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bung des Uetlibergs. Zürich 1843. - G. Meyer von Knonau: Zürcherische Volkssagen. Zürich 1853.
Die bis 1890 in den periodischen Publikationen erschienene Literatur ist verzeichnet bei J. L. Brandstetter. Repertorium ... Basel 1892 (S. 278 ff.), bis 1900 fortgeführt von Hans Barth (ib. 1906), wozu als Hauptquelle noch das «Schweiz. Archiv für Volkskunde» kommt. Ebenso finden sich meist Sagensammlungen in der Publikationsserie «Gemälde der Schweiz».
b) Märchen: S. Liechti: Zwölf Schweizer-Märchen. Frauenfeld 1865. - O. Sutermeister: Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz. Aarau 1869. - C. Decurtins: Märchen aus dem Bündner Oberlande. Chur 1874. - C. Decurtins, in: Böhmer: Romanische Studien. II, 99-155. - C. Decurtins: Räto-roman. Chrestomathie, II. 1-128. - G. Bundi: Engadiner Märchen. 2 Bände. Zürich o. J. (Polygraph. Institut). - S. Singer: Schweizer Märchen; Anfang eines Kommentars zu der veröffentlichten Schweizer Märchenliteratur. Bern 1903 und 1906. - Auch manche der obigen Sagensammlungen enthalten Märchen.
c) Volks-Legenden sind ebenfalls in einzelnen Sagensammlungen zu finden. Ausserdem vergleiche man E. F. Gelpke: Die christliche Sagengeschichte der Schweiz. Bern 1862.
d) Schwänke namentlich in den Sammlungen von Jecklin und Herzog.
e) Volkslieder: Für die deutsche Schweiz siehe namentlich die reiche Bibliographie von John Meier im Grundriss der germanischen Philologie, hrsg. von Hermann Paul. 2. Band, 1. Abteilung (Strassburg 1893; Seite 768 ff.). Dazu kommen noch G. Züricher: Kinderlied und Kinderspiel im Kanton Bern. Zürich 1902. - A. Tobler: Das Volkslied im Appenzellerlande. Zürich 1903. - A. L. Gassmann: Das Volkslied im Luzerner Wiggerthal und Hinterland. (Schriften der schweizer. Gesellsch. f. Volkskunde. Bd. IV). - M. E. Marriage und J. Meier: Volkslieder aus dem Kanton Bern, im «Schweiz. Archiv für Volkskunde» (Bd. V, S. 1 ff.). Diese Zeitschrift enthält auch manche kleinere Sammlungen, sowie einzelne Lieder. - P. Fink: Kinder- und Volkslieder, Reime und Sprüche aus Stadt und Kanton Schaffhausen. (Programm des Gymn. Winterthur 1906). - Aus der französischen Schweiz. Kanton Bern: A. Rossat: Chants patois jurassiens, im Schweizer. Archiv für Volkskunde (III, 257 ff.; IV, 133 ff.; V, 81 ff., 201 ff.; VI, 161 ff., 257 ff.; VII, 81 ff., 241 ff.). - Kant. Freiburg: J. Reichlen: La Gruyère illustrée. IV, V, VIII. Leipzig 1894, 1903. - Chansons et coraules fribourgeoises; les chants du rond d'Estavayer. Fribourg 1894. - J. Cornut: Chants et contes populaires de la Gruyère, in der Romania. IV. - Kant. Genf: Blavignac: L'empro genevois. 2. éd. Genève 1875. - Kant. Neuenburg:
Les chansons de nos grand' mères;
recueillies par Alfr. Godet.
Nouv. éd., ill. par Mile Lucie Attinger. Accompagnements de piano par J. Lauber. Neuchâtel 1890-1899. - Wallis: Mme Ceresole-de Loës: Chansons valaisannes im Schweizer. Archiv für Volkskunde. IV, 309 ff. -
Waadt hat keine Volksliedersammlung aufzuweisen. - Rätoromanische Schweiz: A. v. Flugi: Chanzuns popularas d'Engiadina, in Böhmer's Roman. Studien. I, 309 ff. -
A. v. Flugi: Die Volkslieder des Engadin. Strassburg 1873. - H. Caviezel: Litteratura veglia, in den Annalas della Societad Rhaeto-Ronsonscha. II, 267 ff. VIII, 140 ff.; IX, 187 ff. -
J. C. Muoth: Canzuns dil cont popular (ibidem III, 269 ff.). - P. J. Derin: Canzuns popularas engiadinaisas (ibidem VI, 34 ff.; VII, 45 ff.). - A. Vital: Chanzuns popularas ladinas (ibidem XI, 16111.; XII, 243 ff.; XIV, 201 ff.; XVII, 33 ff.). - Ferner in Decurtins' Chrestomathie II und III. Vergl. im übrigen die Register und Bibliographien im «Schweizer. Archiv für Volkskunde». Von Volksliedern der italienischen Schweiz gibt es zur Zeit keine gedruckten Sammlungen.
