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wovon 72 auf den Lemansee und 20 km auf den Rhonegletscher entfallen.
Der Lemansee, welcher das natürliche Sammelbecken der Rhone bildet, empfängt eine Totalwassermenge von mehr als 200 m3 per Sekunde, wovon auf die Rhone selber im Mittel 150 m3 kommen. Indessen kann in mittleren Jahren die Wassermenge der Rhone beim Eintritt in den See zwischen 40 m3 und 500 m3 schwanken, während das äusserste Minimum 10 m3, das Maximum dagegen 1500 m3 betragen mag. Die Rhone ist somit bei ihrem Eintritt in den Lemansee einer sehr wechselnden Wasserführung unterworfen, da sich bei ihr bis dahin der ausgleichende Einfluss eines grösseren Seebeckens noch nicht geltend gemacht hat.
Beim Ausfluss der Rhone ist der See seit Jahrhunderten zur Schaffung von Wasserkraft gestaut, sodass nicht mehr von einem natürlichen Abfluss gesprochen werden kann. Wenn man annimmt, dass das vom See selber aufgenommene Regenwasser zum grössten Teil verdunstet, sollte die mittlere Abflussmenge der schon genannten Zahl des mittleren Zuflusses entsprechen. Die Beobachtungen haben aber gezeigt, dass die Abflussmenge von 120 bis 517 m3 per Sekunde schwankt und dass das Mittel 252 m3 beträgt, woraus der Schluss gezogen werden muss, dass der Lemansee mehr Wasser abgibt als er empfängt. Ob an diesem Umstand unterseeische Zuflüsse Schuld sein mögen, bleibt dahingestellt. Die künstlich geregelte Abflussmenge kann bei geschlossenen Schleusen 80 bis 150 m3 per Sekunde betragen, während sie bei geöffneten Schleusen zwischen 300 und 600 m3 schwankt.
Unterhalb Genf fliesst der Rhone noch die einen grossen Teil von Savoyen entwässernde Arve zu, so dass sie beim Austritt aus dem Schweizergebiet wieder andere Wassermengen aufweist. Indem die Arve selber von 35 m3 bis auf 1200 m3 ansteigen kann und einen mittleren Erguss von 160 m3 aufweist, nimmt somit die mittlere Wasserführung der Rhone um 3/8 ihres Wertes zu.
Ausser den Kraftinstallationen, welche am Ausfluss der Rhone und weiter abwärts erstellt worden sind, werden neuerdings grosse Einrichtungen am oberen Rhonelauf geplant. Das Gefälle am Schuttkegel des Bois Noir bei Saint Maurice wird bereits zu industriellen Zwecken ausgebeutet, und das 70 m hohe Gefälle am Bois de Finges (Pfinwald) zwischen Chippis und Leuk soll ebenfalls ausgenützt werden, wie dies auch bei den Gefällen der meisten Nebenflüsse schon geschehen ist oder in nächster Zeit der Fall sein wird (Elektrizitätswerk an der Lonza etc.).
Folgende Werte können über die Neigung des Rhonelaufes Aufschluss geben: Gletsch 1753 m;
Blitzingen 1290 m;
Mörel 760 m;
Brig 675 m;
Leuk 623 m;
Chippis 538 m;
Sitten 491 m;
Branson 462 m;
Évionnaz 452 m;
Saint Maurice 471 m;
Genfersee 375 m;
Schweizergrenze 336 m.
3) Pogebiet. Dem Po und durch ihn dem Adriatischen Meer fliessen aus der Schweiz der Tessin, die Maggia, die Maira und der Poschiavino zu. Der Tessin und seine Zuflüsse, sowie die Maggia und der in den Luganersee sich ergiessende Cassarate bilden das Flussgebiet des Lago Maggiore, während Maira und Poschiavino dem Einzugsgebiet des Comersees angehören.
