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folgenden die mittlere Dauer des Sonnenscheins in den einzelnen Monaten gegeben werden.
Mittlere Dauer des Sonnenscheins in Stunden (1886-1900).
I. | II. | III. | IV. | V. | VI. | VII. | VIII. | IX. | X. | XI. | XII. | Jahr. | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Zürich | 44 | 84 | 134 | 167 | 196 | 218 | 240 | 236 | 176 | 111 | 50 | 39 | 1693 |
Lugano | 123 | 149 | 187 | 185 | 211 | 251 | 293 | 275 | 209 | 146 | 99 | 120 | 2248 |
Davos | 98 | 112 | 153 | 163 | 173 | 174 | 206 | 208 | 172 | 138 | 102 | 89 | 1789 |
Die Begünstigung der Höhen im Spätherbst und Winter tritt in diesen Zahlen klar zu tage. In dieser Zeit spannt sich über dem Mittelland zwischen Jura und Alpen oft wochenlang eine mehrere hundert Meter dicke Nebelschicht, deren obere Grenze meist im Niveau von 800-900 Meter liegt. Ueber derselben erfreuen sich die Höhen bei klarem Himmel tagsüber ununterbrochenen Sonnenscheins, dabei ist die Luft trocken und warm - die Wärme ist, wie wir gesehen haben, viel weniger Effekt der Insolation als Erwärmung durch eine niedersinkende Luftströmung -; die Niederungen des Mittellandes dagegen haben dann sehr trübes Wetter, und es vermag tage- ja oft wochenlang kein Sonnenblick durchzudringen.
Sehr häufig erreicht die untere Grenze dieses Nebelmeeres die Erdoberfläche, sodass dann die Niederungen selbst im Nebel liegen. Die geographische Verbreitung der Häufigkeit des Tiefnebels in der Schweiz ist ersichtlich aus dem beigegebenen Kärtchen (nach G. Streun). Die meisten Nebel hat ein dem Fusse des Jura entlang ziehender etwa 25 km breiter Streifen des Mittellandes (über 50 Nebeltage); fast nebelfrei sind die inneren Alpenthäler und der Südfuss der Alpen.
7. Ueber die Windverhæltnisse
kann hier nur weniges und in ganz allgemeiner Weise mitgeteilt werden, da für jeden Ort die Terrainformen seiner näheren und weiteren Umgegend bestimmend sind. Mitteleuropa hat, wie wir bereits erwähnt haben, vorwiegend südwestliche und westliche Winde. Das Anemometer auf dem frei gelegenen Säntisgipfel registriert diese vorwaltende Westströmung folgendermassen: auf 1000 Windbeobachtungen fallen im Jahre 319 SW.- und 235 Westwinde;
der stärkste Wind ist der WSW., dessen mittlere jährliche Geschwindigkeit 38,8 km pro Stunde beträgt;
die Zahl der Kalmen beträgt 88 auf 1000 Windbeobachtungen.
In den Niederungen wirken die Unebenheiten des Terrains hemmend auf die Bewegung der Luftmassen, die Gewalt des Windes wird gebrochen, die Zahl der Kalmen wächst. So ergeben die Anemometerregistrierungen für Zürich während des gleichen Zeitraumes 93 SW.- und 130 W.-Winde, dagegen 244 Kalmen; auch in Zürich ist der WSW. der stärkste Wind, seine mittlere jährliche Geschwindigkeit beträgt aber nur noch 21,6 km pro Stunde. Die maximale Windgeschwindigkeit seit Beginn der Registrierungen (1890) erreichte in Zürich der WSW. am mit 87 km pro Stunde (24,2 m pro sec.).
Viel geringer ist die Intensität der Winde nördlicher Richtung; maximale Geschwindigkeit 47 km pro Stunde (NO.). Dagegen nimmt in der Westschweiz sowohl Häufigkeit als Intensität der nördlichen und nordöstlichen Winde zu; jeder stärkere durch die allgemeine Druckverteilung bedingte nach Süden gerichtete barometrische Gradient erzeugt hier frische nördliche bis nordöstliche Winde, da das Becken des Leman durch das Rhonethal mit dem Mittelmeer kommuniziert.
