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den Blättern in 1:50000 eine solche von 30 m haben. Letztere Blätter sind lithographiert und erstere in Kupferstich, mit Ausnahme allerdings des Blattes Säntis, das der vielen zu zeichnenden Felspartien wegen auf Stein gestochen worden ist. Der Beschluss der Räte sah zweierlei Arbeiten vor: In erster Linie handelte es sich um eine Neuaufnahme aller derjenigen Gegenden, deren Messtischblätter in Schraffenmanier gehalten waren, d. h. der Kantone Neuenburg, Solothurn, Thurgau, Aargau und Appenzell, sowie des Berner Jura, und dann musste jedes Blatt vor der Veröffentlichung noch einer sorgfältigen Revision unterzogen werden. Die Aufgabe Siegfried's war somit keine leichte, da erstens die von Dufour benutzten Arbeiten von sehr verschiedenem Wert und zweitens die von der Eidgenossenschaft direkt ausgeführten Aufnahmen mit Hinsicht auf die Veröffentlichung im Massstab von 1:100000 gemacht worden waren, somit die Kurven nur als Grundlage für eine rationelle Zeichnung der Schraffen zu dienen hatten. Um schneller vorwärts zu kommen und sein beschränktes Budget nicht zu stark zu belasten, hatte Dufour seinen Ingenieuren empfohlen, nicht allzulange bei den Einzelheiten zu verweilen, indem er von ihnen eher eine intelligente und künstlerische Auffassung der Bodenformen als eine rigorose Genauigkeit verlangte. Die ersten Blätter des Siegfried-Atlasses erschienen 1870, und heute (1905) ist das ganze Werk nahezu vollendet. Siegfried starb 1879 und hat somit die Vollendung des von ihm geleiteten Werkes nicht mehr erlebt.
Neben der Publikation der Atlasblätter in 1:25000 und 1:50000 hat sich aber das Eidgenössische topographische Bureau auch noch mit der Herstellung von weiteren Kartenwerken befasst. Diese sind:
Die 4blätterige Generalkarte der Schweiz in 1:250000 ist eine einfarbige Reduktion der Dufourkarte in Schraffenmanier. Die Veröffentlichung wurde schon 1853 beschlossen, doch erschien das erste Blatt erst 1873. Man hatte mit dem Stahlstich begonnen, doch kehrte man verschiedener Schwierigkeiten wegen wieder zum Stich auf Kupfer zurück, welch' letzteres nun vor dem Druck durch galvanoplastische Verstahlung widerstandsfähiger gemacht werden konnte.
1878 erschien die Uebersichtskarte der Schweiz mit ihren Grenzgebieten in 1:1000000, ein Blatt in Lithographie, 6 Farben und mit Schraffen.
Die Fortschritte der graphischen Künste haben der Verbreitung der Karten in den weitesten Schichten des Volkes mächtigen Vorschub geleistet. Durch das Verfahren des Ueberdruckes, das den grossen Vorteil hat, die Originalkupfer- und steinplatten zu schonen, erhält man billige Kartenabzüge in jedem beliebigen Format: Exkursions-, Manöver-, Forst-, Eisenbahnkarten etc.
In Wiederaufnahme und Weiterführung des auf der Luzerner Karte (1861) zur Anwendung gekommenen Versuches hat man bemalte Karten hergestellt, auf denen das Bodenrelief mit Anwendung des Prinzipes der schiefen Beleuchtung und unter Belassung der Höhenkurven als grundlegenden Netzes durch getuschte Farbentöne zum Ausdruck gebracht worden ist. In dieser Richtung wurden von offizieller und privater Seite unter Zuhilfenahme der verschiedenen Verfahren der Chromolithographie zahlreiche mehr oder weniger gelungene Versuche in Ein- oder Mehrfarbendruck gemacht. In einigen dieser Karten, wie z. B. der ersten Auflage der Carte du Mont Blanc von Xaver Imfeld, blieben die Höhenkurven aus diesen oder jenen Gründen unberücksichtigt, während sie andere (gewisse Exkursionskarten des Schweizer Alpenklub, Albulagebiet, Ober Engadin etc.) beibehalten haben und noch andere, wie die Karten von Simon, blos einen ganz leichten Farbenton geben, der gerade zur schärfern Hervorhebung der Bergkämme genügt. Das vollkommenste Beispiel dieser sog. Reliefkarten ist die in ihrer plastischen Wirkung prachtvolle Schulwandkarte der Schweiz in 1:200000. Die Karten dieser Art haben aber als Nachteil, dass sie nicht in allen ihren Teilen vollständig klar sind und dass der Reisende, der sie an Ort und Stelle benutzen will, Mühe hat, sich in den mit Schattentönen beladenen Abschnitten zu orientieren. Dazu kommen sie wegen der Anzahl der Steine, die der Farbendruck verlangt, ziemlich teuer zu stehen. So hat man z. B. für die 4blätterige Schulwandkarte nicht weniger als 56 Steine verwenden müssen.
