fanden auch in andern Teilen des Kantons St. Gallen, sowie in Appenzell statt, so z. B. bei Niederuzwil und Echeltswil, in der Umgebung von St. Gallen etc. Diese Kohlennester liegen sowohl in der aquitanischen wie in der Oeninger Molasse.
Aus der vorstehenden Uebersicht ergibt sich, dass alle tertiären Kohlenvorkommnisse, die zu einem Abbau von etwelcher Bedeutung Anlass geboten haben, sich in den beiden letzten Miozänstufen, d. h. der aquitanischen und der Oeninger Molasse, vorfinden, während in der helvetischen Stufe bis anhin noch nie Kohlen in abbauwürdiger Menge festgestellt worden sind. Im Betrieb stehen heute nur noch die Bergwerke von Paudex-La Conversion in der aquitanischen und von Käpfnach in der Oeninger Molasse.
Der Rückgang dieser Unternehmungen erklärt sich einerseits aus der allmähligen Erschöpfung der Flöze, d. h. der zunehmenden Verteuerung des Abbaues und der Förderung, andrerseits aber auch aus der mit der fortschreitenden Entwicklung des Eisenbahnnetzes immer mehr sich geltend machenden Verbilligung der ausländischen Steinkohlen. Der Weiterbetrieb des Abbaues in den beiden genannten Bergwerken hat sich nur durch die Schaffung von Nebenindustrien ermöglichen lassen, die die Abraummaterialien zu hydraulischen Produkten, Ziegeln, Backsteinen etc. verarbeiten und die geförderte Kohle an Ort und Stelle verbrauchen.
Die diluviale Schieferkohle oder Braunkohle (Lignit) zeichnet sich durch eine mehr oder minder dunkelbraune Farbe aus und lässt die Holzstruktur noch derart gut erkennen, dass man oft selbst die jährlichen Wachstumsringe wohl zu unterscheiden vermag, obwohl die Holzstücke, Pflanzenstengel und sonstigen Vegetabilien, aus denen sich diese Kohle bildete, so stark gepresst und zusammengedrückt worden sind, dass die ganze Masse in dünne Schichten gelegt, d. h. schiefrig geworden ist.
Daher denn auch der Name Schieferkohle für dieses Gebilde, das noch so stark an das Holz erinnert und ganz anders brennt, als die weit mehr der Steinkohle gleichende schwarze Glanzkohle. Die bekannten und zum Teil abbauwürdigen Flöze dieser Schieferkohle finden sich alle im interglazialen Diluvium und verdanken ihre Entstehung der Begrabung von Waldungen, lokal auch von Torfmooren, unter Moränenmaterial, das von den eiszeitlichen Gletschern bis an diese Stellen hertransportiert worden war.
In der Westschweiz haben sich bis jetzt nur unbedeutende Spuren von Schieferkohlen gezeigt, sodass man an eine Ausbeutung dieser Vorkommnisse in den Umgebungen von Aubonne (Signal de Bougy) und Grandson niemals gedacht hat. Im Gegensatz dazu liegen in den Grenzgebieten zwischen den Kantonen Zürich und St. Gallen sehr ansehnliche Lager von Schieferkohle begraben. Bald tritt nur eine einzige Schicht auf, bald aber auch deren zwei, die dann durch Kiese und Sande voneinander getrennt erscheinen. Die untere Kohlenschicht ruht immer auf Glaziallehmen mit geschrammten Geschieben, während über den die Schieferkohle begleitenden Sanden und Kiesen stets die Moränen der letzten Eiszeit folgen. Daraus ergibt sich, dass wir es hier mit einer interglazialen Bildung zu tun haben, und zwar stammen unsere Schieferkohlen ihrem geologischen Alter nach aus der letzten Interglazialzeit.
Der Abbau der Lager von Dürnten begann mit der Mine von Oberberg, wozu sich 1862 noch die Stollen am Binzberg gesellten. Während der ersten zehn Jahre lieferte das Lager von Oberberg jährlich etwa 4000 Tonnen, dasjenige von Binzberg schon im ersten Jahr nahezu 3000 Tonnen Kohle. Jetzt ist dieses Flöz erschöpft. In Schöneich nahe Unter Wetzikon ist ein anderes Lager in Angriff genommen worden, das sicher gleiches Alter hat wie dasjenige von Dürnten und vielleicht sogar die nämliche Schicht darstellt. Die Mächtigkeit des Flözes beträgt in Unter Wetzikon 1-1,5 m, in Oberberg bei Dürnten dagegen 2-4 m; doch ist die Kohle nicht immer rein, indem sich häufig je nach der Mächtigkeit der Schicht mehr oder minder zahlreiche tonige Blätter zwischen das eigentliche Brennmaterial einschieben. Der Abbau ist wegen Erschöpfung des Lagers seit längerer Zeit eingestellt.
Seit noch älterer Zeit wird die nämliche Schieferkohle auch in Uznach im Kanton St. Gallen bergmännisch gewonnen. Diese Lager sind zugleich auch bedeutender und wahrscheinlich von beträchtlicherer Flächenausdehnung als diejenigen im Kanton Zürich. In besonders günstigen Jahren hat das Uznacher Bergwerk bis auf 50000 Tonnen Kohle geliefert. Diese Schieferkohle von Uznach liegt stellenweise fast unmittelbar auf den aufgerichteten Schichten der dislozierten Molasse und wird ihrerseits von Schottern und Sanden überlagert, auf die nach oben neuerdings Moränenmaterial folgt. Es erscheint daher als vollkommen wahrscheinlich, dass die Schieferkohlen sowohl des St. Galler wie des Zürcher Gebietes gleichen Alters sind, wenn sie nicht etwa gar miteinander in direkter Verbindung stehen. Der Betrieb ist heute nicht mehr sehr lebhaft, und das ganze Bergwerk geht rasch seiner völligen Erschöpfung entgegen. Der nämlichen, in diesem Falle durch die Tätigkeit der Erosion zerstückelten Schicht gehören sicherlich auch die Spuren von Schieferkohle an, die man in ziemlich gleicher Meereshöhe wie die Uznacher Kohlen am gegenüberliegenden Buchberg, sowie bei Wangen und Kaltbrunn konstatiert hat.
Ein weiteres Schieferkohlenflöz wurde bei Mörswil zwischen Rorschach und St. Gallen, d. h. also im Bodenseegebiet, abgebaut. Die Schicht ist hier aber bloss 60 cm mächtig. Ertrag bis zu 5000 Tonnen pro Jahr. Betrieb seit längerer Zeit eingestellt.
Torflager.
Der Torf bildet sich in sumpfigen Gebieten, die von Quell- oder Rieselwasser durchzogen oder auch einfach durch die Regenwasser gespiesen werden. Als Gegenden, die für die Torfbildung in erster Linie in Frage kommen, sind Alluvialebenen, in der Verlandung begriffene Seen oder verlandete Einbuchtungen von solchen zu nennen. Daneben vermag sich aber Torf auch noch auf
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▐ Grosse Torfmoore (der bezeichneten schwarzen Oberfläche entsprechend) / Grands marais tourbeux à l'échelle de la carte.
░ Kleinere Torfmoore (meist kleiner als die bezeichnete Oberfläche) / Petits marais tourbeux grandeur exagerée.
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flachen, konvexen und selbst nicht zu steil geneigten Flächen zu bilden, wo das Wasser niemals stagniert haben kann, der Boden aber dennoch durch fliessendes Wasser (in Verbindung mit dem Regenwasser) intensiv durchfeuchtet ist. Auf dem zur Entstehung eines Torfmoores mit Notwendigkeit für Wasser undurchlässigen Hoden entwickelt sich eine bestimmte Vegetation, deren Eigenart darin besteht, dass die abgestorbenen und unter Wasser geratenen Pflanzenteile durch den Vorgang der langsamen Vermoderung (Vermoorung) in einen je nach seinem Alter mehr oder minder braunen Filz von pflanzlichen Stoffen umgewandelt werden.
Man unterscheidet zwei Arten von Torfmooren: die unter Wasser entstandenen Flachmoore und die an der freien Luft erzeugten, gewölbten Hochmoore. Jene bilden sich in Seen oder Sümpfen, welche schliesslich vollkommen verlanden und mit Torf ausgefüllt werden, während das immer stärker sich wölbende und oft Thal und Berg wie mit einer Hülle überziehende Hochmoor auf undurchlässiger Unterlage da entsteht, wo der Boden einer intensiven Durchfeuchtung ausgesetzt ist (Hochmoor entsteht auch auf vollständig verlandetem Flachmoor).
Dabei erscheint die pflanzliche Zusammensetzung des unter Wasser entstandenen Torfes von derjenigen des in freier Luft erzeugten vollkommen verschieden. Auf den Hochmooren stehen gewöhnlich auch gewisse Bäume, wie z. B. Birken und Moorkiefern, deren Wurzeln und zu Fall gekommene Stämme ebenfalls im Torf begraben werden und sich hier nach und nach in braunen Lignit (die sog. «querbes» des Neuenburger Berglandes) umwandeln. Der beste Torf (Schwarztorf, Moortorf, Pechtorf) ist derjenige, welcher in einer bestimmten Tiefe gestochen wird, schon höheres Alter hat, durch den Druck der auflagernden jüngern Torfschichten stärker gepresst erscheint und daher auch einen höhern Brennwert besitzt. Der oberflächliche Torf oder Brauntorf (französ. «pelvoux») ist locker und leicht und wird vielfach auch als Streue oder zur Papierfabrikation verwendet.
Der unter Wasser entstandene Torf besteht in der Hauptsache aus den Stengeln und Wurzeln von Wasserpflanzen (Zyperazeen, Gramineen), sowie in geringerm Mass auch aus Moosen der Gattung Hypnum (Wiesentorf). Im Gegensatz dazu herrschen im Hochmoor die Moose der Gattung Sphagnum vor (Moostorf). Der Wiesentorf ist oft reich an Mineralsubstanzen, die von den dem ehemaligen Sumpfland zufliessenden Wässern herbeigeführt worden sind. Im Moostorf fehlen dagegen mineralische Einschlüsse fast ganz.
