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Die Statistik beweist, dass die Ehescheidungen mit zunehmendem Altersunterschied zwischen den Ehegatten häufiger werden, und dies besonders dann, wenn die Ehefrau älter ist als der Ehemann. Des fernern zeigt sie, dass auf je 100 geschiedene Ehen deren 40 ohne Kinder entfallen, so dass also das Vorhandensein von Kindern die Aufrechterhaltung der Ehegemeinschaft begünstigt.
2. Geburt.
a) Geburten im allgemeinen. Wie die Anzahl der Eheschliessungen periodisch schwankt, zeigen auch die Geburtenziffern erhebliche Schwankungen. Die Perioden zahlreicher und weniger häufiger Geburten stehen meist mit der wirtschaftlichen Lage des Landes in Zusammenhang, haben aber auch noch andere Ursachen, die nur schwierig erkannt werden können. Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht über die Geburten (inkl. Totgeburten) in der Schweiz seit 1871:
Im Zeitraum 1890-1901 ist die Ziffer der Geburten von 81620 auf 100635 gestiegen. Wenn man blos die Lebendgebornen berücksichtigt, sieht man, dass auf die 5 jährigen Perioden von 1871-1904 (letzte Periode 1901-1904 nur vierjährig) der Reihe nach Geburten entfallen: 30,1;
31,2;
28,6;
27,4;
27,4;
28,4, 28,3. Die Extreme sind 26,3‰ im Jahr 1890 und 32,8‰ im Jahr 1876. In folgender Tabelle geben wir, nach Kantonen geordnet, die durchschnittlichen jährlichen Geburtenziffern in ‰ während des Zeitraumes 1871-1900:
Geburtenziffer | |
---|---|
Appenzell I. R. | 37.0 |
Basel Land | 34.8 |
Appenzell A. R. | 34.5 |
Bern | 33.9 |
Uri | 33.8 |
Neuenburg | 33.5 |
Solothurn | 32.9 |
Freiburg | 32.7 |
Basel Stadt | 32.7 |
Schaffhausen | 31.7 |
Schwyz | 31.7 |
St. Gallen | 31.0 |
Nidwalden | 30.8 |
Wallis | 30.4 |
Tessin | 29.9 |
Thurgau | 29.6 |
Zürich | 29.4 |
Waadt | 29.3 |
Aargau | 29.0 |
Zug | 28.9 |
Glarus | 28.0 |
Luzern | 27.8 |
Obwalden | 27.1 |
Graubünden | 26.3 |
Genf | 24.3 |
Schweiz: | 30.8 |
Für die Bezirke sind die Extreme 22,2‰ in Genf Rechtes Ufer und 40,6‰ in Courtelary (Berner Jura).
Wenn man die Geburten anstatt im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung in demjenigen zu der Anzahl der Frauen betrachtet, die ihrem Alter nach Kinder haben können, so findet man, dass für die Schweiz als Ganzes auf je 1000 befruchtungsfähige Frauen jährlich 120 Kinder entfallen. Für den Kanton Genf sinkt diese Ziffer auf 78 und für Appenzell I. R. steigt sie auf 145. Die extremen Zahlen für die Bezirke sind 70 in Genf Stadt und 174 in Nidau (Bern). Berücksichtigen wir endlich blos die im befruchtungsfähigen Alter stehenden verheirateten Frauen, so erhalten wir die Ziffer 248‰ als jährliches Mittel der legitimen Geburten in der ganzen Schweiz, während sich die Kantone zwischen 155 (Genf) und 315 (Uri), sowie die Bezirke zwischen 145 (Genf Stadt) und 336 (Freibergen im Berner Jura) halten. Unter 200‰ sinkt dieses Verhältnis blos in 10 Bezirken: Genf Stadt, Genf Rechtes Ufer, Genf Linkes Ufer, Glarus (Kanton), Nyon, Affoltern, ¶
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Hinwil, Meilen, Pfäffikon und Uster. Zwischen 200 und 249‰ halten sich 70, zwischen 250 und 299‰ (also über dem Gesamtmittel) 84 und über 300‰ (sehr starke Geburtenziffern) folgende 18 Bezirke: Laufen, Nidau, Frutigen, Delsberg, Münster und Freibergen im Kanton Bern; Uri; Greierz, Glâne und Sense im Kanton Freiburg, Arlesheim in Basel Land, die Walliser Zehnten Goms, Oestlich und Westlich Raron, Siders, Visp und Lenk, sowie Val de Ruz im Kanton Neuenburg.