Weiter im Osten des Landes wird dagegen der Alpenwall für die unteren Regionen der Atmosphäre zum Windfang. Ihre grösste Intensität erreicht die «bise» am untern Genfersee, der ihr freie Bahn gewährt;
nach einer Mitteilung von Prof. R. Gautier hat die Bise in Genf von allen Winden die grössten Stundenmittel der Windgeschwindigkeit, gegen 100 km pro Stunde
die maximale stündliche Geschwindigkeit des SW.-Windes liegt weit unter dieser Zahl zufolge seines mehr stossweisen Wehens;
die maximale momentane Geschwindigkeit fällt jedenfalls auch in Genf auf den SW. Am grössten ist der Windschutz natürlich in den eigentlichen Alpenthälern, wo selbst bei ausgesprochenen allgemeinen Luftströmungen vollständige Luftruhe herrschen kann.
Dagegen tritt in den quer zum Streichen des Alpenzuges verlaufenden Thälern ein ihnen eigentümlicher Wind auf, der Föhn, dessen Einfluss auf die Temperaturverhältnisse - selbst in den Mittelwerten - wir schon kennen gelernt haben. Er wird verursacht durch grosse Luftdruckdifferenzen zu beiden Seiten der Alpen. Da die Druckverteilung über diesen bald ein gegen N., bald gegen S. gerichtetes barometrisches Gefälle zeigt, so kennen beide Seiten der Alpen Föhnwinde, mit welchem Namen man ganz allgemein von einem Gebirge herab wehende und daher warm und trocken gewordene Winde bezeichnet.
Die Föhnerscheinungen sind in den
Alpen am häufigsten und intensivsten in den vom Gotthardmassiv nach
Nord
und Süd ausstrahlenden Thälern, was sich aus den Querschnittsverhältnissen des Alpenwalles leicht erklärt. Auf der Nordseite
sind die Hauptföhnthäler das
Reuss-,
Hasle-,
Linth- und
Rheinthal, wo er nicht selten zu stürmischer Gewalt anschwillt; am
häufigsten tritt dieser «Südföhn» oder der Föhn schlechthin im Winterhalbjahr
auf mit zwei Häufigkeitsmaxima im Oktober
und März-April.
Die mittlere Zahl der Föhntage (1864/80)
beträgt
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z. B. für Altstätten im Rheinthal: Winter 9, Frühjahr 11, Sommer 4, Herbst 10, Jahr 34. Der in den südlichen Alpenthälern, namentlich im Bergell auftretende «Nordföhn» hat ein entschiedenes Häufigkeitsmaximum im Februar-März. Im Sommerhalbjahr wehen bei schönem, ruhigem Wetter in vielen Thälern mit grosser Regelmässigkeit durch das Gebirge selbst erzeugte Winde: tagsüber eine thalaufwärts und nachts eine thalabwärts streichende Luftströmung. Der Tag- oder «Thalwind» bringt im allgemeinen die intensivere Luftbewegung, die sich zufolge ihrer grossen Häufigkeit und Regelmässigkeit oft in der Vegetation durch sogenannte Windformen der Bäume abbildet.
[Dr. R. Billwiller jun.]
IV. Flora.
Die Schweiz ist eines derjenigen europäischen Länder, die eine im Verhältnis zu ihrer Flächenausdehnung sehr reiche Flora aufweisen. Während Deutschland (exkl. die bairischen Alpen) nach Garke etwa 2590 endogene Arten beherbergt, zählt die Schweiz auf einem 13 mal kleineren Areal deren etwa 2640, d. h. also rund 50 mehr. Dieser floristische Reichtum der Schweiz tritt noch stärker hervor, wenn man sich des überaus grossen Anteils des unproduktiven Bodens in unserem Lande erinnert, der beinahe einen Vierteil des Gesamtareales (1177690 ha auf 4146870 ha) umfasst und daher der Vegetation einen Raum von blos 2969180 ha überlässt.
