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selbstverständlich; jedenfalls sind die Differenzen nicht derart, dass sie nicht ohne Schwierigkeit als Ergebnis jüngerer divergierender Entwicklung erwiesen oder verstanden werden könnten. Da die Walserthäler Bündens und das Oberwallis von jeher durch eine breite Zone romanischen Landes geschieden waren, so ist die sprachliche Zusammengehörigkeit ihrer Bewohner nur durch Auswanderung aus gemeinsamen Wohnsitzen zu erklären; diese können aber nach der Lage der Dinge einzig im Wallis gesucht werden.
Direkte Herkunft aus dem Wallis (bezw. aus dem Formazzathal) steht nun allerdings bloss für die ältesten Walsersiedelungen im Rheinwald und wohl auch in Davos fest, wo die Walser um 1280 eingewandert sind; wahrscheinlich ist sie auch noch für die Kolonie in Obersaxen, deren Alter nicht sicher bestimmbar ist. Von diesen zwei (oder drei) Ursitzen aus breiteten sich dann die Walser im Laufe von etwa zwei Jahrhunderten über einen grossen Teil Bündens bis ins St. Galler Oberland und ins Vorarlbergische aus; überall trafen und verdrängten sie eine wenn auch meist spärliche romanische Bevölkerung, deren Dasein teils urkundlich bezeugt ist, teils in Orts- und Flurnamen seine Spuren hinterlassen hat.
Auf die einzelnen Etappen der Bewegung kann hier um so weniger eingegangen werden, als wir über Ausgangspunkt und Gründungszeit der verschiedenen Niederlassungen zum Teil auf blosse Vermutungen angewiesen sind. Vom Rheinwald sind wohl in der Hauptsache die Kolonien in Safien, Tenna, Tschappina, in Vals, vielleicht auch in Avers ausgegangen, von Davos die im Schanfigg, in Churwalden, in Wiesen und Schmitten, im hintern Prättigau; mit Obersaxen dürften Versam und Valendas näher zusammen hangen.
Ganz unsicher ist noch, woher die Walser in
Mutten, im St.
Galler
Oberland (Calfeisenthal, Sarganserland)
gekommen sind. Im Prättigau, im
Schanfigg, in
Churwalden vollzog sich der endgiltige Anfall an die
Davoser Sprache erst im
Laufe des 16. Jahrhunderts 1). [1) Vergl. die interessanten Angaben des Geschichtschreibers U. Campell in seiner (um 1570 begonnenen)
rätischen Geschichte. I. 141, 159 (Moor'sche Uebersetzung). Bemerkenswert ist, dass schon Campell scharf
zwischen der „Davoser“
und
Churer Sprache scheidet: „Chur allein spricht ein feineres Deutsch“.] Noch im 15. Jahrhundert
war das vordere Prättigau ganz romanisch;
hier dürfte die Germanisierung teilweise vom Rheinthal her erfolgt sein, wo, wie wir früher sahen, das Deutsche um die Wende des 15. Jahrhunderts als Volkssprache durchdrang.
