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sind die schreckhaften Züge des Winterdämons mit den gütigen des kinderliebenden Kalenderheiligen zusammengeflossen. Dass das Dämonische das Ursprüngliche ist, zeigt der Brauch des «Klausjagens», «Klaushornens», «Klausschreckens» usw., durch den, wie in allen verwandten Lärmumzügen, das Verjagen des Winterdämons dargestellt werden soll. Zu der gleichen Kategorie gehört der «Père Challande» (Waadt), der «Glockenschellenmann» (Kaiserstuhl),
der «Aetti-Ruedi» (Zurzach),
der «Fritschi» (Luzern) u. a. m., die meist als vermummte Popanzgestalten in den Dezembertagen oder an der Fastnacht ihr Unwesen treiben.
Von Lärmumzügen (Austreibung des Winterdämons) sind ausser den oben genannten noch anzuführen: die «Gräuflete» im Muotathal (an Dreikönigen),
das «Abetringele» in Laupen (am Silvester),
das «Nüni-Klinglen» in Basel Land (im Advent oder Weihnachtsvorabend),
das «Altjahrabend-Schellen» in Wartau, die «Mantineda» im Engadin (am 2. Januar), das «Trichelen» im Haslethal (um Weihnachten),
die «Chiallanda Marz» im Kanton Graubünden (am 1. März), ein Umzug im Tessin (Dreikönigen),
das «Bochseln» und die «Bochselnächte» in den Kantonen Aargau, Basel, Thurgau, Zürich (meist im Dezember) u. a. m.
Den ausschliesslich bösartigen oder halb gut-, halb bösartigen Dämonen stehen nur wenige wirklich gutartige gegenüber. Wir wüssten nur das «Weihnachts-» und «Neujahrskindchen» zu nennen, die fälschlich oft als Jesuskindlein gedeutet werden, aber natürlich das junge Jahr oder die neu aufkeimende Natur darstellen sollen.
Harmloser als die wilden Lärmumzüge sind gewöhnlich die Bettelumzüge der Kinder, wie sie zwischen Martini und Mittfasten in der ganzen Schweiz üblich sind und gewöhnlich im Absingen von Heischeliedern bestehen. Die verabreichten Gaben (Würste, Obst, Eier, Geld) werden hernach gemeinsam verzehrt bezw. verteilt. Die Weihnachts- und Dreikönigssänger (letztere oft mit einem drehbaren Transparentstern) zwischen Advent und Dreikönigen sind wohl nur eine kirchlich nüanzierte Abart dieser Bettelumzüge. Wenn die Kinder hie und da in Bischofsmützen umziehen, so dürfte dies ein Rest der mittelalterlichen «Festa hypodiaconorum» sein, wobei eine parodierte Bischofswahl mit zugehörigen Zeremonien stattfand.
In den Zeiten vor und nach Weihnachten finden allerorts Beschenkungen statt. Meist ist es das «Christkindli», «Neujahrskindli» oder auch der St. Niklaus, im Kanton Waadt der «Père Challande», welche nach dem Kinderglauben die Geschenke bringen, und zwar in älterer Zeit etwa Früchte (Nüsse, Aepfel, gedörrte Zwetschgen usw.) oder Backwerk und andere Speisen. Das Datum der Bescherung war früher vorwiegend Neujahr oder St. Niklaus, seltener Weihnacht (jetzt mit Vorliebe dieser Tag).