Tessin. Sein Einzugsgebiet beträgt rund 2500 km2, wovon etwa 30 auf den schweizerischen Teil des Langensees entfallen. Die Länge des Flusslaufes beträgt 95 km, wovon 10 auf den See kommen. Infolge der tiefen Lage des Langensees (197 m) hat der Tessin mehr wie irgend ein anderer Schweizerfluss ein sehr starkes Gefälle. Folgende Zahlen geben Auskunft darüber: Quelle am Nufenenpass 2400 m;
Fontana im Val Bedretto 1260 m;
Airolo 1145 m;
Giornico 404 m;
Biasca 287 m;
Arbedo 237 m;
Cugnasco 199 m, Langensee (Lago Maggiore) 197 m. Auffallend ist ganz besonders das bedeutende Gefälle zwischen Airolo und Giornico, welches auf etwa 25 km Länge 700 m übersteigt.
Auf dieser Strecke befindet sich die gewaltige Thalschwelle des Monte Piottino, wo zwischen Fiesso und Faido das Gefälle auf kaum fünf Kilometer Distanz eine Höhe von 220 m erreicht. Bei Biasca, wo der Brenno, neben der Moesa der grösste Nebenfluss des Tessin, einmündet, beginnt der Unterlauf mit breitem Alluvialboden (die Riviera), während der Oberlauf das Livinenthal (oder die Leventina) durchfliesst.
Die Wassermenge des Tessin beträgt bei seinem Eintritt in den Langensee im Mittel 400 m3 per Sekunde. Aeusserstes Niederwasser 14 m3; Hochwasser 1400 m3.
Grossartige Wasserkraftanlagen sind sowohl am Tessin selber, als an seinen Zuflüssen geplant und z. T. in Ausführung begriffen. Ein Vertrag über die Abtretung der gesamten Wasserkräfte des Livinenthales an die Gotthardbahn, d. h. an die Eidgenossenschaft, ist 1906 genehmigt worden und sofort in Kraft getreten. Von der Station Lavorgo an abwärts beginnt die sog. Biaschina-Konzession der Gesellschaft «Motor».
Die Maggia ist ein aus der Vereinigung einer ganzen Reihe von Wildbächen gebildetes Wildwasser. Ihr Lauf hat eine Länge von ungefähr 50 km; das Einzugsgebiet mag etwa 800 km2 umfassen. Das Gefälle ist ebenfalls sehr stark. Die Maggia ist durch ihren gewaltigen Geschiebetransport berüchtigt und soll jährlich über 200000 Kubikmeter Gerölle und Sand in den See abführen. Einen deutlichen Beweis dieser Tätigkeit bildet das über vier Quadratkilometer messende Delta. Im Gebiete der Maggia, deren Wassermenge auf rund 60 m3 per Sekunde geschätzt wird, sind ausgedehnte Verbauungsarbeiten vorgenommen worden.
Erwähnung verdient hier noch die ebenfalls in den Lago Maggiore sich ergiessende Verzasca mit einem Einzugsgebiet von etwas mehr als 200 km2.
Dem Comersee fliesst aus dem Bergell die Mera oder Maira zu, die bis an die Schweizergrenze eine Länge von 20 km hat. Die Fläche ihres schweizerischen Einzugsgebietes beträgt nur 200 km2, die Wassermenge ungefähr 44 m3 per Sekunde und das Gefälle zwischen Casaccia und Castasegna an der Schweizergrenze nahezu 800 m.
Der vom Puschlav herunterkommende Poschiavino hat auf Schweizergebiet eine Länge von 27 km. Sein Sammelgebiet misst etwas weniger als 200 km2. Das Gefälle zwischen dem Lago Bianco und der Schweizergrenze (580 m) beträgt 1700 m. Die Thalstufe von Poschiavo (Puschlav) und des Lago di Poschiavo (Puschlaversees) verdankt ihr Dasein einem grossen Bergsturz, welcher den See abdämmte. Zwischen dem See und der Grenze ist ein Höhenunterschied von 442 m vorhanden, was die Erstellung eines bedeutenden Wasser- und Elektrizitätswerkes (Kraftwerke Brusio) veranlasst hat.
An dieser Stelle ist noch des Rambaches zu gedenken, der südlich vom Ofenpass entspringt und zwischen 2400 m ¶
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und 1200 m auf 18 km Länge das Münsterthal durchfliesst. Er ergiesst sich in die Etsch und durch diese in die Adria.