[Prof. Dr. E. Hoffmann-Krayer.]
II. Wohnung *).
[*) Die Illustrationen sind, mit Ausnahme der bündnerischen, dem im Erscheinen begriffenen Werk von J. Hunziker über Das Schweizerhaus entnommen, von dem bis jetzt vier Abteilungen vorliegen.] Man ist versucht, die Anlage des Wohnhauses und der Nebengebäude, Ställe, Scheunen und dergl., wenn auch nicht als etwas Zufälliges, so doch in erster Linie als abhängig von der Laune oder der Vorliebe des Besitzers oder seines Baumeisters zu betrachten. Das wird auch bei vielen neueren Bauten, namentlich in Städten und stadtähnlichen Orten zutreffen, wo wir ein bunt zusammengewürfeltes Durcheinander der heterogensten Bauweisen finden. Dieser kosmopolitische Schablonenbau findet insbesondere auf die zahllosen Hotels Anwendung, die in der Regel auf Umgebung und Landesart keinerlei Rücksicht nehmen und in Norderney oder Nizza gerade so gut stehen könnten wie in St. Moritz oder Luzern, in Zermatt oder Ouchy.
Die Städte sind in der Schweiz, wie anderswo, der gleichmachenden Modernisierung weit mehr ausgesetzt, als ländliche Gegenden. Namentlich die neueren Stadtteile tragen nirgends mehr etwas Charakteristisches an sich, wohl aber noch manche Altstadt. Wie imposant ist das alte Bern mit seinen breiten Strassen, den eigenartigen Türmen und den auf schattigen Arkaden ruhenden mächtigen Bürgerhäusern. Seine Bauart hat es auch den Städten des nahen Seelandes, die unter seinem Einfluss standen, aufgeprägt, und eine ähnliche, aber doch wieder eigene Bauart weist Thun auf mit seinen weit vorspringenden Dächern.
Anders geartet, von eigentümlich malerischem Reiz, ist Schaffhausen mit seinen zahlreichen Erkern und Fassadenmalereien, über die der Munoth wie eine Landwacht hoch hinausschaut. Und Luzern mit seinen mit Schildereien geschmückten Brücken und seinen alten Zunft- und Rathäusern, von den alten Ringmauern und Türmen überragt - wie glücklich liegt es am Ende des Sees zwischen grünende Hügel gebettet. Unvergleichlich ist das alte Stadtbild, das Freiburg dem Besucher noch heute bietet.
Und wer ein Städtchen des Mittelalters mit seinen engen Gassen, den oben überkragenden Häusern, mit seiner Verbindung von städtischem und ländlichem Wesen sehen will, der braucht sich nur etwa Werdenberg oder manch' anderes Landstädtchen anzuschauen. Auch den Rhein entlang oder um den Neuenburgersee, im Aargau oder im Tessin, sowie anderswo hat sich in kleineren oder grösseren Städten, die etwas auf ihre Eigenart halten, noch manches anmutige Städtebild erhalten, das sich in angenehmer Weise von den schablonenhaften Städten unterscheidet, die ihren Stolz darein zu setzen scheinen, wie «alle Welt» zu sein.
Wenn wir von der «Wohnung» reden wollen, sehen wir also besser von den zu einem grossen Teil modernisierten Städten ab und beschäftigen uns hauptsächlich mit den ländlichen Ortschaften, wo sich die alte Tradition seit Jahrhunderten noch mehr oder minder unverändert erhalten hat.

Einen einheitlichen schweizerischen Baustil gibt es nicht, wohl aber eine ganze Anzahl von mehr oder minder lokalen schweizerischen Baustilen. Ein Engadinerhaus und ein Bernerhaus, ein appenzellisches und ein jurassisches Haus weisen nicht nur in ihrem Aeusseren, ¶
Schweiz

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sondern auch in der Konstruktion und der inneren Einrichtung wesentliche Unterschiede auf; es gibt wohl kaum ein örtlich so beschränktes Gebiet, auf dem eine solche Mannigfaltigkeit der alt hergebrachten Bauweisen zu finden wäre, wie in der Schweiz. Die wesentlichsten Bauarten sind, von Westen nach Osten geordnet, folgende:
1. Das Jurahaus, den Berner Jura, die Kantone Neuenburg, Waadt, Genf und den grössten Teil des Kantons Freiburg umfassend. Charakteristisch für dieses Jurahaus ist die eigentümliche Vereinigung von Haus und Scheune unter einem Dach, in der Weise, dass die Scheune (grange) die Mitte des Gebäudes einnimmt; sie ist oft auf beiden Seiten von Wohnräumlichkeiten umrahmt, die in Mauerwerk aufgeführt sind, während die Scheune in Ständerbau erstellt ist. Das jurassische Haus tritt in zwei Hauptformen auf:
a) dasjenige des Berner Jura; sein Wahrzeichen ist das Küchengewölbe (la vôte) aus Tuffstein, das die Küche überspannt (vergl. den Grundriss des Jurahauses).
b) das Haus der übrigen französischen Schweiz, dessen Hauptkennzeichen das grosse Bretterkamin ist, unten bis 5/7 m im Geviert messend, mit beweglichem Holzdeckel; dasselbe erstreckt sich übrigens auch noch in deutsches Gebiet bis nach Obwalden. Die Küche bildet den Mittelpunkt der Wohnung, und das Kamin ist oft ihre einzige Lichtquelle (vergl. die Abbildung des Freiburger Hauses.)
