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Jahrhunderts beibehalten. Er teilte sich zusammen mit den sieben Zehnten des Oberwallis in die Regierung des Landes. Es standen ihm der Blutbann und das Begnadigungsrecht, sowie das Münzrecht zu. Er hatte sehr heftige Kämpfe gegen die Landleute zu bestehen, die seine weltlichen Hoheitsrechte zu wiederholten Malen einzuschränken suchten. Als Napoleon I. das Wallis 1802 zum selbständigen Staatswesen erhob, entging das Bistum Sitten mit knapper Not der Aufhebung.
Die Verfassung von 1815 gab dem Bischof das Recht, im Grossen Rat zu sitzen, wo seine Stimme derjenigen eines Zehntens, d. h. von vier Abgeordneten, gleichkam. Im Ganzen zählt man etwa 84 Bischöfe des Wallis, von denen 12 heilig gesprochen worden sind. Deren einer, St. Theodor oder St. Theodul, ist der offizielle Schutzpatron des gesamten Landes Wallis. Bei jeder Vakanz des bischöflichen Stuhles legt das Domkapitel von Sitten dem Grossen Rat des Kantons eine Liste von 4 Kandidaten vor, aus denen diese Behörde den neuen Bischof erwählt. Das Resultat der Wahl wird dem h. Stuhl unterbreitet, der die Wahl regelmässig kassiert, um dann von sich aus den selben Kandidaten zu ernennen.
Das Domkapitel von Sitten besteht aus 12 residierenden und 12 Titulardomherren, von welch' letztern die meisten als Pfarrer in solchen Kirchgemeinden amten, deren Kollatur dem Bischof oder dem Kapitel untersteht. Dem Kapitel gehören an der Dekan von Sitten und der Dekan von Valeria, sowie der Kustos und der Vorsänger der Kathedrale. Infolge eines durch den Kardinal Schinner vom Papst erlangten Privilegiums tragen alle Domherren das rote Mäntelchen. Dem Bischof sind ein Generalvikar und ein Kanzler beigegeben.
Neben den Domherren zählt das Kapitel noch 5 Pfründner oder Kaplane. In Sitten befindet sich das grosse bischöfliche Priesterseminar mit 7 vom Bischof ernannten Professoren, sowie je eine Kommission für die Priesterexamina und die Verwaltung der geistlichen Stiftungen. Dem Bistum Sitten stehen am Collegium Germanicum in Rom zwei Freiplätze und an der Staatsuniversität Innsbruck 10 Stipendien zur Verfügung. Es umfasst 11 Dekanate mit 135 Pfarreien und 69 Kaplaneien.
Das Wappen des Bistums zeigt im roten Schild einen silbernen Stab und zwei silberne Degen, die ins Kreuz übereinander gelegt sind. Das Bistum zählt 115957 Katholiken, wovon 112584 auf das Wallis und 3373 auf den waadtländischen Anteil (Aigle und Bex) entfallen. 1905 amteten im Bistum 229 Pfarrgeistliche. 141 Klostergeistliche, wovon 116 Augustiner und 25 Kapuziner.
1. Dekanat Sitten mit 7 Pfarreien: Sitten, Grimisuat, Savièse, Bramois, Ayent, Arbaz, Salins.
2. Dekanat Vex mit 6 Pfarreien: Vex, Evolena, Sage, Hérémence, Nax, Mase.
3. Dekanat Siders mit 16 Pfarreien: Siders (mit der Kaplanei Géronde), Vissoye, Grimentz, Chippis, Granges, Vercorin, Saint Maurice de Laques, Grône, Chalais, Lens, Venthône, Miège, Saint Luc, Montana, Chandolin, Saint Léonard.
4. Dekanat Leuk mit 14 Pfarreien: Leuk, Agaren, Leukerbad, Turtman, Gampel, Salgesch, Erschmatt, Ems, Albinen, Inden, Varen, Ergisch, Guttet, Feschel.
5. Dekanat Raron mit 8 Pfarreien: Raron, Lötsehen, Unterbäch, Niedergestelen, Eischoll, Ausserberg, Bürchen, Blatten.
6. Dekanat Visp mit 18 Pfarreien: Visp, St. Niklaus, Herbriggen, Stalden, Zermatt, Täsch, Visperterbinen, Saas, Tamatten im Grund. Törbel, Randa, Grächen, Zeneggen, Emd, Staldenried, Eisten, Fee, Almagell.
