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Köpfe zum grossen Teil seiner hohen Geburtenziffer, während sich die Einwanderung blos mit 2940 Köpfen daran beteiligt hat.
3. Volksdichte.
Das Studium der Verschiebung der Bevölkerung der Schweiz führt uns zur Untersuchung der Verteilung der Bewohner über das ganze Land oder der Volksdichte. Es ist klar, dass die Bevölkerung in einem so reich gegliederten Bergland, wie es die Schweiz darstellt, sehr ungleichmässig verteilt sein muss. Ebenso selbstverständlich ist es, dass das zwischen Alpen und Jura eingeschlossene Mittelland als das am dichtesten besiedelte Gebiet erscheint. Sehr volkreich sind ferner auch die Jurathäler nördlich der Aare nach ihrem Austritt aus dem Bielersee, sowie die Landschaften des Neuenburger Jura, wo die Uhrenindustrie Städte in einer Höhenlage sich entwickeln liess, in der sich sonst blos Sennberge und kleine Flecken zu finden pflegen.
Der tiefst gelegene Abschnitt der Schweiz, d. h. derjenige unter 500 m Meereshöhe mit den Kantonen Genf und Basel Stadt in ihrer Gesamtheit, dem grössern Teil der Kantone Schaffhausen, Aargau, Zürich, Basel Land, Solothurn, Tessin, Nidwalden, Zug, Thurgau und Waadt, sowie der Hälfte von Schwyz, sieht seine Bevölkerungsziffer rascher ansteigen als der mittlere Abschnitt zwischen 500 und 1000 m oder die noch höher gelegenen Gebiete. Er umfasste 1888 die Hälfte der Gesamtbevölkerung und war bis 1900 auf 53% derselben angewachsen, während sich der mittlere Abschnitt mit 42% (1888 45%) und die höhern Regionen blos mit 5% beteiligen.
Dem mittleren Gebiet (500-999 m) gehören an beide Appenzell in ihrer Gesamtheit, nahezu die Hälfte von Schwyz und Wallis, sowie mehr als die Hälfte von Freiburg, Bern, St. Gallen, Neuenburg und Luzern. Graubünden ist der einzige Kanton, in dem mehr als die Hälfte der Bewohner in einer Höhe von 1000 m und mehr leben, während im Wallis 32% aller Bewohner auf diese Höhenlage entfallen. Für alle andern Kantone stellt diese Erscheinung eine Ausnahme dar, mit der Einschränkung freilich, dass der ganze Berner Amtsbezirk Saanen, der Waadtländer Bezirk La Vallée und der Walliser Bezirk Entremont diesen Gebieten über 1000 m angehören. Die beiden höchstgelegenen Dörfer der Schweiz sind bekanntlich Cresta in Graubünden mit 1949 m und Chandolin im Wallis mit 1936 m. Wir lassen zum Vergleich die Zahlenverhältnisse der beiden letzten Zählungen für die einzelnen Höhenstufen folgen:
1888 | 1900 | |
---|---|---|
Volkszahl der Gemeinden unter 500 m Höhe | 1![]() ![]() |
1![]() ![]() |
Volkszahl der Gemeinden von 500 bis 999 m Höhe | 1![]() ![]() |
1![]() ![]() |
Volkszahl der Gemeinden in 1000 m Höhe und darüber | 151![]() |
160![]() |
Die beigegebene graphische Darstellung gibt uns ein Bild von der Verteilung der Bevölkerung der Schweiz nach der Höhe (Zählung von 1900).
Die Einwohnerzahl des tiefst gelegenen Abschnittes hat in 12 Jahren um 21%, diejenige der höhern Landesteile dagegen blos um 6% zugenommen. Dies erklärt sich zum grossen Teil auch daraus, dass die überwiegende Mehrzahl der bedeutenden Städte, nach denen die Bevölkerung mehr und mehr hindrängt, gerade in dieser tief gelegenen Region sich findet. Folgende Tabelle gibt über diese Verhältnisse klare Auskunft:
Von je 1000 Einwohnern des gesamten Landes fallen auf
Gemeinden mit unter 1000 Ew. | Gemeinden v. 1000 bis 4999 Ew. | Gemeinden v. 5000 bis 9999 Ew. | Gemeinden
mit 10![]() | |
---|---|---|---|---|
1888 | 339 | 429 | 81 | 151 |
1900 | 286 | 410 | 84 | 220 |
Die grossen Gemeinden umfassen somit zur Zeit für sich allein nahezu einen Vierteil der Gesamtbevölkerung der Schweiz.
Die Volksdichte ist je nach den einzelnen Kantonen eine sehr verschiedene, da sie in mehreren derselben durch die bedeutende Flächenausdehnung des unproduktiven Bodens stark beeinflusst wird. Für das ganze Land umfasst der unproduktive Boden beinahe genau ¼ der Gesamtfläche.
