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die Urbarmachung von ausgedehnten Landstreifen gestattet und die landwirtschaftlichen Verhältnisse eines grossen Teiles unseres Landes gründlich umgestaltet. Die an organischen Bestandteilen reichen Sumpf- und Torfböden bilden, einmal trocken gelegt und urbar gemacht und nachdem sie auf eine mehr oder weniger lang dauernde Zeit umgestochen und durch Beifügung von kalkhaltigem Dünger verbessert worden sind, einen bemerkenswert fruchtbaren Ackerboden, der sich hauptsächlich für intensive Produktion und für den Anbau von Industriepflanzen eignet. So versorgt z. B. heute das Seeland als einzige Gegend in der Schweiz eine Zuckerfabrik mit Zuckerrüben.
Km2 | Produktives Areal | Unproduktives Areal | Gesamte Bodenfläche |
---|---|---|---|
Zug | 195 | 44 | 239 |
Genf | 229 | 53 | 282 |
Schaffhausen | 281 | 13 | 294 |
Appenzell | 398 | 17 | 415 |
Basel | 443 | 19 | 462 |
Glarus | 449 | 243 | 692 |
Unterwalden | 617 | 147 | 764 |
Solothurn | 762 | 29 | 791 |
Neuenburg | 692 | 115 | 807 |
Schwyz | 761 | 147 | 908 |
Thurgau | 847 | 164 | 1011 |
Uri | 478 | 598 | 1076 |
Aargau | 1342 | 62 | 1404 |
Luzern | 1373 | 127 | 1500 |
Freiburg | 1471 | 203 | 1674 |
Zürich | 1620 | 104 | 1724 |
St. Gallen | 1840 | 179 | 2019 |
Tessin | 1870 | 930 | 2800 |
Waadt | 2738 | 514 | 3252 |
Wallis | 2868 | 2356 | 5224 |
Bern | 5391 | 1453 | 6844 |
Graubünden | 4234 | 2898 | 7132 |
SCHWEIZ: | 30900 | 10423 | 41323 |
Neben den mehr oder weniger vertorften und durch ihre Seggenvegetation (Carex) ausgezeichneten Sumpfländereien («Rieden») der Ebene sind auch noch die besonders im Jura häufig auftretenden sog. Hochmoore (französisch «sagnes») zu nennen, die sich durch das vollständige Fehlen jeder kalkigen Ablagerung, wie man solche in den Rieden als sog. Seekreide in wechselnder Tiefe regelmässig findet, und durch das Vorherrschen der den Kalk fliehenden Sphagnumarten (Torfmoose) auszeichnen.
Diese Hochmoore sind sowohl von industrieller wie von landwirtschaftlicher Bedeutung, indem sie neben dem als Brennmaterial verwendeten Torf auch noch ein geschätztes Düngemittel liefern. Die obersten Schichten eines solchen Moores bestehen nämlich aus einer an organischem Stickstoff reichen Torferde, die so ziemlich die Zusammensetzung eines Humusdüngers aufweist und nach Zusatz von kalkhaltigen Substanzen und Phosphaten mit Erfolg als die Fruchtbarkeit befördernde Substanz verwendet werden kann.