7. Dekanat Brig mit 14 Pfarreien: Naters, Mörel, Betten, Ried, Goppisberg, Simpeln, Glis, Brig, Thermen, Grengiols, Mund, Gondo, Ried, Eggerberg.
8. Dekanat Aernen mit 15 Pfarreien: Aernen, Münster, Geschinen, Binn, Obergestelen, Fiesch, Biel, Gluringen, Niederwald, Reckingen, Bellwald, Ulrichen, Lax, Blitzingen, Oberwald.
9. Dekanat Ardon mit 11 Pfarreien: Nendaz, Vétroz (mit Plan-Conthey), Saint Séverin, Leytron, Riddes, Saillon, Fully, Saxon, Isérables, Chamoson, Saint Pierre de Clages.
10. Dekanat Octodurum mit 9 Pfarreien: Martigny, Sembrancher, Bovernier, Vollèges, Bagnes, Orsières, Liddes, Bourg Saint Pierre, Trient.
11. Dekanat Monthey mit 17 Pfarreien: Troistorrents, Vionnaz, Saint Maurice, Vouvry, Val d'Illiez, Monthey, Muraz, Port Valais, Collombey, Outre Rhône, Revereulaz, Massongex, Vérossaz, Évionnaz, Champéry, Aigle und Bex.
Vier Pfarreien des Wallis (Choëx bei Monthey, Vernayaz, Salvan und Finhaut) stehen direkt unter dem Abt von Saint Maurice, der hier die bischöfliche Hoheit ausübt.
In Sitten besteht ein von den Marienbrüdern geleitetes Lehrerseminar, in Brig das von Ursulinerschwestern geleitete Lehrerinnenseminar. Am Lyzeum zu Sitten wird der Unterricht von Weltgeistlichen und einigen Laienprofessoren erteilt. Das Kollegium zu Brig, ehemals Jesuitenkollegium, steht unter der Leitung von vom Bischof ernannten Weltgeistlichen. Martinach besitzt ein gutes Pensionnat der Marienbrüder. In Saint Maurice unterhalten die Chorherren der Abtei eine sehr gute höhere Lehranstalt, deren Kurse mit der Maturitätsprüfung abschliessen.
Kapuzinerklöster: Sitten (seit 1628) mit 24 Insassen und Saint Maurice (seit 1628) mit 10 Insassen, die hier eine kleine Schule (ein sog. Scholastikat) unterhalten.
Das vom h. Bernhard von Menthon im Jahr 972 gestiftete reichsfreie Augustinerkloster auf dem Grossen St. Bernhard steht seit 1147 direkt unter dem h. Stuhl. Sein Propst trägt Mitra und Krummstab, die Chorherren das rote Mäntelchen. Dem Kloster haben bis jetzt 48 Pröpste vorgestanden. Ihm gehört der Kirchensatz der Pfarreien Bourg Saint Pierre, Liddes, Orsières, Sembrancher, Bovernier, Martigny, Vouvry und Lens. Eine Annexanstalt unterhält das Kloster auf dem Simplon, wo für gewöhnlich 4 Mönche und einige dienende Brüder sich aufhalten, um den Reisenden über den Simplonpass hilfreich beizustehen. Den Grossen St. Bernhard überschreiten alljährlich 18000 bis 20000 Reisende, denen das Kloster die weitestgehende Gastfreundschaft gewährt. Die Anzahl der regulären Chorherren auf dem Grossen St. Bernhard beträgt 62.
Frauenklöster im Wallis: Kloster vom Orden des h. Bernhard in Collombey (seit 1643);
Ursulinerinnen in Brig (seit 1663), die die städtischen Schulen und das deutsche Lehrerinnenseminar leiten;
Ursulinerinnen in Sitten (seit 1885), wo sie an den Primarschulen und der Mädchensekundarschule als Lehrerinnen tätig sind;
Franziskanerinnen in Sitten, die ein Mädcheninstitut leiten;
Schwestern vom Orden der h. Martha oder Spitalschwestern an dem 1781 gegründeten städtischen Spital und am Krankenhaus von Martigny. In Vérolliez bei Saint Maurice hat sich seit 1861 die schweizerische Kongregation der Schwestern vom Orden des h. Moritz niedergelassen, die hier ein Waisenhaus leiten und auch in Saint Maurice selbst dem Waisenhaus für Knaben vorstehen.