Unter dem Einfluss von Chur ging Thusis noch im 16. Jahrhundert zum Deutschen über. Vergleicht man «die Ausdehnung, die das deutsche Gebiet in Bünden damit gewonnen hatte, mit dessen heutigen Grenzen, so scheint der Fortschritt des Deutschen nur gering. Tatsache ist auch, dass die Sprachbewegung vom 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts fast stille stand. Desto kräftiger setzte sie im 19. Jahrhundert ein, wenn sie auch vorläufig weder zu bedeutenden Gebietsveränderungen geführt hat, noch in den Ergebnissen der Volkszählungen entsprechenden Ausdruck findet. Dass zwar kleinere Verschiebungen der Sprachgrenze zu gunsten des Deutschen eingetreten sind, andre bevorstehen, haben wir früher bemerkt. Wichtiger aber und das eigentliche Merkmal der neuern Entwicklung ist der allgemeine Uebergang der Rätoromanen zur Doppelsprachigkeit. Während noch am Ausgang des 18. Jahrhunderts, wie berichtet wird, gewöhnlich nur der gebildete Romane deutsch verstand und sprach, dürfte es heute kaum mehr viele Romanen geben, die sich nicht wenigstens einigermassen auf deutsch verständlich machen könnten. In den romanischen Volksschulen wird so ziemlich überall deutscher Unterricht erteilt, vielfach ist das Deutsche alleinige Unterrichtssprache, nicht selten auch Amts- und Kirchensprache. Unter den heutigen Formen des politischen und wirtschaftlichen Lebens, bei dem gewaltig gesteigerten Verkehr, der seine Wellen ins abgelegenste Bergdorf wirft, kann das Romanentum unmöglich mehr sich selbst genügen, sondern sieht sich zum Anschluss an eine grosse Kultursprache gezwungen, die unter den gegebenen Verhältnissen nur das Deutsche sein kann. Das Deutsche wird dem Romanen mehr und mehr Schriftsprache, die Sprache, in der er mit der Welt verkehrt, durch die er mit der modernen Kultur in Verbindung steht. Die Verhältnisse sind nicht unähnlich denen, wie sie in kleinerm Massstab in den deutschen Kolonien am Südfuss der Alpen, sagen wir in Bosco, zwischen dem Italienischen und Deutschen bestehen. Von der Zweisprachigkeit ist nur noch ein Schritt zu deutscher Einsprachigkeit. Aber dass dieser Schritt so bald allgemein getan werde, ist ganz ausgeschlossen: das Romanische wird neben dem Deutschen als Sprache des Hauses und des örtlichen Verkehrs noch lange dauern, wenn auch ein langsames Abbröckeln seines Gebietes unaufhaltsam sein wird.
3. Gebrauch des Deutschen im Innern; Mundart und Schriftsprache.
Der deutsche Schweizer versteht und gebraucht im Allgemeinen zwei deutsche Sprachen: seine angestammte alemannische Mundart und die neuhochdeutsche Gemeinsprache (Schriftsprache). Ersterer bedient er sich, ohne Unterschied der Bildung, des Standes oder Berufes, im mündlichen Verkehr, wenigstens mit seinen gleichsprachigen Landsleuten, nur ausnahmsweise und zu besondern Zwecken wird sie auch geschrieben; letztere ist die herrschende Form des schriftlichen Ausdrucks, innerhalb gewisser schwankender Grenzen auch der mündlichen Rede.
Diese Zweisprachigkeit hat indessen nicht immer bestanden, sie ist im Wesentlichen erst eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts. Die ältere Zeit kannte zwar von jeher (d. h. seit überhaupt deutsch geschrieben wurde) neben der - ausschliesslich mündlich verwendeten - Mundart eine für den Schriftgebrauch bestimmte Sprachform, die sich von der Mundart mehr oder weniger stark unterschied; aber die Kenntnis und vor allem die Handhabung derselben beschränkte sich auf einen weit engern Kreis, der um so enger wird, je weiter wir in die Vergangenheit zurückgehen.
Die ältesten deutschen Aufzeichnungen in unserm Lande wie auf dem deutschen Sprachgebiet überhaupt gehören dem 8. Jahrhundert an und stammen aus dem Kloster St. Gallen, das während der ganzen sog. althochdeutschen Periode auf unserm Boden so ziemlich die einzige, dafür aber, besonders um die Wende des 10. Jahrhunderts, eine der hervorragendsten Pflegestätten deutschen Schrifttums war. Die literarische Verwendung des Deutschen stand damals fast ganz im Dienste kirchlich-religiöser und pädagogischer Zwecke, im übrigen war die Sprache der Kirche wie der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens noch auf lange hinaus das Latein; die Kunst des Schreibens kannten und übten nur Kleriker.