Ferner ist das «Losen» und Orakeln auf die Zukunft um die Weihnachtszeit von je her sehr gebräuchlich gewesen. Wie das Wetter an Weihnacht ist, so ist es im künftigen Jahr. Besonders beliebt ist das Zwiebelorakel: man schneidet eine Zwiebel senkrecht durch und löst 12 Schälchen heraus, die man mit Salz füllt und die je einen Monat des folgenden Jahres vertreten. Die Schalen, die am nächsten Tag feuchtes Salz enthalten, deuten auf feuchte Monate. Auch das Aufstellen einer Jerichorose (Kant. Aargau, Graubünden, Luzern, Zug, Zürich) oder eines Kirschbaumzweiges (Kantone Thurgau, Zug, Zürich), aus deren Entfaltung man auf die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres schliesst, ist sehr verbreitet. Neben Andreas gilt auch Weihnacht als Eheorakeltag: wer in der Weihnachtsnacht beim Läuten von 9 Brunnen 3 Schlücke trinkt, sieht seine Zukünftige an der Kirchtür stehen (solothurn. Leberberg); aus der Gestalt eines aus dem Holzstoss gezogenen Scheites schliesst das Mädchen auf seinen Mann, ein Scheit mit Rinde bedeutet Reichtum (Leberberg) u. A. m. Ferner fragt man nach Lebensdauer und Tod: die Zahl der Strophen eines aufgeschlagenen Psalms ist gleich den noch zu lebenden Jahren (Kanton Bern). Die Träume in der Christnacht gehen in Erfüllung. Dass der Weihnachtszeit überhaupt Wunderkraft innewohnt, zeigt der Glaube, dass in dieser Zeit gedüngte oder mit einem Garbenband oder mit Weiden umwundene Bäume besonders fruchtbar werden (Kantone Bern und Zürich); die Hühner werden vor dem Raubvogel gesichert, indem man ihnen zwischen 11 und 12 Uhr in der Christnacht die Flügel stutzt (Kanton Zürich), und beim Vieh bewirkt die Tränke an Weihnacht besonderes Gedeihen (Kanton Zürich). Ja, eigentliche Wunder vollziehen sich: das Vieh vermag zu reden, und Wasser wandelt sich zu Wein (verbreitet); man kann sich durch zauberische Manipulationen unsichtbar und unverwundbar machen (Leberberg), an Weihnachten geborene Kinder sehen Gespenster und können wahrsagen (verbreitet) u. A. m.
Der Weihnachtsbaum ist in der Schweiz nicht so alt, wie man gewöhnlich glaubt, ja in vielen, namentlich katholischen Gegenden ist er erst seit kurzem eingeführt, so z. B. in den Kantonen Solothurn und Waadt erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, im mittleren Thurgau erst um 1850 u. s. w. (Der älteste Weihnachtsbaum in der jetzigen Gestalt lässt sich zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Strassburg nachweisen, dagegen ist natürlich das Anbringen irgend eines grünen Busches oder Zweiges um die Wintersonnenwende uralt).
Auch das Datum und die Art und Weise seines Auftretens ist verschieden. In Zürich war es der «Samichlaus», der den Kindern, während sie schliefen, den Baum hinstellte, andernorts bringt ihn das «Christkindli»; im Zürcher Oberland wird der Baum an Silvester von den Eltern bereitet und von dem umziehenden «Chlaus» den Kindern übergeben; in Eschikofen nennt man den Weihnachtsbaum «Palme», was deutlich auf einen ursprünglichen Stechpalmenbusch hindeutet. Ueberhaupt begegnet uns die Stechpalme öfters: in Guttannen werden am Neujahr Stechpalmen an der Spitze mit Aepfeln besteckt und «Zanti-Chlois» genannt, im Obertoggenburg kleiden sich die «Chläuse» in Stechpalmen und Tannreiser, und im Kanton Basel Land vertritt noch heute die Stechpalme in armen Familien den Tannenbaum.
All' dieses Grün um Weihnachten und Neujahr, von dem einfachen Stechpalmenzweig bis zum lichterstrahlenden Tannenbaum, ist natürlich nichts anderes als das Symbol der nach der Wintersonnenwende sich wieder belebenden Vegetation. Eine geringere Rolle spielt in der Schweiz der Weihnachtsblock, d. h. ein grosser Holzklotz, der an unter feierlichen Zeremonien angezündet, nicht aber ganz verbrannt wird, und dessen Kohlen besonders wundertätig und fruchtbarkeitzeugend sind.
