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Panoramen. Sogar der Mont Blanc nennt ein solches sein eigen, das mit liebevollem Eingehen in alle Einzelheiten vom Ingenieur-Topographen X. Imfeld anlässlich der Sondierungsarbeiten zum Bau eines Observatoriums auf dem Berggipfel gezeichnet worden ist.
Das Relief
ist die denkbar vollkommenste Art der Darstellung der Terrainverhältnisse und stellt eine möglichst genaue Nachbildung eines Teiles der Erdoberfläche dar. Da es aber nicht handlich und nicht, wie die Karte, überall leicht mitzunehmen und zu befragen ist, hat es notwendigerweise blos einen didaktischen und beschränkten Wert, der mit den bedeutenden Erstellungskosten nicht recht in Einklang zu bringen ist. Die ältern Reliefs beruhten (wie die Karten) auf keinerlei mathematischer Grundlage und zeigten neben den Irrtümern in der Lage der Orte noch eine ganz unhaltbare und falsche Uebertreibung der Berghohen. Während das früher schon genannte Relief von J. R. Meyer als Grundlage zur Herstellung der Meyerschen Schweizerkarte diente, geht man heute auf umgekehrtem Wege vor, indem man die Reliefs nach den Karten erstellt.
Man unterscheidet zweierlei Arten von Reliefs: 1. die sog. Stufenreliefs, die man derart herstellt, dass die Kartenblätter (besonders diejenigen in 1:25000) auf Karton, dessen Dicke der Aequidistanz entspricht, aufgeklebt, dann längs den Höhenkurven ausgeschnitten und endlich durch Aufeinanderfügen der einzelnen Fragmente wieder zusammengesetzt werden;
2. die aus einer plastischen Masse geformten und in Gipsabguss vervielfältigten Reliefs, die weit vollkommener sind und in allen möglichen Massstäben, von 1:500000 (Relief der Schweiz von F. Brüngger) bis 1:2500 und noch grösser, hergestellt werden. Je grösser der Massstab, desto eindrucksvoller die Wirkung. In dieser Richtung sind bei uns sehr bemerkenswerte Arbeiten ausgeführt worden. So hat sich Xaver Imfeld durch sein Relief der Zentralschweiz in 1:25000, durch seine reizvolle und bis in alle Einzelheiten scharfe Darstellung des Matterhorns in 1:5000 und namentlich durch sein in riesigen Dimensionen sich haltendes Relief der Jungfrau in 1:2500, das nicht weniger als 1,60 m hoch ist und den Bergstock in allen seinen Einzelheiten wiedergibt, ausgezeichnet.
Prof. Fridolin Becker verdanken wir, neben zahlreichen anderen kartographischen Arbeiten, ein Relief des Kantons Glarus und ein solches des grössten Teiles des Tessin in 1:25000; S. Simon hat das Ober Engadin in 1:25000 und die Hauptpartie der Berner Alpen in 1:10000 modelliert;
Prof. Albert Heim beschenkte uns u. a. mit einem prachtvollen geologischen Relief des Säntis in 1:5000; Ch. Perron stellte ein - nicht bemaltes - Gesamtrelief der Schweiz in 1:100000 her, etc.
Tiefenlotungen.
Der Siegfried-Atlas zeichnet auch die Höhenkurven des unterseeischen Reliefs aller schweizerischen Seen (einige kleine Gebirgsseen ausgenommen). Die Geschichte der Seenlotungen zeigt im allgemeinen den gleichen Entwicklungsgang wie diejenige der schweizerischen Kartographie überhaupt, indem auch hier einige für die Wissenschaft begeisterte Privatleute den ersten Anstoss gegeben haben, auf den die offizielle Tätigkeit erst sehr viel später gefolgt ist.