4) Inngebiet. Hierher gehört nur das Engadin mit dem Oberlauf des Inn. Das Sammelgebiet dieses Flusses um fasst innerhalb der Landesgrenzen 1717 km2, während seine Länge bis an die Grenze 90 km beträgt. Höchst merkwürdig ist das schwache Gefälle des Inn im Ober Engadin, wo sich die reizenden Engadinerseen befinden. Vom Malojapass (1811 m) bis zum St. Moritzersee (1767 m) beträgt das Gefälle auf 15 km Distanz nur 44 m, von da bis Zuoz auf weitere 15 km dagegen 150 m. Bis an die Grenze endlich, auf nahezu 60 km Länge, ist ein Höhenunterschied von 664 m, also etwas mehr als 1% vorhanden. Wie das Rheinthal und das Wallis empfängt das so tief in den Alpen gelegene Engadin wenig Regen, weshalb der Inn verhältnismässig wenig Wasser führt. Seine Wassermenge beim Austritt aus der Schweiz beträgt im Mittel etwa 37 m3, bei Niederwasser 2 m3 und bei Hochwasser 600 m3.
Da genaue Messungen der Abflussmengen der schweizerischen Gewässer nicht überall vorliegen, hat Lauterburg sowohl die mittleren Abflussmengen als die Hoch- und Niederwasser theoretisch aus den Niederschlagsmengen im Einzugsgebiet berechnet, mit Vorbehalt freilich des durch Verdunstung zurückbleibenden Wassers. Folgende Resultate der Zahlentabelle mögen hier Platz finden.
Name des Gewässers | Beobachtungsstation | Fläche in km2 Flussgebiet | Gletschergebiet | Jährliche Niederschlagshöhe in mm | Wassermengen in m3 p. Sekunde Ausserordentliches Minimum | Mittel der ordentl. Kleinwasser | Absolutes Mittel | Mittel der ordentl. Hochwasser | Ausserordentliches Maximum |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vorderrhein. | bei Reichenau | 1520.6 | 102.4 | 1427 | 4.16 | 22.4 | 66.11 | 266 | 1003 |
Hinterrhein. | bei Reichenau | 1695 | 70.5 | 1127 | 3.32 | 19.9 | 59.3 | 286 | 1327 |
Vereinigte Rheine. | Ems | 3238 | 173 | 1268 | 7.5 | 42.2 | 126 | 556 | 1880 |
Plessur. | Chur | 271 | 0 | 1020 | 0.6 | 2.7 | 7.7 | 46 | 165 |
Landquart. | Station Landquart | 624.7 | 21 | 1085 | 1.46 | 6.8 | 19.3 | 95 | 440 |
Rhein. | Au | 6564 | 266 | 1417 | 20 | 79 | 191 | 902 | 2116 |
Rhein | Stein | 11419 | 266 | - | 32 | 124 | 330 | 594 | 628 |
Rhein | Schaffhausen | 11730 | 266 | - | 33 | 127 | 337 | 628 | 745 |
Thur. | Einmündung in den Rhein | 1745 | 0 | 1131 | 6.2 | 17.9 | 43 | 210 | 676 |
Töss. | Pfungen | 422.3 | 0 | 1050 | 2.1 | 3.5 | 5.7 | 30 | 75 |
Glatt. | Rümlang | 229.3 | 0 | 1115 | 1.2 | 2.0 | 3.0 | 15 | 40 |
Wutach. | . | 1116 | 0 | 1200 | 3.5 | 12.7 | 33.2 | 154 | 429 |
Aare. | Stegmatt oberhalb des Brienzersees | 610 | 161 | 1791 | 2.7 | 11.4 | 34 | 113 | 488 |
Aare. | Unterseen | 1143 | 235 | - | 5 | 20 | 57 | 197 | 592 |
Aare. | Thun | 2455 | 287 | - | 12 | 38 | 99 | 356 | 644 |
Gürbe. | Belp | 114 | 0 | 1067 | 0.48 | 1.0 | 2.1 | 11 | 59 |