Der Brauch ist uns für die Schweiz nur aus dem Kanton Waadt (als «bûche de Noël») bezeugt, während er auswärts sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in England, sowie den skandinavischen und slavischen Ländern findet. Die Weihnachtsspiele, d. h. die dramatische Darstellung der Weihnachtsgeschichte, sind heutzutage unseres Wissens in der Schweiz nicht mehr üblich. Sie waren ausgegangen einerseits von der Rezitation des Festevangeliums und den sich anschliessenden Gesängen, andererseits von dem Aufstellen der «Krippen» in den Kirchen (letzteres ist in Häusern und Kirchen noch heute gebräuchlich).
Den dramatischen Kern bildete die Verkündigung durch die Engel und der Gang der Hirten an die Krippe. Diesem schloss sich bald das Dreikönigsspiel an mit dem Erscheinen des Sterns, dem Zug nach dem Stall von Bethlehem, der Ueberreichung der Gaben etc. Besonderes Weihnachts- bezw. Neujahrsgebäck sind im Freiamt die «Hirzenhörnli» und die Birnwecken, im Kanton Bern Brezeln und Lebkuchen mit einem Bären, in der Waadt die «bricelets», am Zürichsee Brot in Handform, in Stans Lebkuchen in Fischform, im Kanton Schaffhausen «Hutzelbrot» und (namentlich auf Neujahr weit verbreitet) die «Züpfe».
Stephan
(26. Dezember).
St. Stephan ist der Schutzpatron der Pferde. An diesem Tage wurden im Kanton Luzern
die Pferde zum
Aderlass in die
Schmiede geführt. Ebenda fand auch das Trinken der «Stephan
sminne»
statt: der Wein wurde an diesem Tage gesegnet, und sein Trunk war heilbringend.
Johannes der Evangelist (27. Dezember) ist der eigentliche Tag der Weinweihe. Nach der Legende soll Johannes vergifteten Wein ohne Schaden getrunken haben. «Der Wein wird vom Priester in der Kirche geweiht, der versammelten Gemeinde geboten und dann, wenn von der Gemeinde gespendet, unter die Armen ¶
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verteilt, oder, wenn von den Familien gebracht, wieder mit nach Hause genommen und dort teilweise feierlich getrunken, teilweise aufbewahrt; einige Tropfen davon auch in die Wein- oder Mostfässer gelassen» (Kantone Aargau und St. Gallen).
Am Unschuldigenkindleinstag (28. Dezember) fand im alten Sursee der Umzug des «Heini von Uri" statt, einer Schreckgestalt mit hölzerner Maske und Schellenkappe. Er sammelte Gaben ein, wurde aber dafür von der Jugend mit Rüben beworfen.
David (30. Dezember). Im Zürcher Oberland die sog. «Chrungele-Nacht», «in der Bursche in abenteuerlicher Vermummung von Haus zu Haus ziehn und sich bewirten lassen, auch wohl allerlei Unfug treiben, die Vorübergehenden belästigen, in die Häuser eindringen und in den „Lichtstubeten“ den Spinnerinnen mit Bällen die Spindeln abschlagen oder mit russigen Spindeln die Anwesenden bewerfen. Hie und da bringen auch die Masken selbst Spinnstöcke mit und verwirren den Spinnenden das Werg».
Silvester (31. Dezember). Die auf diesen Tag fallenden Lärmumzüge haben wir schon erwähnt. Die «Niklause» zeigen sich am Silvester in Lenzburg, Herisau, sowie teilweise in den Kantonen Glarus, St. Gallen, Zürich. In Rheinfelden ziehen nachts die «Sebastiansbrüder» um und singen ihr Neujahrslied ab. Der zuletzt Aufstehende wird überall «Silvester» genannt, erhält aber im Kanton Zug einen Eierwecken. Vielfach bleibt man in Gesellschaft beisammen, um sich dann Schlags 12 Uhr zum neuen Jahr zu beglückwünschen. Im Unter Engadin begeben sich die jungen Leute ins Schulhaus, die Mädchen bringen geschwungenen Rahm und «Biscutins» mit, die Knaben Schnaps; so vergnügt man sich bis zum Schluss des Jahres. In Ems (Graubünden) findet an diesem Tage das Verlosen der Mädchen an die Knaben statt.
Abergläubische Handlungen werden in grosser Zahl vorgenommen, besonders wird Ehe-, Glücks- und Todesorakel getrieben.