Zuerst unternahm man einige wenige vereinzelte Lotungen, um die maximale Tiefe eines bestimmten Sees zu ermitteln (Tiefenmessungen im Genfersee durch Hor. Bén. de Saussure im 18. Jahrhundert). Dann wollte man sich von der Gestalt des Seebeckens Rechenschaft geben, wozu zahlreiche Einzellotungen notwendig waren, die aber ohne scharfe methodische Arbeit mehr regellos ausgeführt wurden. Auf diese Art ging z. B. 1819 der englische Naturforscher H. T. de la Bèche vor, der auf Grund von etwa 100 Lotungen eine hydrographische Karte des Genfersees entwarf, die immerhin einen ziemlich richtigen Begriff von der Gestaltung des Seebeckens zu vermitteln vermag.
Uebersicht über die Lotungen in den Schweizerischen Seen von mehr als 1 Km2 Fläche.
See | Zeit der Lotungen | Anzahl der Lotungen | Lotungen auf 1 km2 | Beobachter | Ausgeführt durch: |
---|---|---|---|---|---|
Genfersee | - | 11955 | 20.8 | - | - |
Haut Lac | 1873 | 1450 | - | Gosset | Eidg. topograph. Bureau |
Petit Lac (Coppet-Hermance-Genf) | 1872-76 | - | - | Pictet-Mallet | Privatinitiative |
Schweizerischer Anteil | 1885-89 | 6167 | - | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Französischer Anteil | 1887-88 | 4338 | - | Delebecque | Französ. Regierung |
Bodensee | - | 11147 | 20.7 | - | - |
Obersee (exkl. Ueberlingersee) | 1880-90 | - | - | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Untersee (schweizerischer Anteil) | 1880 | 685 | - | Manuel | Eidg. topograph. Bureau |
Neuenburgersee | 1880 | 2313 | 9.7 | Manuel | Eidg. topograph. Bureau |
Langensee (oberer Abschnitt bis Luino) | 1890 | 1884 | 22.8 | Suter | Eidg. topograph. Bureau |
Vierwaldstättersee | 1884 | 4292 | 37.2 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Zürichsee (im engern Sinn) | 1853/54 | - | - | Denzler | Zürcher. Regierung |
Obersee | 1880 | 460 | - | Manuel | Eidg. topograph. Bureau |
Luganersee | 1859 | 49.6 | - | Dr. Lavizzari | Privatinitiative |
. | 1890 | 2506 | - | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Bielersee | 1866 | - | - | Jacky-Taylor | Eidg. topograph. Bureau |
. | 1897/98 | 3271 | 77.5 | Suter, Weber | Eidg. topograph. Bureau |
Thunersee (neue Auslotung 1905 begonnen) | 1866 | - | - | Jacky-Taylor | Eidg. topograph. Bureau |
Brienzersee | 1866 | - | - | Jacky-Taylor | Eidg. topograph. Bureau |
. | 1898 | 2725 | 90.8 | Weber | Eidg. topograph. Bureau |
Zugersee | 1884 | - | - | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Murtensee | 1873 | 340 | 12.5 | Gosset | Eidg. topograph. Bureau |
Walensee | 1880 | 720 | 30.9 | Manuel | Eidg. topograph. Bureau |
Hallwilersee | 1881 | - | - | Lindenmann | Eidg. topograph. Bureau |
Sempachersee | 1885 | 627 | 43.5 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Baldeggersee | 1885 | 428 | 82.3 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Lac de Joux u. Lac de Brenet | 1891 | 631 | 66.4 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Greifensee | 1877 | 311 | 36.6 | Bächli | Eidg. topograph. Bureau |
Pfäffikersee | 1877 | 157 | 47.6 | Bächli | Eidg. topograph. Bureau |
Lowerzersee | 1892 | 155 | 50.0 | Suter | Eidg. topograph. Bureau |
Sarnersee | 1891 | 282 | 374 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Aegerisee | 1883 | - | - | Lindenmann | Eidg. topograph. Bureau |
Oeschinensee | 1901 | 700 | 608.7 | Dr. Groll | Privatinitiative |
Klönthalersee | 1878 | - | - | Becker | Eidg. topograph. Bureau |
Silsersee | 1892 | 505 | 123.1 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Silvaplanersee | 1892 | 299 | 110.7 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Puschlaversee | 1892 | 228 | 116.9 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Die vollständige Auslotung eines grösseren Sees, die eine langdauernde Arbeit und bei streng methodischer Durchführung auch grosse Geldmittel erfordert, konnte aber nur unternommen werden, wenn der Staat offiziell dafür eintrat. Der erste derart ausgelotete See war der Zürichsee, dessen unterseeisches Relief behufs ¶
Natürliche Gebiete der Schweiz
Lief. 177.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 0’ O; 47° 0’ N; 1:150000]
