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durchschneidet bei der Geschenbrücke südlich von Unterwald (Foppiano) das Formazzathal, umzieht, noch weiter östlich ausgreifend, das tessinische Dorf Bosco, die einzige deutsche Gemeinde dieses Kantons, und geht sodann in nördlicher Richtung der West- und Nordgrenze des Tessin entlang über den Nufenen- und Gotthardpass zum Piz Ravetsch. Von hier zieht sie sich, nunmehr als Scheide zwischen Deutsch und Rätoromanisch, über die Gebirge, die Graubünden im Westen und Norden gegen Uri und Glarus begrenzen, bis zur Ringelspitze, wo sie den Bündner Boden betritt.
Das deutsche Sprachgebiet dieses Kantons zeigt eine sehr vielgestaltige Grenze. Es zerfällt in ein nördliches, mit der deutschen Ostschweiz unmittelbar zusammenhängendes Hauptgebiet und in mehrere kleinere Gebiete, von denen drei, im Südwesten, rings vom Rätoromanischen, zum Teil auch vom Italienischen umgebene Sprachinseln bilden, darunter eine von ansehnlichem Umfang. Die Grenze des erstgenannten Gebietes verläuft von der Ringelspitze in südlicher Richtung, stösst westlich von Tamins auf den Vorderrhein, überschreitet diesen östlich von Ems, ersteigt die Wasserscheide zwischen dem Domleschg und Churwalden, geht zwischen Parpan und Lenz hindurch und hinunter ins Thal der Albula, südlich an Filisur vorbei, dann der Süd- und Ostgrenze des Bezirkes Ober Landquart nach und erreicht in der Silvrettagruppe die österreichische Grenze. In der Nordostecke des Kantons liegt, ohne Zusammenhang mit dem übrigen schweizerdeutschen Gebiet, die nach dem Tirol sich öffnende deutsche Thalschaft Samnaun.
Von den deutschen Sprachinseln im Südwesten ist die grösste, im Hinterrhein-, Safien- und Valserthal, nur mehr durch einen schmalen Streifen romanischen Landes vom nördlichen Hauptgebiet getrennt. Ihre Grenze läuft von der Mündung des Safier Rheins (Rabiusa) in den Vorderrhein südwärts über den Berggrat zwischen Safien und dem Heinzenberg, steigt über den Heinzenberg hinunter, Präz und Sarn dem romanischen, Flerden, Tartar und Cazis dem deutschen Gebiet zuweisend, zur Thalsohle des Domleschg, umschliesst Fürstenau, geht dem Rhein und der Albula entlang bis zum Muttener Tobel, dann südwestlich um Mutten und Rongellen herum, wobei sie das Hinterrheinthal neuerdings kreuzt, zum Piz Beverin und von hier in südlicher Richtung, das Hinterrheinthal ein drittes Mal durchschneidend, zwischen dem romanischen Andeer und dem deutschen Sufers hindurch zum Surettahorn an der italienischen Grenze.
Nun zieht sie sich westlich über die Gebirgskette, die den Bezirk Hinterrhein im Süden von dem italienischen Val San Giacomo und dem Bezirk Moësa trennt, zum Vogelberg (Adula), von da nördlich der bündnerisch-tessinischen Kantonsgrenze nach zum Plattenberg, weiterhin über die Wasserscheide zwischen dem Vrin- und Valserthal, überschreitet dieses zwischen St. Martin (deutsch) und Tersnaus (romanisch) und trifft, zunächst dem Gebirgszug zwischen dem Lugnez und Safien folgend, dann links abbiegend, oberhalb Valendas auf den Vorderrhein, der bis zur Mündung der Rabiusa die Nordgrenze der Sprachinsel bildet. Ein paar Stunden weiter westlich, über Ilanz hinaus, liegt auf der rechten Thalseite die isolierte deutsche Gemeinde Obersaxen, im Südosten endlich, auf den obersten Terrassen des Averserthals, die Sprachinsel Avers mit dem Hauptort Cresta.
