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b) Ausser eheliche Geburten. Die Anzahl der illegitimen Geburten ist trotz allem, was man über die Immoralität unserer Zeit zu sagen pflegt, im Rückgang begriffen, wie folgende Gesamtzahlen für die Periode seit 1871 zeigen:
Die Anzahl der ausserehelichen Geburten, die während der beiden ersten Drittel des 19. Jahrhunderts im Steigen begriffen gewesen war, hielt sich 1871 auf 5,7%. Das folgende Jahr sank sie auf 5,2%, um sich dann bis 1885 um 5% zu halten. Seither ist ein nahezu konstanter Rückgang zu verzeichnen. Die Ziffern für die letzten vier Jahre sind;
4,4;
4,4;
4,3;
4,3. Das Mittel ist z. B. in Bern von 6 auf 4%, in Basel Stadt von 12 auf 7%, in Genf von 12 auf 9% etc. gesunken.
In folgender Tabelle geben wir kantonsweise die Proportionalzahlen der ausserehelichen Geburten mit Bezug auf die ehelichen Geburten für die Perioden 1871-1890 (Berechnung des Statistischen Bureaus) und 1900-1904 (nach eigener Berechnung):
Kanton | Aussereheliche Geburten % | |
---|---|---|
1871/90 | 1900/04 | |
Genf | 11 | 9 |
Basel Stadt | 11 | 8 |
Freiburg | 6 | 5 |
Luzern | 6 | 3 |
Bern | 6 | 4 |
Waadt | 5 | 5 |
Zürich | 5 | 7 |
Solothurn | 5 | 3 |
Neuenburg | 5 | 4 |
Schaffhausen | 4 | 3 |
Graubünden | 4 | 3 |
Wallis | 4 | 5 |
Aargau | 4 | 3 |
Thurgau | 4 | 4 |
St. Gallen | 3 | 4 |
Basel Land | 3 | 4 |
Appenzell A. R. | 3 | 3 |
Uri | 3 | 1 |
Tessin | 3 | 3 |
Schwyz | 3 | 2 |
Obwalden | 3 | 2 |
Nidwalden | 3 | 1 |
Zug | 2 | 2 |
Appenzell I. R. | 2 | 2 |
Glarus | 2 | 2 |
Zürich, Wallis und St. Gallen, in welchen Kantonen die ausländische Bevölkerung in starker Zunahme begriffen ist, weisen für 1900/04 ungünstigere Ziffern auf als für den vorhergehenden Zeitraum. Im allgemeinen kann gesagt werden, dass einzig die Kantone mit grossen Städten und mit starker Einwanderung von Auswärts eine beträchtliche Prozentzahl von ausserehelichen Geburten haben, welche Zahl aber immer noch hinter denjenigen unserer Nachbarstaaten zurückbleibt.
c) Mehrgeburten. Die Zahl der Mehrgeburten stellt etwa 12‰ sämtlicher Geburten dar. 1) [1) Nach der Statistik von Mallet in Genf betrug das Verhältnis ehemals 1 Zwillingsgeburt auf je 73 Niederkünfte, was etwa 13 bis 14‰ entspricht. Diese Zahl nähert sich also merklich unserer oben angegebenen Ziffer für die modernen Zeiten.]