Darum weist auch der Torf der Flachmoore einen stärkeren Aschengehalt auf als derjenige der Hochmoore. Durch allmähliges Austrocknen oder bei bloss vorübergehender Durchfeuchtung wird das Hochmoor schliesslich in Heide umgewandelt, deren pflanzliche Zusammensetzung wiederum von besonderer Eigenart ist. Auf Grund der eben geschilderten Art der Entstehung von Torfmooren kann man schliessen, dass sich solche namentlich auf verlandeten oder in Verlandung begriffenen ehemaligen Seeböden der Niederungen oder dann auf Hochplateaux mit undurchlässigem Untergrund finden, sei es, dass diese letzteren einst von mehr oder minder tiefen Seebecken bedeckt gewesen sind oder dass aus der Vegetationsmasse des Moosbodens sich unmittelbar ein Hochmoor herausgebildet hat.
Der Torf bildet noch in manchen Gegenden ein unentbehrliches Brennmaterial. Die Ausbeute erfolgt so ziemlich überall auf dieselbe Weise man sticht mit der Schaufel oder dem Spaten quadratische sog. Soden oder Schübel (französ. «briques» oder «mottes») aus, die man dann nach begonnener Austrocknung zu Mauern oder Pyramiden aufeinanderhäuft, um nachher den vollkommen trocken gewordenen Torf in Schuppen zu magazinieren. Die frischen Schübel messen 9×18×30 cm, die getrockneten dagegen 5×15×25 cm. Das Raummass für den Verkauf bildet die Torfkiste (französ. bauge), die je nach den lokalen Verhältnissen etwa 1 Klafter oder 3-4 Ster umfasst.
1) Torfmoore des Jura. Die undurchlässige Grundlage der Juratorfmoore wird oft durch tertiäre Mergel, Effinger- oder Bathonmergel, sowie z. T. auch durch Glazialtone gebildet. Der Waadtländer Jura hat umfangreiche Torfmoore namentlich in der Vallée de Joux bei Le Sentier und Le Brassus und von da bis gegen die französische Grenze bei Le Carroz hin. Weniger wichtig sind die Moore im Vallon de Solliat, einer seitlichen Nebenmulde des Jouxthales. In der Umgebung von Sainte Croix wird an drei Stellen Torf gestochen: bei La Sagne in der Mulde von Sainte Croix selbst, auf dem Plateau von La Chaux und L'Auberson, sowie endlich in der Combe der Vraconne. Ueber die Menge des im Waadtland ausgebeuteten Torfes ist man kaum unterrichtet, da hier die Torfgewinnung der Privatindustrie überlassen bleibt und der Grundeigentümer oder Unternehmer durch keinerlei gesetzliche Bestimmung zu Angaben dieser Art angehalten wird.
Die ausgedehntesten Torfmoore der Schweiz treffen wir aber in den Hochthälern des Neuenburger Jura, wo die flachsohlige Tertiärmulde von Les Ponts und La Sagne (1000-1018 m) ganz mit in vollem Abbau befindlichen Torfgruben übersät ist. Man zählt hier noch 10 km2 abbauwürdigen Torfmoores, welche Fläche bei Berechnung eines jährlichen Verkaufes von 40000 Karren Trockentorf noch einen lohnenden Abbau für mehr als 100 Jahre sichert. Das etwas höher gelegene Thal von La Brévine (1050 m) umschliesst weniger ausgedehnte und auch weniger intensiv abgebaute Torfmoore als es diejenigen von Les Ponts-La Sagne sind; abzüglich der Befriedigung des lokalen Bedarfes führt der Südwesten des Thales seinen Torf nach Les Verrières und dem Val de Travers, der Nordosten dagegen besonders nach Le Locle aus.
La Chaux de Fonds wird in erster Linie durch die Torfgruben von La Sagne versorgt, während diejenigen von Les Ponts viel Brennmaterial in die Stadt Neuenburg abgeben. Von geringerem Umfang und Wert sind die Moore von La Joux du Plane, Les Eplatures-Bonne Fontaine (erschöpft), Les Verrières (erschöpft), Noiraigue und an den Hängen des Pouillerel. Die Torfschicht des Thales von Le Locle ist 5-7 m mächtig, wird aber nicht ausgebeutet, weil der Torf zu viel Sand und Schlamm enthält.
Zwischen dem Neuenburger und dem Berner Jura breitet sich die weite vertorfte Hochfläche des Tessenberges (Plateau de Diesse) aus, die bis jetzt nur an ihren Rändern abgebaut wird. Kleinere Torfmoore, die hier unter dem Namen der «sagnes» bekannt sind, finden sich im ganzen Berner Jura in ungezählter Menge vor, können sich aber selbst in ihrer Gesamtheit noch lange nicht mit den Neuenburger Torfmooren messen, da ihre totale Fläche auf bloss etwa 6 km2 zu schätzen ist. In erster Linie zu nennen sind diejenigen von Montfaucon und Les Enfers, von Les Rouges Terres, Les Moulins des Royes und La Gruyère, von La Chaux de Breuleux und La Chaux de Tramelan (bedeutendste Torfgrube der Freiberge), denen sich noch die von La Chaux d'Abel bei Le Noirmont und von Les Pontins am Gehänge des Chasseral anreihen lassen.
Im nördlichen und östlichen Jura tritt wohl hie und da torfiges Sumpfland auf, doch fehlen eigentliche Torfmoore oder werden solche zum mindesten nicht abgebaut.
2) Die Torfmoore des Mittellandes sind fast ausnahmslos Flachmoore, während Hochmoore in dieser Region an bestimmte Stellen gebunden erscheinen. Der undurchlässige Boden, auf dem sich die Moore des Mittellandes angesiedelt haben, besteht bald aus dem Aufschüttungs- und Verlandungsmaterial eines Sees oder Weiers, bald aus lehmig-tonigem Moränenschutt oder endlich auch einfach aus dem Verwitterungsschlamm der Molassemergel. Man kann hier demnach verschiedene Arten von Torfmooren unterscheiden: lakustre Torfmoore an der Stelle ehemaliger Süsswasserbecken, Torfmoore in den Senken zwischen Moränenwällen und endlich Torfmoore auf Tertiärmergeln.
Diese letztern finden sich gewöhnlich in den Thalfurchen, die zwischen zwei aus harten Sandsteinen oder Nagelfluh bestehenden Gräten ausgewaschen worden sind. Es ist nicht möglich, an dieser Stelle alle die zahllosen Torfmoore des Mittellandes aufzuführen, und zwar umsoweniger, als sie in der grossen Mehrzahl nur sehr klein und auch meist noch nicht einem regelrechten Abbau unterworfen worden sind. Wir beschränken uns daher darauf, einige derjenigen Torfmoore des Mittellandes besonders hervorzuheben, die eine gewisse Bedeutung erlangt haben.
Eine bedeutende Gesamtfläche bedecken die an Stelle
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eines ehemaligen Süsswasserbeckens entstandenen lakustren Torfmoore. Solche treffen wir zunächst in der Ebene der Orbe zwischen Yverdon und dem Mormont, sowie bei La Sarraz. Ihr Abbau, und zwar hauptsächlich bloss für den eigenen Bedarf des Unternehmers oder den lokalen Bedarf der benachbarten Ortschaften, ist zu verschiedenen Zeiten und mehrfach an Hand genommen und dann wieder eingestellt worden. Dies trifft namentlich zu für die zahlreichen Torfgruben zwischen dem Mont de Chamblon und der Stadt Yverdon.
Den Torf des obern Abschnittes der sog. Marais de l'Orbe (Marais d'Entreroches) haben Aktiengesellschaften zu zwei verschiedenen Malen im Grossen ausgebeutet. Zum erstenmal vor jetzt etwa 30 Jahren, und zwar hauptsächlich zwecks der Herstellung und Ausfuhr von karbonisiertem Presstorf, sog. Larakohle, welches Unternehmen jedoch nicht von Erfolg war und bald wieder aufgegeben werden musste. Neuerdings hat dann die «Société Osmon» in dieser Gegend den Torfabbau im Grossen wieder aufgenommen, um, wie man sagt, nach einem neuen Verfahren aus dem Torf ein gepresstes Brennmaterial («Osmondit» genannt) herzustellen. In diesem Abschnitt des Moores, zwischen Bavois und Orny, misst die Torfschicht bis auf 7 und 8 m Mächtigkeit. Die genannte Gesellschaft gewinnt den Torf mit Hilfe von Baggern weit unter dem Wasserspiegel, während früher in erster Linie stets Entwässerungs- und Austrocknungsarbeiten vorgenommen werden mussten. Ein Privatunternehmen beutet seit mehreren Jahren den Torf des Marais des Puits bei Bavois aus, welches Moor seinen Namen von mehreren grossen Quellen («puits») erhalten hat, die mitten im Torfboden von unten nach oben hervorbrechen.
Der nämlichen Erscheinung verdanken auch die Torfmoore in der Sohle des Rhonethales zwischen Monthey-Saint Triphon und dem Genfersee ihre Entstehung, doch wird hier der Torf nirgends abgebaut, da er in einer nur wenig mächtigen Schicht vorhanden zu sein scheint. Zudem ist er auch von geringer Qualität, indem ihm infolge der zahlreichen Ueberschwemmungen, denen dieses Gebiet lange Zeit ausgesetzt gewesen war, grosse Massen von Sand und Schlamm beigemengt wurden. Die heutigen Entwässerungs- und Trockenlegungsarbeiten zielen eher darauf hin, diesen Torfboden nach und nach in anbaufähiges Land umzuwandeln.
An dieser Stelle müssen ferner die von der Gemeinde Avenches abgebauten Torfmoore im untern Broyethal, sowie die weit ausgedehnteren Moore des Grossen Mooses (auch Marais du Chablais genannt) zwischen Neuenburger- und Murtensee und den Höhen von Aarberg erwähnt werden. Hier im Grossen Moos wird der Torf meistens nicht seines eigenen Wertes wegen ausgebeutet, da er wenig mächtig entwickelt ist und fast ausschliesslich aus minderwertigem Brauntorf (französ. pelvoux) besteht, sondern viel eher, um den Boden zum Anbau vorzubereiten.
Die kaum mehr als 2 m und oft noch weniger mächtige Torfschicht ruht auf einer Grundlage von Seeschlamm. Die nämlichen Verhältnisse finden sich in allen Torfmooren des Seelandes und der Zihlebene zwischen dem Neuenburger- und Bielersee wieder, wo hie und da etwas Torf gestochen wird, ohne dass aber dieser Abbau über eine rein lokale Bedeutung hinausgeht. Diese Torfe können trotz günstiger Verkehrsverhältnisse und der Nähe der Stadt Neuenburg etc. ihrer minderwertigen Qualität wegen mit denjenigen des Neuenburger Hochlandes nicht ernstlich in Konkurrenz treten.