Wie sich das geschriebene Deutsch der St. Galler Mönche zu der landläufigen Mundart verhielt, lässt sich im einzelnen nicht feststellen; soviel ist sicher, dass es im ganzen derselben noch sehr nahe stand. Decken kann sich ja schriftliche und mündliche Sprache überhaupt niemals, nicht nur wegen der Unangemessenheit der beschränkten Schriftzeichen an die Mannigfaltigkeit der lebendigen Rede, sondern auch «weil der Schriftgebrauch als solcher unwillkürlich und unvermeidlich ein mehr künstliches und ideales Verhältnis des Schreibenden zur Sprache mit sich führt als der unbefangene mündliche Ausdruck».
Dazu kommt in unserm Fall, dass Generationen hindurch fortgesetzte Schreibtätigkeit stets die Ausbildung einer gewissen, mehr oder weniger festen Tradition zur Folge hat, die mit der in unaufhörlichem Fluss befindlichen Entwicklung der gesprochenen Sprache in Widerspruch gerät und der Schriftform einen archaischen Charakter verleiht. Dass auf die Schreibweise der St. Galler auswärtige (fränkische) Einflüsse bestimmend eingewirkt haben, wie man wohl angenommen hat, ist nicht sicher nachzuweisen.
Breiter wird der Strom der sprachlichen Ueberlieferung seit der mittelhochdeutschen Zeit. An der glanzvoll aufsteigenden literarischen Bewegung des ausgehenden 12. und des 13. Jahrhunderts hatte auch unser Land Anteil, freilich nicht in führender Stellung. Es hat damals alle Richtungen der Literatur gepflegt. Wie lebendig und verbreitet literarische Interessen bei uns waren, zeigt die erstaunlich grosse Schar von Vertretern, die unsre Gaue zum Chorus der Minnesänger stellen, wenn auch die quantitative Ueberlegenheit über andre Gebiete gewiss zum Teil in der Gunst der Ueberlieferung begründet ist. Denn die wichtigsten Sammelhandschriften, in denen uns die Blüten mittelhochdeutscher Liederdichtung aufbewahrt sind, gehören ihrer Entstehung nach höchstwahrscheinlich der deutschen Schweiz an. Diese war auch unter allen deutschen Landen eines der ersten, die den Uebergang von der lateinischen zur deutschen Urkundensprache ¶
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vollzogen (um die Mitte des 13. Jahrhunderts). Und zwar tritt uns gleich in den ältesten deutschen Urkunden eine auffällig glatte und einheitliche Schreibweise entgegen, die nur unter der Voraussetzung einer in langer Uebung gefestigten Tradition und Schulung der Schreiber verständlich ist. Dabei laufen zunächst zwei Richtungen nebeneinander und kreuzen sich wohl auch: eine ältere, die nach ihrem lautlichen Charakter, insbesondere wegen der erhaltenen vollern Gestalt der Endsilbenvokale (basa, mengi, kilchun, muron, machon, machot, gemchot, drissigost = Base, Menge, Kirchen, Mauern, machen, macht[e], gemacht, dreissigst), ihre Wurzeln in spätalthochdeutscher Zeit (11. Jahrhundert) haben muss, und eine moderne, die ungefähr dem Typus des klassischen Mittelhochdeutsch entspricht.
Die erste Richtung verliert sich als solche im 14. Jahrhundert, dauert aber in Einzelheiten (so namentlich in den Partizipien auf -ot, in den Superlativen auf -ost, in den Femininen und Diminutiven auf -i) bis ins 15. und selbst 16. Jahrhundert, die zweite bildet die Grundlage der Sprache, die als eigentliche schweizerdeutsche Schriftsprache 1) [1) Ich brauche absichtlich nicht den üblichen Ausdruck Kanzleisprache, der mir zu eng erscheint.] ohne tiefgreifende Veränderungen und lokale Verschiedenheiten bis in den Beginn der Neuzeit und noch länger geschrieben und auch gedruckt worden ist.