Bibliographie. Documents relatifs à l'histoire du Vallais (300-1457); recueillis par Jean Gremaud. (Mémoires et documents; publiés par la Soc. d'histoire de la Suisse romande. 29-33, 37-39). 8 vol. Lausanne 1875-1897. - Briguet, Séb. Vallesia Christiana seu dioecesis Sedunensis historia sacra. Seduni 1744. - Gremaud, Jean. Catalogue des évêques de Sion. Lausanne 1864. - Burgener, Laurenz. Die Heiligen des Walliser Landes samt den Concilien von St. Mauritz und Epaon. Einsiedeln 1857. - Boccard, Chanoine. Histoire du Vallais avant et sous l'ère chrétienne. Genève 1844. - Hoppeler, Rob. Beiträge zur Geschichte des Wallis im Mittelalter. Zürich 1897. - Grüter, Seb. Der Anteil der katholischen und protestantischen Orte der Eidgenossenschaft an den religiösen und politischen Kämpfen im Wallis 1600-1613. Stans 1897. - Blätter aus der Walliser Geschichte; herausgegeben vom Geschichtsforschenden Verein von Ober Wallis. 1890 ff. -
Rameau, B. Le Vallais historique. Sion 1855. - Grenat, chanoine. Histoire moderne du Valais. Genève 1906. - Status Cleri 1905.
8. Bischöfliche Abtei «nullius» Saint Maurice d'Agaune.
Die fürstliche und direkt unter dem Papst stehende bischöfliche Abtei «nullius» (sc. dioecesis) Saint Maurice d'Agaune vom Orden der regulären Chorherren des h. Augustin ist das älteste europäische Kloster diesseits der Alpen und wurde ums Jahr 349 gestiftet. Seine Kirche ¶
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erhielt im Jahr 517 die Weihe, und es gab eine Zeit, da etwa 500 Ordensbrüder darin das Laus perennis sangen. Im Laufe der Zeiten bereicherten Päpste, Kaiser, Könige und Fürsten dieses Kloster, dem bis 1798 eine Menge von Herrschaften und Vogteien untertan waren. Seit 1718 ist der Abt erblicher Ritter des savoyischen Ordens vom h. Moritz und Lazarus. Später erhielt er auch noch die Titel eines Grafen und Commendatore. Im Jahr 1840 endlich übertrug der Papst den Aebten von Saint Maurice auf ewige Zeiten den Titel eines Bischofes von Bethlehem, indem er zugleich das Kapitel zum Domkapitel erhob. Die Abtei besitzt die geistliche Gerichtshoheit über vier Pfarreien (Finhaut, Salvan, Choëx und Vernayaz) und über die Kirchen und Kapellen Notre Dame de Sex, Saint Jacques in Vérolliez, La Compassion in Bagnes, von Lavey. Sie bildet somit eine Art von kleinem Bistum mit einer katholischen Bevölkerung von etwa 3500 Seelen.
Das Recht zum Kirchensatz steht der bischöflichen Abtei zu in den Pfarreien Saint Maurice, Bagnes, Vollèges, Vétroz, Salvan, Finhaut, Choëx, Outre Rhône, Évionnaz, Vérossaz und Aigle im Kanton Waadt. Während sie alle diese Pfarreien mit ihren eigenen regulären Chorherren besetzt, muss sie an die Pfarreien Troistorrents und Monthey, deren Patronat ihr ebenfalls zusteht, Weltgeistliche der Diözese Sitten berufen.
Die Chorherren von Saint Maurice bekleiden den gleichen Rang wie die Domherren der Kathedralen, deren Rechte sie auch in allen Punkten teilen. Sie ernennen den Abt, der dann vom h. Stuhl bestätigt und zugleich zum Bischof von Bethlehem erhoben wird. Die fürstliche Abtei zählt gegenwärtig 54 reguläre Chorherren, die das rote Mäntelchen, den sog. Rochet und die Cappa magna tragen. Der Abt verfügt ausserdem noch über 12 Ehrenchorherrentitel, die er verdienten fremden Geistlichen zu erteilen pflegt.
