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E. und R. Gautier berechneten Mittelwerte in mm betragen für die 60jährige Periode 1836-1895:
Luftdruckmittel von Genf 1836-1895; Seehöhe 405,0 m.
I. | II. | III. | IV. | V. | VI. | VII. | VIII. | IX. | X. | XI. | XII. | Jahr. | Auf Meer reduz. |
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727.7 | 727.1 | 725.0 | 724.2 | 725.3 | 727.1 | 727.6 | 727.6 | 727.7 | 726.5 | 726.3 | 727.9 | 726.7 | 763.0 |
Die absoluten Extreme dieses Zeitraumes sind Minimum 700,2 am 26. XII. 1856,
Maximum 748,7 am 17. I. 1882.
Die totale Schwankung beträgt somit: 48,5 mm.
So klein nun auch das Gebiet der Schweiz ist, bildet es klimatisch doch keine Einheit, auch wenn man absieht von den durch die starke vertikale Gliederung bedingten grossen Unterschieden. Bekannt, weil beim Ueberschreiten eines der zentralen Alpenpässe (wie Gotthard, Lukmanier, Bernhardin und Splügen) augenfällig durch den vollständigen Wechsel des Vegetationsbildes, ist die Tatsache, dass der Alpenwall eine scharfe Klimascheide zwischen dem mitteleuropäischen Klima des Nordfusses und dem mediterranen der Südseite darstellt. Aber auch auf der Nordwestabdachung der Alpen vollzieht sich dieser Uebergang; nur ist er hier entsprechend dem Fehlen einer Barriere, wie sie die Alpenkette bildet, weniger schroff. Wir werden sehen, dass das Klima der Südwestschweiz, des Gebietes des Genfersee's, schon deutliche Merkmale der Annäherung an dasjenige der nördlichen Mittelmeerländer zeigt.
3. Niederschlæge.
Die Betrachtung der Niederschläge sei vorausgestellt, nicht nur als eines der wichtigsten klimatischen Elemente, sondern weil sie gerade am besten die Richtigkeit der eben gemachten Abgrenzungen illustrieren. Fassen wir zu diesem Zwecke zunächst die prozentuale Verteilung der Niederschlagsmenge auf die einzelnen Monate und Jahreszeiten ins Auge.
Prozentuale Verteilung der Niederschlagsmenge auf die einzelnen Monate und Jahreszeiten.
1864-93. | I. | II. | III. | IV. | V. | VI. | VII. | VIII. | IX. | X. | XI. | XII. | Winter. | Frühjahr. | Sommer. | Herbst. |
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Zürich | 4 | 5 | 6 | 8 | 10 | 12 | 12 | 12 | 10 | 9 | 6 | 6 | 15 | 24 | 36 | 25 |
Neuenburg | 5 | 6 | 7 | 7 | 9 | 11 | 10 | 10 | 9 | 11 | 8 | 7 | 18 | 23 | 31 | 28 |
Genf | 5 | 5 | 6 | 7 | 10 | 9 | 9 | 10 | 10 | 13 | 9 | 7 | 17 | 23 | 28 | 32 |
Lugano | 3 | 4 | 6 | 10 | 10 | 11 | 10 | 10 | 12 | 12 | 8 | 4 | 11 | 26 | 31 | 32 |
Ueberall fällt das Minimum der Niederschläge auf den Winter; das Sommerhalbjahr hat eine viel grössere Regenmenge, eine Niederschlagsverteilung, welche Mitteleuropa mit allen Kontinentalflächen der gemässigten Zone gemeinsam hat und welche für die Kulturen die günstigste ist. Dagegen ist der Monat mit grösster Regensumme nicht überall derselbe: Zürich die Nordabdachung der Alpen repräsentierend - hat die grössten Regenmengen vom Juni bis August;
im Tessin
hat
sich das Maximum auf den Herbst verschoben, welche Herbstregen weiter nach
Süden in die Winterregen der Subtropenzone übergehen.
Auch die Südwestschweiz hat Herbstregen; Neuenburg hat zwei Maxima, ein erstes im Juni, ein zweites im Oktober; letzteres ist in Genf schon das Hauptmaximum.
Quantität der Niederschläge. Wo die Regenwinde auf Gebirge treffen, tritt rasche Zunahme der Regenmenge mit der Seehöhe
ein, weil die aufsteigende Bewegung der Luftmassen in diesen Abkühlung und vermehrte Kondensation verursacht. So sehen wir
die Regenmenge gegen das Alpengebiet rasch zunehmen und zwar auf beiden
Seiten der Alpenkette, da die
Streichrichtung derselben ungefähr parallel mit der Richtung der Regenwinde geht. Nach
Bebber beträgt die mittlere Jahressumme
der Niederschläge für Norddeutschland 61 cm, für die mitteldeutschen Berglandschaften 69 cm und für Süddeutschland 81 cm.
Die beigegebene Regenkarte der Schweiz zeigt ein
Anwachsen der Regenmenge im
Jura auf 120 cm und mehr;
auf der Südostseite dieses Gebirges geht die Jahressumme zurück bis auf 100 cm, am
Neuenburger und
Genfersee bis auf 90 cm
und darunter, um dann mit dem erneuten Ansteigen des Terrains gegen die
Voralpen rasch zu hohen Beträgen anzuwachsen; die
Maximalsummen mit 200-300 cm fallen im
Aar-,
Gotthard- und Adulamassiv, soweit dies wenigstens die aus
dem Hochgebirge sehr schwierig zu beschaffenden Daten erkennen lassen.