Die Unterschiede sind selbst zwischen Gebieten mit gleicher Volksrasse und gleichen Lebensbedingungen sehr stark, indem z. B. der Kanton Bern auf je 1000 verheiratete Frauen im befruchtungsfähigen Alter 70 Geburten mehr aufweist als der Kanton Zürich (280 gegen 210). Dieser Unterschied erscheint nun zwar nicht als sehr bedeutend; bedenkt man aber die grosse Anzahl der im betreffenden Alter stehenden Frauen und die Tatsache, dass sich diese selbe Erscheinung, jedes Jahr wiederholt, so wird man finden, dass - für die gleiche Bevölkerungszahl - die Berner Frauen in 20 Jahren 84000 Kinder mehr geboren haben werden als die Zürcher Frauen.
Als Hauptfaktoren für die grössere oder geringere Anzahl der Geburten sind zu betrachten die relative Anzahl der im befruchtungsfähigen Alter stehenden Frauen mit Hinsicht auf die Gesamtbevölkerung (239-323‰), die Verhältniszahl der Verheirateten (392-539‰; über 500‰ blos in den beiden Appenzell und in Glarus), sowie die legitime oder nicht legitime relative Fruchtbarkeit (legitime: 155-315‰).
Die Erscheinung, dass die industriellen Bezirke mit Bezug auf die Häufigkeit der Eheschliessungen an erster und die agrikolen Bezirke an letzter Stelle stehen, wiederholt sich auch mit Bezug auf die Häufigkeit der Geburten. Ferner ist die Verteilung der Geburten nach den Konfessionen ebenfalls dieselbe wie diejenige der Eheschliessungen. Nach Rassen verteilt, entfallen auf je 1000 Bewohner in den deutschen Bezirken 31, in den französischen 30,6, in den italienischen 29,7 und in den romanischen 26,4 Geburten. Auf die einzelne Familie entfallen (inkl. der aus einer zweiten etc. Heirat stammenden Kinder) für die ganze Schweiz im Durchschnitt 4,9 und auf die einzelne Eheschliessung 4,1 Kinder. Folgende Tabelle gibt uns Aufschluss über diese Verhältnisse in den Kantonen (1871-1890):
Kanton | Kinder | |
---|---|---|
per Familie | per Heirat | |
Uri | 5.9 | 5.2 |
Basel Land | 5.6 | 4.7 |
Freiburg | 5.5 | 4.9 |
Tessin | 5.5 | 4.7 |
Wallis | 5.4 | 4.9 |
Appenzell I. R. | 5.4 | 4.4 |
Schaffhausen | 5.3 | 4.4 |
Bern | 5.2 | 4.5 |
Nidwalden | 5.2 | 4.4 |
Schwyz | 5.1 | 4.2 |
Solothurn | 5.1 | 4.4 |
Appenzell A. R. | 5.1 | 4.0 |
Obwalden | 5.0 | 4.5 |
St. Gallen | 4.9 | 4.0 |
Neuenburg | 4.9 | 4.1 |
Aargau | 4.9 | 4.1 |
Zug | 4.7 | 3.9 |
Thurgau | 4.7 | 3.9 |
Graubünden | 4.6 | 4.0 |
Waadt | 4.4 | 3.8 |
Zürich | 4.3 | 3.5 |
Luzern | 4.3 | 3.6 |
Basel Stadt | 4.3 | 3.6 |
Glarus | 4.0 | 3.2 |
Genf | 3.1 | 2.7 |
In den Kantonen, für welche man bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurückreichende Erhebungen besitzt, konstatiert man eine merkliche Tendenz zur Verminderung der Kinderzahl auf die einzelne Heirat. So wies zum Beispiel Glarus für die Periode 1831-1840 auf je 1000 Bewohner 40,2 Geburten auf, während es für die Periode 1894-1904 deren blos noch 24,5 verzeichnete. ¶