im gerechten Zorn getötet haben. Die Landschaft Schams hat einst bessere Tage gesehen. Im benachbarten
Ferrera stehen noch
heute die umfangreichen Ueberreste der einstigen Erzschmelzen; hier und an andern Orten wurden noch bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts
in den metallreichen Gebirgen Gold,
Silber, Kupfer,
Blei und
Eisen gewonnen und verarbeitet, bis dann die
zunehmende Entholzung der Wälder Einhalt gebot. Ernstliche Versuche zur Wiedereröffnung der zerfallenen Bergwerke sind
mit Rücksicht auf die jetzt ziemlich umständliche und kostspielige Brennmaterialbeschaffung nicht mehr unternommen worden.
(Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein).
Politischer Kreis in der gleichnamigen Landschaft, welche die zweite, durch die
Rofnaschlucht von der ersten und durch die Viamala von der dritten geschiedene Thalstufe des Hinterrheinthals bildet. Im
O. wird der Kreis Schams durch die im
Piz Curvèr (2975 m) gipfelnde Bergkette vom Kreis
Oberhalbstein getrennt, im S. grenzt
er an die Kreise
Avers und
Rheinwald, im W. scheidet ihn die vom
Piz Beverin nach S. sich fortsetzende Bergkette
von
Safien, und im N. stösst er an den Kreis
Thusis.
Die höchstgelegene Gemeinde ist
Lohn (1582 m), die tiefstgelegene Zillis (933 m). Der
Hinterrhein durchfliesst
die Landschaft in n. Richtung. Von links und rechts nimmt er mehrere Zuflüsse auf, von denen ihm jedoch nur der von rechts
her kommende
Averser Rhein eine grössere Wassermenge zuführt; von Bedeutung sind auch noch (ebenfalls von rechts) der
Pignieuerbach und der Reischenerbach und (von links) der Fundognerbach. Die von
Chur her über den
Splügen nach Chiavenna
und über den Bernhardin nach
Bellinzona führende sog. untere Kommerzialstrasse oder italienische Strasse durchzieht den
Kreis in der Richtung von N. nach S. und verbindet
Rongellen, Zillis und
Andeer direkt;
Inner Ferrera undAusser Ferrera
sind durch die Averserstrasse mit der Hauptstrasse verbunden, dagegen
harren die am linken Thalhang liegenden
Dörfer meist
noch auf Fahrstrassen, die sie mit der Hauptstrasse verbinden sollen.
Früher, d. h. bis zur Eröffnung der Gotthardbahn ging ein reger Transitverkehr über diese Strasse und brachte den Anwohnern
vielfachen Verdienst, heute ist die Strasse von keinem andern durchgehenden Verkehr mehr belebt als dem,
den die Post noch bringt. Aus diesem
Grund wandern auch Jahr für Jahr zahlreiche junge Leute aus dem Schams nach überseeischen
Ländern aus und ist die Bevölkerung in stetem Rückgang begriffen: 1850: 2134 Ew., 1860: 1935, 1870: 1938, 1880:
1817, 1888: 1668, 1900: 1498 Ew. 1360 Ew. sind reformiert und 138 katholisch;
1154 sprechen romanisch. 287 deutsch und 57 italienisch. 351
Häuser
und 401 Haushaltungen.
Obgleich in der Thalsohle das Obst noch gedeiht, ist
Wiesen- und Alpwirtschaft, verbunden mit Viehzucht,
der am meisten ja fast ausschliesslich gepflegte Zweig der Landwirtschaft. In
Andeer wird etwas Handel
getrieben, besonders Holzhandel; eine Steinhauerei beschäftigt eine Anzahl Arbeiter, und wieder Andere finden ihren Erwerb
in der Hotelindustrie.
Andeer und Zillis sind Kurorte, letzterer auch Luftkurort; in
Andeer steht zu Trink- und Badekuren auch
eine subthermale eisenhaltige Gipsquelle zur Verfügung.
früher und im Dialekt auch jetzt noch Schalfik genannt (Kt. Graubünden,
Bez. Plessur).
2300-590 m. Eines der
zerrissensten Alpenthäler
Bündens. 30 km lang. Von der
Plessur durchflossen, die in
Chur von rechts in den
Rhein mündet.
Wilde
Bergbäche (Töbel) und
Rüfen haben seit Jahrhunderten und namentlich zur Zeit der sehr starken Abholzungsperiode ihr Zerstörungswerk
verrichtet. Rippenähnlich ziehen sich zwischen ihnen - namentlich auf der rechten Thalseite - grüne
Moränenhügel vom Berggrat bis zur Thalsohle, die sich wie Theaterkulissen zwischen die einzelnen Thalstufen und Ortschaften
einschieben. Das Schanfigg bietet deshalb dem Wanderer eine Reihe rasch wechselnder, bald lieblicher, bald romantisch grotesker
Naturbilder und Szenerien.
