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Deutsch | Französisch | |||
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1888 | 1900 | 1888 | 1900 | |
Biel (mit Vingelz) | 10731 | 13947 | 4633 | 7351 |
Bözingen | 2297 | 2434 | 183 | 121 |
Évilard | 275 | 209 | 173 | 339 |
Amtsbezirk Biel: | 13303 | 16590 | 4989 | 7811 |
Zunahme: Deutsch 25%, Französisch 57%.
Die drei übrigen jurassischen Amtsbezirke des Kantons Bern zeigen folgende Zahlenverhältnisse:
Französisch | Deutsch | |||
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1888 | 1900 | 1888 | 1900 | |
Freibergen | 10136 | 9822 | 587 | 562 |
Neuenstadt | 3256 | 3338 | 1151 | 872 |
Pruntrut | 23472 | 24401 | 1803 | 1707 |
Zusammen | 36864 | 37561 | 3541 | 3141 |
Die Sprachgrenze folgt von Neuveville oder Neuenstadt an dem Südwestzipfel des Bielersees und dem Lauf der Zihl zwischen Neuenburger- und Bielersee, der die beiden Bezirke Neuenburg und Erlach voneinander trennt.
Im Kanton Freiburg durchzieht die Sprachgrenze zunächst den Seebezirk, von dem nach dem Volkszählungsbericht von 1850 folgende 17 Gemeinden französischer Sprache waren: Chandossel, Cormérod, Corsalettes, Courgevaux, Courlevon, Cournillens, Courtepin, Courtion, Coussiberlé, Cressier, Greng, Meyriez, Misery, Villarepos, Vuilly le Haut, Vuilly le Bas und Wallenried. Seither hat hier das Deutsche an Boden gewonnen, so dass von den 17 eben genannten Gemeinden heute folgende vier dem deutschen Sprachgebiet angehören: Courlevon (189 Ew. deutscher Zunge gegen 1 Ew. französischer Zunge), Coussiberlé (80 Ew., alle deutsch), Greng (64 gegen 6) u. Meyriez oder Merlach (140 gegen 101). Die 1850 noch deutsche Gemeinde Barberêche (Bärfischen) zählte dagegen 1900 neben 223 Ew. deutscher Zunge deren 284 französischer Sprache, und in der Gemeinde Courtaman halten sich Deutsche (80) und Franzosen (76) die Wage. Im ganzen Seebezirk war die Muttersprache deutsch 1888 bei 10477 und 1900 bei 10364 Ew., französisch dagegen 1888 bei 4651 und 1900 bei 4969 Ew., so dass hier in der Sprachverschiebung ein gewisser Stillstand eingetreten zu sein scheint.
Weiterhin schneidet die Sprachgrenze die Stadtgemeinde Freiburg, wo sich das Verhältnis zwischen den Angehörigen beider Sprachen seit 1888 nicht stark verändert hat (deutsch 1888: 4523 und 1900: 5595 Ew., französisch 1888: 7556 und 1900: 9701), worauf sie dann der politischen Grenze zwischen dem ganz deutschen Sensebezirk einerseits und den Bezirken Saane und Greierz (ganz französisch mit Ausnahme der Gemeinde Jaun oder Bellegarde) andererseits folgt. Die politische Grenze zwischen Bern und der Waadt bildet zugleich auch die Sprachgrenze.
Dann folgt die letztere der Kantonsgrenze zwischen Bern und dem Wallis, um an dem Punkte, wo die Bezirke Siders und Leuk an der Kantonsgrenze zusammenstossen, südwärts ins Rhonethal ab- und jenseits der Rhone nach Süden wieder aufzusteigen, in welchem Verlauf sie der Reihe nach die Bezirke Siders und Leuk, Siders und Visp, sowie Hérens und Visp voneinander trennt. Im Wallis hat eine Sprachverschiebung blos im Hauptthal stattgefunden, indem die Gemeinden der Seitenthäler ihrer bisherigen Muttersprache treu geblieben sind.
