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Jahressumme auf 70 cm zurück; auch das Vorderrheinthal, insbesondere die «Herrschaft», sind relativ regenarm.
Die jährliche Zahl der Niederschlagstage beträgt für
Engelberg | 166 |
Zürich | 157 |
Neuenburg | 143 |
Genf | 128 |
Lugano | 120 |
Bernhardin | 117 |
Sitten | 89 |
Lugano hat trotz bedeutend grösserer Niederschlagsmenge gegenüber Zürich eine viel kleinere Anzahl von Niederschlagstagen. Die daraus folgende grössere Intensität der Regenfälle charakterisiert wiederum seine Zugehörigkeit zu einem andern Klimagebiet.
Ueber die Gewitterhäufigkeit geben folgende Zahlen einige Anhaltspunkte: mittlere Zahl der Gewittertage im Jahr: Genf etwa 23, Bern etwa 22, östliches Mittelland 17-18. Die von der Zentralanstalt seit 1884 für jedes Jahr durchgeführte Kartierung der Gewittererscheinungen ergibt, dass diese Gewitter in überwiegender Zahl auf grosse in der Richtung von SW. nach NO. fortschreitende Gewitterzüge fallen, für welche das Mittelland die bevorzugte Zugstrasse ist.
Beispielsweise sei die kartographische Darstellung der Gewitter vom 9./10. August 1903 reproduziert, welche einen vom Genfer- bis Bodensee mit einer mittleren Geschwindigkeit von 44 km pro Stunde dahinziehenden Gewitterzug mit strichweisem Hagelfall zeigt. Gegen die inneren Alpenthäler nimmt die Gewitterhäufigkeit im allgemeinen ab, da die geschilderten Gewitterzüge selten dahin gelangen: Vorder Rheinthal etwa 10, mittleres Wallis etwa 7, Engadin etwa 6 Gewittertage pro Jahr. Dagegen sind in manchen Alpengebieten lokale Gewittererscheinungen (Nachmittagsgewitter infolge der aufsteigenden Luftströmungen in den Thälern) häufig. Eine grosse Gewitterhäufigkeit hat der Kanton Tessin: Lugano 23, Locarno 25 Gewittertage pro Jahr.
4. Temperatur.
Ganz Westeuropa gehört bekanntlich zu den am meisten begünstigten Gebieten der Erde zufolge seiner Lage im Osten des Atlantischen Ozeans. Diese bedingt das Vorherrschen von südwestlichen, feuchten und warmen Luftströmungen, unter deren Einfluss die westeuropäischen Küstenländer sehr milde Winter und relativ kühle Sommer haben; die Jahresmittel der Temperatur liegen viel höher als es der geographischen Breite entspricht. Der erwärmende Einfluss des Meeres beschränkt sich nicht auf die Küstengebiete, sondern reicht weit in den Kontinent hinein, und erst im östlichen Europa kann man von einem kontinentalen Klima mit kaltem Winter und heissem Sommer sprechen.
Zentraleuropa liegt im Uebergangsgebiet; doch ist der Einfluss des Ozeans noch ein starker, namentlich im Winter. Berechnet
man die mittleren Temperaturen des Breitegrades von Basel
nach den Zahlen von
Spitaler und Batcheld, und vergleicht
man damit die auf das Meeresniveau reduzierten Temperaturmittel von Basel,
so findet man, dass Basel
im Januar um 4,5°, im Juli um 0,9°,
im Jahresmittel um 3,0° zu warm ist. Geht man auf eine Schilderung der Temperaturverhältnisse der einzelnen Landesteile
ein, so beansprucht das schweiz
erische
Mittelland wegen seiner dichten Besiedelung das erste Interesse.
Hier finden wir im Niveau von 400-500 m eine mittlere Jahrestemperatur von etwa 8½°, was einer Temperatur von etwa 11°
im Meeresniveau entspricht. Der kälteste Monat ist der Januar mit einer Mitteltemperatur von -1° bis - 2°, der wärmste
der Juli mit 18-18½°; die Jahresschwankung ist somit ungefähr 20°. Die mittleren jährlichen Extreme
betragen für Zürich
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-13,7° und 30,5° und liegen also 44° auseinander. Die mittlere tägliche Wärmeschwankung (aperiodisch) ist in Zürich im Dezember 4,9°, im Juli 11,8°, im Jahresmittel 9,1°.