Aehnliches gilt auch für die ausgedehnten sumpfigen Gebiete der Linthebene zwischen dem Zürich- und Walensee, des Rheinthales zwischen dem Bodensee und Oberriet, sowie der Thäler der Glatt und der Limmat.
Unzählige kleinere und grössere Torfgruben werden sowohl in den Niederungen und Thälern als an den Bergflanken und auf den Hochflächen des Mittellandes ausgebeutet, so dass wir uns hier auf einen raschen Ueberblick über dieselben begnügen müssen.
Im Kanton Genf wird keines der vielen kleinen Torfmoore ständig ausgebeutet, während man im Waadtländer Mittelland, neben den schon genannten Mooren, die sich an der Stehe eines ehemaligen Seebeckens gebildet haben, noch bei Le Tronchet (nahe der Höhe von Gourze über Cully) und im Sumpfland der Rogivue bei Oron, sowie zeitweise auch an anderen Stellen lebhaft Torf sticht. Das Torfmoor der Rogivue greift auch auf Boden des Kantons Freiburg über, wo der Abbau sich auf eine 2-3 m mächtige Torfschicht erstreckt.
Andere Torfgruben finden sich bei Attalens in der Senke zwischen dem Mont Pèlerin und dem Mont Vuarraz, sowie bei La Jaliaz und Le Crêt, ferner an folgenden Stellen: Écharlens (nur für den lokalen Gebrauch), Bouleires bei Greierz, Les Paluds bei Bulle, Vaulruz, Sâles, Joux des Ponts (für den Gebrauch der Glashütte Semsales; nahezu erschöpft), Maules südlich vom Mont Gibloux, Champotheys, Ecasseys, Villaraboud, Treyvaux, Le Petit Farvagny (Klein Favernach), Rosé, Montévraz Dessus, Senèdes (schöner Torf von 3 m Mächtigkeit; Ausbeute jährlich 150-200 Karren zu 4 m3; Verkauf nach Freiburg, Lausanne und Bern), Lentigny, Seedorf, Cutterwil, Holzgasse, Bergli (Gemeinde Rechthalten), Garmiswil (Ausbeute 4000-5000 m3 jährlich), Lanthen (1500-2000 m3), Heitenwil (500-600 m3), Tentlingen (800-900 m3).
Im Bernischen Mittelland lokalisieren sich die bedeutendsten Torfgruben an folgenden Stellen: Schwarzenegg, Wachseldorn, Buchholterberg, Gurzelen, Mühlethurnen, Toffen, Belp, Münchenbuchsee, Stettlen, Gümligen, Moosseedorf, Seeberg, Walkringen, Wikartswil bei Walkringen, Enggistein bei Biglen, Villbringen bei Ruhigen, Ursellen bei Konolfingen, Schlosswil, Jassbach am Kurzenbach (bei Diessbach), Steinmoos zwischen Schangnau und Eggiwil u. s. f. Bemerkt sei hier noch, dass das Grosse Moos sich auf die Kantone Bern und Freiburg verteilt und dass jenem zahlreiche Torfgruben im Grossen Moos im engern Sinn, im Torfmoor von Brüttelen-Täuffelen und bei Nidau, zusammen auf Boden von 15 Gemeinden, angehören, während der Anteil Freiburgs kleiner ist, sich aber doch auf 13 Gemeinden, in denen Torf gestochen wird, erstreckt.
Die dem Mittelland zuzurechnenden Teile der Kantone Aargau und Solothurn umfassen folgende Torfgruben: Aeschi, Bolken und Messen im Kanton Solothurn; dann Aristau-Althäusern, Besenbüren (Bünzermoos und Steinenmoos), Boswil (Bünzermoos), Bünzen (Bünzermoos), Dottikon, Fischbach-Göslikon, Meienberg-Fenkrieden, Niederwil (Niederwilermoos und Holtenmoos), Nieder Rohrdorf, Sarmensdorf (Buchermoos), Seengen (Altholz), Seon.
Verlassene Gruben im Kohlmoos und im Rotwassermoos. Genaue Angaben über den Ertrag aller dieser genannten Betriebe fehlen.
Die Torfmoore auf Boden des Kantons Zürich sind sehr zahlreich, so dass auch hier nur die bedeutendsten erwähnt werden können. Der Torf findet fast ausschliesslich lokale Verwendung und wird nur ausnahmsweise nach einer der benachbarten grössern Städte versandt. Im Betrieb befindliche Torfgruben bestehen an folgenden Lokalitäten: Ossingen (am Hausersee), Hettlingen, Niederhasli, Buchs, Schwerzenbach (am linken Ufer der Glatt), Wangen, Dübendorf, Pfäffikon, Irgenhausen, Auslikon, Wetzikon, Unter Wetzikon, Gossau, Brand, Brunschweid, Berg, Affoltern, Regensberg.
Von geringerer Ausdehnung und Bedeutung sind die Gruben von Samstagern (Gemeinde Richterswil), Hausen, Feldenmoos (Gem. Hedingen), Rifferswil, Aeugst, Beichlen und Mittenberg (Gem. Wädenswil), Gehrenstag (Gem. Hirzel), Nidelbad (Gem. Rüschlikon), Zimikon (Gem. Schwerzenbach), Nänikon bei Greifensee, Niederglatt, Neerach, Hombrechtikon, Dürnten, Rüti, Bubikon, Sack (Gem. Seegräben), Wühre (Gem. Mönchaltorf), Halden (Gem. Egg), Dielsdorf, Oberglatt, Mettmenhasli, Rümlangerried, Bassersdorf, Dietlikon, Baltenswil, Neuburg (Gem. Wülflingen), Neubrunn, Oberhofen, Effretikon, Wildert (Gem. Illnau), Illnau, Bisikon, Oringen (Gem. Wülflingen), Oerlingen (Gem. Andelfingen), Benken, Langenried (Gem. Hombrechtikon), Trüllikon.
Die Torfmoore des Kantons Schaffhausen sind unbedeutend und werden nicht ausgebeutet. Dagegen baut man im Kanton Luzern in den Alluvialniederungen am Vierwaldstättersee und in den benachbarten Thälern eine ziemlich grosse Anzahl von Torfmooren ab. Am bekanntesten sind davon die Gruben von Hochdorf (zwischen dem Dorf und dem Baldeggersee), Eschenbach, Ottenrüti und Lochenrain (Gemeinde Rothenburg), Schluchenmoos (Gem. Emmen), Ergolzwil, Wauwil, Ettiswil, Rüdiswil (Gem. Ruswil), Kommen und Locheten (Gem. Gunzwil);
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von minderer Bedeutung sind die Torfgruben von Kaltbach, Kottwil, Schötz, Buchs, Althaus (Gem. Ruswil), Gormund (Gem. Hildisrieden), Eriswil (Gem. Knutwil), Rain, Ostergau bei Willisau. Das Torfmoor von Ballwil wird nicht mehr abgebaut. Torf findet sich auch im Thälchen von Obbürgen (Unterwalden), wo er seit etwa 1855 in geringer Menge gewonnen wird.
Obwohl Torflager im Kanton Zug ebenfalls ziemlich verbreitet sind, baut man hier doch bloss dasjenige des Geissbodens auf dem Rücken des Zugerberges (zwischen Zuger- und Aegerisee) ab, wo der Torf eine sehr grosse Fläche einnimmt. Der angrenzende Kanton Schwyz weist in dem weiten Torfmoorgebiet von Altmatt-Rotenturm-Sattel einen bedeutenden Torfabbau auf. Der Torf erreicht hier eine Mächtigkeit von bis zu 7 m und mehr und besteht sowohl aus Wiesen- als auch aus Moostorf, d. h. hat sich sowohl in Flach- wie in Hochmooren gebildet. Diese ausgedehnten Moore liegen auf der flachen Wasserscheide zwischen der Biber und der Steiner Aa. Nicht minder ausgedehnt sind die Torfmoore der Hochebene von Einsiedeln und ihrer Umgebung, die bis zum Etzel und im Thal von Iberg weit in die Voralpen hinein reichen. Abgebaut wird dieser Torf noch am Tritt.
Der Kanton Glarus hat noch einen gewissen Anteil an den Torfmooren der Linthebene, besonders in der Umgebung von Bilten, wo aber der Torf bloss für die lokalen Bedürfnisse der Bewohner gestochen wird. Das Thurgauer Mittelland zeigt bloss Torfvorkommnisse von schwacher Ausdehnung und in der Mehrzahl der Fälle in Form von unter Wasser gebildetem Wiesen- oder Rasentorf. So das Befangenmoos bei Hauptwil, das Hudelmoos (zum Teil Hochmoor) bei Zihlschlacht, die Moore um den Nussbaumer-, Steinegger- und Hasensee, das Etzwilerried, Lommiserried und manche andere. Im ganzen gibt es im Thurgau 44 in Betrieb stehende Torfgruben, die sich auf die einzelnen Bezirke wie folgt verteilen: Arbon 1, Bischofszell 4, Frauenfeld 13, Steckborn 17, Münchwilen 7, Weinfelden 2.
Neben den schon erwähnten Mooren im Rheinthal zwischen Oberriet und dem Bodensee wird im Kanton St. Gallen noch an folgenden Stellen Torf gestochen: Andwil, Botzberg bei Flawil, Kirchberg, Niederwil bei Gossau, Ricken.
3) Die Torfmoore der Alpen haben im allgemeinen nur geringen Umfang und liegen oft auf Berghalden und Terrassen im Flysch, sowie auch in Hohlformen, die der glazialen Erosion ihre Entstehung verdanken. Die ausgedehntesten finden sich auf einigen breiten Passwasserscheiden, die nach dieser Vermoorung ihrer Umgebung oft Namen wie Mööser, Mosses etc. tragen. Die grosse Mehrzahl der alpinen Moore ist bisanhin noch nicht oder dann einzig für den lokalen Bedarf abgebaut worden. Es hat dies seinen hauptsächlichsten Grund darin, dass die nämlichen Gegenden meist reich an Holz sind und daher des Torfes als Brennmaterial nicht bedürfen.