Längs der Rhone aufwärts hat das Französische nach und nach an Boden gewonnen und so wiederum den gleichen Weg zurückgelegt, den es schon - aber im umgekehrten Sinn - vor einigen Jahrhunderten gegangen war. Ueber das Wallis sagt der Volkszählungsbericht von 1850 folgendes: Im mittleren Abschnitt, d. h. in den Bezirken Sitten und Hérens, herrscht das Französische vor. Das gleiche gilt für den Bezirk Siders, wo aber der Bezirkshauptort eine Ausnahme bildet. Nach einer Mitteilung der Walliser Staatskanzlei ist ferner zu beachten, dass 1) in fünf Gemeinden des Bezirkes Siders (Chalais, Granges oder Gradetsch, Mollens, St. Leonhard und Veyras) beide Sprachen gesprochen werden, 2) das Volk in zwei Gemeinden des Bezirkes Sitten (Sitten und Brämis) im allgemeinen deutsch spricht und 3) in den genannten Gemeinden die amtlichen Veröffentlichungen und der Gottesdienst in beiden Sprachen geschehen. - Ganz anders hat sich das Bild im Jahr 1900, also 50 Jahre später, gestaltet. Das Deutsche ist in den erwähnten 5 Gemeinden des Bezirkes Siders, die fast vollständig verwelscht sind, nahezu verschwunden. Die Gemeinde Siders selbst ist ebenfalls zum grössern Teil an das französische Sprachgebiet übergegangen. Das gleiche gilt für Brämis oder Bramois, während in Sitten die Anzahl der deutschsprechenden Bewohner abnimmt. Es wird dies durch folgende Zahlen belegt
Französisch | Deutsch | |||||
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1880 | 1888 | 1900 | 1880 | 1888 | 1900 | |
Siders | 712 | 452 | 904 | 919 | 838 | 845 |
Bramois | 283 | 370 | 446 | 341 | 304 | 252 |
Sitten | 2839 | 3271 | 4446 | 1847 | 1969 | 1481 |
Damit sind die einstigen deutschen Sprachinseln Sitten und Bramois verschwunden und erscheint die Sprachgrenze bis nach Siders hinauf verschoben.
Im Tessin haben sich die Sprachverhältnisse nicht geändert, indem der Kanton mit Ausnahme der deutschen Gemeinde Bosco oder Gurin (260 deutsche und 2 italienische Ew.) dem italienischen Sprachgebiet verblieben ist.
Kanton Graubünden. Aus unserer allgemeinen Tabelle über die Sprachverhältnisse der Schweiz ist ersichtlich, dass sich das Rätoromanische in der Schweiz seit 1850 auf ziemlich gleicher Höhe gehalten hat. Dieses Verhältnis wird aber nur unter Zuzug der in andern Kantonen zerstreut wohnenden 2200 Romanen aufrecht erhalten, indem die Zahl der noch in ihrem heimatlichen Bergland ansässigen Sprach- und Stammesgenossen abnimmt (1880: 37794; 1888: 37036; 1900: 36472). Wenn wir die Zahlen für die einzelnen Gemeinden betrachten, können wir uns von dem beachtenswerten Widerstand überzeugen, den die alten Idiome des Engadin und der Quellthäler des Rhein der von Norden und von Süden heranschwellenden Flut des Deutschen und des Italienischen entgegensetzen. So bewahren sich fast ausschliesslich die am weitesten vorgeschobenen Bezirke - Glenner und Vorderrhein im W. und Münsterthal und Inn im O. - noch eine starke romanische Majorität mit 72 bezw. 97% für die erste und 78 bezw. 80% für die andere Gruppe. Zwischen beiden Gruppen gewinnen das Deutsche und das Italienische stetig an Boden. Im folgenden geben wir noch eine Tabelle der prozentualen Verteilung der drei Sprachen:
Bezirk | Deutsch | Italienisch | Romanisch | ||||||
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1880 | 1888 | 1900 | 1880 | 1888 | 1900 | 1880 | 1888 | 1900 | |
Imboden | 28 | 30 | 32 | - | - | 6 | 72 | 70 | 62 |
Heinzenberg | 59 | 58 | 59 | 1 | 1 | 6 | 40 | 41 | 34 |
Hinterrhein | 49 | 50 | 52 | 2 | 2 | 2 | 49 | 48 | 46 |
Glenner | 26 | 26 | 26 | - | - | 2 | 74 | 74 | 72 |
Albula | 16 | 15 | 17 | 2 | 2 | 21 | 82 | 83 | 62 |
Maloja | 20 | 22 | 20 | 35 | 34 | 40 | 45 | 43 | 37 |
Inn | 14 | 15 | 15 | 3 | 3 | 5 | 83 | 82 | 80 |
Als vorherrschend deutschsprachig bezeichnete die Zählung von 1850 die Bezirke Ober Landquart, Unter Landquart und Plessur, sowie folgende 5 Gemeinden des Bezirkes Glenner: Neukirch, Obersaxen, Vallendas, Vals und Versam. Diese Darstellung trifft heute für Neukirch (Surcuolm) nicht mehr zu, welche Gemeinde jetzt eine ausgesprochene romanische Majorität aufweist. Den im Jahr 1850 im Bezirk Heinzenberg vorhandenen 6 deutschen Gemeinden (Almens, Masein, Safien, Tenna, Thusis und Tschappina) müssen heute noch Fürstenau, Sils im Domleschg, Cazis, Tartar und Urmein beigefügt werden, womit in diesem Bezirk nahezu die Hälfte der Gemeinden und 59% der Bewohner der deutschen Sprache angehören.
Die sieben schon 1850 deutschen Gemeinden Avers, Hinterrhein, Medels, Nufenen, Rongellen, Splügen und Sufers des Bezirkes Hinterrhein, die die Kreise Avers und Rheinwald bilden, sind heute noch deutsch; romanisch verblieben ist dagegen der Kreis Schams. Tamins und Felsberg verbleiben ebenfalls die beiden einzigen deutschen Gemeinden des Bezirkes Imboden, während die Gemeinde Tarasp, die 1850 als einzige deutsche Gemeinde des Bezirkes Inn aufgeführt wurde, heute romanisch ist, dafür aber Samnaun als fast rein deutsch erscheint. Im Bezirk Albula hat das Deutsche die Gemeinden Schmitten, Mutten und Wiesen und im Bezirk Maloja die Gemeinde Pontresina erobert. ¶
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Dem italienischen Sprachgebiet gehörten 1850 an die Bezirke Moesa und Bernina, 2 Gemeinden des Bezirkes Albula (Bivio oder Stalla und Marmels oder Marmorera), sowie die 6 Gemeinden des Kreises Bergell (Bezirk Maloja). Heute herrscht das Italienische im Bezirk Albula in den Gemeinden Bergün und Filisur (dagegen nicht mehr in Stalla und Marmels) vor und hat es im Bezirk Maloja ausser im Kreis Bergell auch noch in Bevers und St. Moritz die Majorität erlangt. Diese Erscheinung ist aber nur vorübergehend und rührt von den zur Zeit der Zählung am Bau der Albulabahn beschäftigten italienischen Arbeitern her. Die Gemeinde St. Moritz ist bemerkenswert mehrsprachig 504 Ew. italienischer, 475 Ew. deutscher, 433 Ew. romanischer und 191 Ew. anderer Sprache (eine Folge der Wintergäste).