Die Ursachen dieser Fülle liegen in erster Linie in den ausserordentlich abwechslungsreichen Oberflächenformen, die die allerverschiedensten Standorte erzeugt haben. Man darf ruhig behaupten, dass im Gebiete der Schweiz mit Ausnahme der naturgemäss fehlenden Meeresküstenpflanzen *) [*) Immerhin hat man am Ufer des Genfersees' als vorübergehend angesiedelte Adventivpflanzen die Salsola Soda und Salsola Kahli, zwei wohlbekannte halophile Salsolazeen und charakteristische Bewohner von sandigen Meeresküsten, angetroffen.] alle biologischen Typen der Flora Europa's vertreten sind, und zwar von den fleischigen und dornigen Kakteen und den Agaven der Mittelmeerländer bis zu den Zwergbirken Lappland's, die in den Torfmooren des Jura eine Zuflucht gefunden haben, und bis zu der Wiesen- und Tundrenflora der arktischen Zone, deren Vertreter in ihrer Mehrzahl sich auch in der Nähe der grossen Alpengletscher finden.
Sogar typische Steppenpflanzen fehlen in unserem Lande nicht, indem sich dank dem durch die bedeutende Höhenlage geschaffenen kontinentalen Klima auf der Mehrzahl der Gipfel der höchsten Alpenketten, besonders im Wallis und im Engadin, verschiedene aus den asiatischen Steppen stammende orientalische Arten angesiedelt haben. Dabei wussten sich diese Arten, von denen wir als die hervorragendsten blos die Arve, das Edelweiss und das Meerträubchen (Ephedra helvetica) nennen, den in den Alpen angetroffenen speziellen Klima- und Bodenbedingungen derart anzupassen, dass sie heute eines der interessantesten Elemente unserer alpinen Flora bilden.
Wenn nun auch die Ufer unserer Seen blos ausnahmsweise den Meeresküsten eigene Typen von Halophilen beherbergen, so weisen sie doch an verschiedenen Stellen sandige Uferstriche und sogar eigentliche Dünen auf, auf denen psammophile Typen reichlich vertreten sind. Endlich haben auch, um nur von bei uns ausnahmsweise vorkommenden Vegetationsformationen zu sprechen, die Garigues von Südfrankreich (die den Tomillares in Spanien und den Phrygana in Griechenland entsprechen) ihr schweizerisches Gegenstück in den am Westfuss des Jura vorhandenen und von Prof. Chodat beschriebenen und benannten Garides.
Die gleiche Mannigfaltigkeit zeigt sich auch, wenn wir die Flora mit Hinsicht auf die geologische Beschaffenheit ihrer Standorte betrachten. In den Alpen stehen fast sämtliche Felsarten der stratigraphischen Reihe an: Urgesteine und krystalline Gesteine (Granite, Gneise, krystalline Schiefer), Anthrazitschichten der Kohlenformation, salzhaltige Triasgesteine, tonig-kalkige Bänke der untern und mittleren Jurazeit, dichte Malm- und Kreidekalke, tertiäre Sandsteine, Mergel und Konglomerate, alte und rezente Glazialablagerungen, sowie endlich moderne Alluvionen.
Alle diese stratigraphischen Glieder tragen durch ihre verschiedenartige petrographische und chemische Zusammensetzung wesentlich dazu bei, den Pflanzenarten eine reiche Auswahl der ihnen zusagenden Standorte zu bieten, und begünstigen in hervorragendem Masse die Absonderung von seltenen und durch die Konkurrenz von stark überhandnehmenden Typen in ihrer Existenz so stark gefährdeten Arten. Wir müssen allerdings darauf aufmerksam machen, dass die verschiedenen Felsarten keine scharf unterschiedenen und mit in besonderer Art ausgebildeten Florulen bestandene Böden darstellen. In der Tat beeinflussen die Felsarten, die die von Pflanzen besiedelten Böden zusammensetzen, mit Ausnahme der die Gruppen der Kalkpflanzen und der Kieselpflanzen beherbergenden ausgesprochen kalkigen oder offenkundig kieseligen Bodenarten, die Florenzusammensetzung stärker durch ihre physikalischen Eigenschaften (Leitungsfähigkeit für Wärme und Kälte, Durchlässigkeit, Absorptionsvermögen in Bezug auf Feuchtigkeit und Wärme etc.) als durch ihre chemische Natur.
