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im obern
Maggiathal. Die Gestalt solcher
Seen ist meist rundlich oder doch nur wenig gestreckt, und auf dem abdämmenden Felsriegel
sind deutliche Gletscherschliffe sichtbar, die sich auf krystallinen Felsarten am schönsten erhalten haben. In Kalkgebieten
kommen Karseen selbstverständlich auch vor, sind hier aber sehr oft mit Trichterseen
verwechselt worden.
Hierher gehören die
Murgseen und eine ganze Anzahl von
Seen der
Kalkalpen. Im
Jura sind keine Karseen bekannt, obwohl hier Kare
ebenfalls nicht fehlen.
b) Rundhöckerseen. Auf flachen Thalstufen der Alpen, besonders auf den Passwasserscheiden, wie St. Gotthard, Simplon, St. Bernhard, Oberalp, Bernina etc., hat die Gletschererosion zwischen Rundhöckern grössere und kleinere Seewannen geschaffen, welche den Karseen gegenüber eine längliche Form, meist etwas geringere Tiefe und rudelweises Auftreten zeigen. Eine mit Seen besäte Rundhöckerlandschaft bietet einen ganz eigenen Reiz, besonders da man die zwischen den Hügeln versteckten Seelein oft erst von einer gewissen Höhe aus erblickt. In dieser Hinsicht ist der Simplonpass belehrend, indem von der Strasse aus keines der dort vorhandenen 12 Seelein sichtbar ist. Desgleichen der Grimselpass. Ganz kleine Rundhöckerseelein werden oft nur von Regen- und Schneeschmelzwasser gespiesen; sie sind auch oft vollständig vertorft.
c) Trichter- und Einsturzseen sind verwandter Art, ebenso die sog. Dolinenseen. Sie entstehen fast ausschliesslich auf Kalk- und Gipsboden, also auf leicht löslichem Gestein. Die Versickerung der Oberflächenwasser und die daraus erfolgende unterirdische Erosion verursachen an der Oberfläche Einstürze, sog. Trichter (französ. emposieu, aven, entonnoir). Verstopft sich nun ein solcher Trichter, so entstehen kreisrunde, fast nur von Regenwasser gespiesene kleine Seelein.
Trichter, welche beständigen Wasserzufluss haben, heissen Dolinen. Sie können durch immer tieferes Eingraben ganze Thalsysteme bilden. Durch ihre Verstopfung wird ein mehr oder weniger grosser Teil der Umgebung überschwemmt. Die Ursache der Verstopfung ist oft Ablagerung von Grundmoräne während der Gletscherzeit. Auf diese Art sind die meisten Jurabergseen entstanden, wie z. B. der Lac des Taillières. Viele Alpenseen sind ebenfalls Dolinenseen, wie der Ritomsee und einige seiner Nachbarseen; ebenso der Oberblegisee, Glattensee, Muttensee etc., welche jetzt noch unterirdisch abfliessen. Doch ist die Verwechslung mit Karseen leicht, weil letztere auf Kalkboden nachträglich oft unterirdische Abflüsse erhalten.
Eine gewisse Anzahl von Bergseen im Kalkgebiet ist weder auf einfache Trichter
bildung noch auf vorhergehende
Erosion gegen unterirdische Abflüsse zu erklären; zudem sind ihre Ränder scharf abgeschnitten u. ihre Dimensionen für
Trichter zu gross. Sie können nur durch ausgedehnte Rücksinkungen und Einstürze infolge von unterirdischer Erosion
erklärt werden, so die
Seen des
Chamossaire (Waadtländeralpen).
Zwischen den verschiedenen Typen dieser Seen sind oft Uebergänge vorhanden.
IV. Gletscher.
Das Hochgebirge der Alpen ist von einer bestimmten Höhe an aufwärts mit sog. ewigem Schnee bedeckt. Dieser speist die Gletscher, lange Eisströme, die je nach der Ausdehnung der sie nährenden Firnfelder mehr oder weniger tief unterhalb die Schneegrenze, d. h. die untere Grenze des ewigen Schnees, hinabsteigen. Die Niveauzone, an der der ewige Schnee Halt macht, heisst die Schnee- oder Firngrenze und schwankt natürlich in einer und derselben Kette je nach der Lage und der Exposition der Gehänge und dem Grad ihrer Böschung, wie sie auch von Jahr zu Jahr je nach der Sommertemperatur und der Menge des im Winter gefallenen Schnees periodischen Aenderungen unterworfen ist.
In den nördlichen Alpen der Schweiz hält sich die Firngrenze zwischen 2450 und 2950 m. Die erstgenannte Höhe wird im Säntisgebirge erreicht, wo die Schneegrenze am tiefsten hinabsteigt, während die andere dem Aarmassiv zukommt, wo diese Grenze sich hoch oben hält. Diese Eigentümlichkeit erklärt sich aus der Lage des Aarmassives im Innern der alpinen Zone, während das Säntisgebirge als isolierte Gebirgsgruppe eine Ausbiegung der Schneelinie nach unten bedingt.