Als mittlere Abnahme der Temperatur mit der Höhe pro 100 m ergibt sich im Gebiete der Zentralalpen:
I. | II. | III. | IV. | V. | VI. | VII. | VIII. | IX. | X. | XI. | XII. | Jahr. | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Nordseite | 0.3 | 0.4 | 0.6 | 0.6 | 0.7 | 0.7 | 0.6 | 0.6 | 0.5 | 0.5 | 0.4 | 0.3 | 0.52 |
Südseite | 0.4 | 0.5 | 0.6 | 0.6 | 0.6 | 0.7 | 0.7 | 0.6 | 0.6 | 0.6 | 0.6 | 0.5 | 0.60 |
Natürlich zeigen sich auch im Mittelland örtliche Differenzen in den Temperaturverhältnissen, doch sind sie gering gegenüber denjenigen des eigentlichen Alpengebietes. Terrainformen, Schutz vor Winden und Exposition werden hier zu Faktoren, deren Einflüsse oft denjenigen der Seehöhe überwiegen. Besonders hervorgehoben werden müssen die hohen Herbst- und Wintertemperaturen der von Süd nach Nord verlaufenden Querthäler, wie namentlich des Reussthals; sie sind zurückzuführen auf Föhneinfluss, sowie auf gute, Stagnation verhindernde Luftdrainage überhaupt. So beträgt in Altdorf die mittlere Januartemperatur 0,1° und sind die Monatsmittel vom Oktober bis März durchschnittlich um 1,3° höher als in Zürich bei ungefähr gleicher Höhenlage. Von welcher Bedeutung Südexposition und Schutz vor Nordwinden werden können, beweist beispielsweise das bevorzugte Nordufer des Vierwaldstättersees zwischen Brunnen und Weggis; hier geht in Gersau das mittlere Jahresminimum - allerdings auch unter dem mildernden Einfluss des Sees - auf -8,9° zurück.
Diese Zahlen sind Mittelwerte, und die Temperaturen der einzelnen Stationen zeigen je nach Lage im Thal, am Gehänge, auf einem Plateau oder Gipfel charakteristische Abweichungen von den mit diesen Ziffern berechneten Temperaturen. So sind Thalstationen gegenüber gleich hoch an Gehängen oder auf Gipfeln gelegenen im Winter bedeutend kälter; die Hohlform des Terrains bedingt Stagnation der durch Ausstrahlung immer mehr erkaltenden erdnächsten Luftschichten.
Die Winterkälte der Thäler zeigt sich am ausgeprägtesten in den Perioden ruhiger, antizyklonaler Wetterlage; zur gleichen Zeit werden dann die Höhen von einem absteigenden, daher relativ warmen und trockenen Luftstrom getroffen, der nicht in die kalten, stagnierenden Luftmassen der Thäler einzudringen vermag. Statt einer Temperaturabnahme mit der Höhe tritt daher im Winter nicht selten die heute jedermann geläufige Temperaturumkehr ein, sodass man aus dem Thalgrund emporsteigend in immer wärmere Luftschichten gelangt. Diese Erscheinung zeigt sich am häufigsten und intensivsten in den Ostalpen, weil dort die Bedingung für ihr Entstehen, Luftruhe, am häufigsten erfüllt ist; doch ist sie vom November bis Januar auch in den Zentralalpen nicht selten, so dass sie auch hier noch in den Monatsmitteln als klimatisches Element auftritt:
Januarmittel (1864-1900). | ||
---|---|---|
Meiringen | 600 m | -2,9° |
Ebnat | 650 m | -3,1° |
Wildhaus | 1115 m | -2,0° |
Beatenberg | 1150 m | -1,9° |
Gäbris | 1250 m | -2,2° |
Reckingen | 1350 m | -6,6° |
Grächen | 1630 m | -4,3° |
Immerhin ist die Winterkälte unserer Alpenthäler keineswegs so extrem wie in den Ostalpen, wo im Salzburgischen
Lungau in Höhenlagen von 1000 m Januarmittel vorkommen (-8°), wie sie nur unsere höchsten Thäler, z. B. Davos und das Engadin,
haben. Die tiefsten Temperaturen von allen schweiz
erischen Stationen hat Bevers (1712 m) im Engadin: Januarmittel
-9,9°, mittleres
Jahresminimum -26,5° (absolutes Minimum -33,3°). Im Sommer ist Thallage dann umgekehrt der Entstehung
relativ hoher Wärmegrade günstig; so beträgt das mittlere jährliche Maximum von Bevers 25,0°; die Jahresschwankung nach
den mittleren Extremen erreicht somit 51,5°. Auf dem freigelegenen Voralpengipfel des Rigi (1787 m) beträgt dagegen diese
Schwankung nur 39,3° (Minimum -18,8°, Maximum 20,5°). Dasselbe Verhalten zeigen Gipfel- und Thallage auch im täglichen
Wärmegang: die Schwankung ist im Thal viel grösser;
der mittlere Temperaturunterschied zwischen 1h Mittags und 7h Morgens ist in Bevers im Jahresmittel 8,4°, auf dem Rigi nur 2,2°.