Fassen wir die also gezogenen Sprachgrenzen näher ins Auge, so zeigt sich bald, dass sie nicht in ihrem ganzen Verlauf von gleicher Beschaffenheit sind. Nur zum Teil haben sie den Charakter scharfer Sprachscheiden; am ehesten da, wo sie mit starken natürlichen oder politischen Grenzen zusammenfallen. Im übrigen aber entspräche es den Tatsachen meist besser, von Grenzzonen statt von Grenzlinien zu sprechen. Wenn wir trotzdem auch in solchen Fällen Grenzlinien ziehen, so ist das nur dadurch möglich, dass wir die sprachliche Mehrheit eines Ortes für dessen Zuweisung zu einem der beiden sich berührenden Sprachgebiete als entscheidend betrachten und von den etwa vorhandenen Minderheiten absehen.
Dies gilt zunächst von einem grossen Teil unserer Westgrenze. Und zwar liegen hier die Dinge im grossen und ganzen so, dass die französischen Grenzorte stark von deutschen Elementen durchsetzt sind, während auf der deutschen Seite das französische Element meist in verschwindender Minderzahl ist, wenn nicht ganz fehlt. Am ausgeprägtesten tritt dies längs der jurassischen Grenze bis zum Neuenburgersee hervor. Hier finden wir in den Gemeinden des französischen Grenzgebietes fast überall starke deutsche Minderheiten; an einzelnen Orten ist nach Ausweis der Statistik nahezu die Hälfte der Bewohner deutsch, ja es kommen vorübergehend selbst deutsche Mehrheiten vor, wie etwa in Courrendlin (Amtsbezirk Moutier), wo im Jahr 1900 neben 898 Deutschen blos 841 Welsche gezählt wurden. Im Gegensatz zu dieser ausgesprochenen Zweisprachigkeit des französischen Grenzgebietes ist das deutsche ebenso ausgesprochen einsprachig.
Nur Biel mit seiner Umgebung, wo nahezu ⅓ der Bevölkerung zum Französischen sich bekennt, macht eine gewichtige Ausnahme, in geringerm Grade auch das solothurnische Grenchen. Man weiss, dass dies mit der stark entwickelten Industrie dieser Orte, speziell mit der Uhrenindustrie zusammenhängt, die einen starken Zuzug aus dem Westen zur Folge gehabt hat. Dem gegenüber hat die deutsche Einwanderung in die bernischen Jurabezirke (Orte wie Delémont etwa ausgenommen) einen vorwiegend landwirtschaftlichen Charakter.
«Der romanische Einwanderer kommt im Dienste der Industrie mit Vorliebe in städtische Gemeinden herüber; der deutsche Auswanderer geht als Bauer, Knecht, Handwerker, Kleinhändler, Dienstbote hinüber und nimmt die vom industriell gewordenen Romanen verlassenen Posten ein, besonders auch auf dem Lande, und häufig genug bezieht der deutsche Pächter einsam gelegene Bauernhöfe. Es ist, als ob sich in diesen wirtschaftlichen Verhältnissen noch der alte Gegensatz zwischen der gesellschaftlichen Natur des Welschen und der individualistischen des Germanen ausspräche» (Morf). Im freiburgischen Mittelland sind die Verhältnisse von denen im Jura nicht wesentlich verschieden: auch hier fast durchgängig ein beträchtlicher deutscher Einschuss in die französische Grenzbevölkerung, während auf deutscher Seite das welsche Element wieder nur an einigen Punkten stärker hervortritt.
Doch sind die Ursachen dieser Erscheinung hier zum Teil andere: die Industrie spielt kaum irgendwo eine nennenswerte Rolle, die Grenze verläuft ganz durch ein wirtschaftlich, dazu geographisch und politisch einheitliches Gebiet;
dagegen machen sich teilweise konfessionelle Gegensätze geltend.
