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Oesterreich-Ungarn 72, Frankreich 74, Deutsches Reich 112, Italien 115. Seit 1888 hat die Schweiz mit Bezug auf ihre Volksdichte Frankreich überflügelt.
Noch grössere Unterschiede in der Volksdichte ergehen sich, wenn wir statt der Kantone die einzelnen Bezirke betrachten. Die beiden Extreme werden dargestellt durch die Graubündner Bezirke Hinterrhein und Inn mit 5 bezw. 6 Ew. auf den km2 und den Stadtbezirk Genf mit 22860 Ew. auf den km2. Doch kann diese letztere Zahl kaum als Vergleich dienen, da es sich hier um eine nahezu vollständig überbaute Fläche handelt. Unter den nicht städtischen oder vorstädtischen Bezirken zeigen die höchsten Zahlen für die Volksdichte: Rorschach 402, Horgen 383, Vorderland (Appenzell A. R.) 361 Ew. auf den km2. Sieben der 187 schweizerischen Bezirke bleiben unter 10 Ew. und 65 unter 83 Ew. (Mittel der Schweiz), 25 halten sich zwischen 83-99, 42 zwischen 100-149 und 14 zwischen 150199 Ew. auf den km2.
Ueber 200 Ew. auf den km2 zählen 34 Bezirke, die wir hier nach Kantonen anführen wollen:
1) Zürich: Horgen, Meilen, Winterthur und Zürich; 2) Bern: Bern, Biel, Nidau;
3) Luzern: Luzern; 4) Solothurn: Kriegstetten, Olten, Solothurn; 5) Basel Stadt: Stadtbezirk und Landbezirk;
6) Basel Land: Arlesheim;
7) Schaffhausen: Schaffhausen; 8) Appenzell A. R.: Mittelland und Vorderland;
9) St. Gallen: Gossau, Rorschach, St. Gallen, Tablat, Unter Rheinthal und Unter Toggenburg;
10) Aargau: Aarau, Kulm und Zofingen;
13) Waadt: Lausanne und Vevey;
14) Neuenburg: La Chaux de Fonds und Neuenburg; 15) Genf: Stadtbezirk und Linkes Ufer.
Diese übervölkerten Bezirke bilden Inseln, die sich auf der Karte sofort erkennen lassen. Sie gruppieren sich um unsere grössten Städte Zürich, Basel, Genf etc., sowie um St. Gallen mit seinen industriellen Nebengebieten in Appenzell und im Thurgau; sie finden sich ferner im Aaregebiet des Aargaues, von Solothurn und des Berner Jurafusses, sowie in den Ufergegenden des Genfersees. Die übrigen Gebiete mit starker Bevölkerung treffen wir im Kanton Neuenburg, im Gebiet des Luzerner Armes des Vierwaldstättersees u. endlich in einigen alpinen Zentren, die von Fremden oder Kranken stark besucht werden.
Eine von Genf zum Südende des Bodensees gezogene Diagonale würde die Schweiz in zwei an Fläche nahezu gleiche Hälften teilen, von denen aber die nördliche für sich allein etwa 5/6 der Gesamtbevölkerung umfasst.
Folgende Zahlen zeigen die Zunahme der Bevölkerung der Schweiz auf je 1 km2:
Jahr | Volksdichte |
---|---|
1837 | 55 |
1850 | 60 |
1860 | 63 |
1870 | 66 |
1880 | 71 |
1900 | 83 |
1905 | 87 (berechnet). |
Diese letztgenannte Mittelzahl übersteigt diejenige von Frankreich und erscheint besonders gross, wenn man das Verhältnis des unproduktiven Bodens in Rücksicht zieht.
4. Verteilung der Bevölkerung nach dem Geschlecht.
Sie ist je nach den einzelnen Kantonen eine sehr verschiedene. In den Städtekantonen herrschen die Frauen offenkundig vor, und zwar hauptsächlich wegen der grossen Zahl der weiblichen Dienstboten. Auf dem Land überwiegt dagegen infolge der Auswanderung der jungen Mädchen nach den Städten und der Zuwanderung von Bauernknechten oft das männliche Geschlecht. Doch werden diese Faktoren vielfach auch durch die Auswanderung der Männer merklich beeinflusst, so dass eine allgemeine Regel nicht aufgestellt werden kann.
In den 19 grösseren Städten von über 10000 Ew. entfallen auf je 100 Frauen 88 und im übrigen Land 99 Bewohner männlichen Geschlechtes. Für die ganze Schweiz stellte sich dieses Verhältnis 1850 auf 98, 1860 auf 97, 1870 auf 96, 1880 auf 96, 1888 auf 94 und 1900 wiederum auf 96. Unsere Nachbarstaaten zeigen folgende Verhältniszahlen: Deutschland 97, Frankreich, Oesterreich-Ungarn und Italien je 98.