Auch die Jurathäler sind im Winter kalt; durch besonders niedrige Minimaltemperaturen zeichnen sich aus einzelne Hochthäler im Neuenburger Jura: La Brévine (1040 m) hat ein Januarmittel von -4,1°. Freie Berglagen sind wieder viel wärmer: Chaumont (1125 m) -2,3°.
Eine merklich höhere Jahrestemperatur als das schweiz
erische Mittelland zeigt das Genferseebecken. Genf
hat im Jahresmittel 9,5°;
Januar 0,0° und Juli 19,3°; mittleres Jahresminimum -10,6, Maximum 31,4. Die gegen nördliche Winde geschützten Ufer am
oberen See sind im Winter noch wesentlich milder: Montreux Januarmittel 0,9°, mittleres Jahresminimum
-8,9°. Die höchsten Temperaturen im Gebiete der Schweiz
findet man natürlich jenseits der Alpen, im Tessin.
Die südlichen Alpenthäler
sind namentlich im Winter extrem mild; Hann schreibt von ihnen, «dass sie durch
ihren fast absoluten Schutz gegen die kalten und trockenen Landwinde aus N. und NO. im Verein mit ihrer
südlichen Exposition als klimatische Oasen auftreten und Temperaturen und Vegetationsverhältnisse darbieten, die man erst
weit jenseits der vorliegenden relativ rauhen oberitalienischen Ebene, tiefer im Süden wieder findet.» Lugano: Jahresmittel
11,4°; Januar 1,3 und Juli 21,5°; mittlere Jahresextreme: -6,3 und 31,2°. Locarno-Muralto hat sogar
ein Januarmittel von 2,0°, und das mittlere Jahresminimum beträgt nur -4,9°.
5. Die Luftfeuchtigkeit
ist im Mittellande wenigstens eine ziemlich gleichmässige. Aeltere Beobachtungsreihen geben gewöhnlich etwas zu hohe Werte; folgende neuere Reihe kommt der Wahrheit näher:
Luftfeuchtigkeit in Zürich 1891-1900.
I. | II. | III. | IV. | V. | VI. | VII. | VIII. | IX. | X. | XI. | XII. | Jahr. | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Relative Feuchtigkeit in % | 84 | 79 | 72 | 70 | 71 | 70 | 72 | 73 | 79 | 83 | 86 | 86 | 77 |
Dampfdruck mm | 3.6 | 4.0 | 4.7 | 64 | 8.1 | 10.2 | 11.6 | 11.3 | 9.9 | 7.1 | 5.2 | 3.9 | 7.1 |
6. Auch in den Bewölkungsverhältnissen
zeigt sich ein grosser Unterschied zwischen Nord- und Südfuss der Alpen; im Norden beträgt der durchschnittlich bedeckte Teil der Himmelsfläche im Jahresmittel gegen zwei Dritteile, im Süden kaum die Hälfte. Im Norden hat die Bewölkung einen ausgesprochenen jährlichen Gang mit einem starken Maximum in den Wintermonaten, die hellsten Monate sind die Sommermonate; im Süden ist der Grad der Bewölkung in den einzelnen Monaten ein viel gleichmässiger, die trübsten Monate sind April-Mai und Oktober-November, der Winter steht dem Sommer an Helligkeit nicht viel nach. Verhältnisse, die ganz verschieden sind von denjenigen des Mittellandes, zeigen die höheren Lagen des Alpengebietes; hier ist der Winter sehr hell, ja er wird in einer gewissen Höhe zur hellsten Jahreszeit; diese geringe Bewölkung begünstigt natürlich durch vermehrte Ausstrahlung die Entstehung grosser Kältegrade in den Hochthälern. Statt Ziffern für die mittlere Bewölkung soll für einzelne Stationen im ¶