Wir werden auf die Sache zurückzukommen haben. Erst oberhalb der Stadt Freiburg gewinnen die Grenzverhältnisse allmählich eine andere Gestalt. Zwar hält noch in Marly die deutsche Bevölkerung der welschen beinahe die Wage, und in Pierrafortscha findet sich eine ansehnliche welsche Minderheit, weiter südlich aber erscheinen anderssprachige Elemente hüben und drüben nur noch in geringer Zahl, und die Sprachgrenze scheidet ziemlich reinlich deutsches und welsches Idiom. Dies gilt auch von ihrem weitern Verlauf durchs Hochgebirge. Einzig im Rhonethal ändert sich vorübergehend das Bild: hier finden wir wieder sprachlich gemischte Bevölkerung zu beiden Seiten der Grenze;
in Siders stehen sich Deutsch und Französisch numerisch fast in gleicher Stärke gegenüber, anderseits sitzen französische Minderheiten auf deutschem Gebiet bis nach Brig hinauf.
Dass die Südgrenze vom Matterhorn bis zur Ringelspitze eine scharfe Sprachscheide bildet, wenigstens soweit sie mit natürlichen und politischen Grenzen zusammengeht, begreift sich leicht. Auch in den jenseits des Alpenwalls gelegenen deutschen Thalschaften am Süd- und Ostfuss des Monte Rosa, im Formazzathal und in Bosco findet eine Einmischung anderssprachiger, d. h. hier italienischer Elemente in erheblichem Masse nicht statt; dagegen ist die eingesessene Bevölkerung auf dem Wege, die angestammte Sprache nach und nach zu gunsten der italienischen Landessprache aufzugeben, die ihr durch Staat, Kirche, Wirtschafts- und Verkehrsverhältnisse in gleichem Masse aufgedrängt wird.
Das Italienische ist schon seit längerer Zeit überall Amtssprache, an den meisten Orten auch Schul- und Kirchensprache, die deutsche Schriftsprache kaum gekannt und noch weniger im Gebrauch; nur im mündlichen Verkehr der Gemeindegenossen behauptet sich die deutsche Mundart, verliert aber selbst da mehr und mehr an Boden. Charakteristisch dafür ist der Ausdruck «Altweibersprache», mit dem sie nach Studer fast allenthalben bezeichnet wird. Verhältnismässig am kräftigsten wurzelt das Deutsche noch in ¶
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Gressoney, im Pommat und im tessinischen Bosco. - In Graubünden ist deutsches und romanisches Gebiet grossenteils noch ziemlich scharf gegeneinander abgegrenzt. Nur in den romanischen Thalschaften, die sich gegen den deutschen Norden öffnen oder von den dorther kommenden Hauptverkehrsadern durchzogen sind, finden wir eine stark mit deutschen Elementen durchsetzte Bevölkerung, und die dort verlaufenden Sprachgrenzen erscheinen zu gemischtsprachigen Zonen erweitert. So am Unterlauf des Hinterrheins, in den Bezirken Imboden und namentlich Heinzenberg, wo das Deutsche in einzelnen Gemeinden (Almens, Pratval, Rotenbrunnen) dem Romanischen numerisch bereits gleichkommt oder es sogar überflügelt hat.
Diese Tatsache ist deswegen von besonderer Bedeutung, weil hier der schmale romanische Gebietsstreifen verläuft, der die deutschen Hauptgebiete im Norden und Südosten voneinander trennt und zugleich die Verbindung herstellt zwischen den romanischen Kerngebieten im Südosten und Westen. Beträchtliche deutsche Minderheiten weisen auch Ilanz im Vorderrheinthal, Bergün im obern Albulathal und Andeer im Schamser Thal auf. Im Ober Engadin (Pontresina, St. Moritz) ist eine deutsche Sprachinsel in der Bildung begriffen. Dem gegenüber sitzen Romanen auf deutschem Gebiet nur da in grösserer Zahl, wo die Mehrheit erst vor kurzem ans Deutsche übergegangen ist. Dass übrigens die Daten der Volkszählungsstatistik hier so wenig wie anderswo einen vollen Einblick in das wirkliche Machtverhältnis der beiden konkurrierenden Sprachen gewähren, wird sich später zeigen.