Wie sich nach dem gesagten von selbst versteht, war jetzt der Kreis der Schreibenden zum guten Teil ein anderer und zugleich weiterer geworden: neben den Klöstern und geistlichen Stiften und an Stelle derselben erscheinen als Mittelpunkte des Schreibwesens die Kanzleien der Territorialherren und Städte, und mehr und mehr sehen wir auch ausserhalb dieser Sphäre stehende Gebildete und selbst Halbgebildete die Feder führen. Dementsprechend wird nicht nur weit mehr, sondern auch über mehr geschrieben: das Geschriebene ist stofflich viel mannigfaltiger als in der ältern Zeit, was näher auszuführen hier nicht der Ort ist.
Aus alledem erklärt sich zweierlei. Einmal, dass die Schreibweise bei aller Uebereinstimmung der Grundzüge doch vielfach eine straffe Regel vermissen lässt - eine von Obrigkeits wegen vorgeschriebene Orthographie gab es noch nicht -, dass individuelle und temporäre Schwankungen sich geltend machen; des teilweisen Fortlebens «althochdeutscher» Formen haben wir schon gedacht. Sodann (zum Teil mit dem Vorigen sich deckend), dass Elemente aus der gesprochenen Sprache, der Mundart, bald mehr, bald weniger, im ganzen in steigendem Masse sich einmischen.
Jener mittelhochdeutsche Sprachtypus, von dem wir oben sprachen, hatte seine Wurzel und Heimat auf oberdeutschem (nordalemannischem) Boden, und seine Festsetzung fiel in eine Zeit, da manche wichtige Unterschiede, die später die Mundarten des alemannischen Sprachbereichs spalteten, noch nicht ausgebildet waren. Damit hängt es ja wohl auch zusammen, dass jene Schreibform so rasch und allgemein bei uns Eingang und Verbreitung fand. Trotzdem kann nicht zweifelhaft sein, dass ihr Abstand von der lebenden Mundart schon im 13. Jahrhundert ein beträchtlicher war, um so grösser natürlich im 14. Jahrhundert und später; sie hatte vor allem altertümlichern Charakter als diese, die im ausgehenden Mittelalter bereits die wesentlichen Züge der jetzigen Mundart trug.
Die verdienstvollen Forschungen Renward Brandstetter's, die zum erstenmal über unsre ältern Sprachverhältnisse helles Licht verbreitet haben, lassen das mit voller Deutlichkeit erkennen; sie haben der früher allgemeinen Ansicht, als ob die altschweizerische Schriftsprache mit der damaligen Mundart identisch sei, ein gründliches Ende gemacht. Nur soviel ist richtig, dass die Denkmäler dieser Sprache, allerdings in stark wechselndem Masse, von mundartlichen Elementen durchsetzt sind.
Wenn noch heute der Schriftdeutsch schreibende Schweizer unbewusst in Wortgebrauch und Wortfügung (weniger in der Formenbildung) seine schweizerische Abkunft verrät, und zwar desto ausgesprochener, je ungebildeter er ist, um wieviel mehr musste das der Fall sein, wenn ein Schweizer der ältern Zeit sein Schriftdeutsch schrieb, das nach allen Richtungen hin weniger festgelegt war und vor allem sich auch weniger stark von seiner Mundart unterschied, als die heutige Schriftsprache von der unsrigen; darum musste auch der Unterschied zwischen gebildeten und ungebildeten Schreibern damals grösser sein.
Daneben kam es aber auch schon vor, dass man mundartlichen Elementen absichtlich Zutritt gewährte, um die Sprache volkstümlich zu färben, auch nur um komische Wirkungen zu erzielen, oder weil überhaupt das Dargestellte in der Sphäre der Volkssprache lag. 1) [1) vergl. z. B. R. Brandstetter: Die Mundart in der alten Luzerner Dramatik (in der Zeitschrift für hochdeutsche Mundarten. III, 1 ff.).] Dass wir aber diese mundartlichen Beimischungen als solche zu erkennen vermögen, ist der beste Beweis für den tatsächlich bestehenden Abstand zwischen geschriebener und gesprochener Sprache.
