In der Grossen
Scheere teilt sich der Schraubach in einer
Höhe von etwa 900 m in den von N. kommenden
Grossbach und den
Weissbach,
der sich nach O. hin wieder in den vom
W.-Hang des
Kühnihorns kommenden Kleinbach und den vom flachen
Rücken von
Aschuel vor
St. Antönien herabfliessenden Hauptzweig spaltet. Das viel grössere Sammelgebiet des
Grossbaches setzt
sich aus dem Varsatschtobel,
Stegentobel und den Thalfurchen des
Cavellbaches und Aelplibaches zusammen und reicht vom
Lünereck
und dem
Girenspitz bis zum
Schafberg vor
Partnun und unter die
Sulzfluh hin.
Der
Grossbach selber teilt sich weiter hinten, gegen die Wasserscheide zumSchanielabach hin, in zwei Aeste,
die n. und s. vom
Schafberg ihren
Ursprung nehmen. Berücksichtigt man das gesamte Einzugsgebiet, so ist der Schraubach dem
Taschinesbach noch etwas überlegen. An dem wilden Gewässer lassen sich zwei Thalstufen unterscheiden.
Die oberste bildet
ein steiles, von vielen Hochthälchen und längern Tobelfurchen durchschnittenes Gehänge, dessen Rinnen
sich nach oben immer tiefer in das Gebirge einschneiden und grossartige Erosionswirkungen in Verbindung mit zahlreichen Rutschungen
an den Bachseiten aufweisen.
Wie beim
Taschinesbach folgt auf diese oberste Thalstufe sofort die verlängerte Mündungsschlucht, sodass dort wie hier eine
freundliche, flachere Mittelstufe nicht vorhanden ist. Aber während beim
Taschinesbach das Gefälle auf
dieser vordern Strecke 85‰ beträgt, erreicht dasselbe beim Schraubach nur etwa 45‰. Der Schraubach hat sich in dieser
Stufe, was vom
Taschinesbach nicht gilt, einen eigentlichen Thalboden mit einer verhältnismässig breiten, wenig geneigten,
kiesigen
Ebene geschaffen und wirft sich hier bald rechts- und bald linkshin.
Bei rascher Schneeschmelze u. besonders bei Hochgewittern bringt der Schraubach, dessen Quellarme in
meist weichen und stark verwitternden Schieferschichten entspringen, besonders auch eine Unmasse von
Schutt u. Schlamm mit
sich, so dass er dann wie ein grauschwarzer Schlammstrom erscheint. Während die
Landquart bis
Küblis klar u. hell dahinströmt,
ändert sie nach der Aufnahme des Schaniela- u. des Schraubaches ihre
Farbe u. rinnt fortan trübe und
oft dunkel dahin.
Die äussere Mündungsschlucht des Schraubaches hinter
Schrau-Schiers zeigt sich auf der rechten
Seite, unter dem
WeilerMontagna,
tief in
Felsen eingerissen, während das gegenüberliegende Gehänge von
Fajauna zwar auch steil, aber weniger zerschnitten
u. dazu bewaldet ist. Die Ueberschwemmungen des Wildwassers haben der Gemeinde
Schiers schon viel zu schaffen
gegeben u. die Errichtung von Thalsperren überm Ausgang notwendig gemacht, die oft zerrissen wurden. Um die Verbauung u.
Korrektion der
Landquart u. des Schraubaches von
Schiers erwarb sich besonders Dekan Luzius Pool in
Luzein († 1828),
ein in der schweizerischen Naturforschung bekannter, vielseitiger Mann, grosse Verdienste.
Die produktive Wasserkraft des Schraubaches wird von Lauterburg auf der Strecke von 100 m oberhalb
Schiers bis zur Mündung
in die
Landquart (40 m Gefälle) auf 276 PS geschätzt. Seine Wasserführung mag bei Niedrigwasser 0,3-0,4 m3 in der Sekunde
und bei Hochwasserstand bis zu etwa 80 m3 betragen. Der Schraubach liegt mit seinem grossen Sammelgebiet
in ausgedehnten Waldrevieren, die nebst denen von
Klosters und
Seewis die grössten des
Prätigaues sind. Im Winter 1889/1890
wurden aus dem Schrautobel 5000 Blöcke oder
etwa 4000 m3Holz herausgeschafft.
Für solche Transporte wird jeweilen ein mehrere Stunden langer Schlittweg mit zahlreichen «Eisbrücken»
erstellt, den täglich 50-60 Fuhrleute mit Pferden und Schlitten passieren, sodass dann in diesen abgelegenen tiefen Tobelschluchten
ein lautes und fröhliches, originelles Leben herrscht (vergl. darüber Ed. Imhof im Itinerarium des S. A. C. für 1890/1891).