Auch hier muss sich unsere Aufzählung auf das allernotwendigste beschränken. In der äussern Zone liegt über Clarens das am Gehänge der Pléiades in Flysch gebettete Torfmoor von Prantin. Auf dem Col des Mosses zwischen den Thälern der Grande Eau und der Saane finden sich zahlreiche Torfanhäufungen, deren eine, bei La Lécherette, ausgebeutet wurde. Dem nämlichen Flysch gehören die zahllosen Torfmoore der Ormonts und des Simmenthales an, hauptsächlich diejenigen des Passes der Saanenmööser, wo aber kein Torf gestochen wird.
Weiter ostwärts folgen, ebenfalls im Flysch, die grossen Torfmoorflächen des Kantons Unterwalden, die aber nur ganz zufällig, je nach dem sich zeigenden lokalen Bedürfnis ausgebeutet werden. Das gleiche wiederholt sich in den Alpen von Schwyz, Glarus, St. Gallen etc. Bemerkt sei noch, dass sich die ganze Grenzzone zwischen den Hohen Kalkalpen einerseits und den Voralpen der Saanen- und Simmengruppe andrerseits, die aus dem sog. Niesenflysch, sowie aus schiefrigen Schichten des Lias und Oxford aufgebaut ist, durch weit sich hinziehende vertorfte Flächen auszeichnet, die entweder an den sanft geneigten Gehängen der Thäler oder auf den die einzelnen Querthäler miteinander verbindenden Passwasserscheiden (Col de la Croix, Col du Pillon, Trüttlispass, Krinnen, Hahnenmoos etc.) liegen.
Die Torfmoore der kristallinen Alpen sind von geringerm Umfang als diejenigen der Kalkalpen und messen oft nicht mehr als einige zehn m2 Fläche. Die grössten davon liegen ebenfalls auf den Pässen. Von einer Ausbeute kann hier gar nicht gesprochen werden. Immerhin wollen wir auch für dieses Gebiet einige Beispiele aufführen. Mehrere Moore finden sich im Thal von Salvan in den kleinen Senken zwischen einzelnen Rundhöckern, se z. B. eines bei Les Marécottes, das anlässlich des Eisenbahnbaues Martigny-Finshauts fast vollständig ausgebeutet worden ist und in dem mitten im Torf zahllose Baumstämme zum Vorschein kamen.
Der Pass und das Thal von Champex (1400 m) über Martigny weisen Torfbildungen auf, die ihre Entstehung der Ablagerung von Moränen verdanken. Auf dem Passscheitel des Simplon sieht man zwischen den Rundhöckern zahlreiche mehr oder minder tiefe Felsbecken, die von kleinen, teils in der Vertorfung begriffenen, teils bereits vertorften Wassertümpeln eingenommen sind. Das gleiche gilt auch für nahezu alle andern Pässe der kristallinen Alpen (St. Gotthard, Furka etc.). Flachmoore, d. h. also Moore von lakustrer Herkunft, erscheinen auch in den tiefen und grossen Thalfurchen, wie z. B. im Engadin, im Rhonethal und im Tessinthal.
Asphalt, Bitumen und Naphta.
Das einzige gegenwärtig im Abbau begriffene Vorkommnis von Asphalt ist dasjenige des Val de Travers, das 1626 entdeckt oder doch mindestens zum erstenmal erwähnt wurde (unter dem Namen der «Hartz-Erde»). Als erster erhielt der vorgeblich griechische Arzt und Professor Eirinis im Jahr 1711 eine Konzession zum Abbau des Erdpeches des Val de Travers, der dann auch im Bois de Croix am linken Ufer der Areuse in Angriff genommen wurde. Schon früher (das Jahr ist nicht genauer bekannt) hatte man bei Buttes im obern Abschnitt des Val de Travers den Asphaltstein aufgefunden, der durch einen mit J. F. Guillaume aus Les Verrières vergesellschafteten gewissen Jost abgebaut und zur Herstellung von Asphaltöl und Zementkitt verwendet: wurde.
Während länger als einem Jahrhundert fand nun am linksseitigen Ufer der Areuse ein gewisser Abbau statt, der aber deswegen keinen grössern Umfang annehmen konnte, weil man für den geförderten Asphalt nur wenig Verwendung hatte. Diesem Umstand muss man es zuschreiben, dass der Asphalt der Reihe nach als Vertilgungsmittel von Insekten, sowie als Heilmittel gegen alle möglichen Krankheiten, besonders die Cholera, dann auch als Wagenschmiere etc. empfohlen wurde.
Das Vorhandensein des asphalthaltigen Kalksteins am rechten Ufer der Areuse an der Stelle, wo heute fast ausschliesslich Asphalt gewonnen wird (Prise Meuron. Les Mossets, La Presta), ist zuerst schon von Leopold von Buch 1801-1803 wissenschaftlich festgestellt worden. Seitdem man den Asphalt als Mittel zur Strassenpflästerung (Makadam) verwendet, nahm der bergmännische Abbau des Asphaltgesteins im Val de Travers (seit 1855) einen anhaltenden Aufschwung, während die Mine aber-erst seit 1868, in welchem Jahr sie von einer Aktiengesellschaft übernommen worden war, sich zu einem wirklichen Grossbetrieb umgestaltet hat.
Eine Reihe von vorgängigen Bohrversuchen ergab, dass die Schicht des asphalthaltigen Gesteines sowohl in der Längsrichtung des Thales als quer gegen das rechtsseitige Gehänge hin sich sehr weit unterirdisch fortsetzt, d. h. auf mindestens 4000 m in der Längs- und 100 m in der Querrichtung. Diese Bohrungen erfolgten unter der Leitung von Prof. Desor und bestanden in etwa 30 auf fünf Profile verteilten Bohrlöchern. Auf Grund dieser Feststellungen durfte der Betrieb ohne Gefahr für eine plötzliche Erschöpfung der Mine mit aller Energie an die Hand genommen werden und wurde anlässlich der Konzedierung des Bergwerkes die Abgabe an den Staat auf Fr. 19,75 per Tonne festgegesetzt.
Während sich der Ertrag vor dieser Zeit auf jährlich etwa 1500-2000 Tonnen gehalten hatte, stieg er in der Folge trotz mancher hinderlicher Umstände und einiger Misserfolge doch bedeutend an, so dass heute im Jahresdurchschnitt 25000 Tonnen gefördert werden. Anlässlich des Ueberganges der Konzession an die «Neuchâtel Asphalte Comp. Ld.» im Januar 1878 ist die Abgabe auf Fr. 7,50 per Tonne reduziert worden. Die Misserfolge sind in erster Linie der unrichtigen Behandlung des Rohmateriales zuzuschreiben, indem man zuerst das
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Bitumen aus den 8-15% haltenden Gestein zu gewinnen und Nebenprodukte, wie Brenngas, Oele zu verschiedenem Gebrauch, Gussasphalt etc. herzustellen suchte. Heute begnügt man sich damit, das Rohmaterial, sofern es mindestens etwa 10% reinen Bitumens enthält, sofort nach der Förderung zu pulverisieren und in der Hitze zu Broten zu formen. Hat das Gestein einen geringern Gehalt, so wird ihm noch die nötige Menge von Asphalt anderweitiger Herkunft zugesetzt. Die Asphaltbrote sind nun zum Gebrauche fertig.
Andere Ursachen der anfänglichen Misserfolge lagen im Eindringen von Wasser, von dem heute etwa 4000 Minutenliter aus einer Tiefe von rund 50 m heraufgepumpt werden, sowie namentlich in der eigenartigen Technik des Abbaues. Das alte System des Grubenbaues bestand in der Wegnahme einer möglichst grossen Menge von Asphaltgestein, wobei man eine gewisse Felsmasse als Pfeiler stehen liess. Da nun aber dieses Gestein nur sehr wenig Widerstandskraft hat, wurden die Pfeiler durch das Gewicht der aufliegenden Bergmasse vielfach zerdrückt und damit das ganze Bergwerk der Gefahr des Einsturzes ausgesetzt. In Anbetracht der besondern Beschaffenheit der abzubauenden Felsschicht eignet sich somit dieses System des Abbaues mittels stehengelassener Pfeiler entweder gar nicht oder nur dann, wenn man fast 9/10 des Asphaltlagers an Ort und Stelle belassen wollte.
Nach langwierigen Versuchen kam man endlich zu der sowohl den Eigentümer als den Konzessionär befriedigenden einzig richtigen Lösung dieser schwierigen Frage. Man treibt jetzt 3 m breite Richtstollen in den Berg, zwischen denen quadratische Pfeiler von 27 m Seitenlänge stehen bleiben. Diese Pfeiler umgibt man auf drei Seiten mit Mauerwerk und beutet sie von der vierten Seite her vollständig aus, worauf der Hohlraum mit Abraumschutt vorzu wieder ausgefüllt und dann auch die vierte Seite fest vermauert wird. Auf diese Weise vermag man das Lager vollständig auszunutzen und die Stollen dennoch jederzeit zugänglich zu erhalten. Eine annähernde Schätzung ergibt, dass das Asphaltlager des Val de Travers die Ausbeute noch auf mindestens 100 Jahre hinaus zu lohnen vermag.
Der sog. Asphaltstein des Val de Travers ist kein reiner Asphalt, sondern ein kreidiger Kalk der obern Urgonstufe (oberes Neokom), der bis auf eine Proportion von 15% des Gesteinsgewichtes, meist aber weniger, mit zähem Asphalt imprägniert erscheint. Dieses asphalthaltige Gestein ist nicht hart (woher die leichte Zerdrückbarkeit der Pfeiler) und wird mit zunehmendem Gehalt an Bitumen immer mürber. Der «crappe» genannte Fels von einem Asphaltgehalt von weniger als 7% lohnt den Abbau nicht und wird daher auch nicht zu Tage gefördert. Er ist von hellbrauner Farbe, während das an Asphalt reiche Gestein dunkelbraun erscheint und sich mit dem Messer leicht schneiden lässt. Wir haben es hier also mit einem asphalthaltigen Kalkstein zu tun.
Ein Lager von asphaltführendem Kalk gleichen Alters wie derjenige des Val de Travers existiert auch nahe dem Ufer des Neuenburgersees bei Saint Aubin. Es wurde von 1857 bis 1865 abgebaut, obwohl sein Gestein höchstens 4% Bitumen enthält und daher nach der Benennung der Bergwerksarbeiter des Val de Travers blosse «crappe» darstellt. Mit dem hier geförderten Rohmaterial hat man Röhren aus bituminösem Karton hergestellt. Der Abbau geschah in der Form des Tagebaues. Das Gestein erscheint sehr ungleichmässig mit Asphalt durchsetzt und ist daher im allgemeinen auch viel härter als dasjenige des Val de Travers.