Neujahr. Nachdem man am Altjahrabend bis 12 Uhr beisammen gesessen hat, beglückwünscht man sich zum neuen Jahr und feiert dasselbe mit einem Trunk (ziemlich allgemein). Das neue Jahr wird «angesungen» (Thurgau). Oft ziehen die Bursche mit einem Neujahrswunsch (Sargans, Prättigau) von Haus zu Haus. Diese Umzüge und das Absingen von Neujahrswünschen waren ehedem weiter verbreitet und meist mit einer Bettelei (um Würste u. dergl.) verbunden. Am Tage gehen die Kinder zu ihren Paten mit Glückwünschen und erhalten von ihnen Geschenke (verbreitet).
Bescheerungen kamen ehedem häufiger an Neujahr als an Weihnacht vor; meist aber bestanden sie nicht in grösseren Geschenken, sondern in Früchten und Gebäck. Sie wurden nach dem Kinderglauben von dem «Neujahrskindli» (oft in Verbindung mit einem Tannenbäumchen) gebracht, der Personifikation des neuen Jahres (Kantone Aargau, Appenzell, Bern, St. Gallen, Zürcher Oberland). In Basel wurden früher grosse Zunftmähler abgehalten, wobei sich die Zünfte gegenseitig mit Viktualien beschenkten.
Damit waren Umzüge mit Trommeln und Pfeifen verbunden, ähnlich wie es in Basel heute auf Aschermittwoch geschieht. Mancherorts wird der Jahreseingang mit Tanz und Lustbarkeit aller Art gefeiert, auch wird vielfach geschossen. Ein merkwürdiger Brauch besteht in einigen Gemeinden des Kantons Aargau. Dort «tragen die Dorfknaben am Silvesterabend Balken auf dem Dorfplatz zusammen, legen lange Bretter hohl darauf, und sowie die Uhr den Anbruch des neuen Jahres verkündet, fangen sie an, aus Leibeskräften auf dieser hergestellten Tenne zu dreschen, dass es weit umher schallt.» Die Bedeutung ist klar: es soll durch die Nachahmung des Dreschens (sog. «Analogiezauber») die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres hervorgerufen werden. Bekannt ist das Ausläuten des alten, bezw. Einläuten des neuen Jahres. Wer am Neujahr zuerst aufsteht, heisst «Stubenfuchs» oder «Fälleli-Lupfer», der letzte «Neujahrskalb oder -kälbli». Neujahrsspeisen bezw. -gebäcke sind: in St. Gallen die Pastete, im Kanton Thurgau und Zürich «Wähen», Birnenbrot, Eierringe;
ferner werden (je nach der Gegend) «Gugelhopf», «Mutschellen», der «Gritti-Benz», «Simmel-Ring», «Schnecken», «Aepfelsturm» u. A. m. gegessen.
Ein besonderes Neujahrsgetränk ist in Basel der «Hippokras» (Gewürzwein),
zu dem «Leckerli» aufgetischt werden. (Der Basler selbst isst Leckerli nur um die Weihnachts- und Neujahrszeit). Aberglauben: Wie das Wetter am Neujahr, so vorwiegend das Jahr durch. Ist die Neujahrsnacht schön, so gibt es viel schwere Geburten (Kanton Appenzell). Morgenröte am Neujahrstage deutet auf Ungewitter und Feuersbrünste oder Krieg (Kantone Luzern und Zürich). Schicksal und Lebensdauer werden ähnlich erforscht wie an Weihnacht. Ferner sind die Begegnungen wichtig. Einer Frauensperson zu begegnen, bedeutet Unglück (Kantone Solothurn, Thurgau und Zürich); dagegen sind Männer oder Kinder von günstiger Vorbedeutung. Das Werg, welches am Neujahrsmorgen noch am Rocken übrig ist, ist untauglich und kann nicht mehr versponnen werden (Kanton Solothurn). Die Gemeinde, in der zuerst das Neujahr geläutet wird, wird zuerst von einem Brandunglück heimgesucht (Mönchaltorf).