Mit Bezug auf die chemische Zusammensetzung bewegen sich unsere Böden natürlich innerhalb sehr weit gesteckter Grenzen. Als allgemein verbreitete Eigenschaft kann immerhin ihre Armut an Phosphorsäure hervorgehoben werden, die durch eine grosse Anzahl von Analysen der allerverschiedensten Bodenarten erwiesen worden ist. Alle die Felsarten, die bei uns am häufigsten auftreten und am meisten zur Bildung unserer Böden beitragen, entbehren ganz oder nahezu der Phosphorsäure. Es trifft dies auf die Molassesandsteine und -mergel, wie auf die Kalke (mit einigen wenigen Ausnahmen von rein lokaler Bedeutung), die kristallinen Gesteine etc. zu. Häufiger tritt Pottasche auf, wenigstens in den tonigen und den aus der Verwitterung von phosphatischen Gesteinen entstandenen Böden. Da sie aber hauptsächlich in unlöslichem und schwierig assimilierbarem Zustand vorhanden ist, muss sich unsere Landwirtschaft in ausgedehntem Masse Pottasche haltender Düngemittel bedienen, obwohl deren Wirkung nicht eine so regelmässig sichere ist, wie diejenige der phosphatischen Dünger. Diese letztern (besonders die basischen Phosphate oder Phosphatschlacken und die Superphosphate) bilden seit einem Vierteljahrhundert Gegenstand einer beträchtlichen Einfuhr. Es erscheint als sicher, dass die enorme Vermehrung der schweizerischen landwirtschaftlichen Produktion mit dem rationellen Gebrauch von phosphatischen Düngemitteln im direkten Zusammenhang steht.
b) Dem Klima der Schweiz eigentümlich sind hauptsächlich die häufigen und auch verhältnismässig reichlichen atmosphärischen Niederschläge. Eine Ausnahme von dieser Regel machen nur wenige Gegenden, darunter als bedeutendste diejenige, deren Mittelpunkt etwa mit Sitten im Wallis bestimmt ist. Folgende, einer später noch zu nennenden Arbeit von A. Volkart entnommenen Ziffern geben über diese Verhältnisse nähere Auskunft: Auf einer Fläche von 75% des gesamten Schweizerlandes übersteigt die jährliche Niederschlagshöhe die Summe von 100 cm. Die gleiche Summe ergibt sich in Irland auf 60%, in England auf 35%, in Frankreich auf 8% und in Deutschland auf bloss 3% der Gesamtfläche. Auf 20% der Fläche der Schweiz entfällt eine jährliche Niederschlagshöhe von 85-100 cm und auf bloss 5% der Fläche eine solche von unter 85 cm, während dieses letztere Verhältnis für 90% der Fläche des Deutschen Reiches und für 82% derjenigen von Frankreich zutrifft.
Dieses feuchte Klima bedingt im Verein mit dem stark gegliederten Aufriss des Landes und häufig auch mit der mechanischen Zusammensetzung der Böden (steinige und kiesige Böden) das Vorherrschen des Futterbaues und damit auch der Viehzucht, während diejenigen Kulturen, die zum vollständigen Ausreifen der Früchte eher eines trockenen Klimas bedürfen, d. h. namentlich die Zerealien, bei uns weit weniger günstige Bedingungen vorfinden. In der Tat zeigt denn auch die Statistik, dass sich in der Schweiz das Verhältnis der Wiesen (exkl. Weiden) zum Ackerland auf 1:0,9 stellt, während es z. B. im Deutschen Reich 1:4,5 beträgt.
2. Pflanzliche Produktion.
Wenn auch die schweizerische Landwirtschaft infolge der natürlichen wie der wirtschaftlichen Zustände
auf die immer weitere Ausdehnung des Futterbaues hinarbeitet, dem unsere Alpweiden
noch
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einen ganz besondern Charakter verleihen, so nehmen doch auch die übrigen Kulturen ihren, oft recht bedeutenden, Platz ein. Die Vielgestaltigkeit des Bodens, des orographischen Aufrisses und der Höhenverhältnisse bedingt eine Mannigfaltigkeit der pflanzlichen Erzeugnisse, wie sie im gleichen Mass von keinem andern Land erreicht wird. Da uns eine eingehende Darstellung aller dieser Erzeugnisse zu weit führen würde, beschränken wir uns darauf, über die bedeutendsten derselben einige Angaben zu machen.