░ Ackerland
░ Bergackerbau
▒ Weide
▒ Wald
▓ Improductiver Boden
V. ATTINGER Sc.
NATÜRLICHE GEBIETE DER SCHWEIZ ¶
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Ergänzung der topographischen Karte des Kantons Zürich in 1:25000 vom Ingenieur Denzler 1853/54 aufgenommen worden ist.
Die Lotungen fanden zuerst mittels eines Seiles aus Hanf oder Seide und später mittels eines Metalldrahtes statt, der sich über eine mit Zählwerk versehene Rolle abwickelte, so dass man die Tiefe ohne weitere Berechnungen und Messungen einfach ablesen konnte. Die Lotungen werden in bestimmten Entfernungen längs eines zum Seeufer normal abgesteckten Profiles ausgeführt. Heute verfährt man bei gewissen hydrographischen Aufnahmen grossen Massstabes folgendermassen: Alle 50 m wird ein ebenfalls auf je 50 m Distanz von einem Schwimmer getragener Metalldraht quer über den See gespannt, worauf der Beobachter sich von Schwimmer zu Schwimmer begibt und hier jedesmal eine Lotung vornimmt.
Dadurch erhält man ein dichtes und regelmässiges Netz von geloteten Punkten, nach denen dann die Höhenkurven mit grösserer Sicherheit und Genauigkeit als nach der Profilmethode konstruiert werden können. Auf diese Weise sind z. B. die Mündung der Aare in den Bielersee bei Hagneck und der obere Abschnitt des Brienzersees ausgelotet worden, was zur Entdeckung der bei früheren Lotungen nicht erkannten unterseeischen Stromrinne führte, die sich die Aare in ihre eigenen Ablagerungen wieder eingeschnitten hat.
Die Kenntnis der unterseeischen Topographie ergab die Uebereinstimmung in den Reliefformen der Seebecken mit denen ihrer Ufergebiete und bestätigte zugleich die über die Tektonik unserer Gebirge aufgestellten Hypothesen, sowie im allgemeinen die Gesetze der physischen Geographie überhaupt. Sie hat auch u. a. zur Entdeckung der unterseeischen Stromrinne geführt, die sich geschiebereiche Flüsse in ihre eigenen Ablagerungen einschneiden, und hat uns die Existenz von den Boden der alpinen Seen querenden Moränen, sowie der die jurassischen Seen gliedernden unterseeischen Höhenrücken und tiefen Trichteröffnungen gezeigt.
Bibliographie.
Wolf, Rud. Geschichte der Vermessungen in der Schweiz. Zürich 1879. - Held, L. Die schweizerische Landestopographie (im Jahrbuch des S. A. C. 1879/80). - Zahlreiche Broschüren über alte und neue Kartographie von Prof. J. H. Graf. - Coulin, H. L. Aperçu sur la topographie en Suisse. (Le Globe. 33). Genève 1894. - Catalogue du groupe XX: Cartographie, à l'Exposition de Genève. 1896. - Lochmann, J. J. La Cartographie moderne. (Le Globe. 36). Genève 1894. - Die schweizer. Landesvermessung 1832-64 (Geschichte der Dufourkarte); herausgegeben vom Eidg. topograph. Bureau. Bern 1896. - Oberhummer, E. Die Entwicklung der Alpenkarten im 19 Jahrhundert. III: Die Schweiz (in der Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. 1901).
[Ing. Ch. Jacot Guillarmod].