2. Geschichtliche Entwicklung der deutschen Sprachgrenze.
Die deutsche Besiedelung der Schweiz geht in die Zeit der Völkerwanderung zurück. Bis ins 5. Jahrhundert bildete unser Land einen Teil des römischen Weltreichs; der helvetische Westen gehörte zur Provinz Gallia Belgica, der rätische Osten zur Provinz Raetia, der auch das Wallis angegliedert war. Die Grenze zwischen den beiden Provinzen lief vom Ausfluss des Rheins aus dem Untersee südlich zum Gotthard. Ihr Verlauf im Innern des Landes ist nicht sicher zu ermitteln; nach der gewöhnlichen Annahme zog sie sich zwischen dem obern Zürich- und dem Walensee hindurch längs der Glarner West- und der Urner Ostgrenze zum Crispalt und von da nach der Furka hin; aber es ist möglich, dass auch ein Teil der Waldstätte, zum wenigsten Uri, zu Rätien gehörte oder doch von Räten bewohnt war (vergl. W. Oechsli: Die Anfänge der schweiz. Eidgenossenschaft. S. 15). Während der halbtausendjährigen Römerzeit waren römische Kultur und Sprache im Lande zur Herrschaft gelangt.
Freilich nicht überall gleich durchgreifend, verhältnismässig am wenigsten im Norden. Einmal war hier die keltische Bevölkerung, schon wegen der grössern Entfernung vom Mittelpunkt des Reichs, lange nicht in dem Masse von römischen Elementen durchsetzt wie z. B. im Südwesten, sodann wurde die Entfaltung römischen Wesens frühzeitig gestört durch die deutschen Alemannen, die schon seit der Mitte des 3. Jahrhunderts das Land mit unaufhörlichen verheerenden Einfällen heimsuchten, wobei das ihnen zunächst ausgesetzte nördliche Helvetien naturgemäss am meisten litt.
Die Alemannen sind uns zu Anfang des 3. Jahrhunderts zum erstenmal bezeugt; sie sassen damals am obern Main noch jenseits des römischen Grenzwalls, wo sich allem Anschein nach ihr Stammesverband durch Zusammenschluss des suebischen Kernvolks der Semnonen mit andern kleinern suebischen Teilvölkern und Volksteilen erst gebildet hatte. 1) [1) Der byzantinische Geschichtschreiber Agathias nennt die Alemannen nach einem Gewährsmann des 3. Jahrhunderts «ein zusammengelaufenes Mischvolk» (ξυγκλυδες άνθρωποι και μιγάδες); das bedeute ihnen ihr Name. In der Tat heisst Alamanni (ahd. Alaman, Alamanna, = got. alamans) nichts anderes als «die Menschen insgesamt, alle Menschen».
Gleichbedeutend mit Alemannen kommt seit ihrer Festsetzung im südlichen Deutschland die uralte, ursprünglich umfassendere Bezeichnung Suebi, Suāvi, ahd. Swāba, d. h. «Schwaben» wieder auf, und diese wurde später der eigentlich und einzig volkstümliche Name des Stammes.] Durch das 3. und 4. Jahrhundert dauerten ihre furchtbaren Angriffe auf die römischen Grenzlande, unternommen zu dem Zwecke, sich innerhalb des Limes festzusetzen; aber erst seit dem 5. Jahrhundert hatten sie nachhaltigen Erfolg: im Laufe dieses Jahrhunderts dehnten sie ihre Sitze dauernd nach Westen und Süden über den Rhein, ostwärts bis zum Lech aus.