Auf im ganzen 1711377 Geburten die in der Schweiz im Zeitraum 1871-1890 stattfanden, gab es 20560 Zwillings-, 204 Drillings- und 3 Vierlingsgeburten, von welch' letzteren je eine auf die Kantone Waadt, Bern und Zürich entfiel. Das Verhältnis der Mehrgeburten schwankt je nach den Kantonen zwischen 8‰ (Appenzell A. R.) und 15‰ (Luzern). Auf je 100 Zwillingsgeburten entfielen im genannten 20jährigen Zeitraum 31 mal zwei Mädchen, 33 mal zwei Knaben und 36 mal ein Paar. Die Drillingsgeburten stehen im Verhältnis von 12 auf je 100000 Geburten und verteilen sich durchschnittlich wie folgt: 24% drei Knaben, 28% drei Mädchen, 28% zwei Knaben und ein Mädchen, 20% ein Knabe und zwei Mädchen. Die drei vorgekommenen Vierlingsgeburten bestanden zweimal aus einem Doppelpaar und das drittemal aus 4 Knaben. Die kantonsweisen Zahlen der Mehrgeburten auf je 1000 Geburten im Ganzen sind für den Zeitraum 1871-1890 folgende:
Mehrgeburten auf je 1000 Geburten | |
---|---|
Luzern | 15 |
Graubünden | 14 |
Schaffhausen | 14 |
Basel Land | 14 |
Obwalden | 13 |
Wallis | 13 |
Uri | 13 |
Solothurn | 13 |
Nidwalden | 13 |
Zug | 13 |
Basel Stadt | 13 |
Tessin | 12 |
Waadt | 12 |
Bern | 12 |
Freiburg | 12 |
St. Gallen | 12 |
Schwyz | 12 |
Aargau | 12 |
Zürich | 12 |
Neuenburg | 11 |
Thurgau | 11 |
Glarus | 10 |
Genf | 10 |
Appenzell I. R. | 9 |
Appenzell A. R. | 8 |
Aus den Arbeiten der Statistiker erhellt, dass die Zahl der Mehrgeburten mit dem Alter der Mutter in Verbindung steht. Zahlreich sind sie namentlich der Reihe nach in den Altersklassen von 35-40, 40-45 und 30-35 Jahren, während sie bei den jungen Müttern sich seltener einstellen. Das Verhältnis der ehelichen Mehrgeburten entspricht mit 13‰ ziemlich genau demjenigen der ausserehelichen mit 12‰.
d) Totgeburten. Das Verhältnis der Totgeburten zur Gesamtzahl der Geburten schwankt nur wenig, scheint aber eine Tendenz zum Rückgang zu haben, wie folgende Zahlen für die Zeit von 1871-1904 zeigen:
Das numerische Verhältnis zu der Gesamtzahl der Geburten betrug 1871/75 4,7% und ist der Reihe nach bis auf 3,5% während der fünf letzten Jahre gesunken. Je nach den einzelnen Kantonen schwankt es zwischen 2 und 5%. Merkwürdig und kaum zu erklären ist, dass die Mehrzahl der Totgeburten das männliche Geschlecht betrifft. Es betrugen die Mittelzahlen:
Totgeburten | Knaben | Mädchen |
---|---|---|
1871-75 | 2296 | 1703 |
1876-80 | 2027 | 1529 |
1881-85 | 1854 | 1413 |
1886-90 | 1860 | 1395 |
1900-04 | 1954 | 1492 |
Es entfallen auf je 1000 männliche Geburten 45 und auf je 1000 weibliche Geburten 36 Totgeburten (Zahlen für 1900-04: 39 bezw. 31).
Dass Totgeburten bei den ausserehelichen Kindern häufiger vorkommen als bei den ehelichen, erklärt sich leicht daraus, dass die für die Schwangern notwendige Pflege bei den Unverheirateten vielfach zu wünschen übrig lässt. Auf je 1000 im Zeitraum 1871-1890 geborene eheliche Kinder kommen 39 Totgeburten, auf je 1000 uneheliche ¶
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Geburten dagegen deren 65 (70 für die Knaben und 60 für die Mädchen). Für 1900-1904 betragen diese Zahlen 34 bezw. 55. Wie vorauszusehen, kommen auch bei den Mehrgeburten zahlreichere Totgeburten vor als bei einfacher Niederkunft. Das Verhältnis steigt bei den Zwillingsgeburten bis 96‰ und bei den Drillingsgeburten bis auf 219‰.
e) Verteilung der Geburten nach dem Geschlecht. Im Durchschnitt werden in der Schweiz auf je 100 Mädchen 106 Knaben geboren. Diese Zahl darf als ziemlich konstant betrachtet werden, da während der in Betracht fallenden 20 jährigen Periode das Maximum 1074 und das Minimum 104,9 betragen hat. (Die Genfer Aufzeichnungen hatten für den Zeitraum von 1695 bis 1791 ein Mittel von 103,8 ergeben). Für die ausserehelichen Geburten sinkt diese Verhältniszahl auf 102 oder 103. Das Ueberwiegen der männlichen Geburten macht sich in allen Kantonen bemerklich und schwankt zwischen 109 für Obwalden und Glarus und 103 für Basel Stadt.