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Umsäumt von den meist bis zur Spitze weidereichen Bergen der Hochwangkette (Montalin, Hochwang 2535 m), vom Kunkels, Mattlishorn,
der Weissfluh und dem Schiahorn, sowie von den felsigen Häuptern der Rothornkette (2985 m), öffnet es sich gegen W. Wunderschön
schliessen dort, von der innern Thalpartie aus gesehen, Tödi, Ringelspitz und Calanda das Gebirgspanorama
ab. Infolge der vielen Rüfen, Töbel und Felspartien findet sich verhältnismässig wenig Kulturland; Wiesen und Aecker liegen
meist nur in unmittelbarer Nähe der auf malerische Terrassen oder in windgeschützte Thalmulden hingebetteten Dörfer.
Der Getreidebau (Gersten und Roggen) ist in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangen, und auch die
früher oft gesehenen «Hanfländer» sind im Abnehmen begriffen. Bis Peist gedeihen die Kartoffeln in dem sandig-steinigen
Boden sehr gut. Im Uebrigen ist und bleibt - Arosa ausgenommen - die Viehzucht der wichtigste und einträglichste Erwerbszweig
der Thalbewohner. Es sind auf diesem Gebiet der Volkswirtschaft in letzter Zeit dank der ausgibigen Staatsunterstützung
und des Genossenschaftswesens sehr erfreuliche Fortschritte zu konstatieren. Da die Schanfiggergemeinden die sogen. Gemeindegüter
(Verteilung des Gemeindebodens an die einzelnen Bürger) nicht kennen, werden im Frühling und Herbst Grossvieh, Ziegen und
Schafe auf die Allmende (Allmeine genannt) getrieben.
Stellenweise ist auch noch die für die Kulturen nicht besonders vorteilhafte «Atzung»
Brauch, d. h. das Recht, zu gewissen Zeiten (eventuell den ganzen Winter hindurch) speziell dem Kleinvieh freien und
unbegrenzten Weidgang zu gestatten. Infolge des sehr zerstückelten Grundbesitzes finden sich fast bei jedem Wiesland, oft
stundenweit von den Ortschaften entfernt, Viehställe und «stellt» dann
der Bauer, sobald an einem Ort der Futtervorrat aufgezehrt ist,
seine Viehhabe wieder in einen andern
Stall. Von den Maien sässen weg zieht das Vieh Ende Juni in die Alpen und verbleibt dort in der Regel bis zum 26. September. Die für
die sommerliche Milchlieferung bestimmten «Heimkühe» werden dann jeweilen
am Tage der Alpfahrt von starkem Heimweh befallen, obschon es an vielen Orten auch ihnen (und den Ziegen)
vergönnt ist, alle Tage eine 5-6stündige Bergtour (hin und zurück) zu machen.
Die Bewohner des Thales sprechen deutsch und sind seit der Reformation ausnahmslos dem reformierten Bekenntnis treu geblieben.
Der äussere Teil des Thales (ehemaliges Hochgericht St. Peter) weist für Ortschaften und Grundstücke
lauter romanische Ortsbezeichnungen auf und ist jedenfalls erst mit der Reformation germanisiert worden; der hintere Teil
dagegen (das ehemalige Hochgericht Langwies mit Arosa. Sapün und Fondei) war seinerzeit eine Niederlassung der freien Walser.
Das Frauentobel mit dem davorliegenden Gütchen «Annascheida» (Anna's Abschied)
bildet die markante Sprachgrenze. Der Schanfigger ist, soweit der Fremdenverkehr ihn nicht in seinen
Strudel gezogen, konservativ, zäh an alten patriarchalischen Einrichtungen festhaltend, abhold vor Allem aller und jeder
Form von Bureaukratie. Auch der Aberglaube, dem die finstern Tannenwälder und die grausigen Schluchten, sowie das stille
und eher verschlossene Wesen der Thalbewohner geeigneten Nährboden gewährte, findet noch seine bewussten
und unbewussten Anhänger. Ein reicher Kranz von Legenden windet sich namentlich um jene geheimnisvollen Orte, wo einst alte
Burgen gestanden haben oder nach Metallen gegraben wurde. Ein alter Brauch, dessen moralische Seiten hier nicht zu beleuchten
sind, ist das «Z' Hengert gehen» (an andern Orten Kiltgang
oder Spinnete genannt) und zwar mit einer Zinnkanne voll Wein, soweit
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