Spuren von Bitumen, ebenfalls im Urgon, sind in einem mehr oder minder porösen Kalkstein, der nahe Auvernier zu Tage ansteht, festgestellt worden, doch hat man nie irgend welche Versuche zum Abbau unternommen. In Serrières zeigt sich ein schwacher Gehalt an Bitumen im untern Urgon und bis in den Hauterivienkalk hinunter. Zähflüssiger Asphalt (Bergteer) fand sich ferner in Form von Füllmaterial von Klüften und Rissen im sonst völlig kompakten obern Urgonkalk am Mormont bei Orbe, bei Valeyres sous Rance etc. Am Mont de Chamblon tritt er dagegen im obern Hauterivekalk auf.
Einige Jahre lang hat man versucht, eine Art Kluftausfüllung von asphalthaltigem Kalkstein auszubeuten, der nahe Vallorbe an der Lokalität Les Epoisats entdeckt worden war. Das vermeintliche Lager erwies sich aber als eine blosse Anhäufung von mit Bitumen durchsetzten Felsfragmenten in einer Spalte der obern Bathonmergel, so dass die Unternehmer kaum auf ihre Kosten kommen konnten. Auch das Bathon des Furcil bei Noiraigue enthält in seinen Spalten hie und da zähflüssigen Asphalt.
Im Tertiärland hat man in der untern Süsswassermolasse der sog. aquitanischen Stufe nahe Dardagny im Kanton Genf flüssiges Naphta oder Petroleum entdeckt, das den weichen Sandstein durchtränkt und, namentlich bei Erhitzung durch Sonnenbestrahlung, tropfenweise daraus hervorquillt. Trotz eingetriebener Stollen und Anlage eines Bohrloches ist man aber doch nicht auf ein Lager dieser wertvollen Flüssigkeit gestossen, da der Fels zu fest und zu wenig porös erscheint, um seinen geringen Gehalt an Naphta abgeben zu können. Die bezüglichen Abbauversuche gehen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts (1836-1839) zurück. An der nämlichen Stelle ist dann wieder im Jahr 1888 ein Bohrloch bis in eine Tiefe von 150 m hinabgetrieben worden, angeblich um Kohlen zu suchen. Das Naphta von Dardagny enthält neben Teer besonders Mineralöl und ist im Fels bis zu einer Proportion von 8,5% enthalten.
Trotz dieser wenig ermutigenden Aussichten hatte sich im Jahr 1893 in Lausanne ein Studienkomitee gebildet, das gegebenenfalls in der Umgebung von Chavornay und Orbe, wo das Vorhandensein von flüssigem Naphta (ähnlich demjenigen von Pechelbronn im Elsass) in der Tiefe vermutet wurde, Bohrversuche anstellen wollte. Seither ist dann auch dieses Projekt wieder ad acta gelegt worden. Man hat zwar in den Molassesandsteinen der Umgebung von Agiez bei Orbe, sowie in denjenigen von Chavornay das Vorhandensein von Naphtaspuren festgestellt (schon von Razumowsky in seiner 1789 erschienenen Histoire naturelle du Jorat erwähnt), die hier aber noch in weit geringerem Masse den Fels durchtränken als dies bei Dardagny der Fall ist.
b) Salinen.
Lager von Steinsalz finden sich in der Schweiz im nördlichen Jura, längs der Landesgrenze südlich vom Rhein und in den Voralpen bei Bex. In verschiedenen andern Teilen der Schweiz unternommene Nachforschungen nach Steinsalz sind ohne praktisches Ergebnis geblieben.
Die Lager im Norden der Schweiz gehören der mittlern Trias an und liegen im sog. Salzton der Anhydritgruppe des Muschelkalkes. Sie sind stets mit Gips- und Anhydritmassen vergesellschaftet. Ueber diese
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Lagerungsverhältnisse haben uns die zahlreichen Bohrlöcher unterrichtet, die zum Zweck des Heraufpumpens von Salzlauge bis auf das Salzlager herunter in die Tiefe getrieben worden sind. Durch unterirdische Grubenanlagen ist das Salz in dieser Gegend bis heute noch nicht gewonnen worden.
Die älteste der Rheinsalinen, Schweizerhalle, liegt im Kanton Basel Land. Das erste Bohrloch datiert hier aus 1836 und die Inbetriebsetzung der Saline, die heute mit 7 Schächten arbeitet, aus 1837. Der jährliche Ertrag beläuft sich gegenwärtig (1905) auf 221330 Meterzentner, wovon 192878 Kochsalz, 345 Tafelsalz, 4491 Viehsalz, 22918 Gewerbesalz und 698 Düngsalz. Die übrigen Salinen dieser Gegend liegen auf Boden des Kantons Aargau. Es sind: Kaiseraugst, gegründet 1844, im Jahr 1848 aufgegeben, 1865 wieder in Betrieb gesetzt;
hat 4 Schächte im Betrieb, deren tiefster bis 158 m (d. h. bis zum Dach des Röth oder Buntsandsteins) hinabreicht. - Rheinfelden, seit 1844. - Riburg, seit 1848. Die gesamte Salzproduktion im Kanton Aargau belief sich im Jahr 1905 auf 289007 Meterzentner.
Die drei aargauischen Salinen sind, auf Grund einer vom Kanton Aargau unterm 19./20. Dezember 1871 erteilten Konzession, einer im Jahr 1874 unter der Firma «Schweizerische Rheinsalinen in Rheinfelden» gebildeten Aktiengesellschaft zur Ausbeute überlassen worden. Ein vor etwa zehn Jahren etwas weiter östlich, nahe Koblenz, unternommener Bohrversuch hat auch hier das Vorhandensein eines ziemlich beträchtlichen Lagers von Steinsalz ergeben. Dafür sind eine ganze Anzahl von andern Bohrversuchen resultatlos geblieben, so z. B. diejenigen bei Bettingen (im Kanton Basel Stadt), im Oristha bei Wiesen und bei Oberdorf (im Kanton Basel Land), beim Laufen oberhalb Koblenz, an zwei Stellen bei Felsenau gegenüber Koblenz, bei Sulz nahe der Mündung des Sulzgrabens oberhalb Rheinfelden (im Kanton Aargau). Im Berner Jura hat man bei Cornol schon 1820 vermittels eines bis in nahezu 400 m Tiefe hinabgestossenen Bohrloches Salz gesucht, freilich ohne Erfolg, da die Erdrinde in dieser Gegend besonders energischen Dislokationen unterworfen gewesen ist. Nachdem das Bohrloch die Trias durchstossen hatte, schnitt es von neuem alle jüngern Gesteinsschichten in umgekehrter Lagerung.
Das Salzwerk Bex ist die einzige Stelle der Schweiz, wo das Salz in unterirdischen Stollen direkt abgebaut und gewonnen wird. Zuerst benutzte man zum Betrieb eine 1554 entdeckte Salzquelle, die bei Le Fondement im Thal der Gryonne dem Felsen entsprang. Der seit 1684 begonnene bergmännische Betrieb verfolgte lange Zeit nur den Zweck der Suche nach Salzquellen, bis man seit Beginn des 19. Jahrhunderts den «Salzfels» selbst, ein etwa 30% Steinsalz enthaltendes Gemenge von Gips, Anhydrit, Dolomit und Tongestein, in Angriff nahm.
Die durch künstliche Unterwassersetzung der im Salzfels getriebenen Stollen oder durch Entsalzung des zertrümmerten und in besondern Apparaten aufeinander geschichteten Gesteins erhaltene Salzlauge wird verdampft. Nachdem das Salzwerk Bex zu der Zeit, da es vom Staat Waadt selbst betrieben wurde, eine starke Krise durchzumachen gehabt hatte, ist es seit seiner Uebernahme durch die private «Compagnie des salines et mines de Bex» im Jahr 1866 in eine Periode beträchtlicher Blüte eingetreten. Heute liefert das Werk nicht nur dem Kanton Waadt seinen gesamten Salzbedarf (etwa 40000 Meterzentner jährlich) sondern gibt noch an verschiedene Industrien (Badetablissemente, chemische Fabrik in Monthey) Salzlauge und daneben eine beträchtliche Menge von Viehsalz ab.
Die Salzproduktion der Salinenwerke Bex, Rheinfelden, Riburg, Kaiseraugst und, Schweizerhalle in den Jahren 1888 bis 1905 zeigt folgende (dem Statistischen Jahrbuch der Schweiz für 1906) entnommene Zusammenstellung:
Salzproduktion der schweizerischen Salinen.
Jahr | Bex q. | Schweizerische Rheinsalinen (Kaiseraugst, Riburg und Rheinfelden) q. | Schweizerhalle q. | Total q. |
---|---|---|---|---|
Kochsalz | 29633 | 253755 | 192878 | 476266 |
Tafelsalz | 531 | 344 | 345 | 1220 |
Viehsalz | 13156 | 1100 | 4491 | 18747 |
Gewerbesalz | 850 | 32765 | 22918 | 56533 |
Düngsalz | - | 1043 | 698 | 1741 |
Total 1905 | 44170 | 289007 | 221330 | 554507 |
1904 | 40697 | 280720 | 223307 | 544724 |
1903 | 37954 | 270780 | 211512 | 520246 |
1902 | 39302 | 268847 | 201755 | 509904 |
1901 | 39011 | 267968 | 198927 | 505906 |
1900 | 35361 | 262783 | 194697 | 492841 |
1899 | 37442 | 253435 | 178052 | 468929 |
1898 | 38124 | 261172 | 207875 | 507171 |
1897 | 30059 | 226865 | 184154 | 441078 |
1896 | 27750 | 252856 | 192323 | 472929 |
1895 | 26727 | 231255 | 159971 | 417953 |
1894 | 29464 | 231084 | 173438 | 433986 |
1893 | 29538 | 220686 | 147462 | 397686 |
1892 | 31411 | 213256 | 160555 | 405222 |
1891 | 26290 | 196785 | 148839 | 371914 |
1890 | 25937 | 206285 | 134928 | 367150 |
1889 | 21986 | 200105 | 146484 | 368575 |
1888 | 23166 | 187566 | 150099 | 360831 |
Man hat an verschiedenen Stellen der Alpen versucht, Salzlager desselben geologischen Alters wie dasjenige von Bex, das gleich den Rheinsalinen der Trias angehört, aufzufinden, indem man sich dabei auf die Beobachtung stützte, dass sich die das Steinsalz von Bex enthaltende Gips- und Anhydritzone von dieser Stelle an längs dem ganzen Fuss der Hochalpen bis zum Thunersee ununterbrochen fortsetzt. So hat man sich in der Umgebung von Krattigen umgesehen, ob die Verhältnisse für die Vornahme von Bohrversuchen günstig seien, die geplanten Arbeiten jedoch nicht begonnen.
