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Einwirkungen. Wenn die Seewanne ganz im Felsen eingebettet liegt, ist sie durch den Gletscher hinter einer Felsbarre ausgehobelt worden, die über dem obern Ende eines Erosionsthales (Karseen) oder vor dem Fuss einer steil geböschten Eiszunge liegt. Solche Seen finden sich auch zwischen Rundhöckern (roches moutonnées) in furchenartigen kleinen Aushöhlungen. Andere dieser kleinen Bergseen sind durch Stirn- oder Seitenmoränen aufgestaut worden und von den durch den Gletscher ausgehobelten Becken leicht zu unterscheiden.
Daneben gibt es in den krystallinen Alpen wie in den Kalkalpen auch noch zahlreiche Seen, die ihre Entstehung einem das Thal quer durch abdämmenden Bergsturz verdanken und in allen Höhenlagen wiederkehren, während die glazialen Erosions- und die Moränenseen vorzüglich nahe den Gletschern oder unmittelbar unterhalb der heutigen Schneegrenze gesucht werden müssen. Solche Seen waren einst auch in den tiefern Regionen vorhanden, sind aber hier im Laufe der Zeit durch die beständige Zufuhr der in diesen Bergen so reichlichen Geschiebemassen der Wildbäche verlandet, so dass jetzt an ihrer Stelle fruchtbare beckenförmige Ebenen liegen. Sog. Trichterseen sind namentlich an die Kalkalpen gebunden und liegen in kreis- oder ellipsenförmigen Bodenvertiefungen, die oft auf allen Seiten von Felsen umschlossen werden. Sie waren ursprünglich Einsturztrichter mit unterirdischem Abfluss, deren Boden dann in der Folge entweder durch Bergsturzmaterial oder durch Moränenschutt verdichtet und undurchlässig wurde.
Mittelland.
Dieser zwischen Alpen und Jura gelegene Abschnitt unseres Landes bildete ursprünglich, d. h. vor der Entstehung der das ganze Gebiet zerschneidenden Thäler, eine breite Mulde, die im SO. durch die Alpen und im NW. durch den Jura und die schwäbische Hochebene begrenzt war. Die Oberfläche des Mittellandes ist von SO. nach NW. sanft geneigt, und sein ganzer Landschaftscharakter ist bedingt durch die mannigfaltige erodierende Tätigkeit des fliessenden Wassers und der eiszeitlichen Gletscher, sowie durch die ausgibige Ueberführung mit Moränenmaterial. Im Ganzen betrachtet kann man das Mittelland als ein zwischen zwei Gebirgen eingeschlossenes langes und breites Thal auffassen.
Anstatt eines einzigen grossen Längsflusses weist aber dieses Thal eine Reihe von Querflüssen auf, von denen sich blos ein Teil zu einer dem Jurafuss folgenden Längsrinne sammelt. Der den Alpen nahe Abschnitt des Mittellandes erreicht Höhen von weit über 1000 m und verschmilzt mit Bezug auf sein Relief mit den Voralpen. So steigt man also von den Alpengipfeln stufenförmig und allmählig zum Gebiet des Mittellandes hinab. Die Wirkungen der Erosion, die in den Alpen tief in den einst geschlossenen Gebirgskörper hineingreifende, bequeme Zugänge und Verkehrswege geschaffen haben, sind im Mittelland eher von ungünstigem Einfluss gewesen, indem sie diesen am dichtesten bevölkerten Teil der Schweiz, der 31% der Gesamtfläche unseres Landes umfasst, derart zerschnitten und zerstückelt haben, dass dadurch die Verkehrsbedingungen oft ziemlich schwierig erscheinen.
Andererseits hat aber diese Skulpturarbeit dem Mittelland seine grosse Abwechslung und Mannigfaltigkeit im landschaftlichen Charakter verliehen. Die breiten Thalfurchen, deren Boden mit Alluvionsmaterial überdeckt ist, bilden die Leitlinien der Urbarisierung und Besiedelung und bestimmen zugleich den Verlauf der Verkehrswege. In den tiefern Teilen des Landes breiten sich an den sanfter geböschten Halden oft Rebberge aus, während an steilern Hängen Wald steht.
Die zwischen je zwei Thälern stehen gebliebenen Rücken sind bald bewaldet und bald mit Wiesen oder Aeckern bedeckt. Die heutige Gestaltung des Mittellandes hat sich zum grossen Teil aus der abwechselnd erodierenden und dann wieder aufschüttenden oder sedimentären Tätigkeit entwickelt, wie sie für die verschiedenen Einzelphasen der Eiszeit charakteristisch war. Während der Interglazialzeiten sind die Thäler vertieft und während der Zeiten erneuten Vorrückens der Gletscher jeweilen wieder mit fluvioglazialen Geschieben aufgefüllt und zugleich die Rücken zwischen den Thälern mit verschiedenartigem Moränenmaterial überführt worden.