Mit der Vollendung des Siegfried-Atlasses tritt die Eidgenössische Landestopographie in eine neue Phase ihrer Tätigkeit ein. Sofern die Schweiz das Werk Dufour's und Siegfried's würdig weiterführen und ihren ersten Rang im Gebiete der Kartographie auch weiterhin behaupten will, ist es zunächst vor allem notwendig, die bereits vorhandenen Karten fortwährend auf dem Laufenden zu halten, und dann handelt es sich darum, die Messtischblätter immer sorgfältiger und schärfer zu revidieren, und auch soweit in alle Einzelheiten einzugehen, als es der Massstab irgendwie noch gestattet. Auch die Verjüngung der Karten in 1:100000 und 1:250000 ist eine der Aufgaben der Zukunft. Der fortgesetzte Abzug von Karten hat zur Folge, dass die Kupferplatten trotz aller getroffenen Vorsichtsmassregeln allmählig erdrückt werden und dadurch das abgezogene Kartenbild immer matter und flauer wird. Um dem Bild seine ursprüngliche Kraft wieder zu verleihen, müsste man die ganze Zeichnung auf den Platten mit dem Grabstichel neu vertiefen, welche Arbeit aber ebenso langwierig und noch schwieriger wäre als ein völliger Neustich. Es ist daher vorteilhafter, eine ganz neue Arbeit zu liefern. Zur Zeit (1905) werden Versuche gemacht, die dahin abzielen, der Schweiz Karten in 1:100000 und 1:250000 zu geben, die noch klarer und lesbarer sind als die Dufourkarte und die Generalkarte. Diese Karten sollen mehrfarbig werden und zwar schwarz für die Situation, die Felspartien und die Schrift, blau für die Gewässer, grün für den Wald und braun für das Terrain. Dabei wird sich der Verkaufspreis dank den verbesserten und schnellen Reproduktions- und Druckverfahren der Jetztzeit kaum höher stellen als für die schon vorhandenen Karten.
Neben der offiziellen Kartographie unseres Landes hat es sich auch die Privatindustrie von jeher angelegen sein lassen, ihren Teil zu dem guten Ruf beizutragen, dessen sich die schweizerische Kartographie mit Recht erfreut. Es ist daher nur billig, wenn wir an dieser Stelle auch der privaten Kartographen mit einigen Worten gedenken. Zu nennen sind in dieser Hinsicht vor allen: Heinrich Keller und sein Sohn in Zürich, die hauptsächlich durch ihre Panoramen und ihre Schulkarten bekannt geworden sind; ferner Joh. Melchior Ziegler in Winterthur und seine Nachfolger, zunächst Wurster, Randegger und Cie, dann J. Schlumpf. Bei Ziegler bildete sich der Lithograph R. Leuzinger (1826-1896) von Glarus aus, der die Blätter in 1:50000 des Siegfried-Atlas meisterhaft gestochen und als letzte Arbeit den Stich der Felspartien in Xav. Imfeld's Carte du Mont Blanc (1:50000) geliefert hat. Ferner seien erwähnt die Firmen Kümmerly und Cie in Bern, die den Farbendruck der Schulwandkarte in 1:200000 besorgte, Hofer und Burger in Zürich als Verleger von Reproduktionen alter Karten (z. B. derjenigen von Gyger), Maurice Borel und Cie in Neuenburg u. a.
Zum Schluss mögen noch einige im Ausland hergestellte Karten namhaft gemacht werden, die sich auf unsere offiziellen Kartenwerke stützen und durch ihre schöne Ausführung auszeichnen. Solche sind die prachtvolle «Map of Switzerland» des Alpine Club, 4 Blätter von C. Nichols (London 1871); die von C. E. Collin mit unerreichter Feinheit gestochene Karte der Schweiz im Atlas Universel von Vivien de Saint Martin; die Gesamtkarten unseres Landes in den deutschen Atlanten von Stieler und Kiepert; endlich die beiden orographischen Karten der Schweizer Alpen in 1:250000 von H. Ravenstein (Frankfurt a. M. 1897).