In diesen tiefen
Wäldern vonSchiers hat sich der Edelhirsch ziemlich zahlreich und bleibend angesiedelt.
Der «Bündnerschiefer» des Gebietes gehört nach den neuesten geologischen
Forschungen wohl zum grössern Teil dem eozänen Flysch an; er enthält zahlreiche Abdrücke von Fucoiden und unter dem
Cavelljoch
auch Orbitoides. Andere Horizonte des mächtigen Schiefergebäudes scheinen den
Jura- und Kreideflysch zu
repräsentieren.
Die ganze Reihe der Schreckhörner gehört der
nördl. Gneis- und Glimmerschieferzone des Aarmassives an und besteht aus einem mehr oder weniger grobkörnigen Augengneis,
der durch metamorphische Vorgänge aus einem kompakteren Gneisgestein hervorgegangen sein muss. An der gegen
Grindelwald abfallenden
Flanke des in seinen höhern Teilen noch aus Gneis aufgebauten
Mettenberges kann man über dem Widderboden
recht deutlich die Auflagerung des Gneis auf die Jurakalke beobachten.
Der Gneis zeigt im allgemeinen ein SO.-Fallen und
zwar selbst da, wo der darunter liegende Kalkstein horizontale Schichtung zeigt.
Der Gipfelkamm besteht ganz aus Gneis und
zeigt nur an einer einzigen Stelle eine Einlagerung von grünen Schiefern.
(Gross)(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken
und
Ober Hasle). 4080 m. Hauptgipfel der Kette der
Schreckhörner zwischen dem Untern
und dem
ObernGrindelwaldgletscher. Der Name Schreckhorn erscheint zuerst 1577 auf der Karte des Thomas Schöpf, scheint sich
aber sehr wahrscheinlich auf das jetzige
Finsteraarhorn zu beziehen, während die jetzige Kette derSchreckhörner
einfach den Namen
Mettenberg trug. Für unsern Berg wurde der Name Schreckhorn wohl zuerst von Rebmann (1606) und Merian (1642)
in der Form «Schrickshorn» gebraucht und dann auch von
Altmann (1751),
Stettler (1795) und Meyer und Hugi (Anfang
und erste Hälfte des 19. Jahrhunderts) verwendet. Der Bergname hat mit dem «Schrecken»,
den
er den ersten Besuchern oder den Umwohnern
¶
mehr
eingeflösst hätte, nichts zu tun, sondern leitet sich einfach von dem jetzt veralteten Dialektausdruck «Schreck»
her, womit man u. a. eine steile und hoch aufragende Felswand bezeichnete. Die von weither sichtbaren zwei Firnfelder am
NW.-Hang des Berges ganz nahe unter dem Gipfel heissen bei den Bewohnern der Gegend die «zwei
weissen Täubchen», während sie von den Leuten des Mittellandes die «Augen» genannt werden. G. Studer belegt sie in seinem
Panorama vonBern(Bern
1850) mit dem Namen die «verfluchten Nonnen» oder die«verdammten Seelen».
1878-1885 befand sich auf dem Gipfel ein zu meteorologischen Zwecken installierter Thermometrograph.
Erste Besteigung (über die S.-Flanke) im August 1861 durch Leslie Stephen mit den Führern Christian
und Peter Michel und Ulrich Kaufmann; erste Winterbesteigung im Januar 1879 durch W. A. B. Coolidge mit Christian Almer und
dessen Söhnen Ulrich und Christian. Heute wählt man meist von Grindelwald aus den Weg durch ein breites Schneecouloir und
über Felsen zum Schreckfirn, dem man bis zum S.-Fuss der Felsmauer zwischen dem Gross Schreckhorn und dem Gross Lauteraarhorn
folgt; dann klettert man durch die Felsen rechts vom grossen Mittelcouloir zum Schrecksattel hinauf und folgt von da bis zur
höchsten Spitze dem schmalen und schwindligen Grat. Von der Schwarzegghütte aus, die als Nachtquartier
dient, rechnet man 7-8 Stunden bis auf den Gipfel. Aussicht ersten Ranges, die jeder Beschreibung spottet; im Vordergrund
steht düster und drohend das mächtige Finsteraarhorn, das zu den weissen Wänden der Fiescherhörner und des Studerhorns einen
wirksamen Gegensatz bildet. Vergl. Coolidge, W. A. B. The BerneseOberland. II. (Conway and Coolidge'sclimbers' guides).London 1892.