f) Heimat der Lebendgeborenen. Die Verteilung der Lebendgebornen ergibt für den in Betracht fallenden 20jährigen Zeitraum 75% Bürger des Wohnkantons, 16 Bürger eines anderen Kantones und 9 Ausländer. Von Interesse sind dabei die Einzelzahlen der verschiedenen Kantone, weil sie einen der hauptsächlichsten Faktoren darstellen, durch die in unserem Land die Vermischung der Rassen bedingt wird.
Auf je 100 Lebendgeborene entfielen: | Bürger des Wohnkantons | Bürger eines andern Kantons | Ausländer |
---|---|---|---|
Wallis | 95 | 2 | 3 |
Appenzell I. R. | 89 | 9 | 2 |
Bern | 89 | 8 | 3 |
Aargau | 88 | 9 | 3 |
Luzern | 86 | 12 | 2 |
Schwyz | 86 | 10 | 4 |
Freiburg | 85 | 14 | 1 |
Nidwalden | 85 | 10 | 5 |
Graubünden | 83 | 8 | 9 |
Uri | 81 | 14 | 5 |
Obwalden | 81 | 14 | 5 |
Tessin | 79 | 2 | 19 |
Waadt | 75 | 18 | 7 |
Glarus | 74 | 21 | 5 |
Solothurn | 70 | 26 | 4 |
Appenzell A. R. | 70 | 25 | 5 |
Basel Land | 70 | 21 | 9 |
Schaffhausen | 70 | 15 | 15 |
St. Gallen | 67 | 23 | 10 |
Zürich | 67 | 19 | 14 |
Thurgau | 66 | 21 | 13 |
Zug | 61 | 35 | 4 |
Neuenburg | 42 | 49 | 9 |
Genf | 30 | 27 | 43 |
Basel Stadt | 19 | 39 | 42 |
Diese Tabelle stimmt im allgemeinen mit derjenigen der Verteilung der Bewohner jedes einzelnen Kantons nach ihrer Heimat überein. Zu beachten bleibt aber, dass die Anzahl der Geburten von Bürgern des Wohnkantones in den beiden Städtekantonen Genf und Basel Stadt sehr stark hinter der gesamten Anzahl der Kantonsbürger zurückbleibt (30 und 19% Geburten gegen 38 und 30% der bürgerlichen Bevölkerung). Diese Erscheinung erklärt sich aus der sehr geringen Geburtenziffer der Bürger dieser beiden Kantone.
Ganz allgemein gesprochen, zeigen die in irgend einem Kanton niedergelassenen Schweizerbürger aus einem andern Kanton und auch die Ausländer eine höhere Geburtenziffer als das autochthone Bevölkerungselement des betreffenden Kantones. Es mag dies aus folgender Tabelle ersehen werden, die für den Zeitraum 1871-1890 die Anzahl der Geburten auf je 1000 Köpfe der verschiedenen Volkselemente angibt:
Geburten auf je 1000 Köpfe | Bürger des Wohnkantones | Bürger eines andern Kantones | Ausländer |
---|---|---|---|
Schweiz | 26.8 | 29.8 | 31.0 |
Basel Stadt | 17.8 | 30.4 | 34.2 |
Genf | 16.0 | 22.3 | 22.4 |
Diese Erscheinung trifft auch auf die ausserehelichen Geburten zu:
Ausserehelichen Geburten | Bürger des Wohnkantones | Bürger eines andern Kantones | Ausländer |
---|---|---|---|
Schweiz | 1.0 | 1.8 | 2.7 |
Basel Stadt | 0.6 | 3.0 | 4.4 |
Genf | 0.9 | 3.1 | 2.6. |
Man sieht zugleich, dass die durchschnittliche Anzahl der illegitimen Geburten bei den Bürgern von Genf und Basel Stadt kleiner ist als das Mittel für die ganze Schweiz und dass die wenig günstige Stellung der beiden Kantone in der Statistik der ausserehelichen Geburten ausschliesslich den Eingewanderten aus andern Kantonen und aus dem Ausland zugeschrieben werden muss. Wir haben bereits bemerkt, dass die Geburtenziffer der in der Schweiz niedergelassenen Ausländer 31‰ beträgt. Auf die einzelnen Nationalitäten verteilt, ist sie 35,9‰ für die Italiener, 34,6 für die Oesterreicher, 32,7 für die Reichsdeutschen, 24 für die Franzosen und 20,9 für die übrigen Ausländer.