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Das Volk kennt an gewissen Stellen da und dort einen sog. Salzbrunnen (Salzbrünneli), ohne dass es sich in diesen Fällen in Wirklichkeit um salzhaltiges Wasser handelt.
Zu erwähnen sind an dieser Stelle noch die ausgedehnten Nachforschungen, die im Laufe des 18. Jahrhunderts ausserhalb des eigentlichen Salzgebietes von Bex unternommen worden sind. Diese Baue befinden sich im Thal der Grande Eau am Fuss des Chamossaire (so bei Le Dart, Salins, Panex und im Bois de la Chenaux), sowie im Thal der Petite Gryonne bei Les Vaux unterhalb Chésières. Weitere Nachsuchungen fanden bei Roche und noch an verschiedenen andern Stellen statt.
Bei Birmensdorf im Kanton Aargau gewinnt man aus den Keupermergeln durch Auslaugung des darin enthaltenen Bittersalzes (oder Epsomites), eines Magnesiumsulfates, das abführende Birmensdorfer Bitterwasser. Unter Anwendung des nämlichen Verfahrens erhält man in Mülligen ein Mineralwasser, dessen Hauptbestandteil Glaubersalz ist.
c) Metallerze.
Von allen einstigen Erzgruben der Schweiz stehen heute bloss noch die Eisengruben des Delsbergerthales im Betrieb. Doch dürfen wir die zahllosen Erzbergwerke, die einst - namentlich im Wallis und in Graubünden - mit grösserem oder geringerem Erfolg abgebaut worden sind; nicht gänzlich mit Schweigen übergehen. Einen Beweis für die Bedeutung, den diese Unternehmungen zu einer bestimmten Zeit hatten, und für die zu ihrer Hebung und Blüte gebrachten Opfer bildet die Waldverwüstung dieser Gebirgsländer.
Bohnerz (französisch fer sidérolithique oder fer pisiforme) wird heute von der Gesellschaft der Ludwig von Roll'schen Eisenwerke in der tertiären Ausfüllung des Delsbergerthales, deren unterste Schicht die Bohnerztone bilden, noch ziemlich lebhaft ausgebeutet. Neben den gediegenen Bohnerzkörnern besteht diese Bildung namentlich noch aus roten oder gelben Tonen (dem sog. Bolus), aus denen sich kein Eisen gewinnen lässt. Der Abbau von Bohnerz ist damit an das Vorhandensein von Erzlagern an der Sohle der tertiären Ablagerungen gebunden, wo das Erz am Kontakt mit der obersten Jurastufe (Kimeridge) in Nestern sich findet und oft auch in Aushöhlungen und Taschen dieses Jurakalkes selbst liegt.
Neben diesen normalen Lagern an der Sohle der tertiären Ausfüllung der verschiedenen Mulden im Berner Jura hat man in frühern Jahren noch an sehr zahlreichen Orten Bohnerz abgebaut, das die vielen in den jurassischen Schichten ausgewaschenen Hohlräume füllte. Im Jahr 1854 bestanden noch drei Gesellschaften zum Abbau des Bohnerzes im Berner Jura, die das Erz in Delsberg, Courroux, Courcelon, Develier, Séprais, Montavon und Mettemberg gewannen, um es in den Hochöfen von Delsberg, Rondez, Courrendlin, Undervelier, Choindez, Kleinlützel (Lucelle) und Bellefontaine zu verhütten. Heute wird das Erz bloss noch in Choindez verhüttet, zur Speisung von dessen einzigem in Betrieb stehenden Hochofen die Menge des geförderten Rohmateriales kaum mehr genügt. Die vier zur Zeit im Abbau stehenden Schächte sind in 120 bis 130 m Tiefe auf das Erz gestossen und beschäftigten im Jahr 1905 noch 65 Arbeiter.
Die ehemals abgebauten Vorkommnisse von Bohnerzkörnern im Berner, Solothurner, Aargauer, Neuenburger und Waadtländer Jura sind heute vollständig erschöpft. Ortsnamen, wie Ferrera, Ferrière, Les Fours etc. deuten auf solche einstige Erzgruben oder Hüttenwerke hin, die mit der Erschöpfung der Minen und der Verbesserung der Verkehrsmittel und Verkehrsgelegenheiten natürlich ihre Tätigkeit einzustellen sich gezwungen sahen.
Magneteisenerz von sehr guter Qualität ist am Mont Chemin über Martigny noch im Jahr 1860 lebhaft abgebaut worden. Dieses Erz findet sich in Form von linsenförmigen Nestern und wird von grünlichen oder schwärzlichen Schiefern, sowie von Bänken weissen oder geäderten Marmors begleitet. Solche Lager hat man im Couloir von Colloux über Bovernier ausgebeutet und das Erz in Les Vallettes verhüttet. In derselben Zone von Magneteisenerz waren auch die Bergwerke von Chez Large, Vence und Les Planches über Charrat angelegt, die von 1842 bis 1845 in Betrieb standen und die Giessereien von Ardon mit Erz versorgten. Die Menge des hier geförderten Erzes kann im ganzen auf 150000-200000 Meterzentner geschätzt werden, während man in den übrigen Betrieben am Mont Chemin jährlich rund 10000-14000 Meterzentner gefördert hat.
Magneteisenerz ist ferner auch in verschiedenen Teilen der Bündner Alpen gewonnen worden, so z. B. im Val Sourda zwischen Bonaduz und Versam.
Eisenglimmer (französisch fer oligiste spéculaire) wurde auf der Alp Schmorras im Val Nandro (Oberhalbstein) gewonnen und in den einst bedeutenden Hüttenwerken von Ferrera, deren Ruinen heute noch sichtbar sind, verarbeitet. Andere, ehemals ebenfalls ausgebeutete Lager finden sich auf der Alp Tisch im Albulathal, sowie auch im Val Sourda.
Hämatit (Eisenoxyd oder Eisenglanz) trifft man am Gonzen über Sargans, wo die zwischen 1200 und 1500 m Höhe schon seit alter Zeit angelegten Gruben eine ziemliche Bedeutung hatten, da das Erzlager stellenweise mehr als einen Meter Mächtigkeit erreicht. Im Gegensatz zu den übrigen Eisenerzlagern im jurassischen Fels ist das Erz des Gonzen ein dichter, nicht oolithischer Hämatit, der dem mittleren Malm angehört.
Der Chamosit ist ein feinoolithisches Eisenerz, das sich in der Callovienstufe findet und über der Alpe Chamosenze am Fuss des Haut de Cry (Rhonethal) ansteht. 1850-1860 in einer jährlichen Menge von 20000-30000 Meterzentnern gewonnen und in den Eisenwerken von Ardon verhüttet. Chamosit wird auch aus dem bündnerischen Val Sourda erwähnt.
Eisenoolith. Versuche zum Abbau des Limonites im untern Dogger (Opalinustone), im Callovien und im Valangien sind an verschiedenen Stellen des Juragebirges wiederholt unternommen worden, haben aber wegen des zu geringen Erzgehaltes dieser Felsstufen nirgends zu befriedigenden Ergebnissen geführt. In den Kalkalpen ist der Eisenoolith des Callovien und Bathonien (Blegioolith) zu wiederholten Malen bergmännisch gewonnen worden. Solche Erze findet man in einem grossen Teil der Berner, Unterwaldner und Glarner Alpen, so z. B. an der Grossen Windgälle, doch waren die häufigen Abbauversuche nirgends von dauerndem Erfolg begleitet. Noch vor kurzer Zeit hatte man, gestützt auf den billigen Preis der zum Betrieb vorgesehenen Wasserkraft, die bedeutenden Eisenoolithlager im Gadmenthal zu verwerten gesucht, jedoch ebenfalls ohne den erhofften Erfolg.
Pyrit (Eisen- oder Schwefelkies): Ehemaliger Abbau im Dogger der Alpe de l'Amône im obern Val Ferret.
Manganeisenerze (Pyrolusit, Psilomelan, Polianit) sind in Graubünden im Val d'Err (Oberhalbstein) und noch vor ganz kurzer Zeit auf der Alpe digl Platz über der Rofna gewonnen worden.
Blei. Es handelt sich hier ausschliesslich um oft silberschüssigen Bleiglanz (Galenit). Am zahlreichsten waren solche Bergwerke in den Walliser Alpen, wo Gerlach im Jahr 1859 nicht weniger als 20 Konzessionen erwähnt. Heute steht von allen diesen Bergwerken nur noch ein einziges in Betrieb, nämlich dasjenige von Goppenstein im untern Abschnitt des Lötschenthales. Hier sind die neuen Stollen nahezu im Niveau der Thalsohle in den Berg getrieben worden, während sich die alten Werke hoch oben am Rotenberg befanden.
Das Bergwerk gehört jetzt der Gesellschaft «Helvetia», die Einrichtungen zum Verarbeiten des Erzes geschaffen hat und auch die Anhandnahme von elektrochemischen Industrien plant. Die übrigen Bleierzlager und ehemaligen Bleibergwerke im Wallis sind diejenigen von Salantin über Évionnaz, Dorénaz (Outre Rhône), Les Trappistes, Crettaz (am Mont Chemin), Botzi und Joeur Durand über Charrat, Ville d'Issert (Orsières), Bruzon und Verbier im Bagnesthal. Chassoure über Riddes, Val Ferret, Isérables, Nendaz (Siviez), Praz Jean und Saint Martin im Eringerthal, Chippis und Chalais, Bratsch und Gampel, Coullioux im Eifischthal.