Unter Berücksichtigung dieses Einflusses und durch Berechnung der Volksdichte auf Grundlage des produktiven Bodens erhält man folgende Durchschnittszahlen:
Ew. auf 1 km2 | ||
---|---|---|
d. festen Bodenfläche | d. produktiven Bodens | |
Zürich | 260 | 266 |
Bern | 88 | 109 |
Luzern | 102 | 107 |
Uri | 19 | 41 |
Schwyz | 65 | 73 |
Obwalden | 33 | 38 |
Nidwalden | 51 | 60 |
Glarus | 47 | 72 |
Zug | 122 | 129 |
Freiburg | 80 | 87 |
Solothurn | 127 | 132 |
Basel Stadt | 3144 | 3910 |
Basel Land | 160 | 165 |
Schaffhausen | 141 | 148 |
Appenzell A. R. | 228 | 235 |
Appenzell I. R. | 78 | 83 |
St. Gallen | 129 | 136 |
Graubünden | 15 | 25 |
Aargau | 148 | 154 |
Thurgau | 129 | 134 |
Tessin | 51 | 74 |
Waadt | 100 | 103 |
Wallis | 22 | 40 |
Neuenburg | 177 | 182 |
Genf | 525 | 578 |
Schweiz: | 83 | 107 |
Die Berechnung blos nach dem produktiven Boden verbessert in erster Linie die Mittelzahlen für die Kantone Uri (mehr als doppelt so grosse Volksdichte), Wallis, Graubünden, Glarus und Tessin.
Schweiz

* 2
Seite 45.17.Für die Schweiz als Ganzes ergibt sich unter Berücksichtigung der Gesamtfläche (inkl. der mehr als 1 km2 messenden Seen) eine Volksdichte von 80 Ew. auf 1 km2. Zum Vergleich fügen wir hier die Mittelzahlen für einige andere europäische Staaten bei: Spanien (Festland) 36, ¶
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Oesterreich-Ungarn 72, Frankreich 74, Deutsches Reich 112, Italien 115. Seit 1888 hat die Schweiz mit Bezug auf ihre Volksdichte Frankreich überflügelt.
![vergrössern: Bevölkerung der wichtigsten Städte der Schweiz nach der Zählung 1900. ^[Karte: 6° 0’ O; 47° 0’ N; 1:3000000]. vergrössern: Bevölkerung der wichtigsten Städte der Schweiz nach der Zählung 1900. ^[Karte: 6° 0’ O; 47° 0’ N; 1:3000000].](/meyers/teile/45/45_0017-1.jpg)
Noch grössere Unterschiede in der Volksdichte ergehen sich, wenn wir statt der Kantone die einzelnen Bezirke betrachten.
Die beiden Extreme werden dargestellt durch die Graubündner Bezirke Hinterrhein und Inn mit 5 bezw. 6 Ew.
auf den km2 und den Stadtbezirk Genf
mit 22860 Ew. auf den km2. Doch kann diese letztere Zahl kaum als Vergleich dienen,
da es sich hier um eine nahezu vollständig überbaute Fläche handelt. Unter den nicht städtischen oder vorstädtischen
Bezirken zeigen die höchsten Zahlen für die Volksdichte: Rorschach 402, Horgen 383, Vorderland (Appenzell
A. R.) 361 Ew.
auf den km2. Sieben der 187 schweizerischen Bezirke bleiben unter 10 Ew. und 65 unter 83 Ew. (Mittel der Schweiz), 25 halten
sich zwischen 83-99, 42 zwischen 100-149 und 14 zwischen 150199 Ew. auf den km2.
Ueber 200 Ew. auf den km2 zählen 34 Bezirke, die wir hier nach Kantonen anführen wollen:
1) Zürich: Horgen, Meilen, Winterthur und Zürich; 2) Bern: Bern, Biel, Nidau;
3) Luzern: Luzern; 4) Solothurn: Kriegstetten, Olten, Solothurn; 5) Basel Stadt: Stadtbezirk und Landbezirk;
6) Basel Land: Arlesheim;
7) Schaffhausen: Schaffhausen; 8) Appenzell A. R.: Mittelland und Vorderland;
9) St. Gallen: Gossau, Rorschach, St. Gallen, Tablat, Unter Rheinthal und Unter Toggenburg;
10) Aargau: Aarau, Kulm und Zofingen;
13) Waadt: Lausanne und Vevey;
14) Neuenburg: La Chaux de Fonds und Neuenburg; 15) Genf: Stadtbezirk und Linkes Ufer.
Diese übervölkerten Bezirke bilden Inseln, die sich auf der Karte sofort erkennen lassen. Sie gruppieren sich um unsere grössten Städte Zürich, Basel, Genf etc., sowie um St. Gallen mit seinen industriellen Nebengebieten in Appenzell und im Thurgau; sie finden sich ferner im Aaregebiet des Aargaues, von Solothurn und des Berner Jurafusses, sowie in den Ufergegenden des Genfersees. Die übrigen Gebiete mit starker Bevölkerung treffen wir im Kanton Neuenburg, im Gebiet des Luzerner Armes des Vierwaldstättersees u. endlich in einigen alpinen Zentren, die von Fremden oder Kranken stark besucht werden.