Auch die
Tessiner
Alpen und das Gebiet der oberitalienischen
Seen haben noch sehr grosse Niederschlagsmengen
(Lugano etwa 170 cm),
die dann gegen die Poebene rasch abnehmen (Pogebiet 81 cm). Die beigegebene Regenkarte macht es überflüssig, dieser
in grossen
Zügen geschilderten Verteilung der Niederschlagsmengen im Detail nach
zugehen; wir verweisen hiefür auf die in den
Einzelschilderungen der Kantone gegebenen Daten. Dagegen sei noch aufmerksam gemacht auf die relative Niederschlagsarmut
der
Thäler, namentlich der Längsthäler, wo die allseitige Gebirgsumrahmung den Zutritt der feuchten Luftmassen verhindert;
so fallen im mittleren Wallis,
dem trockensten Gebiete der Schweiz, nur 60-70 cm und geht im Unter
Engadin, trotz
seiner Höhenlage, die
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Jahressumme auf 70 cm zurück; auch das Vorderrheinthal, insbesondere die «Herrschaft», sind relativ regenarm.
Die jährliche Zahl der Niederschlagstage beträgt für
Engelberg | 166 |
Zürich | 157 |
Neuenburg | 143 |
Genf | 128 |
Lugano | 120 |
Bernhardin | 117 |
Sitten | 89 |
Lugano hat trotz bedeutend grösserer Niederschlagsmenge gegenüber Zürich eine viel kleinere Anzahl von Niederschlagstagen. Die daraus folgende grössere Intensität der Regenfälle charakterisiert wiederum seine Zugehörigkeit zu einem andern Klimagebiet.
Ueber die Gewitterhäufigkeit geben folgende Zahlen einige Anhaltspunkte: mittlere Zahl der Gewittertage im Jahr: Genf
etwa 23,
Bern
etwa 22, östliches Mittelland 17-18. Die von der Zentralanstalt seit 1884 für jedes Jahr durchgeführte Kartierung
der Gewittererscheinungen ergibt, dass diese Gewitter in überwiegender Zahl auf grosse in der Richtung von SW. nach
NO.
fortschreitende Gewitterzüge fallen, für welche das Mittelland die bevorzugte Zugstrasse ist.
Beispielsweise sei die kartographische Darstellung der Gewitter vom 9./10. August 1903 reproduziert, welche einen vom Genfer-
bis Bodensee mit einer mittleren Geschwindigkeit von 44 km pro Stunde dahinziehenden Gewitterzug mit
strichweisem Hagelfall zeigt. Gegen die inneren Alpenthäler nimmt die Gewitterhäufigkeit im allgemeinen ab, da die geschilderten
Gewitterzüge selten dahin gelangen: Vorder Rheinthal etwa 10, mittleres Wallis
etwa 7, Engadin etwa 6 Gewittertage pro Jahr. Dagegen
sind in manchen Alpengebieten lokale Gewittererscheinungen (Nach
mittagsgewitter infolge der aufsteigenden
Luftströmungen in den Thälern) häufig.
Eine grosse Gewitterhäufigkeit hat der Kanton Tessin:
Lugano 23, Locarno 25 Gewittertage pro
Jahr.
4. Temperatur.
Ganz Westeuropa gehört bekanntlich zu den am meisten begünstigten Gebieten der Erde zufolge seiner Lage im Osten des Atlantischen Ozeans. Diese bedingt das Vorherrschen von südwestlichen, feuchten und warmen Luftströmungen, unter deren Einfluss die westeuropäischen Küstenländer sehr milde Winter und relativ kühle Sommer haben; die Jahresmittel der Temperatur liegen viel höher als es der geographischen Breite entspricht. Der erwärmende Einfluss des Meeres beschränkt sich nicht auf die Küstengebiete, sondern reicht weit in den Kontinent hinein, und erst im östlichen Europa kann man von einem kontinentalen Klima mit kaltem Winter und heissem Sommer sprechen.
Zentraleuropa liegt im Uebergangsgebiet; doch ist der Einfluss des Ozeans noch ein starker, namentlich im Winter. Berechnet
man die mittleren Temperaturen des Breitegrades von Basel
nach
den Zahlen von Spitaler und Batcheld, und vergleicht
man damit die auf das Meeresniveau
reduzierten Temperaturmittel von Basel,
so findet man, dass Basel
im Januar um 4,5°, im Juli um 0,9°,
im Jahresmittel um 3,0° zu warm ist. Geht man auf eine Schilderung der Temperaturverhältnisse der einzelnen Landesteile
ein, so beansprucht das schweizerische Mittelland wegen seiner dichten Besiedelung das erste Interesse.
Hier finden wir im Niveau
von 400-500
m eine mittlere Jahrestemperatur von etwa 8½°, was einer Temperatur von etwa 11°
im Meeresniveau
entspricht. Der kälteste Monat ist der Januar mit einer Mitteltemperatur von -1° bis - 2°, der wärmste
der Juli mit 18-18½°; die Jahresschwankung ist somit ungefähr 20°. Die mittleren jährlichen Extreme
betragen für Zürich
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