Das Kupfer ist bei uns durch den Kupferkies (Chalkopyrit) und das oft silberschüssige und eine gewisse Menge von Wismut führende Fahlerz vertreten. Chalkopyrit hat man in Magnin (Trientthal), Zappelet (Bagnesthal), Praz Jean (Eringerthal) und Bourrimont (Eifischthal) bergmännisch gewonnen. Bergbau auf die silberschüssigen und an Wismut reichen Fahlerze (Anni
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vit) betrieb man bei Fusey (Saint Luc), Bécolliou und Pétolliou, Gollyre (Ayer), welche Lokalitäten alle im Eifischthal liegen. Während der Jahre 1902 und 1903 versuchte eine französische Gesellschaft die Wiederaufnahme dieser verschiedenen Betriebe, jedoch, wie es scheint, ohne Erfolg, da die Arbeiten neuerdings eingestellt sind. Weitere Fahlerzlager finden sich bei Praz Jean (Saint Martin) im Eringerthal, sowie auch in Graubünden, so z. B. diejenigen von Romana auf der Alpe Ursera, auf der Alpe Taspin und bei Zillis im Schamserthal.
Nickel und Kobalt. Auf der Kaltenbergalp im obersten Abschnitt des Turtmanthales liegen in einer Höhe von nahezu 2500 m die seit 1899 verlassenen Minen, in denen man während langen Jahren Weissnickelkies (Rammelsbergit) abgebaut hatte, ein seines reichen Gehaltes an Kobalt (17-18%) und Nickel (8-10%) wegen sehr bemerkenswertes Erz.
Die in der Schweiz, besonders im Wallis, unternommenen Abbauversuche von Metallerzen vollständig aufzuzählen, würde viele Seiten, sie zu beschreiben dagegen Bände füllen. Schon eine Zusammenstellung der im Wallis wirklich bekannten Unternehmungen dieser Art führt zu überraschenden Zahlen. Auch die in diese Werke gesteckten Kapitalien und Betriebsgelder erreichen vielfach das fünflache und noch mehr der durch den Verkauf der geförderten Minenprodukte wirklich erzielten Einnähmen.
Durch fast völlig unglaubliche Verhältnisse haben sich in dieser Hinsicht namentlich die Goldbergwerke ausgezeichnet. Die Werke von Gondo (am Simplon), die einst einen ausgezeichneten Ertrag abgeworfen haben sollen, sind im Jahr 1893 von einer französischen Gesellschaft mit einem Kapital von mehreren Millionen Fr. wieder in Betrieb gesetzt, dann aber nach dreijährigen Nachforschungen und Abbauversuchen, die etwa an die 100000 Fr. Gold ergaben, ganz einfach wieder verlassen worden. Die aus goldschüssigem Pyrit bestehenden Adern und Gänge enthalten nach den ausgeführten Analysen 30-40 gr Gold auf die Tonne geförderten Rohmateriales, was einen Abbau wohl lohnen würde. Es scheint aber hier das Golderz selbst in zu geringer Menge vorhanden zu sein.
Anders liegen die Verhältnisse für das Bergwerk «Goldene Sonne» am Calanda. Hier bestehen die das gediegene Gold enthaltenden Adern aus Quarz und Kalkspat. Das wertvolle Edelmetall ist in diesem Muttergestein in Gestalt von sehr kleinen oktaedrischen Kristallen oder von Schuppen in einem Verhältnis von nur 16,6 gr per Tonne geförderten Erzes verteilt. Goldschüssiges Erz hat man hier übrigens einzig im obersten der in den Fels getriebenen Stollen angetroffen.
d) Baumaterialien und Rohstoffe des Baugewerbes.
Von diesen Mineralprodukten unseres Landes können die Bausteine ohne weitere Verarbeitung sofort benutzt werden, während andere vor ihrer Verwendung zuerst einer besondern Bearbeitung oder selbst einer eigentlichen Fabrikation unterworfen werden müssen. Zu dieser Kategorie gehören z. B. die Ziegel, Backsteine, gelöschten Kalke und Zemente.
1. Gneise und Granite. Die Brüche auf Gneis und Granit haben eine sehr grosse Wichtigkeit erlangt, so namentlich seit dem Bau der Gotthardbahn in den Kantonen Tessin und Uri. Das zunehmende Verschwinden der erratischen Blöcke, die während langer Zeit in einer ziemlichen Anzahl der Mittellandskantone der Schweiz die zu Bauzwecken verwendeten Granitsteine lieferten, hatte zur Folge, dass die Gneise des Tessin und die Granite von Uri jetzt nach der ganzen Nord-, Ost- und Westschweiz zur Versendung kommen.
Die Moräne von Monthey ist heute die einzige Stelle, wo der Bruch von erratischen Blöcken noch gewerbsmässig betrieben wird. Doch ist auch diese Industrie dem Erlöschen nahe, da die letzten grossen Blöcke nahezu verschwunden und die übrig bleibenden als Zeugen der Zeit der grossen prähistorischen Gletscher gesetzlichem Schutz unterstellt sind. Am Gurnigel, im Habkernthal und im Thal der Ormonts hat man hie und da auch die rosaroten und grünen sog. «exotischen» Granite ausgebeutet.
Im Tessin zählt man mindestens 50 Brüche auf grobkörnigen Gneis, der gewöhnlich allgemein «Tessinergranit» genannt wird. Sie beschäftigen an die 1500 Arbeiter. Dieser grobe Gneis ist von sehr schönem Aussehen und wechselt in seiner Färbung je nach dem Gehalt an Glimmer und dessen Farbe. Die Eigenschaft des Gneises, sich in einer bestimmten Richtung leichter spalten zu lassen, erleichtert die Gewinnung dieser Felsart ganz ausserordentlich und gestattet ferner ohne weitere Steinhauerarbeit das Brechen von sehr grossen Platten (für Balkone, Verandas etc.), was bei einem wirklichen Granit nur schwierig der Fall sein würde.
Die stark schiefrigen Gneise, die zu dünnen Steinplatten verwendet werden, heissen «bevola». Sehr lebhaft wird aber ganz besonders der als «Granit» bezeichnete grobkörnige Gneis gebrochen. Die wichtigsten Steinbrüche dieser Art sind längs dem Thal des Tessin aneinander gereiht, während diejenigen des Verzasca- und des Maggiathales geringere Bedeutung haben. Die grössten Brüche findet man an folgenden Orten: Bodio, Chiggiogna, Giornico, Lavorgo, Biasca, Claro, Osogna und Lodrino (alle in der Leventina und der Riviera), dann in Cevio, Riveo, Gordevio, Ponte Brolla und Tegna im Maggiathal, sowie endlich bei Lavertezzo und Brione im Verzascathal, wo ein besonders heller Gneis gebrochen wird. Im Kanton Graubünden gewinnt man namentlich im Bergell prachtvolle Granitblöcke, die in der Mehrzahl nach Italien ausgeführt werden. Mehr zur Deckung der lokalen Bedürfnisse dienen die Brüche in der Umgebung von Zernez und im Puschlav. Einen schönen grünen Gneis liefert die Umgebung von Andeer.
Im Reussthal werden die schönen Bankgranite und Gneisgranite des Aarmassives gewonnen, so bei Wassen in drei grossen Steinbrüchen. Es bestehen ferner drei Brüche auf Gaisberggranit bei Gurtnellen, Brüche auf geschichteten Schöllenengranit am Urnerloch und Gneisbrüche bei Andermatt. Alle diese Steine werden zum grössten Teil in die Gegenden von Zürich, Bern und Basel ausgeführt. Die Eröffnung des Simplontunnels hat dem prachtvollen Granitgneis von Antigorio, der die Wände der Schlucht von Iselle und Gondo bildet, ein neues Absatzgebiet erschlossen, und bald wird auch der Bau der Lötschbergbahn ohne Zweifel erlauben, den schön grünen, sowie hie und da auch rosaroten Gasterengranit zu brechen und in den Handel zu bringen.
2. Kalkstein. Das wichtigste Gebiet der Kalksteinbrüche in der Schweiz ist der Jura, wo Steine für die lokalen Bedürfnisse und für den Versand nach andern
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Landesteilen in ungezählten Brüchen gewonnen werden. In zweiter Linie folgen darauf die Kalkalpen. Wir können hier nur diejenigen Unternehmungen besonders hervorheben, deren Produkte exportiert werden und sich auch auswärts einen geachteten Namen erworben haben. Die Kalkalpen liefern besonders Bausteine, die sich sowohl durch ihre eigenartige Farbe als zum Teil durch ihre grosse Widerstandsfähigkeit auszeichnen. Es handelt sich dabei in den meisten Fällen um Kalksteine, die vorzugsweise als Hausteine Verwendung finden.
Eine Uebersicht der hauptsächlichsten Kalksteinbrüche des Jura, nach dem geologischen Alter geordnet, ergibt folgendes Bild: a) Neokom. Ein weisser, weicher und sägbarer Stein, der dem aus Frankreich importierten sog. «Savonnières"-Stein ähnlich sieht, ist seiner Zeit beim Dorf Agiez im Urgon des untern Abschnittes der Orbeschlucht gebrochen worden. Das Unternehmen, das eigentlich bloss die Wiederaufnahme des Betriebes eines altrömischen unterirdischen Steinbruches war, lieferte jährlich eine grosse Menge Steine, ruht aber jetzt seit einigen Jahren. Aehnlicher weisser Stein könnte auch zwischen La Sarraz und Moiry gewonnen werden. Ein ebenfalls aus römischer Zeit stammender Stolleneingang, die sog. Grotte de Montcherand, findet sich gegenüber dem Bruch von Agiez in derselben weissen Steinbank.
Anderwärts liefert das Urgon meist nur einen harten, gelblichen oder weisslichen Stein, der sich für die Bearbeitung weniger eignet, so z. B. in mehreren Brüchen um den Mormont, bei Orbe, sowie zwischen Concise und Neuenburg, wo sich bei Boudry und Auvernier wieder der kreidige Kalk einstellt. Ein weisser Kreidekalk ist auch im Val de Travers in derselben Schicht wie der Asphalt gebrochen worden. In Bevaix gewinnt man im untern Urgon einen etwas ins Graue spielenden, porösen und leicht zu behauenden Kalkstein.
Das mittlere Neokom (Hauterivien) bildet den Horizont des sog. gelben Neuenburgersteines (pierre jaune de Neuchâtel), dessen vorzügliche Eigenschaften schon den Römern vorteilhaft bekannt waren. Die grossen Brüche, in denen nun schon seit Jahrhunderten viele Tausende von Kubikmetern dieses Gesteins ausgebeutet worden sind, liegen um das Dorf Hauterive zwischen La Favarge und Saint Blaise. Ausserhalb dieser ziemlich eng umschriebenen Zone findet sich nur an wenigen Stellen ein zur Verarbeitung ebenso geeigneter Stein wie es derjenige von Hauterive ist. Zu nennen wären in dieser Hinsicht etwa die mehr nur lokale Bedürfnisse befriedigenden Steinbrüche von Ferreire und von Bretonnières (Waadt). An andern Stellen, wie z. B. bei Chamblon, erscheint dieser gelbe Stein als für die Bearbeitung zu hart und findet er meist nur als Bruchstein Verwendung.