Ueberwiegende männliche Bevölkerung zeigen folgende, vorwiegend agrikole Kantone: Wallis 106 Männer auf 100 Frauen (zum Teil infolge der Arbeiten am Simplontunnel), Uri 104, Luzern 103, Freiburg 102, Obwalden und Bern je 101 und endlich Waadt 100,3 Männer. Alle übrigen Kantone weisen einen Frauenüberschuss auf und zählen auf je 100 Frauen: Basel Land, Graubünden und Thurgau 99, Schwyz 98, Solothurn 97, Nidwalden 96, Schaffhausen und Aargau 95, Zug und Appenzell I. R. 94, Zürich, Appenzell A. R. und St. Gallen 93, Neuenburg 92, Genf 89, Glarus und Basel Stadt 87, Tessin 83 Männer. Im Kanton Tessin erklärt sich diese Tatsache nicht aus der (hier nahezu verschwindenden) weiblichen Einwanderung, sondern vielmehr aus der starken Auswanderung der Männer.
Gehen wir auf die einzelnen Bezirke ein, so finden wir als Extreme: Brig mit 146 Männern auf 100 Frauen (Maximum Naters mit 212% Männern; Folge der Arbeiten am Simplon) und Valle Maggia (Tessin) mit blos 58 Männern auf 100 Frauen, welches Verhältnis für die Erwachsenen allein sogar bis auf 47% sinkt (Minimum der Männer mit 42% in der Gemeinde Campo: 86 männl. Ew. und 205 weibl. Ew.). In 3 Gemeinden des Bezirkes Valle Maggia und in 7 Gemeinden des Bezirkes Blenio entfallen (wenigstens in den Wintermonaten) mehr als zwei Frauen auf je einen Mann. Einen ansehnlichen Männerüberschuss zeigen folgende 12 Bezirke, in denen auf je 1000 Frauen entfallen: ¶
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Bezirk | Männer |
---|---|
Brig | 1442 |
Albula | 1254 |
Küssnacht | 1232 |
Saint Maurice | 1176 |
Erlach | 1160 |
La Vallée | 1147 |
Laupen | 1125 |
Frutigen | 1120 |
Oron | 1117 |
Échallens | 1115 |
Cossonay | 1115 |
Orbe | 1100 |
Weitere 74 Bezirke zeigen noch einen Männerüberschuss im Verhältnis von 1001-1099 auf je 1000 Frauen. Dann folgen die Bezirke mit Frauenüberschuss, und zwar zunächst 80, in denen auf je 1000 Frauen 999-900 Männer kommen, und endlich folgende 21 mit starker männlicher Minderheit:
Bezirk | Männer auf je 1000 Frauen |
---|---|
Solothurn | 885 |
Bremgarten | 881 |
Uster | 879 |
Ober Rheinthal | 878 |
Vevey | 875 |
Bernina | 874 |
Basel Stadt | 870 |
Neuenburg | 869 |
Glarus (Kanton) | 868 |
Horgen | 859 |
Stadt Genf | 858 |
Gersau | 857 |
Leventina | 855 |
Stein (Schaffh.) | 848 |
Unter Klettgau | 842 |
Lugano | 832 |
Moesa | 788 |
St. Gallen | 785 |
Locarno | 754 |
Blenio | 594 |
Valle Maggia | 581 |
Wie man sieht, finden sich in dieser Reihe neben Stadtbezirken auch noch verschiedene reine Land- und Bergbezirke, wie z. B. der grössere Teil des Kantons Tessin, dessen einzelne Thäler vielfach eine starke temporäre Auswanderung aufweisen.
Der eben besprochene Frauenüberschuss kommt, wie wir später noch sehen werden, keineswegs von einem Ueberschuss der weiblichen Geburten her, sondern erklärt sich aus andern Ursachen, so besonders daraus, dass die im Allgemeinen einfacher und nüchterner lebenden Frauen im reifen Alter den Krankheiten gegenüber sich widerstandsfähiger erweisen als die Männer. Bemerkenswert ist noch, dass das numerische Verhältnis der Frauen zu den Männern bei der einheimischen Bevölkerung ein stärkeres ist als bei den Ausländern, von denen ja zahlreiche blos vorübergehend anwesende Handwerksgesellen und andere Arbeiter, sowie technische und kaufmännische Angestellte sind. Unsere Ausführungen werden durch folgende Zahlen belegt:
Gesamtbevölkerung | Schweizer | Ausländer | |
---|---|---|---|
Männer | 1627025 | 1427140 | 199885 |
Frauen | 1688418 | 1504879 | 183539 |
Frauenüberschuss: | 61393 | 77739 | -16346 |
Männer auf je 100 Frauen | 96 | 95 | 109. |
Dass der Männerüberschuss bei den Ausländern in erster Linie auf Rechnung der Arbeiter zu schreiben ist, lässt sich auch daraus klar erkennen, dass die Männer vom 23. Altersjahr an zahlreicher werden als die Frauen, welche Ueberlegenheit sie durch alle Altersklassen hindurch bis zum 55. Altersjahr behaupten.