Doch hat man mit guten Gründen vermutet, dass die endgiltige alemannische Besiedelung der nordrätischen und helvetischen Ebene erst zu Anfang des 6. Jahrhunderts erfolgte, als die Alemannen, von den Franken vernichtend geschlagen und aus ihren nördlichen Gebieten (am Main, untern Neckar, in der Pfalz usw.) verdrängt, den Schutz des Ostgotenkönigs Theodorich suchten und dieser ihnen die nördlichen Grenzen seines Reiches öffnete, die ausser Rätien wenigstens nominell auch einen ansehnlichen Teil des alten Helvetien einschlossen (vergl. H. von Schubert: Die Unterwerfung der Alamannen durch die Franken. Strassburg 1884). Nordhelvetien war also spätestens seit Beginn des 6. Jahrhunderts deutsch geworden. Das Land lag infolge der vorangegangenen endlosen Kriegsstürme wohl grösstenteils öde, die Keime höherer Kultur, welche die Römerzeit gepflanzt hatte, waren verkümmert, und die noch vorhandene kelto-römische Bevölkerung an äusserer und innerer Kraft zu sehr verarmt, um sich neben den in Massen ein- und vordringenden, als Herren auftretenden Alemannen auf die Dauer zu behaupten, geschweige denn ihnen die eigene Nationalität aufzuzwingen. - Ganz anders waren die Verhältnisse, unter denen ein zweiter Germanenstamm, die ostgermanischen Burgunden, auf unserm Boden sesshaft wurde.
Nachdem ihr sagenberühmtes Reich um Worms am Mittelrhein nach kurzem Dasein unter den Schlägen der Römer und Heunen zusammengebrochen war, wurden die Reste des Volkes 443 von Aëtius in der alten Sabaudia südlich vom Genfersee angesiedelt und begründeten dort, anfänglich noch unter der Oberhoheit Roms, ein neues römisch-germanisches Reich, das sie später auch über den Südwesten und Westen unseres Landes ausdehnten. Die Beziehungen zu der einheimischen Bevölkerung wurden auf Grund des Hospitalitätsverhältnisses geregelt; darnach hatte jeder Provinziale einen bestimmten Teil seines gesamten Besitzes an die germanischen Gäste abzutreten.
Nach dem selben Grundsatz verfuhren die Burgunden meist auch bei ihren weitern Eroberungen. So sassen Germanen und Gallo-Römer in buntester Mischung durcheinander; die Notwendigkeit des engen Zusammenlebens und täglichen Verkehrs führte bald zu nachbarlicher Annäherung in Sprache und Lebensgewohnheiten, und zwar auf Kosten germanischer Eigenart. Nicht nur weil das römische Element ohne Zweifel numerisch weit stärker war, sondern ganz besonders weil dem für das Fremde ohnehin empfänglichen Germanen die feinere römische Kultur als erstrebenswertes Vorbild erschien.
Dazu kam, dass die innere Politik der burgundischen Könige im wohlverstandenen Interesse des Staates ebenfalls auf eine Milderung der vorhandenen Gegensätze und Verschmelzung der beiden Nationalitäten angelegt war. Nach der herrschenden Annahme wäre die «Verrömerung» der Burgunden in wenig mehr als einem Jahrhundert zum Abschluss gelangt: schon um die Mitte des 6. Jahrhunderts konnte ein zeitgenössischer Geschichtschreiber die Franken den Burgunden als Germanen gegenüberstellen. Indessen ist wohl möglich, dass sich germanische Art und Sprache in einzelnen Gegenden, wo die Verhältnisse günstiger für sie lagen, wie etwa in den nordöstlichen Grenzgebieten, länger erhielten; ganz unwahrscheinlich ist aber, jedenfalls durch keine wirklichen Beweise gestützt, dass sich Burgunden irgendwo der Romanisierung gänzlich entzogen und in späterer deutscher Bevölkerung fortlebten, «alemannisiert» wurden.
Bei ihrem Vordringen nach Norden und Nordosten mussten die Burgunden schliesslich mit den von Norden kommenden Alemannen zusammenstossen, deren feindliche Nachbarn sie schon am Mittelrhein gewesen waren. Leider sind wir über die daraus sich ergebenden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Stämmen sehr schlecht unterrichtet. Nur dass sie nicht friedlicher Art waren, auch als das fränkische Szepter beide Völker vereinigte (seit 534 bezw. 536), steht fest; ferner spricht manches dafür, dass sie mit wechselndem Erfolge betrieben wurden, dass einerseits die Alemannen ihre Herrschaft zeitweilig weit nach Westen vorschoben, anderseits die Burgunden vorübergehend den grössten Teil des schweizerischen Mittellandes bis zur Reuss in ihren ¶