Im obern Valangien gewinnt man plattenförmige, etwas gelbrote Bruchsteine. Einen ausgezeichneten Haustein und Baustein, den sog. «marbre bâtard», liefert im ganzen Juragebirge die untere Valangienstufe. Die Brüche, in denen dieser Stein gewonnen wird, ziehen sich vom Pays de Gex bei Divonne bis in die Umgebung von Biel ohne Unterbruch der ganzen Flanke des Jura entlang. Die bekanntesten dieser Brüche sind: derjenige von La Violette über Arzier, diejenigen von Saint Georges, Bonvillars und Saint Maurice, von Neuenburg (Vauseyon, Fahys etc.), Le Landeron, Neuenstadt, Tüscherz, Goldberg etc. Der «Marbre bâtard» ist ein sehr dichtes und ziemlich homogenes Gestein von gewöhnlich etwas gelblicher, vielfach aber auch vollkommen weisser Farbe.
b) Im Malm oder obern Jura sind die zur Gewinnung von Hau- und Bausteinen am meisten geschätzten Schichten von Kalkfels in den obern Stufen der ganzen Formation vertreten. So finden wir im Portlandien grosse Steinbrüche geöffnet in der Umgebung von Neuenburg (Fenin) und in andern Teilen dieses Kantons, wie bei Les Loges, Les Hauts Geneveys, La Joux zwischen Les Ponts und La Chaux du Milieu; dann auch bei St. Immer, Lignières, Nods, La Reuchenette etc.
In einem etwas tiefern Horizont, der Stufe des sog. Kimeridge, liegen die Steinbrüche von Solothurn, in denen seit Jahrhunderten grosse Mengen von Bausteinen gewonnen worden sind.
Das Sequan tritt im südlichen und zentralen Jura in wenig mächtigen Bänken auf und liefert hier auch nur wenig Baumaterial, während im Sequan des östlichen und besonders des nördlichen Jura gewaltige Mengen von Stein gebrochen werden, so namentlich in der Umgebung von Laufen, wo das kleine Thal von Lochbrück auf eine Länge von zwei Kilometern sozusagen einen einzigen Steinbruch darstellt. Ein Sequankalk von sehr feinem
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Korn und leichter Polierfähigkeit gibt auch nahe Reclère Anlass zu einem Steinbruchbetrieb.
Während der untere Malm im zentralen und östlichen Jura durch das Auftreten von mergeligen Schichten charakterisiert erscheint, setzt er sich im nördlichen Abschnitt des Gebirges im Gegenteil aus oolithischen korallogenen Kalken der raurazischen Fazies zusammen. Diese Schichten bestehen bald aus dichten Kalken, bald aus einem porösen weissen Kalkstein (Rauracien), der leicht zersägt und behauen werden kann. Aeltere Brüche finden sich bei Soyhières, Hoggerwald und Movelier, während in neuerer Zeit die Anhandnahme eines grössern Betriebes bei Kleinlützel geplant worden ist.
Diese korallogenen Kalke zeichnen sich durch die nämlichen Vorzüge aus, die den ähnlichen Steinen französischer Herkunft (Charentonay, Savonnières) eigen sind, bieten aber noch den weitern Vorteil, weniger porös zu sein und mit der Zeit härter zu werden, was sie gegen Druck 2-3mal widerstandsfähiger macht, als es der Stein von Savonnières ist. Schon die Römer bedienten sich ihrer für die Bauten von Augusta Rauricorum, wie auch in Basel zahlreiche Bauwerke des Mittelalters aus ihnen bestehen. Um dem Stein seine ursprüngliche weisse Farbe zu erhalten, pflegt man ihn mit einem Silikat zu imprägnieren, welches Verfahren von ausgezeichnetem Erfolg ist.
Zahlreiche Steinbrüche werden im Basler und Aargauer Jura (Lägern), sowie im Kanton Schaffhausen betrieben, dienen aber meist nur dem lokalen Bedarf und liefern meist nur Hausteine.
c) Der Dogger oder mittlere Jura bietet in seiner ganzen obern Stufe, dem Callovien, einen Kalkstein, der ausgezeichnete kleinere Bausteine liefert. Es ist dies die sog. Dalle nacrée, ein dünnbankiger brauner Kalkstein, der häufig zu trockenen Alpmauern oder zu gewöhnlichem Mauerwerk verwendet und seit der grossen Entwicklung des Eisenbahnnetzes auch nach entfernter gelegenen Landesteilen versandt wird.
Der Hauptrogenstein (französisch «grande oolithe») des mittlern Dogger (Bathonien) liefert gute Hausteine, da er trotz häufiger Durchsetzung mit Spalten in ziemlich mächtigen Bänken ansteht. Spätige oder oolithische Kalke dieses Horizontes werden im Kanton Waadt oberhalb Baulmes, im Neuenburger Jura in der Umgehung der Vue des Alpes und von Les Convers, sowie an zahlreichen Stellen des Berner, Solothurner, Aargauer und Basler Jura gebrochen, von denen wir bloss die grossen Steinbrüche von Sulz hinter dem Wartenberg bei Muttenz nennen, aus denen die Stadt Basel einen grossen Teil ihrer Mauersteine bezogen hat.
Der untere Dogger (oder Bajocien) erscheint als Lieferant von Bausteinen von nur geringer Bedeutung. Immerhin ist zu erwähnen, dass in seinen dünnbankigen Schichten von spätigen und zum Teil kieseligen Kalken in der Umgebung der Vue des Alpes und von Les Convers (Neuenburg) grosse Brüche betrieben werden. Anderwärts ist dagegen die Stufe zu stark mergelig, um brauchbares Baumaterial liefern zu können.
d) Die Trias enthält in ihrem mittleren Abschnitt, dem Muschelkalk, einen Horizont von gut brauchbarem Baustein. Im Solothurner, Berner, Aargauer und Basler Jura werden auf diesen Stein zahlreiche Brüche betrieben, die zu einem grossen Teil aus der Zeit der Anfänge des Eisenbahnbaues datieren. Eine ganze Reihe solcher Brüche zieht sich zwischen Koblenz und Augst der Bahnlinie entlang, so namentlich diejenigen von Koblenz, Felsenau bei Leuggern, Kaisten, Eiken, Rheinfelden.
Die uniere Stufe der Trias, der Buntsandstein, der im Grossherzogtum Baden und im Elsass die ihrer Widerstandsfähigkeit wegen so bemerkenswerten harten Sandsteine von weinroter Farbe liefert, ist auch im Norden der Schweiz vertreten, wo er sich aber auf den nordwestlichen Abschnitt des Aargauer Jura beschränkt und nur in seinen obersten, leicht zerbröckelnden und daher für Bauzwecke unbrauchbaren Schichten ansteht.
Alpen. Bei Collombey im Walliser Rhonethal bricht man seit einer langen Reihe von Jahren einen dem Neokom angehörenden, sehr widerstandsfähigen spätigen Kalkstein, der als Haustein und seiner Polierfähigkeit wegen auch als Marmor Verwendung findet. Ein ähnlicher Kalk wird ferner seit kurzer Zeit auch etwas über dem Dorf Massongex bei Monthey gewonnen. Weiterhin treten Bausteine der Kreideformation erst wieder in der Zentral- und Ostschweiz auf. Hier sind es die dunkeln oder grauen Urgonkalke (Schrattenkalk), die gute Mauer- und teilweise auch Hausteine liefern und längs dem Ufer des Thunersees, in den Steinbrüchen von Telli am Alpnachersee, bei Hergiswil und Stansstad, sowie längs der Axenstrasse gebrochen werden.
Noch zahlreicher sind aber die Steinbrüche im Jurakalk, besonders im Malm, der bei La George nahe Boche und stellenweise auch in verschiedenen Brüchen längs beider Rhoneufer sehr schöne Hausteine (oft «Marmor» genannt) geliefert hat. Ferner wird oberer Jurakalk im Greierzerland bei Bataille nahe Bulle, Grandvillars (jetzt verlassen), Lessoc, Estavannens, La Tour de Trême etc., sodann bei Château d'Oex im Kanton Waadt, bei Saanen und für lokale Bedürfnisse dem ganzen Simmenthal entlang gebrochen, ebenso am Ufer des Brienzersees, im Ober Hasle (Isenbolgen, Husen etc.). Bedeutender sind die Brüche an der Axenstrasse, am Ufer des Walensees bei Quinten, bei Bärschis, sowie bei Ragaz und Sargans. Der grosse Steinbruch bei Netstal (Kanton Glarus) liegt im Tithon und liefert keine Bausteine, indem der Kalk an Ort und Stelle gebrannt und an grosse Calciumkarbidfabriken abgeliefert wird.
Der alpine Dogger und der obere Lias sind im allgemeinen zu mergelig, so dass sie kaum auf Bausteine hin abgebaut werden können. Dagegen erscheinen im mittlern und untern Lias der Präalpen prachtvolle Bänke von spätigem Gestein, dessen Farbe durch alle Nüancen von grau bis grün und rosarot geht. Es ist dies der sog. Marmor vom Mont Arvel, der dank seiner Härte und Widerstandsfähigkeit sich weithin eines guten Rufes erfreut. Sein dichtes Gefüge erlaubt es, ihn als Marmor zu verwenden, wie die grosse Mächtigkeit seiner einzelnen Schichten ihn als Haustein ersten Ranges erscheinen lässt.
Die vier Steinbrüche befinden sich am Fuss des Mont Arvel bei Villeneuve. Ein ähnliches Lager von gleichaltrigem, aber eher braun gefärbten Kalkstein steht auch nahe dem Schloss Greierz an, wo man es abzubauen versucht hat. Diese eigenartige Liasfazies tritt in scharfer Umgrenzung einzig in dem Gebiet zwischen dem Greierzerland und der schweizerischen Landesgrenze westlich vom Grammont auf, wo bei Les Évouettes (im Wallis) einst noch ein anderer Bruch im Betrieb stand. Anderswo bildet der Lias einen dunkelgrauen Kieselkalk, der sich als Haustein weniger eignet.