III. Bewegung der Bevölkerung durch Ehe, Geburt, Tod etc.
1. Ehe.
a) Eheschliessungen. Die Nachrichten, die wir über die Heiraten in der Schweiz besitzen, bleiben bis 1867 fragmentarisch. Im Kanton Neuenburg wurde auf Veranlassung des Königs Friedrich II. von Preussen die Bewegung der Bevölkerung durch Ehe, Geburt und Tod seit 1760 verzeichnet. Aehnliche Aufzeichnungen erfolgten auch in den Kantonen Bern, Waadt, Basel, Appenzell, Zürich, Glarus und Genf, doch beschränken sich diese Angaben oft nur auf eine einzige Stelle des Kantons, d. h. meist auf dessen Hauptstadt, und auf einen begrenzten Zeitraum 1). [1) Genf besitzt für den Umkreis der Stadt eingehende Nachweise über die Bewegung der Bevölkerung seit 1519. Im 16. Jahrhundert fehlen einige Jahre und Teile von Jahren, während die Ziffern seit 1616 lückenlos aufeinanderfolgen.]
Auf Veranlassung ihres Ministers des Innern Rengger wagte die Helvetische Republik umfassendere Erhebungen dieser Art anzuordnen, doch verhinderten die Zeitumstände die Verwirklichung des Planes, so dass zu Beginn des letzten Jahrhunderts Neuenburg immer noch der einzige Kanton war, der für sein ganzes Gebiet regelmässige demographische Erhebungen veranstaltete. Nach und nach folgten andere Kantone diesem Beispiel nach, so dass 1848 in dreizehn Kantonen übersichtliche Tabellen über die Bewegung der Bevölkerung aufgestellt zu werden pflegten.
Bundesrat Franscini versuchte dann, die ganze Angelegenheit von Bundes wegen an Hand zu nehmen, erzielte aber mit seiner Anregung keinen allgemeinen Erfolg. Von Neuem aufgenommen wurde der Gedanke durch das 1860 eingerichtete eidgenössische statistische Bureau, doch erhielt er erst feste Gestalt, als die Landesregierung von Glarus auf wiederholtes Verlangen hin die Aufstellung eines für alle Kantone gemeinsamen Formulares erwirkte. Die letzten Kantone schlossen sich der Neuerung erst im Jahr 1867 an. Seither sind die Resultate der Erhebungen vom eidgenössischen statistischen Bureau für jedes einzelne Jahr und zusammenfassend auch für die Zeiträume von 1867-1871 und von 1871-1890 veröffentlicht worden.
Die Publikationen über einzelne Jahre führten bis 1875 den Titel Geburten, Sterbefälle und Trauungen in der Schweiz, haben 1876 und 1877 den Titel Die Bevölkerungsbewegung in der Schweiz erhalten und werden seit 1878 unter dem Titel Die Bewegung der Bevölkerung in der Schweiz herausgegeben. Die beiden zusammenfassenden Publikationen, von denen namentlich die grössere von Wert ist und uns als Grundlage zu unsern Betrachtungen gedient hat, führen den Titel Geburten, Sterbefälle und Trauungen in der Schweiz von 1867-71, sowie Ehe, Geburt und Tod in der schweizer. Bevölkerung während der zwanzig Jahre 1871-1890 (3 Teile).
Eine interessante Frage ist in erster Linie diejenige, ob man sich heute häufiger oder seltener verheirate, als in früheren Jahren. Die Statistik zeigt, dass die Ergebnisse der einzelnen Jahre ziemlich beträchtlich voneinander abweichen. Es betrug die Anzahl der Eheschliessungen in der Schweiz während der Jahre 1871-1904:
Jahr | Jahr | Jahr | |||
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1871 | 19514 | 1876 | 22376 | 1881 | 19425 |
1872 | 21212 | 1877 | 21871 | 1882 | 19414 |
1873 | 20649 | 1878 | 20590 | 1883 | 19696 |
1874 | 22655 | 1879 | 19450 | 1884 | 19898 |
1875 | 24629 | 1880 | 19413 | 1885 | 20105 |
Jahresmittel 1871/75: | 21732 | 1876/80 | 20740 | 1881/85 | 19708 |
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