Unser Ueberblick über die Geschichte der schweizerischen Kartographie wäre nicht vollständig, wenn wir nicht auch noch den Panoramen, den Reliefs und den Seenlotungen einige Worte widmen würden.
Die Panoramen
waren von grosser Bedeutung zu jenen Zeiten, als man noch keine genauen Karten besass. Heute sind sie, verglichen mit den Karten, blos noch von sekundärem Wert, wenn sie auch dem auf einem Aussichtspunkt stehenden Touristen immer als nützliches und angenehmes Orientierungsmittel dienen werden. Alle leicht zugänglichen und bekannten Aussichtsberge, sowie auch alle Fremdenstationen mit interessanter und ausgedehnter Fernsicht haben heute ihre eigenen
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Panoramen. Sogar der Mont Blanc nennt ein solches sein eigen, das mit liebevollem Eingehen in alle Einzelheiten vom Ingenieur-Topographen X. Imfeld anlässlich der Sondierungsarbeiten zum Bau eines Observatoriums auf dem Berggipfel gezeichnet worden ist.
Das Relief
ist die denkbar vollkommenste Art der Darstellung der Terrainverhältnisse und stellt eine möglichst genaue Nachbildung eines Teiles der Erdoberfläche dar. Da es aber nicht handlich und nicht, wie die Karte, überall leicht mitzunehmen und zu befragen ist, hat es notwendigerweise blos einen didaktischen und beschränkten Wert, der mit den bedeutenden Erstellungskosten nicht recht in Einklang zu bringen ist. Die ältern Reliefs beruhten (wie die Karten) auf keinerlei mathematischer Grundlage und zeigten neben den Irrtümern in der Lage der Orte noch eine ganz unhaltbare und falsche Uebertreibung der Berghohen. Während das früher schon genannte Relief von J. R. Meyer als Grundlage zur Herstellung der Meyerschen Schweizerkarte diente, geht man heute auf umgekehrtem Wege vor, indem man die Reliefs nach den Karten erstellt.
Man unterscheidet zweierlei Arten von Reliefs: 1. die sog. Stufenreliefs, die man derart herstellt, dass die Kartenblätter (besonders diejenigen in 1:25000) auf Karton, dessen Dicke der Aequidistanz entspricht, aufgeklebt, dann längs den Höhenkurven ausgeschnitten und endlich durch Aufeinanderfügen der einzelnen Fragmente wieder zusammengesetzt werden; 2. die aus einer plastischen Masse geformten und in Gipsabguss vervielfältigten Reliefs, die weit vollkommener sind und in allen möglichen Massstäben, von 1:500000 (Relief der Schweiz von F. Brüngger) bis 1:2500 und noch grösser, hergestellt werden. Je grösser der Massstab, desto eindrucksvoller die Wirkung. In dieser Richtung sind bei uns sehr bemerkenswerte Arbeiten ausgeführt worden. So hat sich Xaver Imfeld durch sein Relief der Zentralschweiz in 1:25000, durch seine reizvolle und bis in alle Einzelheiten scharfe Darstellung des Matterhorns in 1:5000 und namentlich durch sein in riesigen Dimensionen sich haltendes Relief der Jungfrau in 1:2500, das nicht weniger als 1,60 m hoch ist und den Bergstock in allen seinen Einzelheiten wiedergibt, ausgezeichnet. Prof. Fridolin Becker verdanken wir, neben zahlreichen anderen kartographischen Arbeiten, ein Relief des Kantons Glarus und ein solches des grössten Teiles des Tessin in 1:25000; S. Simon hat das Ober Engadin in 1:25000 und die Hauptpartie der Berner Alpen in 1:10000 modelliert; Prof. Albert Heim beschenkte uns u. a. mit einem prachtvollen geologischen Relief des Säntis in 1:5000; Ch. Perron stellte ein - nicht bemaltes - Gesamtrelief der Schweiz in 1:100000 her, etc.
Tiefenlotungen.
Der Siegfried-Atlas zeichnet auch die Höhenkurven des unterseeischen Reliefs aller schweizerischen Seen (einige kleine Gebirgsseen ausgenommen). Die Geschichte der Seenlotungen zeigt im allgemeinen den gleichen Entwicklungsgang wie diejenige der schweizerischen Kartographie überhaupt, indem auch hier einige für die Wissenschaft begeisterte Privatleute den ersten Anstoss gegeben haben, auf den die offizielle Tätigkeit erst sehr viel später gefolgt ist. Zuerst unternahm man einige wenige vereinzelte Lotungen, um die maximale Tiefe eines bestimmten Sees zu ermitteln (Tiefenmessungen im Genfersee durch Hor. Bén. de Saussure im 18. Jahrhundert). Dann wollte man sich von der Gestalt des Seebeckens Rechenschaft geben, wozu zahlreiche Einzellotungen notwendig waren, die aber ohne scharfe methodische Arbeit mehr regellos ausgeführt wurden. Auf diese Art ging z. B. 1819 der englische Naturforscher H. T. de la Bèche vor, der auf Grund von etwa 100 Lotungen eine hydrographische Karte des Genfersees entwarf, die immerhin einen ziemlich richtigen Begriff von der Gestaltung des Seebeckens zu vermitteln vermag.