Aare. | Bern | 3000 | 287 | 1517 | 15 | 43.6 | 107 | 403 | 820 |
Saane (mit Sense). | Laupen | 1882 | 7.18 | 1282 | 6.7 | 22.6 | 57.7 | 254 | 879 |
Aare. | Aarberg | 5102 | 294 | 1399 | 22.5 | 66.7 | 167 | 673 | 1600 |
Broye. | La Sauge | 871 | 0 | - | 3.2 | 7.9 | 17.2 | 77 | 286 |
Zihl (ohne die Aare). | Brügg | 3070 | 0 | 1016 | 11 | 27.7 | 62 | 191 | 355 |
Aare. | Büren | 8326 | 294 | 1251 | 33.6 | 95 | 231 | 869 | 1606 |
Aare. | Solothurn | 8484 | 294 | - | 35 | 96 | 231 | 885 | 1659 |
Grosse Emme. | Mündung in die Aare | 1108 | 0 | 1250 | 6 | 11.9 | 23 | 104 | 395 |
Aare. | bei Aarau | 10818 | 294 | 1205 | 46 | 117.9 | 279 | 1010 | 1865 |
Aare. | bei Brugg | 11617 | 294 | - | 49 | 123.9 | 291 | 1028 | 1875 |
Reuss. | Seedorf | 838 | 104 | 1380 | 0.6 | 13.5 | 46.2 | 187 | 1236 |
Muota. | Mündung in den Vierwaldstättersee | 326 | 0.65 | 1350 | 0.84 | 4.5 | 12.7 | 44 | 338 |
Engelberger Aa. | Mündung in den Vierwaldstättersee | 241 | 15 | 1300 | 0.74 | 31 | 8.7 | 37 | 156 |
Sarner Aa. | Mündung in den Vierwaldstättersee | 358 | 0 | 1300 | 1.13 | 4.5 | 12 | 52 | 213 |
Reuss. | Luzern | 2254 | 0 | - | 1.0 | 7.5 | 22.7 | 883 | 555 |
Kleine Emme. | . | 478 | 0 | 1500 | 1.1 | 3.1 | 8.4 | 31 | 186 |
Reuss. | Mellingen | 3376 | 145 | - | 9 | 45.6 | 133 | 466 | 1330 |
Linth. | Weesen. | 1050 | 45 | 1486 | 3.3 | 15.7 | 45 | 175 | 765 |
Limmat. | Zürich | 1820 | 45.3 | 1450 | 7 | 24 | 61 | 226 | 821 |
Sihl. | Mündung in die Limmat | 341 | 0 | 1400 | 1.36 | 454 | 11.4 | 46.9 | 207 |
Limmat. | Baden | 2398 | 45.3 | - | 12 | 37.7 | 84 | 342 | 1000 |
Aare. | Mündung in den Rhein | 17615 | 485 | - | 71 | 209 | 512 | 1619 | 3362 |
Rhein. | Basel | 35907 | 750 | - | 130 | 399 | 1000 | 2997 | 5100 |
Rhone. | Sitten | 3347 | 812 | 956 | 5.6 | 39.5 | 143 | 500 | 1360 |
Drance. | Mündung in die Rhone | 474 | 154 | - | 0.6 | 7.5 | 28.4 | 88 | 380 |
Rhone. | Porte du Sex | 5383 | 1041 | - | 9.5 | 57 | 199 | 737 | 1692 |
Rhone. | Genf | 7995 | 1041 | - | 14.1 | 82.5 | 270 | 418 | 656 |
Tessin. | Oberhalb Biasca. | 439 | 4.6 | 1800 | 0.18 | 9.2 | 31.7 | 81 | 652 |
Brenno. | Biasca | 410 | 11.36 | 1800 | 0.17 | 8.7 | 30 | 77 | 612 |
Moesa. | Arbedo | 475 | 4.52 | 1800 | 0.2 | 10 | 34.3 | 141 | 86.3 |
Tessin. | Bellinzona | 1534 | 24 | 1790 | 2 | 32.6 | 105.6 | 271 | 1440 |
Maggia. | Solduno | 927 | 13.5 | 1780 | 1.15 | 18.7 | 62 | 256 | 1046 |
Inn. | Zernez | 1257 | 152 | 800 | 1.75 | 11.2 | 36.7 | 210 | 632 |
III. Seen.
Die Schweiz ist ein an Seen sehr reiches Land. Am auffallendsten sind die Randseen, welche an beiden Abdachungen der Alpen und dem Jurafuss entlang in typischen Erosionsthälern liegen. Sie sind dem Laufe grösserer Flüsse eingeschaltet, und zwar derjenigen, ¶