Das Mittelland und der Jura weisen zwar keinen so reichen mineralogischen und petrographischen Wechsel auf wie die Alpen, zeigen aber immerhin doch nicht die floristische Gleichförmigkeit, die man ihnen mit Hinsicht auf die stark vorherrschenden Kalk- und Molassebildungen zuzuschreiben versucht sein möchte. Dies verdanken sie einerseits den sie bedeckenden erratischen Schuttmassen und andererseits den Wirkungen der Erosion, die bis in die Tiefenschichten hinuntergegriffen und diese blossgelegt hat.
Neben den durch die Beschaffenheit des Untergrundes oder durch lokale Oberflächenbedingungen (Fels, Sand, Sumpf, Lichtung, Wiese, Wald etc.) verursachten Verschiedenheiten wirken auch noch Faktoren allgemeiner Natur ein, denen die Schweiz in noch höherem Mass als den eben aufgezählten ihren Reichtum an Pflanzenarten verdankt. Die geologischen Kräfte, die die mächtigen und in ihrem Aufbau so verwickelten Alpenketten, sowie die von Seen und Hügelzügen umrahmten Regionen des Jura und Mittellandes geschaffen haben, gaben unserem Lande trotz seiner geringen räumlichen Ausdehnung auch drei voneinander unterschiedene grosse klimatische Zonen, die durch die wechselnden Höhenlagen und topographischen Verhältnisse ihrerseits wieder in gut abgegrenzte und dem Botaniker als ebensoviele besondere Einheiten geltende Unterregionen zerfallen.
Wir haben in den Artikeln Alpen, Jura und Mittelland unseres Lexikons die allgemeinen Eigenschaften der Vegetation dieser drei grossen klimatischen und topographischen Regionen unseres Landes bereits eingehend besprochen und die der Flora der Unterregionen eigenen Charakterzüge in den Artikeln Wallis, Tessin, Engadin, Berner Oberland etc. auch spezieller betrachtet. An dieser Stelle muss noch betont werden, dass die politischen Einzelgebiete der Schweiz keineswegs immer genau mit den pflanzengeographischen Bezirken zusammenfallen. Diese letztern werden in der Hauptsache durch die topographischen Oberflächenverhältnisse bedingt und entsprechen folgenden natürlichen Regionen:
1. Gebiet der insubrischen Seen; | |
2. Rhonebecken, mit a) Genferseebecken, b) unterem Rhonethal von Martinach-Saint Maurice bis Villeneuve, c) dem innern Wallis; | |
3. Thal und Seen längs dem Jurafuss; | |
4. Seen- und Föhnzone am Nordfuss der Alpen; | |
5. Rheinthal von Chur bis Schaffhausen (inkl. dem Bodensee); | |
6. Alpen mit ihren natürlichen Unterabteilungen (West-, Zentral-, Ost-, Nord- und Südalpen); | |
7. Jura. |
In Bezug auf die vertikale Verbreitung der Pflanzenwelt unterscheiden wir mit H. Christ folgende Höhengürtel:
1. Untere Zone. Charakterisiert durch den Anbau der Weinrebe und der Obstbäume, sowie durch das Vorhandensein von mediterranen Typen. Reicht bis zur obern Grenze des Weinbaues hinauf.
2. Zone des Laubwaldes (Bergzone). Reicht von der obern Grenze der Weinrebe bis zu derjenigen der Buche.
3. Zone des Nadelwaldes (subalpine Zone). Reicht bis zur obern Baumgrenze.
4. Alpine Zone; zwischen der obern Waldgrenze und dem ewigen Schnee. Zerfällt in:
a) eine untere alpine Zone, die durch die ¶