a) Der Futterbau erscheint in drei verschiedenen Formen: als Weiden, Wiesen und Futterbau im Felde (Kunstwiesen). Nach Prof. Kraemer umfasst die Schweiz auf einer Gesamtfläche von 2178480 ha landwirtschaftlich benutzten Bodens (exkl. Wald und Reben):
ha | d. h. des produkt. Bodens | |
---|---|---|
Weiden | 795000 | 36,5% |
Wiesen | 695000 | 31,9% |
Kunstwiesen | 186300 | 8,5% |
im Ganzen: | 1676300 | 76,9% |
Es ist dies ein enormes Verhältnis, das mit Ausnahme Englands von keinem andern Land Europas erreicht wird. Sucht man den jährlichen Ertrag dieser Produktion zu bestimmen, so gelangt man zu folgenden Zahlen (die wir dem von A. Volkart verfassten Artikel Futterbau in Prof. Reichesberg's Randwörterbuch der schweizerischen Volkswirtschaft, 2. Band 1905, entnehmen):
Fr. | |
---|---|
Weiden | 29328000 |
Wiesen | 222400000 |
Kunstwiesen | 83835000 |
Total | 335563000 |
Diese gewaltige Produktion wird in ihrer Gesamtheit als Nahrung für den schweizerischen Viehstand verwendet, was bei unserer ziffernmässigen Kenntnis dieses Viehbestandes eine interessante Kontrolle der eben angeführten Zahlen, die auf Schätzung und nicht auf einer bis ins Einzelne gehenden Statistik beruhen, gestattet. (In der Tat verfügt die Schweiz bis heute leider noch nicht über eine das ganze Land umfassende landwirtschaftliche Statistik. Die in dieses Gebiet fallenden Erhebungen gehören immer noch in den Tätigkeitsbereich der Kantone, von denen bloss einige wenige [Waadt, Zürich, Bern] eine ausführliche landwirtschaftliche Statistik aufzuweisen haben. Am ist zum erstenmal eine eidgenössische Zählung der landwirtschaftlichen Betriebe vorgenommen worden, doch sind deren Einzelergebnisse zur Zeit erst für einige wenige Kantone bekannt).
Die oben erwähnte Kontrolle ist von Prof. Kraemer durchgeführt worden, der, gestützt auf die Viehzählung von 1896, den gesamten Futterbedarf berechnete und, indem er von diesem die jährliche Mehreinfuhr von Futter abzog, eine Summe von Fr. 333474780 erhielt, die somit den Wert der schweizerischen Futterproduktion darstellt. Diese Summe stimmt mit derjenigen, die Volkart auf anderm Wege herausgerechnet hat, bis auf 2 Mill. Fr. überein und bildet also eine sehr bemerkenswerte Bestätigung derselben.
Wert der Gesamtproduktion der schweizerischen Landwirtschaft.
(Schätzungen des schweizer. Bauernsekretariates).
Art der Produktion. | Mitte der 80er Jahre Fr. | % | 1906 (prov. Schätzung) Fr. | % | Prozentische Zu- oder Abnahme. |
---|---|---|---|---|---|
Getreidebau | 39000000 | 7.16 | 21300000 | 2.92 | -45,38 |
Kartoffelbau | 24471000 | 4.50 | 27000000 | 3.70 | +10,33 |
Hanf- und Flachsbau | 1894000 | 0.35 | 1900000 | 0.26 | +0,32 |
Tabakbau | 1000000 | 0.17 | 1000000 | 0.14 | - |
Verschiedene Kulturpflanzen | 250000 | 0.04 | 400000 | 0.05 | +60,00 |
Heu an die nicht landwirtschaftliche Pferdehaltung | 3600000 | 0.66 | 4500000 | 0.62 | +25,00 |
Weinbau | 49240000 | 9.05 | 45000000 | 6.16 | -8,61 |
Obstbau | 49500000 | 9.09 | 60000000 | 8.21 | +21,21 |
Gemüsebau | 25926000 | 4.76 | 26400000 | 3.61 | +1,83 |
Rindviehzucht | 6485000 | 1.19 | 5600000 | 0.77 | -13,64 |
Rindviehmast (inkl. Mastviehexport) | 96250000 | 17.68 | 156300000 | 21.40 | +62,39 |
Pferdehaltung | 288000 | 0.05 | 350000 | 0.05 | +21,52 |
Schweinehaltung | 38221000 | 7.02 | 61480000 | 8.43 | +60,85 |
Schafhaltung | 3800000 | 0.70 | 2590000 | 0.35 | -31,84 |
Ziegenhaltung | 12250000 | 2.25 | 13260000 | 1.81 | +8,24 |
Geflügelhaltung | 13256000 | 2.43 | 14000000 | 1.91 | +5,61 |
Bienenzucht | 2286000 | 0.41 | 3000000 | 0.41 | +31,23 |
Molkereiprodukte | 176597000 | 32.49 | 286180000 | 39.20 | +62,05 |
Summa | 544314000 | 100.00 | 730260000 | 100.00 | +34,16 |
.