Berchtoldstag wird in Zürich und Tegerfelden (Aargau) der 2. Januar genannt, in Frauenfeld der dritte Montag im Januar, im Kanton Luzern der Sonntag nach Dreikönigen; die mundartliche Form ist «Berchteli(s)-, Herteli- oder Berzeli-Tag». Diese Benennungen gehen auf eine Grundform «Berchtelens-Tag» zurück, d. i. Tag, an dem man «berchtelt» (sich gütlich tut),
und dieses «berchtelen» verdankt seinerseits wieder seinen Ursprung dem «Berchtentag», mit dem schon im 14. Jahrhundert der 2. Januar, ein Tag ausgelassener Festfreude, bezeichnet wurde. Weit bekannt ist der «Berchtelistag» von Zürich. «Die Sammlungen des zoologischen Museums, das Zeughaus, die Stadtbibliothek sind den Kindern geöffnet, und sie nehmen an verschiedenen Orten die sogenannten „Neujahrsstücke“ (Neujahrsblätter) in Empfang. Dabei bringen sie Geldgeschenke mit, welche den Namen „Stubenhitzen“ führen, da sie ursprünglich einen Beitrag an die Heizung der Zunftstuben bildeten, Andere durchziehen kostümiert die Strassen und sprechen mit dem Rufe „Batz! Batz!“ die Vorübergehenden um Gaben an. Im zweiten Teile des Tages treten die Männer hervor. An reichlicher Mittagstafel wetteifern, gesondert voneinander in ihrem Gesellschaftshäusern, zwei Gesellschaften miteinander in Geistesspielen aller Art, die antiquarische und die Kunstgesellschaft. Der Abend des Tages wird überall zu geselligen Vergnügungen benutzt. Es finden hie und da Bälle statt, und nicht selten ist es, dass das Morgengrauen erst die Zechenden und lustigen Gesellschaften auseinandertreibt». In Tegerfelden zog die «Berchtelisgesellschaft», als Rebleute verkleidet, um und führte vor den Häusern der bemittelten Einwohner einen Zunfttanz auf.
Dafür wurden den Tänzern die «Stitzen» (zinnerne Deckelkrüge) überall mit Wein gefüllt, den sie dann wieder den Aermern schenkten. Zum Schlusse sangen sie ihrem eigens versammelten Gemeinderate noch das Neujahr an und überreichten einen gewaltigen «Eierring». Als Ehrengabe erhielten sie einen halben Saum Gemeindewein. Dieser wurde abends gemeinschaftlich verzecht, und jeder Bursche liess dazu seine Tänzerin durch einen Abgeordneten unter mancherlei Artigkeiten ins Wirtshaus herüberholen (nach Rochholz). In Würenlos (Aargau) erschienen noch vor kurzem am Berchtoldstage Nachmittags die Schulkinder ohne Schultasche; dafür brachten sie gefüllte Familienflaschen, Neujahrswecken und Nüsse mit sich, überreichten dem Lehrer ihre Geschenke und luden ihn ein, mit ihnen zu «bächtelen». Die Kinder einer Familie setzten sich zusammen zur fröhlichen Mahlzeit, tranken ihren Wein oder Most in der Schulbank, knackten ihre Nüsse und sangen ihre Liedchen. Grosse Mähler fanden auch in Luzern statt, Vermummungen ausser in Zürich noch im Thurgau («Appels-Narr»). In Frauenfeld wird mit besonderen Peitschen geknallt, ebenda werden zwischen der Jungmannschaft Kämpfe ausgefochten.
Zum Schluss sei ein Brauch aus Stammheim erwähnt, der aber seit einigen Dezennien eingegangen ist, nämlich die «Berchtoldstagfahrten»: reiche Bürger oder die Gemeindebehörden bezeichneten den Jünglingen an schwer zugänglicher Stelle einen Waldbaum, den sie am Berchtoldstag auf einem von ihnen selbst gezogenen Wagen mit Fuhrmann und Trommler luden und ins Dorf führten, wo dann nachts im Gemeindehause ein Gastmahl (oft mit Schauspiel) stattfand. Der Pfarrer ¶