Wie bereits bemerkt, macht sich der Frauenüberschuss namentlich im den 19 Städten mit über 10000 Ew. fühlbar. Eine grosse Rolle spielt namentlich bei bestimmten Altersklassen die weibliche Einwanderung. Dies geht deutlich aus der auf der folgenden Seite beigefügten graphischen Darstellung hervor, die für das Jahr 1900 die Verteilung der männlichen und der weiblichen Bevölkerung nach Geburtsjahrfünfen gibt.
Man sieht, wie die Linie, die infolge der Sterblichkeit normalerweise sinken sollte, im Gegenteil schon von etwas vor dem 20. Altersjahr an aufsteigt, um für die Frauen sogar merklich die Altersklasse der Kinder zu übersteigen. In einem die ganze Schweiz umfassenden und blos die Landesangehörigen berücksichtigenden analogen Diagramm würde die Linie sich gleichmässig und ununterbrochen senken.
5. Altersverhältnisse.
Mit Bezug auf die Frage nach den Altersverhältnissen der Bevölkerung sind die ganze Schweiz umfassende Erhebungen erst seit 1867 veranstaltet worden. Doch gibt schon die Zählung von 1860 genügend sichere Anhaltspunkte für die Frage nach dem Alter. Aus den zahlreichen Veröffentlichungen des eidgenössischen statistischen Bureaus heben wir im Folgenden die am meisten charakteristischen Zahlen hervor.
Es scheint, dass sich die Zahl der Greise seit 1860 vermehrt hat. Während es 1860 auf je 10000 Ew. 797 Greise im Alter von 60-79 Jahren und 46 Greise von 80 und mehr Jahren gab, waren diese Zahlen 1900 auf 876 bezw. 52 angestiegen. Ueber die Altersverhältnisse der gesamten Bevölkerung gibt nachfolgende Tabelle Auskunft:
Jahr | Minderjährige bis 19 Jahre | Erwachsene 20-59 Jahre | Greise 60 u. mehr Jahre |
---|---|---|---|
1860 | 984555 | 1310830 | 215109 |
1900 | 1343950 | 1663926 | 307567 |
Zunahme: | 36% | 27% | 43%. |
An dieser Zunahme beteiligen sich die beiden Geschlechter in recht ungleichem Mass und zwar derart, dass auch hierin das weibliche Geschlecht günstiger gestellt erscheint als das männliche:
Jahr | Minderjährige | Erwachsene | Greise | |||
---|---|---|---|---|---|---|
Männl. | Weibl. | Männl. | Weibl. | Männl. | Weibl. | |
1860 | 490520 | 494035 | 639834 | 670996 | 106008 | 109101 |
1900 | 674081 | 669869 | 812089 | 851837 | 140855 | 166712 |
Zunahme: | 37% | 36% | 27% | 27% | 33% | 53%. |
1860 entfielen auf je 100 Frauen bei den Minderjährigen 99, bei den Erwachsenen 95 und bei den Greisen 97 Männer, während sich das Verhältnis im Jahr 1900 auf 101, 95 und 84 stellte. Für die 80jährigen sinkt diese Proportion sogar von 106 auf 82% und für die 90jährigen von 87 auf 69%.
Greise von 80 u. mehr Altersjahren.
Jahr | Männer | Frauen |
---|---|---|
1860 | 5975 | 5674 |
1900 | 7667 | 9413 |
Zunahme: | 28% | 66%. |
Eine Abnahme zeigt sich seit 1860 in der Anzahl der 95 und mehr Jahre alten Greise doch ist anzunehmen, dass die Angaben der ältern Zählungen nicht ganz zuverlässig sind. Den indirekten Beweis für diese Annahme erhielt das eidgenössische statistische Bureau anlässlich der Zählung von 1900. Eine durch die zuständigen Zivilstandsämter an Hand der öffentlichen Bücher (Taufregister, Bürgerrodel etc.) vorgenommene genaue ¶