Hier sehen wir Stirnmoränenwälle, die einem jeweiligen Stillstandsstadium der Gletscher zur Zeit ihrer grössten Ausdehnung entsprechen;
dort bedeckt lehmiger oder sandig-lehmiger Grundmoränenschutt den Rücken der Plateauflächen auf weite Strecken hin und bedingt in erster Linie die Fruchtbarkeit des Bodens;
stellenweise finden wir in der Grundmoräne geschichtete Kiesmassen (sog. Kames), die unter dem Gletschereis durch die Schmelzwasser zusammengeschwemmt worden sind;
wieder an andern Orten erscheint die Grundmoräne in Reihen von einzelnen, ihrer Form nach an ein umgekipptes Ruderboot erinnernden Hügeln (sog. Drums oder Drumlins) zerschnitten, die unregelmässig aufeinanderfolgen, in ihrer Gesamtheit aber parallel zur Bewegungsrichtung des einstigen ¶
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Gletschers angeordnet sind und den Abguss von an der Unterfläche des Eises ausgewaschenen Höhlungen darstellen, oder mit andern Worten Anhäufungen von Grundmoränenmaterial sind, das diese Höhlungen einst ausgefüllt hat. Wir erinnern ferner daran, dass die zahlreichen Ziegeleien, Backstein- und Thonwarenfabriken etc. des Mittellandes ihr Rohmaterial den Glaziallehmen entnehmen. Wo der Gletscher keine Sedimente abgelagert hat, ist seine Tätigkeit im umgekehrten Sinne vor sich gegangen, indem er aushobelte und die geglätteten, geschrammten oder höckerigen Formen bildete, die da, wo Moränenmaterial fehlt, untrügliche Beweise für die ehemalige Bedeckung des Landes mit Gletschereis sind.
Einzig die letzte Vergletscherung hat uns ein klares und normales Bild der verschiedenen Ablagerungen hinterlassen. Da ihr zwei, wenn nicht drei oder gar vier ältere Vergletscherungen vorangingen, sind natürlich die Spuren jeder einzelnen dieser Glazialzeiten von der nächst folgenden wieder verwischt worden, ohne dass aber dadurch jedes Beweismaterial für ihre einstige Existenz ganz zerstört worden wäre. Der glazialen Einwirkung muss auch die Entstehung der kleineren von den vielen im Mittelland vorhandenen Seen, so z. B. des Sempacher-, Hallwiler-, Baldegger-, Greifensees etc. zugeschrieben werden.
Während also das Vorhandensein dieser kleineren Seen an vorgelagerte Moränenbarren gebunden ist, muss die Art der Bildung der grossen subalpinen Seen vom Genfersee bis zum Bodensee, die in weit in den Alpenkörper hineingreifenden Thalfurchen liegen, eine ganz andere gewesen sein. Nach der Ansicht eines Teiles der Glazialforscher (Penck, Brückner) soll die Aushobelung dieser Seebecken der erodierenden Tätigkeit des Gletschereises zugeschrieben werden müssen, die gerade in den jetzt vom Seewasser erfüllten Zungenbecken eine ganz besonders lebhafte und stark wirkende gewesen sei.
Diese Forscher stützen ihre Hypothese auf das Vorhandensein von Stirnmoränenwällen unterhalb der in Betracht fallenden Seen, behaupten aber nicht, dass diese Moränen die Rolle von Staubarren gebildet hätten, da die Stirnschwelle mehrerer dieser Seen offenkundig felsig ist. Andere Geologen (so namentlich Albert Heim und seine Schüler) sehen in der Lage dieser Seen in einer Erosionsfurche den Beweis für ein teilweises Rücksinken oder Nachsacken des Alpenkörper, das bald nach der Hebung der Alpen und nachdem die Thäler schon ausgetieft waren stattgefunden habe.
Sie bestreiten die aushobelnde Kraft der Gletscher nicht ganz, halten es aber nicht für möglich, dass diese Erosion Tiefen von 500-600 m auskolken oder gar in Tiefen bis unter den Meeresspiegel gehen könne, wie dies für die grossen Randseen am Südfuss der Alpen hätte der Fall sein müssen. Der nämlichen Kategorie von Seen gehören auch die drei grossen jurassischen Randseen an. Diese bildeten einst einen durch mehrere Inseln und Halbinseln gegliederten und vom Mormont bei La Sarraz bis in die Umgegend von Solothurn reichenden einzigen grossen See, der die alten Thäler der Broye (Murtensee), der Orbe und der Mentue (Neuenburgersee), sowie zweier weiterer Flüsse (Bielersee) überflutete.
Die Umwandlung dieses ehemaligen hydrographischen Systemes in einen See muss durch ein Rücksinken der ganzen Mittellandzone vom Salève bis gegen Solothurn erfolgt sein, das auch eine Verlängerung des Genfersees bis nach Genf, d. h. die Bildung des sog. Petit Lac, zur Folge hatte. Die Trennung des einst zusammenhängenden grossen Seebeckens in eine Anzahl von selbständigen kleineren Seen geschah dann allmählich durch die Geschiebezufuhr der Flüsse, sowie auch durch die Ablagerungen der diluvialen Gletscher (vergl. den Art. Neuenburgersee).
Jura.
Das Juragebirge (von Jora, Jorat = Wald oder bewaldete Gegend) bildet ein auf eine Länge von 360 km kreisbogenförmig sich hinziehendes Faltenbündel. Es zweigt sich bei Chambéry von den Alpen mit zuerst blos drei Falten ab, die sich dann durch das Auftreten neuer Aeste der Reihe nach derart vermehren, dass man z. B. zwischen Cuiseaux und Nyon schon nicht weniger als etwa 15 kleine Ketten und mehrere grosse Hauptkämme zählt, deren am weitesten ostwärts gelegener zwar der höchste ist, aber nicht zugleich auch die ältesten Schichten zu Tage anstehen lässt. Mit Ausnahme des nördlichen ¶