Man weiss, dass sich die Grenze des ewigen Schnees mit zunehmender Breitenentwicklung der Gebirgszonen hebt und umgekehrt mit dem Mass deren Isolierung sich senkt. Die Gesamtfläche der Gletscher und Firnfelder der Schweiz erreicht nach den Untersuchungen von Dr. Jegerlehner (1902) die beträchtliche Ziffer von 2038 km2 (die von Jegerlehner in seiner Arbeit angegebene Gesamtsumme von 2028,72 km2 stimmt mit dem Total der Einzelangaben nicht überein und muss auf einem Versehen beruhen). Wenn wir diese Zahl mit der vom eidgenössischen statistischen Bureau 1877 gegebenen Gesamtfläche von 1838,8 km2 vergleichen, so möchte es scheinen, als ob die Gletscher im Zeitraum von ¶
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1877-1902 an Ausdehnung gewonnen hätten. Dies ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall. Da die Siegfriedkarte beiden Berechnungen als Grundlage gedient hat, lässt sich der Unterschied ohne Zweifel aus der Verschiedenheit der angewendeten planimetrischen Messungsmethoden erklären. Infolge des besonders seit 1850 sich geltend machenden starken Rückganges der alpinen Gletscher sind zahlreiche der kleinen Eisfelder beinahe völlig verschwunden, während die grossen merklich an Ausdehnung abgenommen haben, so dass der vom Eis in dieser Zeit verlassene und nun blosgelegte ehemalige Gletscherboden für verschiedene von ihnen mehrere km2 misst.
Das Vorstossen der Gletscher ist eine Folge starker Schneefälle im Firngebiet. Da das Wachstum in Gestalt einer Welle vom Firnfeld gegen das untere Gletscherende fortschreitet, kommt der Vorstoss an der Zunge mancher der grossen Eisströme erst stark verspätet zum Ausdruck. Indem die Fortpflanzungszeit dieser Wachstumswelle von der Läng des Gletschers und dem den Abfluss regelnder Grad seiner Böschung abhängt, findet das Vorstossen der einzelnen Gletscher natürlich nicht immer zu derselben Zeit statt.
Man zählt in den Schweizer Alpen gegenwärtig 1077 Gletscher, die sich wie folgt verteilen:
Berner Zone. | Anzahl | Gesamtfläche in km2 | Mittlere Höhe (Schneegrenze m) |
---|---|---|---|
Gruppen. | . | . | . |
Dents de Morcles-Muveran | 6 | 2.875 | 2750 |
Diablerets | 8 | 10.640 | 2740 |
Wildhorn | 6 | 11.675 | 2780 |
Wildstrubel | 11 | 28.945 | 2780 |
Balmhorn | 12 | 10.185 | 2940 |
Finsteraarhorn | 101 | 482.266 | 2950 |
Trift | 36 | 115.670 | 2750 |
Titlis | 27 | 32.343 | 2610 |
Urirotstock | 7 | 10.432 | 2560 |
: | 214 | 705.031 | . |
Glarner Zone. Gruppen. | . | . | . |
Glärnisch | 13 | 6.400 | 2500 |
Säntis | 7 | 0.225 | 2400 |
Oberalpstock | 22 | 12.405 | 2600 |
Tödi | 46 | 66.373 | 2710 |
Sardona | 19 | 19.770 | 2630 |
: | 107 | 105.173 | . |
Walliser Zone. Gruppen. | . | . | . |
Dents du Midi | 19 | 7.650 | 2900 |
Mont Blanc (Trient) | 17 | 31.850 | 3100 |
Combin | 24 | 57.219 | 3100 |
Arolla | 53 | 118.852 | 3040 |
Matterhorn | 71 | 200.877 | 3100 |
Monte Rosa | 50 | 244.116 | 3260 |
Fletschhorn | 32 | 46.534 | 3040 |
Monte Leone | 29 | 22.575 | 2945 |
Blindenhorn | 20 | 39.075 | 2780 |
St. Gotthard | 85 | 57.380 | 2700 |
: | 400 | 826.128 | . |
Graubündner Zone. Gruppen. | . | . | . |
Camadra | 22 | 24.300 | 2750 |
Rheinwaldhorn | 45 | 58.410 | 2760 |
Tambohorn | 14 | 9.755 | 2800 |
Surettahorn | 9 | 7.090 | 2760 |
Pizzo Stella | 26 | 16.630 | 2700 |
Piz d'Err | 23 | 22.745 | 2930 |
Piz Kesch-Vadret | 36 | 35.280 | 2820 |
Silvretta | 58 | 29.560 | 2900 |
Disgrazia | 37 | 53.086 | 2750 |
Bernina | 38 | 122.816 | 2960 |
Ofenpass | 48 | 22.120 | 3000 |
: | 356 | 401.792 | . |
Total | 1077 | 2038.124 | . |
Aus dieser Zusammenstellung ist namentlich ersichtlich, dass die an Gletschern reichsten Gruppen diejenigen des Finsteraarhorns, des Matterhorns und des Monte Rosa sind. In der Berner Zone beträgt die durchschnittliche Grösse der Gletscher 3,76 km2, in der Glarner Zone 1 km2, in der Walliser Zone 2 km2 und in der Bündner Zone 1,13 km2. Diese Verhältnisse ergeben sich aus der Gestalt der einzelnen Gletscher, die je nach der Höhenlage, der Exposition und der lokalen Bodenbeschaffenheit von verschiedenartigem Umriss sein können. In den Schweizer Alpen lassen sich folgende drei Typen von Gletschern unterscheiden:
1. Hängegletscher, d. h. Eisfelder, die an meist steil geböschten Flanken von Kämmen und Gipfeln oder in ¶