Den Eingang zu dem meist einstöckigen jurassischen Haus bildet eine Art Vorraum, ein Hausflur (le devant-huis) zwischen den Wohnräumen und vor der Scheune, oft ohne Tor, von wo aus man direkt in Stall und Scheune, aber auch in die Wohnräume gelangt: die Küche, die Stube («pelyo» oder «pelo»),
Kammer und Keller. Die Dächer sind meistens mit groben Schindeln eingedeckt, seltener mit Hohlziegeln oder, in den an deutsches Gebiet grenzenden Gegenden, mit Stroh.
Es ist, als ob der Häuserstil des Jura sich den Bergformen des Landes anschliesse: den geringen Erhebungen und der gleichförmig welligen Bodengestaltung entsprechend sind die Häuser meistens niedrig und schmucklos;
die Bauten scheinen von der harten Arbeit der Landhauern vor der Einführung der Industrie zu sprechen.
2. Oestlich schliesst sich diesem jurassischen Haus das sog. dreisässige Haus, das Haus des schweizerischen Mittellandes von Freiburg bis Weinfelden, von Thun bis Basel an. Es hat seinen Namen von der fast stereotypen Anordnung der drei hinter- (oder neben-) einander liegenden Gemache: Stube, Küche und Hinterstube (bisweilen heller). Scheuer und Stallung sind mit dem Wohntrakt gleichfalls zu einem Einheitsbau, mit Giebelfront, verbunden. Vielfach treffen wir noch das hohe steile Strohdach, welches erst bei abnehmendem Getreidebau durch ein Schindel- oder Ziegeldach ersetzt wird. Dieser Häusertypus variiert stark von Kanton zu Kanton. Seine wichtigsten Vertreter sind:

a) Das Bernerhaus, z. B. das des Emmenthales (siehe Abbildung und Grundriss des Hauses in Heimenschwand). Es ist ein gewaltiger Bau, der Obdach für Menschen, Vieh und Vorräte aller Art bietet, so recht geschaffen als Mittelpunkt eines stattlichen Bauerngutes. Das gewaltige, mit Ziegeln oder mit Strohgedeckte Dach reicht bis fast auf den Boden und umgibt den ganzen Bau wie eine schützende Hülle, unter der er sicher ruht. Lauben umgeben das Haus auf mehreren Seiten, geschützt durch das weit vorragende Dach.
b) Das sog. Stockhaus im Kanton Solothurn, Alt-Aargau bis an die Reuss und Luzerner Gäu, trägt meistens noch das alte Strohdach, das freilich allmählig dem Ziegeldach weichen muss. Die Dörfer, obwohl zusammengebaut, bilden keine Reihen. Das Haus, Wohnung und Scheune mit Stall umfassend, ist ein Ständerbau, nur das eine hintere Gemach, der «Stock», von dem das Haus seinen Namen erhalten hat, ist gemauert. Wir geben hier die Abbildung eines Stockhauses aus dem Aargau.
c) Im Kanton Zürich und den östlich angrenzenden Gebieten herrscht, je weiter östlich wir vordringen, immer mehr der Riegelbau vor, der einen ganz schmucken Eindruck macht (vgl. das Haus aus Tobel); damit harmoniert eine eigentümliche, oft wiederkehrende rautenförmige Verzierung an Tenntoren und dergl. Neben dem Riegelbau finden sich auch nicht selten noch hölzerne Häuser in Block- oder Ständerbau.

3) Das Länderhaus, das seinen Namen wohl von den Ländern (d. h. den zum Dach verwendeten Holzschindeln) erhalten hat, ist das eigentliche schweizerische Gebirgshaus auf der ganzen nördlichen Abdachung der Alpen und zwar vom waadtländischen Pays d'Enhaut durch das Berner Oberland und die drei Urkantone bis nach dem Toggenburg, Appenzell und St. Galler Rheinthal; auch der Kanton Glarus und die deutschen Gegenden Graubündens, ebenso wie das Oberwallis zeigen mehr oder weniger den gleichen Typus. Seine einfachste Form zeigt obiger Grundriss eines Hauses aus dem Muotathal. Eigentümlich ist dieser Bauart, mit einzelnen Ausnahmen, die Trennung der Scheune vom Haus oder die Verbindung beider durch Kreuzfirst, sowie der überall vorherrschende Blockbau, d. h. die Wände bestehen aus mehr oder minder behauenen, oft auch rund belassenen Stämmen. Stube (und Nebenstube) liegen in der Regel am Giebel des ¶