3. Sterblichkeit.
a) Todesfälle. Verglichen mit der Gesamtheit der Bevölkerung zeigt die Anzahl der Todesfälle eine Tendenz zur Abnahme. Dies beweist, dass die hygienischen Vorbeugungsmassregeln und Schutzeinrichtungen nach und nach die Bedingungen für eine Verlängerung des Lebens günstiger gestalten. Folgende Tabelle gibt die Gesamtzahlen der Todesfälle (exkl. die Totgeburten) im Zeitraum 1871-1904:
Jahr | Jahr | Jahr | Jahr | Jahr | Jahr | Jahr | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1871 | 74002 | 1876 | 66819 | 1881 | 63979 | 1886 | 60061 | 1891 | 61183 | 1896 | 56096 | 1901 | 60018 |
1872 | 59758 | 1877 | 65353 | 1882 | 62849 | 1887 | 58939 | 1892 | 57178 | 1897 | 56399 | 1902 | 57702 |
1873 | 61676 | 1878 | 65311 | 1883 | 58733 | 1888 | 58229 | 1893 | 61059 | 1898 | 58914 | 1903 | 59626 |
1874 | 60845 | 1879 | 63651 | 1884 | 58301 | 1889 | 59715 | 1894 | 61885 | 1899 | 57591 | 1904 | 60857 |
1875 | 66113 | 1880 | 62223 | 1885 | 61548 | 1890 | 61805 | 1895 | 59747 | 1900 | 63606 | ||
Mittel 1871/75: | 64479 | 1876/80 | 64671 | 1881/85 | 61082 | 1886/90 | 59750 | 1891/95 | 60210 | 1896/1900 | 58521 | 1901/04 | 59551 |
‰ | 23.8 | ‰ | 21.3 | ‰ | 21.3 | ‰ | 20.4 | ‰ | 19.6 | ‰ | 18.1 | ‰ | 17.6. |
Die hohe Ziffer des Jahres 1871, die seither trotz der beträchtlichen Vermehrung der Bevölkerung sich nie mehr wiederholt hat, muss zum Teil den Infektionskrankheiten zugeschrieben werden, die von den französischen Internierten in unser Land mitgebracht worden waren. Der Rückgang der Sterbefälle von 28,8 auf 17,6‰ zeigt eine Verbesserung von einem vollen Viertel zwischen den beiden extremen Jahrfünfen an. In diesem Rückgang der Sterbefälle liegt zusammen mit dem Geburtenüberschuss und dem Ueberschuss der Einwanderung einer der Hauptfaktoren für die Zunahme der Bevölkerung.
Unsere Karte der Sterblichkeit in der Schweiz verdient eine besondere Erklärung, weil die Verhältniszahlen für verschiedene Bezirke als bedeutend zu hoch erscheinen. Dies trifft z. B. zu für die Bezirke Diessenhofen und Linkes Ufer (Genf), in denen sich kantonale Krankenhäuser und Asyle mit einer weit über das Mittel hinausgehenden Sterblichkeitsziffer befinden. Seit 1891 werden die Sterbefälle in der Gemeinde gezählt, in welcher der Verstorbene zuletzt niedergelassen war, welches Verfahren dem eben genannten Uebelstand in der statistischen Darstellung abhilft.
Die eidgenössische Statistik hat bis jetzt Mittelzahlen blos für den Zeitraum 1871-1890 aufgestellt, welcher mit ¶