Uebersicht über die Lotungen in den Schweizerischen Seen von mehr als 1 Km2 Fläche.
See | Zeit der Lotungen | Anzahl der Lotungen | Lotungen auf 1 km2 | Beobachter | Ausgeführt durch: |
---|---|---|---|---|---|
Genfersee | - | 11955 | 20.8 | - | - |
Haut Lac | 1873 | 1450 | - | Gosset | Eidg. topograph. Bureau |
Petit Lac (Coppet-Hermance-Genf) | 1872-76 | - | - | Pictet-Mallet | Privatinitiative |
Schweizerischer Anteil | 1885-89 | 6167 | - | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Französischer Anteil | 1887-88 | 4338 | - | Delebecque | Französ. Regierung |
Bodensee | - | 11147 | 20.7 | - | - |
Obersee (exkl. Ueberlingersee) | 1880-90 | - | - | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Untersee (schweizerischer Anteil) | 1880 | 685 | - | Manuel | Eidg. topograph. Bureau |
Neuenburgersee | 1880 | 2313 | 9.7 | Manuel | Eidg. topograph. Bureau |
Langensee (oberer Abschnitt bis Luino) | 1890 | 1884 | 22.8 | Suter | Eidg. topograph. Bureau |
Vierwaldstättersee | 1884 | 4292 | 37.2 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Zürichsee (im engern Sinn) | 1853/54 | - | - | Denzler | Zürcher. Regierung |
Obersee | 1880 | 460 | - | Manuel | Eidg. topograph. Bureau |
Luganersee | 1859 | 49.6 | - | Dr. Lavizzari | Privatinitiative |
. | 1890 | 2506 | - | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Bielersee | 1866 | - | - | Jacky-Taylor | Eidg. topograph. Bureau |
. | 1897/98 | 3271 | 77.5 | Suter, Weber | Eidg. topograph. Bureau |
Thunersee (neue Auslotung 1905 begonnen) | 1866 | - | - | Jacky-Taylor | Eidg. topograph. Bureau |
Brienzersee | 1866 | - | - | Jacky-Taylor | Eidg. topograph. Bureau |
. | 1898 | 2725 | 90.8 | Weber | Eidg. topograph. Bureau |
Zugersee | 1884 | - | - | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Murtensee | 1873 | 340 | 12.5 | Gosset | Eidg. topograph. Bureau |
Walensee | 1880 | 720 | 30.9 | Manuel | Eidg. topograph. Bureau |
Hallwilersee | 1881 | - | - | Lindenmann | Eidg. topograph. Bureau |
Sempachersee | 1885 | 627 | 43.5 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Baldeggersee | 1885 | 428 | 82.3 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Lac de Joux u. Lac de Brenet | 1891 | 631 | 66.4 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Greifensee | 1877 | 311 | 36.6 | Bächli | Eidg. topograph. Bureau |
Pfäffikersee | 1877 | 157 | 47.6 | Bächli | Eidg. topograph. Bureau |
Lowerzersee | 1892 | 155 | 50.0 | Suter | Eidg. topograph. Bureau |
Sarnersee | 1891 | 282 | 374 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Aegerisee | 1883 | - | - | Lindenmann | Eidg. topograph. Bureau |
Oeschinensee | 1901 | 700 | 608.7 | Dr. Groll | Privatinitiative |
Klönthalersee | 1878 | - | - | Becker | Eidg. topograph. Bureau |
Silsersee | 1892 | 505 | 123.1 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Silvaplanersee | 1892 | 299 | 110.7 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Puschlaversee | 1892 | 228 | 116.9 | Hörnlimann | Eidg. topograph. Bureau |
Die vollständige Auslotung eines grösseren Sees, die eine langdauernde Arbeit und bei streng methodischer Durchführung auch grosse Geldmittel erfordert, konnte aber nur unternommen werden, wenn der Staat offiziell dafür eintrat. Der erste derart ausgelotete See war der Zürichsee, dessen unterseeisches Relief behufs