In der Abtei befindet sich eine vom Staat Wallis amtlich anerkannte höhere Lehranstalt (Gymnasium-Lyzeum) mit Maturitätsprüfung, die 200-300 Schüler und 18 Chorherren als Professoren zählt.
Da dem Abt die geistliche Gerichtshoheit über einige Pfarreien zusteht, hat er das Recht zur Teilnahme an der Synode der schweizerischen Bischöfe. Der Abtei sind bis heute 102 Aebte vorgestanden. Bis 1798 umfasste ihr weltlicher Besitz die Herrschaften und Vogteien von Bagnes, Salvan, Choëx, Vouvry, Chiètres (in Bex), Cleibe, Ausseys und Basseys (in Vérossaz), Ollon (zum Teil bis 1636), Oron in der Waadt (bis 1671), Auboranges (Freiburg), Lavey und Morcles (Waadt), Gryon (Waadt), Rue (Freiburg). Das Wappen der bischöflichen Abtei zeigt im roten Feld ein silbernes Kleeblattkreuz.
Bibliographie. Aubert, Ed. Le trésor de l'abbaye de Saint Maurice d'Agaune. Paris 1872. - Bourban, Pierre. L'archevêque Saint Vultchaire. Fribourg 1898. - Bourban, Pierre. Saint Maurice d'Agaune et ses fouilles (in der Revue catholique. 1900 ff.) - Berthier, J. J. La coupe de Charlemagne au trésor de Saint Maurice. Fribourg 1896. - Boccard, Chanoine. Histoire du Vallais. Genève 1844. - Hoppeler, Rob. Beiträge zur Geschichte des Wallis im Mittelalter. Zürich 1897. - Michel, J. Contributions à l'histoire de l'Abbaye de Saint Maurice. Fribourg 1900. - Michel, J. Les fouilles des anciennes basiliques de Saint Maurice. Fribourg 1897. - Gremaud, Jean. Origine et documents de l'Abbaye de Saint Maurice d'Agaune. Fribourg 1858. - Status Cleri 1905.
[Abbé A. Daucourt].
III. Russischorthodoxe Kirche.
Es gibt in der Schweiz zwei russische Kirchen: in Genf und in Vevey. Sie werden von einem Erzpriester (Popen) und einem Psalmisten versehen, welch' letzterer zugleich als Direktor des Kirchenchores amtet. Dieser letztere besteht für gewöhnlich aus 8-10, bei grossen Festen bis zu 12 Personen, die meistens Schweizer oder Franzosen, aber nur selten Russen sind. Priester und Psalmist haben ihren festen Wohnsitz in Genf, wo der Gottesdienst regelmässig jeden Samstag Abend und Sonntag Morgen, sowie an den russischen Festtagen stattfindet.
Ein- oder zweimal im Monat begeben sich Priester und Psalmist, hie und da auch vom Chor begleitet, nach Vevey. Während der übrigen Zeit bleibt die Kirche in Vevey, die wie diejenige in Genf der Obhut eines schweizerischen Abwartes anvertraut ist, geschlossen. Das Budget beider Kirchen beträgt mit Inbegriff der Besoldungen 16000 Franken. Wie alle russischen Kirchen im Ausland stehen auch sie unter dem Metropoliten von St. Petersburg und dem russischen Ministerium des Auswärtigen.
Für jede Kirche ist ein Starost (Aeltester oder Aufseher) aus dem Laienstand bestellt, der seine Dienste unentgeltlich zur Verfügung stellt und im Notfall für ausserordentliche Ausgaben aufkommt. Die Zahl der Mitglieder der russisch-orthodoxen Kirchgemeinschaft in der Schweiz schwankt je nach den Jahren von 60 bis 150 oder 200 und mehr, wobei die Nichtrussen (Griechen, Rumänen, Bulgaren etc. mitgezählt) sind. Neben ihren Verpflichtungen zum Gottesdienst müssen Priester und Psalmist in der Schweiz noch häufige Reisen unternehmen, um Krankenbesuche zu machen, sowie bei Taufen, Beerdigungen etc. mitzuwirken.
