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Montagne de Morclan (1975 m) an wendet sich die Grenzlinie mit Ueberlassung des Gipfels des Corbeau (1995 m) an Wallis direkt zum Pas de Morgins (1375 m), um dann die Bergkämme zu gewinnen, die die Einzugsgebiete der Dranse des Chablais, des Giffre und der Arve auf französischem Boden von denen der Vièze, des Trient und der Dranse de Ferret auf Schweizer Seite trennen. Auf dieser Strecke folgt sie nur an zwei Stellen nicht der Wasserscheide, nämlich zuerst am Col de Chésery, wo sie auf einige hundert Meter Länge auf die Savoyer Seite hinabsteigt und die Alpweide von Cuborrex der Gemeinde Val d'Illiez zuteilt, und dann im Trientthal, wo die von der Propstei Chamonix aus kolonisierte und zu allen Zeiten mit ihr verbundene Gemeinde Valorcine Savoyen verblieben ist.
Hauptgrenzpunkte sind vom Pas de Morgins ab: der Col de Coux (1924 m), der mit seinem höchsten Gipfel der Schweiz angehörende Mont Ruan (3047 m), der Pic de Tanneverge (2990 m), der Cheval Blanc (2833 m), von dem sich der die Grenze an der Aiguille de Balme wieder erreichende wasserscheidende Kamm abzweigt, der Col de Balme (2204 m), die Aiguilles du Tour (3548 m), die Aiguille d'Argentière (3905 m) und der Tour Noir (3844 m). Zwischen Valorcine und Finhaut folgt die Grenze zuerst dem rechten Ufer der Barberine und dann bis Le Châtelard dem linken Ufer der Eau Noire, worauf sie mit einer durch Steine vermarkten Linie wieder zum wasserscheidenden Kamm hinaufsteigt. Diese Verhältnisse erklären sich aus einer Uebereinkunft, die zwischen den Bewohnern von Salvan-Finhaut einerseits und denen von Valorcine andererseits nach langen Streitigkeiten um den Besitz der Alpweiden von Barberine und Émosson im Jahr 1737 geschlossen worden ist.
Die Grensteine bestehen alle aus Granit und tragen die Jahreszahl 1890, sowie die Anfangsbuchstaben S und F der beiden Grenzstaaten. Auf einigen der Hauptsteine ist der volle Name der Staaten eingehauen.
B. Südgrenze. Es möchte scheinen, als ob der Alpenwall sich am besten zur Grenze zwischen den Völkern und Staaten geeignet hätte. Dies ist nun aber tatsächlich nicht der Fall gewesen, da die Expansionskraft der Eidgenossen und ihrer Verbündeten, d. h. der Walliser einerseits und der Bünde Graubündens andererseits, stark genug gewesen ist, um sowohl die politische als auch die sprachliche Grenze auf die Südflanke des Gebirges hinüber zu verschieben. Im Westen, d. h. im Aostathal, herrscht die französische Sprache, und im O. haben die Walliser den obern Abschnitt von beinahe allen Thälern in der Südflanke des Monte Rosa- und des Monte Leonemassives kolonisiert.
Während ihnen aber in politischer Hinsicht blos noch die Südflanke des Simplonpasses bis Gondo hinunter verblieben ist, spricht man in Gressoney, in Macugnaga und im Formazzathal allgemein noch die deutsche Mundart des Ober Wallis. So hat sich der merkwürdige Zustand herausgebildet, dass bei der Tessinergrenze nahe dem Basodino (oder dem Basaldinerhorn der Italiener) auf Schweizer Boden italienisch, auf der italienischen Seite dagegen deutsch gesprochen wird.
Deutsch ist auch die Gemeinde Bosco (oder Gurin) im Tessin. Vom Gotthardmassiv an gegen O. hat einzig die politische Grenze über die Hauptwasserscheide hinüber gegriffen, indem sich die italienische Sprache bis zur Kammlinie hinauf behauptet und sie stellenweise, wie im Val di Livigno, sogar noch überschritten hat. Dieses letztere, das vom Engadin durch lange und tief eingeschnittene Waldschluchten getrennt ist, bildete von jeher einen Bestandteil der Grafschaft Bormio, von welcher Seite her es leichter zu erreichen war, und gehört heute bis zum Ponte del Gallo zu Italien.