Eine von Genf zum Südende des Bodensees gezogene Diagonale würde die Schweiz in zwei an Fläche nahezu gleiche Hälften teilen, von denen aber die nördliche für sich allein etwa 5/6 der Gesamtbevölkerung umfasst.
Folgende Zahlen zeigen die Zunahme der Bevölkerung der Schweiz auf je 1 km2:
Jahr | Volksdichte |
---|---|
1837 | 55 |
1850 | 60 |
1860 | 63 |
1870 | 66 |
1880 | 71 |
1900 | 83 |
1905 | 87 (berechnet). |
Diese letztgenannte Mittelzahl übersteigt diejenige von Frankreich und erscheint besonders gross, wenn man das Verhältnis des unproduktiven Bodens in Rücksicht zieht.
4. Verteilung der Bevölkerung nach dem Geschlecht.
Sie ist je nach den einzelnen Kantonen eine sehr verschiedene. In den Städtekantonen herrschen die Frauen offenkundig vor, und zwar hauptsächlich wegen der grossen Zahl der weiblichen Dienstboten. Auf dem Land überwiegt dagegen infolge der Auswanderung der jungen Mädchen nach den Städten und der Zuwanderung von Bauernknechten oft das männliche Geschlecht. Doch werden diese Faktoren vielfach auch durch die Auswanderung der Männer merklich beeinflusst, so dass eine allgemeine Regel nicht aufgestellt werden kann.
Jahr | Männliche Bevölkerung | Weibliche Bevölkerung | Gesamtüberschuss der weiblichen Bevölkerung | Gesamtüberschuss der weibl. Bevölkerung in den 19 grössten Städten |
---|---|---|---|---|
1850 | 1![]() ![]() |
1![]() ![]() |
28![]() |
15![]() |
1860 | 1![]() ![]() |
1![]() ![]() |
37![]() |
12![]() |
1870 | 1![]() ![]() |
1![]() ![]() |
59![]() |
25![]() |
1880 | 1![]() ![]() |
1![]() ![]() |
56![]() |
33![]() |
1888 | 1![]() ![]() |
1![]() ![]() |
82![]() |
42![]() |
1900 | 1![]() ![]() |
1![]() ![]() |
61![]() |
47![]() |
In den 19 grösseren Städten von über 10000 Ew. entfallen auf je 100 Frauen 88 und im übrigen Land 99 Bewohner männlichen Geschlechtes. Für die ganze Schweiz stellte sich dieses Verhältnis 1850 auf 98, 1860 auf 97, 1870 auf 96, 1880 auf 96, 1888 auf 94 und 1900 wiederum auf 96. Unsere Nachbarstaaten zeigen folgende Verhältniszahlen: Deutschland 97, Frankreich, Oesterreich-Ungarn und Italien je 98.
Ueberwiegende männliche Bevölkerung zeigen folgende, vorwiegend agrikole Kantone: Wallis 106 Männer auf 100 Frauen (zum Teil infolge der Arbeiten am Simplontunnel), Uri 104, Luzern 103, Freiburg 102, Obwalden und Bern je 101 und endlich Waadt 100,3 Männer. Alle übrigen Kantone weisen einen Frauenüberschuss auf und zählen auf je 100 Frauen: Basel Land, Graubünden und Thurgau 99, Schwyz 98, Solothurn 97, Nidwalden 96, Schaffhausen und Aargau 95, Zug und Appenzell I. R. 94, Zürich, Appenzell A. R. und St. Gallen 93, Neuenburg 92, Genf 89, Glarus und Basel Stadt 87, Tessin 83 Männer. Im Kanton Tessin erklärt sich diese Tatsache nicht aus der (hier nahezu verschwindenden) weiblichen Einwanderung, sondern vielmehr aus der starken Auswanderung der Männer.
Gehen wir auf die einzelnen Bezirke ein, so finden wir als Extreme: Brig mit 146 Männern auf 100 Frauen (Maximum Naters mit 212% Männern; Folge der Arbeiten am Simplon) und Valle Maggia (Tessin) mit blos 58 Männern auf 100 Frauen, welches Verhältnis für die Erwachsenen allein sogar bis auf 47% sinkt (Minimum der Männer mit 42% in der Gemeinde Campo: 86 männl. Ew. und 205 weibl. Ew.). In 3 Gemeinden des Bezirkes Valle Maggia und in 7 Gemeinden des Bezirkes Blenio entfallen (wenigstens in den Wintermonaten) mehr als zwei Frauen auf je einen Mann. Einen ansehnlichen Männerüberschuss zeigen folgende 12 Bezirke, in denen auf je 1000 Frauen entfallen: ¶