Fr. | |
---|---|
Die Vermehrung der Jahresproduktion beträgt rund | 186000000 |
Auf den Arbeitstag der in der Landwirtschaft erwerbstätigen Familienglieder | -.88 |
Auf die Preiserhöhungen entfallen rund | 52000000 |
Auf den Arbeitstag der in der Landwirtschaft erwerbstätigen Familienglieder | -.25 |
Die wirkliche Produktionsvermehrung beträgt somit rund | 134000000 |
Auf den Arbeitstag der in der Landwirtschaft erwerbstätigen Familienglieder | -.63 |
b) Waldungen. Wenn man sich an die Einteilung nach der Flächenausdehnung der Kulturen hält, reiht sich dem Futterbau unmittelbar der Wald an. Die schweizerischen Waldungen umfassen nach dem Statistischen Jahrbuch der Schweiz für 1906 rund 878500 ha, d. h. etwa 21% der Gesamtfläche des Landes. Die Schweiz ist somit, mit ihren Nachbarstaaten verglichen, weniger bewaldet als Oesterreich (33%) und Deutschland (26%), mehr dagegen als Frankreich (16%) und Italien (20%). Von grosser Wichtigkeit mit Hinsicht auf die Schutzmassregeln sind die Eigentumsverhältnisse der Waldungen.
Von der gesamten Waldfläche entfallen 4,5% auf die Staatswaldungen und 66,9% auf die Gemeinde- und Korporationswaldungen, sodass für die Privatwaldungen bloss 28,6% übrig bleiben. In keinem andern Land zeigt sich ein so starkes Verhältnis des öffentlichen Besitzes. Diese Erscheinung ist eine günstige Bedingung für die Vollziehung der Forstgesetzgebung, die in der Schweiz noch mehr als anderswo auf den Schutz des Waldes hinarbeiten muss, da dieser letztere selbst wieder dem Boden Schutz bietet, sei es direkt durch sein Verhalten gegenüber Lawinen, Schuttrutschungen etc., sei es indirekt durch seinen überwiegenden Einfluss auf die Ausgleichung des Wasserhaushaltes. Es ist schwierig, einen Durchschnitt der Produktion oder des Ertrages aufzustellen, da diese Ziffern je nach der Höhenlage der Waldungen beträchtlich schwanken.
Die am höchsten gelegenen Waldungen, die zugleich auch weitaus die ausgedehntesten sind, zeigen natürlich ein schwächeres Wachstum und daher auch einen geringeren Ertrag als die Wälder der mittlern und untern Zone. Diese letztern sind bei uns ausserordentlich ertragreich, sodass unser Land mit Bezug auf den Zuwachs vielleicht das am günstigsten gestellte Gebiet darstellt. Der von Landolt im Jahr 1882 aufgestellte Durchschnitt von 3,57 m3 Zuwachs per Hektare und Jahr darf jetzt wohl allgemein als ein Minimum betrachtet werden.
c) Die Getreidearten umfassen, trotz dem beträchtlichen Rückgang ihres Anbaues während des letzten Vierteljahrhunderts, nach einer vom schweizerischen Bauernsekretariat aufgestellten Statistik immer noch eine Gesamtfläche von 196148 ha, die sich auf die einzelnen Arten wie folgt verteilen: ¶