Die erste russische Kirche wurde 1817 in der russischen Botschaft in Bern eingerichtet und befand sich bis 1848 in Privathäusern. Infolge der damaligen politischen Verhältnisse blieb sie dann aufgehoben, bis sie 1854 in Genf neu erstand, wo sie bis 1866 sich ebenfalls in Privathäusern befand. Der Bau einer eigenen Kirche wurde 1863 beschlossen und 1866 in byzantinisch-moskowitischem Stil ausgeführt. In Vevey wurde seit 1873 in Privatlokalen Gottesdienst gehalten, worauf vom Grafen Schuwaloff 1878 ebenfalls eine besondere Kirche erstellt ward. Bis jetzt haben dem russischen Gottesdienst in der Schweiz 5 Geistliche (Erzpriester, Popen) vorgestanden.
[Dr M. Clerc.]
IV. Christkatholische Nationalkirche.
Die Organisation der christkatholischen Nationalkirche ist aus der Protestbewegung wider die vatikanischen Dekrete hervorgegangen. Als am Papst Pius IX. auf dem vatikanischen Konzil die lehramtliche Unfehlbarkeit und oberste Jurisdiktionsgewalt des Papstes als katholische Glaubenslehre verkündete, erhob sich wie in andern Ländern auch in der Schweiz dagegen Widerspruch. Schon im Jahr 1869 hatte sich der luzernische Staatsmann Dr. A. Ph. Segesser in der Schrift Am Vorabend des Konzils gegen die beabsichtigte Dogmatisierung ausgesprochen; während des Konzils gaben vier luzernische Geistliche ein oppositionelles Blatt Katholische Stimme aus den Waldstätten heraus, und im folgenden Jahr wurden in Luzern, Solothurn, Bern und Baden durch Laien Protestversammlungen und am 18. September in Solothurn ein Katholiken-Kongress abgehalten.
Diese Versammlungen wurden hauptsächlich durch die Promulgation der vatikanischen Dogmen durch Bischof Lachat veranlasst, die entgegen dem Protest der Diözesankonferenz des Bistums Basel am erfolgt war. Unter dem Eindruck des deutsch-französischen Krieges und unter den Vorbereitungen auf die Revision der Bundesverfassung des Jahres 1872 erlahmte jedoch die Bewegung bald und zwar so, dass der Luzerner Geistliche J. B. Egli, der wegen seiner Stellung zu den Dogmen von Bischof Lachat exkommuniziert wurde, keine Stelle als Seelsorger fand und brotlos worden war.
Ferner sah sich ein zweiter Geistlicher, Eduard Herzog, der Professor an der theologischen Lehranstalt in Luzern war und den neuen Lehren seine Anerkennung versagte, genötigt, seine Heimat zu verlassen und sich den deutschen Altkatholiken zur Verfügung zu stellen. Erst als Bischof Lachat einen weiteren Geistlichen, Pfarrer Gschwind in Starrkirch, exkommunizierte die Gemeinde aber in Mehrheit zu ihm hielt und die solothurnische Regierung ihn in seiner Stellung schützte, kam die Bewegung wieder neu in Fluss. Es war vor allem Prof. Dr. Munzinger in Bern, der energisch eingriff.
Auf seine Veranlassung wurde der Verein freisinniger Katholiken organisiert und am in der Pfarrkirche von Olten eine Versammlung abgehalten. Es wurde die Losung ausgegeben, dem Beispiel von Starrkirch zu folgen und romfreie katholische Gemeinden zu gründen. Prof. Munzinger ersuchte den Kirchenhistoriker Prof. Reinkens aus Breslau, den nachmaligen Bischof der deutschen Altkatholiken, der an der Oltener Versammlung gesprochen hatte, auch in andern Schweizer Städten Vorträge zu halten. «Geben Sie dem Volk die religiöse Direktive, sonst gibt es kirchlich ein Chaos» sagte er und fügte hinzu, vorläufig stehe das politische Element noch im Vordergrund der Bewegung, die wesentlich eine religiöse werden müsse. Prof. ¶