1. Kanton Wallis. Die Grenze zwischen Wallis und Italien beruht auf keiner schriftlich festgelegten Uebereinkunft und wird gebildet durch die Kammlinie der Penninischen und der Lepontinischen Alpen, die das Becken der Walliser Rhone von den Einzugsgebieten der Dora Baltea, der Sesia und der Tosa (alles Zuflüsse zum Po) scheiden. An zwei Punkten wendet sie sich von der Kammlinie gegen die Südflanke der Alpen hinab, und zwar 1. am Grossen St. Bernhard, wo sie an der Petite Chenalette die Kammlinie verlässt, etwa 400 m vom Hospiz (2472 m) entfernt das Seelein des Grossen St. Bernhard (2446 m), das zur Dora abfliesst, quert und dann am Mont Mort wieder zur Wasserscheide hinaufsteigt; 2. am Simplon, wo sie die Hauptwasserscheide am Portjengrat (3660 m) verlässt, dem Nebenkamm zwischen dem schweizerischen Val Varia (oder Zwischbergenthal) und den italienischen Thälern von Antrona und Bognanco folgt, vom Pizzo Pioltone oder Camozellhorn (2621 m) ins Thal der Diveria hinunter steigt und dieses 1 km unterhalb Gondo rechtwinklig schneidet, um dann über die Alpweide von Vallescia zum Gipfel des Monte Leone (3558 m) hinaufzuklimmen, wo sie sich wieder der Hauptwasserscheide anschliesst.
Folgendes sind die hauptsächlichsten Gipfel und Pässe der Grenze des Wallis gegen Italien: die Cols de Fenêtre, de Ferret und de Bagnes, der Grosse St. Bernhard, der Mont Velan (3765 m), das Matterhorn (4482 m), das Matterjoch (oder Theodulpass; 3300 m);
die Gipfelgruppe des Monte Rosa: Lyskamm (4538 m), Ludwigshöhe, deren Südgrat die Grenze zwischen den Provinzen Turin und Novara bildet, Signalkuppe mit einem meteorologischen Observatorium und der Capanna Margherita des Italienischen Alpenklubs, Dufourspitze (4638 m), deren höchster Punkt 70-80 m hinter der Grenzlinie auf Schweizer Boden liegt;
der Monte Moropass (2988 m), der Monte Leone (3558 m), der Albrunpass (2410 m), das Ofenhorn (3242 m) und der Griespass (2468 m).
Diese Grenzlinie zieht vom Mont Dolent bis zum Monte Rosa von Westen nach Osten und von da bis zum Grieshorn von Südwesten nach Nordosten.
Strecken | Länge in gerader Linie (km) | längs allen Krümmungen gemessen (km) |
---|---|---|
Mont Dolent bis Monte Rosa (Dufourspitze) | 63.7 | 98.6 |
Monte Rosa bis Grieshorn | 69.9 | 102.8 |
Beide Abschnitte sind also nahezu gleich lang.
Auf dieser ganzen langen Strecke stehen blos zwei Grenzsteine, nämlich einer am Ufer des Seeleins auf dem Grossen St. Bernhard und unterhalb der neuen Strasse, während der andere der die Grenze im Innern des Simplontunnels markierende Stein ist, der vertikal über dem Punkt steht, wo der Bergkamm die Tunnelaxe schneidet.
2. Kanton Tessin. Der Kanton Tessin umschliesst mit seinem Gebiet die am linken Ufer des Luganersees liegende italienische Gemeinde Campione, die 7,1 km Umfang und eine Fläche von 2,56 km2 hat. Sie bildet eine alte Schenkung Karls des Grossen an das St. Ambrosiuskloster in Mailand und ist als Kirchengut von den Schweizern, die hier allerdings die hohe Gerichtsbarkeit ausübten, nicht annektiert worden. Trotz gerechtfertigten Ansprüchen hielt es auch später der Wiener Kongress nicht für angezeigt, Campione dem Schweizer Gebiet zuzuteilen.
Die Grenze zwischen dem Tessin und Italien ist nicht wie diejenige der westlichen Grenzkantone auf einmal festgelegt worden, sondern hat sich aus einer Reihe von partiellen und zeitlich voneinander getrennten Grenzbereinigungen entwickelt. Deren zeitlich erste ist der am zwischen der Kaiserin Maria Theresia und den 12 souveränen Orten über die Landvogteien Lugano, Locarno und Mendrisio geschlossene Vertrag von Varese, der die Grenze vom Langensee bis zum San Joriopass genau festlegen wollte, wegen seiner Lücken aber in der Folge zahlreiche Streitfälle im Einzelnen hervorrief. Andererseits war auch die Grenze gegen Piemont nicht genau festgelegt, ¶
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indem blos 1805 und 1807 im Val Onsernone teilweise Grenzbereinigungen stattfanden.