Schwierig ist die Entscheidung, inwieweit das altschweizerische Schriftdeutsch auch in mündlichem Gebrauche war. In gewissem Umfange hat das R. Brandstetter mit Recht angenommen; er glaubt sogar in einigen Punkten feststellen zu können, wie man das geschriebene Wort aussprach; so habe man geschriebenes anlautendes k nicht durch χ, wie es der Mundart entsprochen hätte, sondern durch kχ wiedergegeben. Sicher ist, dass, wer z. B. Aktenstücke vorlas, sie nicht in die Mundart umsetzte; sehr wahrscheinlich auch, dass öffentliche Reden, auf der Kanzel, in Ratsversammlungen u. s. w., zum mindesten schriftsprachlich gefärbt waren, schon weil für manche Begriffe, ohne die hier nicht auszukommen war, die Mundart keinen Ausdruck bot.
Bei der Aufführung von Fastnachts- und Osterspielen wird man sich auch gewöhnlich an den schriftsprachlichen Text gehalten haben. Doch war die Lautgebung, von besondern Fällen abgesehen, gewiss überall mundartlich, und der selbe Text klang in Bern und Zürich fast ebenso verschieden, wie die Mundarten dieser Orte. So hat man es ja auch später zum Teil mit der neuhochdeutschen Schriftsprache gehalten bis ins 19. Jahrhundert hinein, in geringerm Grade bis auf den heutigen Tag. Auch darin liegt ein Analog an zu neuern Verhältnissen, dass schon damals allerlei Sprachgut aus der geschriebenen Sprache in die Volksmundart einsickerte. Dass aber die Umgangssprache der «bessern» Gesellschaft unsrer Städte stark von schriftsprachlichen Elementen durchsetzt gewesen sei, wie man mit Bezug auf Bern gemeint hat, ist sicher ein zu weit gehender Analogieschluss.
Eine folgenschwere Umgestaltung der geschilderten Verhältnisse kündigte sich an, als die auf schriftsprachliche Einheit abzielende Bewegung, die im benachbarten Deutschland namentlich seit dem 15. Jahrhundert in Fluss gekommen war und durch Luther's machtvolles Wirken ihre entscheidende Richtung erhalten hatte, seit dem 16. Jahrhundert ihre Wellen auch über unsre Landesgrenzen herüberwarf. Rascher Erfolg stand für sie allerdings bei uns nicht zu erwarten, aus mehr als einem Grunde.
Einmal wegen des gewaltigen Abstandes, der die auf ostmitteldeutschem Boden erwachsene neue Schriftsprache von der schweizerischen trennte, der in gleichem Masse die Grammatik wie das Lexikon betraf. Am auffälligsten erschienen, weil das äussere Gepräge der Sprache in erster Linie bestimmend, die Unterschiede auf dem Gebiet der Stammsilbenvokale: hier hatte die schweizerische Schriftsprache in Uebereinstimmung mit der Mundart die alten langen Vokale i u ü bewahrt, in der Luthersprache (wie in den süddeutschen Schriftsprachen, auch in der elsässischen seit etwa 1530) waren sie durch ei au äu (eu) ersetzt: Līb Hūs Hǖser hiess es dort, Leib Haus Häuser hier.
Weniger ins Gewicht fiel ein zweiter Unterschied: die Luthersprache hatte einfache Längen ī ū ǖ an Stelle der alten Diphthonge ie uo üe, die im schweizerischen Schriftdeutsch wieder im Einklang mit der Mundart sich erhalten hatten (aber auch in den süddeutschen Schriftsprachen);
also Lutherdeutsch līb (geschrieben lieb), gūt, Gǖte gegenüber schweiz. lieb (mit Diphthong!), guot, Güeti.
Eine dritte wichtige Differenz bestand mit Bezug auf die Behandlung des auslautenden e: die Luthersprache hatte es im allgemeinen erhalten, das Schweizerische (ebenso das Süddeutsche) abgeworfen: lutherisch Knabe, Sünde, schweiz. Knab, Sünd u. s. w. In den Konsonanten herrschte im grossen und ganzen Uebereinstimmung, da auch die Luthersprache hochdeutsch, d. h. von den Wirkungen der hochdeutschen Lautverschiebung betroffen war. Um so grösser waren ¶