II. Bodengestalt.
1. Natürliche Gebiete und allgemeiner Landschaftscharakter.
Die Schweiz zerfällt topographisch in drei natürliche Gebiete: Jura, Mittelland und Alpen. Diese Einteilung ist auch vom orographisch-geologischen, d. h. vom Standpunkt der Stratigraphie und der Tektonik aus gerechtfertigt und stützt sich somit auf die Architektonik und die Zusammensetzung des Felsgerüstes unseres Landes. So einleuchtend und klar aber diese Einteilung im allgemeinen erscheint, so auffallend ist die Unsicherheit, die bei den verschiedenen Autoren über die gegenseitige Abgrenzung der einzelnen Regionen herrscht. Auf diesen Punkt werden wir später noch zurückkommen. Alle drei Gebiete sind in den sie betreffenden Artikeln unseres Geographischen Lexikons bereits eingehend beschrieben worden, so dass wir uns an dieser Stelle darauf beschränken, die jeden einzelnen Teil besonders charakterisierenden Eigenheiten hervorzuheben.
Alpen.
Die Schweizer Alpen bilden einen Ausschnitt aus dem grossen Alpenbogen Mitteleuropas. Sie reichen vom Mont Dolent im Massiv des Mont Blanc bis zum Piz Mondin im Unter Engadin, der ihren östlichsten Punkt bildet, und haben auf dieser Strecke eine in gerader Linie gemessene Länge von 275 km. Mit Ausnahme eines kleinen Teiles des Wallis (Simplon und Gondo), des Tessin, sowie der Bündner Thalschaften Engadin, Bergell und Puschlav, umfassen die Schweizer Alpen die Nordflanke des Gebirges und die in diese eingeschnittenen Thäler.
Die weitere Einteilung in vier grosse Komplexe ergibt sich aus ihrer Topographie, deren grundlegende Züge durch die beiden grossen intraalpinen Längsthäler des Rhein und der Rhone bedingt sind. Diese beiden Ströme wenden sich von ihren Quellen im Gotthardmassiv an nach NO., bezw. nach SW. und teilen damit die Schweizer Alpen in zwei Hauptketten, deren jede wieder in zwei Gruppen zerfällt. Die derart sich ergebenden vier Komplexe oder Hauptgruppen werden Bündner, Glarner, Berner und Walliser Alpen genannt. In dieser Einteilung sind einige durch die zufällige Arbeit der Erosion von den grösseren Einheiten abgetrennte kleinere Gruppen mit eingeschlossen, wie z. B. diejenigen der Dents du Midi und der Alpen des Chablais, die tatsächlich die Fortsetzung der Berner Alpen bilden, heute aber derart von ihnen getrennt erscheinen, dass wir sie den Walliser Alpen zurechnen müssen.
Auf ebenso natürliche Art wie die Längsteilung der Schweizer Alpen ergibt sich auch die Querteilung der Berner und Glarner Alpen einerseits, sowie der Bündner und Walliser Alpen andererseits, nämlich dort durch das Thal der Reuss und hier durch dasjenige des Tessin, welche beiden Flüsse ebenfalls vom St. Gotthard herabkommen. Dieses Massiv bildet somit den eigentlichen zentralen Gebirgsknoten der Schweizer Alpen, obwohl es keineswegs etwa zugleich auch deren höchsten Abschnitt darstellt, sondern im Gegenteil von einer tiefen Depression überschritten wird, wo sich zwei von N. nach S., bezw. von W. nach O. ziehende Passzonen kreuzen.
Mit Bezug auf ihre Höhenverhältnisse kommen sich die vier Hauptabschnitte der Schweizer Alpen nahezu gleich, wenn auch einerseits die beiden westlichen Abschnitte hier in den östlichen Schweizer Alpen und andererseits die beiden weiter südwärts gerückten Ketten den nordwärts gelegenen überlegen sind. Diese bemerkenswerte Erscheinung erklärt sich aus dem Umstand, dass die Südflanke der Alpen weit rascher und steiler sich senkt als die Nordflanke des Gebirges. Im Uebrigen entsprechen sich die topographischen ¶