Die Bestimmungen des Vertrages von Varese wurden zwischen einzelnen Gemeinden 1850-52, 1880, 1886 und 1898, sowie auf allgemeinerer Basis 1861 vervollständigt, bei welch' letzterer Gelegenheit das zur Enklave Campione gehörende aber am rechten Ufer des Luganersees gelegene kleine Gebiet von San Martino an die Schweiz kam.
Am teilte ein Schiedsspruch des amerikanischen Botschafters in Rom die zu oberst im Val di Campo liegende und seit langer Zeit ihrer Zugehörigkeit nach bestrittene Alpe di Cravairola Italien zu.
1899-1901 endlich fand sodann eine allgemeine Revision der ganzen Tessinergrenze statt, wobei sämtliche noch schwebenden Streitfragen durch 16 partielle Grenzbereinigungsverträge endgiltig geregelt wurden. Bei dieser Gelegenheit kam auch eine ganz neue und eigenartige Grenzmarke zur Verwendung, nämlich eiserne Säulen mit einer an ihrer Spitze angebrachten schmiede- oder gusseisernen Tafel, die in dem welligen und mit übermannshohen Kulturen und Strauchwerk bewachsenen Bergland gut sichtbar ist.
Die Landesgrenze zwischen dem Tessin und Italien zweigt am Grieshorn (2926 m) von der Grenze Wallis-Italien ab, folgt zunächst dem wasserscheidenden Kamm zwischen der Maggia und der Tosa und wendet sich hierauf vom Sonnenhorn (2795 m) quer durch die Thäler von Campo, Onsernone und Centovalli, deren oberste Abschnitte Italien verbleiben, direkt dem Langensee zu, auf dessen Ufer sie zwischen Brissago und Canobbio stösst. Der tiefste Punkt der Schweiz liegt mit 177 m unter dem Meeresniveau am Boden des Langensees, dessen Spiegel eine Meereshöhe von 197 m hat.
Bemerkenswert ist, dass der höchste Punkt der Schweiz, die Dufourspitze (4638 m), von dieser Stelle in gerader Linie blos 68 km entfernt liegt. Vom Langensee an steigt die Grenze auf den Rücken der diesen See vom Luganersee trennenden Berge, wobei sie immerhin die kleine Gemeinde Indemini zu oberst im Val Vedasca der Schweiz lässt; dann wendet sie sich gegen die Tresa, der sie bis zum Luganersee folgt. Obwohl sie sich in der Mitte dieses Flusses hält, gehört doch das Fischrecht bis hinüber zum italienischen Ufer der Schweiz. Im westl. Arm des Luganersees zieht die Landesgrenze längs der Seemitte bis gegenüber Morcote, worauf sie mit einem fast vollständigen, im Einzelnen unregelmässigen und vielfach ein- und ausgebuchteten Kreisbogen die Landschaft von Mendrisio, den sog. Mendrisiotto, umschliesst, dann zum Monte Generoso (1704 m) hinaufsteigt, den Ostarm des Luganersees quert und nun längs dem wasserscheidenden Kamm zwischen den Einzugsgebieten des Tessin und der Adda bis zur Cima di Cagn (2237 m) über dem San Joriopass zieht.
3. Kanton Graubünden. Die mächtigen Aus- und Einbuchtungen der Grenze zwischen Graubünden und Italien, die für diesen Grenzabschnitt überhaupt charakteristisch sind, geben ihm die bedeutende Länge von 278 km, von denen aber blos 28 km durch Grenzsteine vermarkt sind. Diese Stellen sind:
a. Die Splügenpasshöhe, die durch ein Polygon von drei 1865 gesetzten Steinen vermarkt ist.
b. Die Ausmündung der Valle di Lei ins Averserthal, wo drei 1867 gesetzte Steine die Grenze von der Cima al Motto (oder Piz Mietz) bis zur Brücke über den Reno di Lei markieren. Der Stein bei der Brücke ist erst kürzlich beim Bau der Strasse erneuert worden.
c. Die Brücke über die Maira bei Castasegna mit einem 1865 in die Brustwehr eingelassenen Grenzstein.
d. Das Südende des Puschlav vom Piz Combolo bis zum Monte Masuccio, wo 41 Grenzsteine gesetzt worden sind. Die Grenzbereinigung von 1865 hat hier die Burgruine Piattamala Italien zugeteilt und das Dorf Cavajone ¶