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Naturaliensammlung und Bibliothek und unterhält einen Lesezirkel. Das naturhistorische Museum enthält u. A. die weiland Ammann'sche Konchylien-Sammlung, die Stierlin'schen Mineralien, das Brunner'sche Herbarium und eine sehenswerte Sammlung brasilianischer Fische; sie ist reich an Randenpetrefakten, denen sich später die von Dr. F. Schalch der Stadt geschenkte, ganz besonders wertvolle Sammlung von Petrefakten und Mineralien anreihen wird. Von den Ausgrabungen im Dachsenbühl und Kesslerloch enthält sie wichtige Fundstücke.
Der historisch-antiquarische Verein, seit 1865, hat eine Bibliothek mit vielen handschriftlichen Scaphusianis und eine antiquarische Sammlung; er unterhält einen Lesezirkel und unternimmt Ausgrabungen, so hat er u. A. in den Jahren 1902/03 gemeinsam mit der naturforschenden Gesellschaft die Erforschung des Kesslerlochs bei Thaingen endgiltig durchgeführt. Er publiziert in zwanglos erscheinenden Heften Beiträge zur vaterländischen Geschichte und gibt gemeinsam mit dem Kunstverein die von diesem begonnenen Neujahrsblätter heraus.
Auf gediegene Ausfüllung der Vereinsabende legt er besonderen Wert. Seine Sammlung umfasst Münzen, vorzugsweise schweizerische und römische, dann praehistorische, keltische, römische und alemannische Funde (diese in besonders guter Vertretung) aus dem Kanton und seiner Umgebung; mannigfache Gegenstände wie Hausgeräte und Möbel aus Mittelalter und neuerer Zeit; eine kleine Waffensammlung (worunter ein mittelalterlicher Turniersattel) und auch einiges Ethnographische.
Sie besitzt ferner Kunstgegenstände, wie Scheibenrisse von Tob. Stimmer und Dan. Lindtmayer, ein Oelgemälde des letzteren, plastische Arbeiten von Alex. Trippel und Anderes. Hier dürfen auch die zum Teil sehr bekannt gewordenen frühern Untersuchungen von Höhlen unseres Juragebirges nicht unerwähnt bleiben, die von einzelnen Forschern wie Joos, Karsten, von Mandach, Merk, Nüesch unternommen wurden. Die nämlichen Aufgaben wie der städtische Verein stellen sich Vereine in Schleitheim und Stein. Hier veranstaltet der Hohenklingen-Verein Vorträge und macht sich die rührige historisch-antiquarische Gesellschaft durch verschiedene Unternehmungen verdient, wie Restauration von Hohenklingen, Aufdeckung der Klingen-Kapelle, Ausgrabung von Tasgetium etc.
Die jetzt den weitesten Kreisen zugängliche, wichtigste Bibliothek ist die Stadtbibliothek. Ihre Anfänge dürften in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts fallen; die eigentliche Gründung fand aber erst 1636 statt. Sie zählt gegenwärtig 34000 Bände Gedrucktes, darunter eine kostbare Sammlung von Flugschriften aus der Reformationszeit und unter den Inkunabeln verschiedene Seltenheiten; auch die Manuskripte, gegen 300, enthalten manches Wertvolle, so Adamnani Vita s. Columbae, die älteste Handschrift in der Schweiz. (Katalog von H. Boos).
Ferner findet sich hier der handschriftliche Nachlass von Joh. von Müller (Katalog von K. Henking), dessen Büchersammlung mit der seines Bruders vereinigt einen wichtigen Bestandteil der Stadtbibliothek ausmacht. Die Ministerialbibliothek ist die Bibliothek der Geistlichkeit, steht aber auch weitern Kreisen offen. Sie ist in ihren etwa 9000 gedruckten Bänden verhältnismässig reich an grössern, wichtigen Werken; es fehlen auch nicht wertvolle Inkunabeln, und unter den 150 Manuskripten findet sich manche durch Alter oder künstlerische Ausstattung kostbare Arbeit (Katalog von H. Boos).
Die Hälfte der Manuskripte ist schon im Katalog der Klosterbibliothek aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts aufgeführt. Einige kleinere Bibliotheken wie diejenige des Regierungsrates, des Staats- und Stadt-Archives, des Obergerichts, des Offiziervereins, des Stahl'schen Lesevereins, verschiedene Lehrer- und Schülerbibliotheken sowie eine Leihbibliothek füllen die Lücken der früher genannten Bibliotheken mehr oder weniger gut aus. Kleinere Bibliotheken finden sich da und dort auf dem Lande, eine städtische in Stein.
Sechs Buchdruckereien in der Stadt und fünf auf dem Lande (Neuhausen, Hallau, Schleitheim je eine, Stein-Burg zwei), sorgen für die Verbreitung literarischer Erzeugnisse; in den Landgemeinden sind sie wesentlich durch das Verlangen, ein eigenes «Blatt» zu besitzen, ins Leben getreten. Die erste Buchdruckerei in Schaffhausen wurde 1592 durch Konr. von Waldkirch gegründet. Zwei (oder drei) Buchhandlungen verbreiten das Gedruckte, in der Hauptsache als Sortimentshandlungen; im vorigen Jahrhundert hatte die Hurterische Buchhandlung einen sehr grossen Verlag spezifisch katholischer Literatur.
Die bildenden Künste waren in Schaffhausen einst ganz besonders gut gelitten und gepflegt. Des sind noch Zeugen die bemalten Häuser (Ritter, Roter Ochsen etc.), die wappengeschmückten Erker, prächtige Portale, der plastische Deckenschmuck und Malereien im Innern, die Brunnenfiguren (Mohrenbrunnen, Landsknecht des vierröhrigen Brunnens), der Kreuzgang mit seinen Epitaphien u. A. Und auf Künstlernamen von gutem Klang stossen wir hier: Tob. Stimmer und Dan. Lindtmayer, die einst eine führende Stelle in der Schweizer Kunst innehatten; Werner Kübler, Hieron. Lang und viele Andere, die in ihre Fusstapfen traten; später der Historienmaler Veith, der Porträtmaler und Stukkator Schärrer und der Goldschmid Läublin d. j., deren Ruf junge Plastiker nach Schaffhausen zog; im 18. Jahrhundert u. A. der Goldschmid Moser in London und der Bildhauer Alex. Trippel in Rom; im 19. Jahrhundert der Zeichner und Bildhauer J. J. Oechslin. In unsern Tagen macht sich der Kunstverein die Pflege der Kunst zur Aufgabe; er ist 1847 gegründet und eine Sektion des schweizerischen Kunstvereins.
Als solche nimmt er alle zwei Jahre den schweizerischen Turnus bei sich auf; ausserdem veranstaltet er gelegentlich kleinere Ausstellungen. Er unterhält eine Kunstsammlung, sowie eine Bibliothek mit Lesezirkel, und ist an der Herausgabe von Neujahrsblättern beteiligt. Im Winter hält er regelmässige Zusammenkünfte ab. Seine Sammlung ist z. Z. im «Imthurneum» aufgestellt, dem 1864 von einem in London lebenden Schaffhauser Bürger «zur Förderung ästhetischer und wissenschaftlicher Bildung» gestifteten Gebäude, das zugleich ein Theater und die Räume für die Musikschule umfasst. Die Sammlung enthält Oelbilder neuerer Meister (bedeutende Bilder von Stäbli, Wekesser u. A.), daneben ältere Schaffhauser Kunst in Malerei (Veith, Schnetzler, Ott) und Skulptur (hier besonders Oechslin namhaft vertreten). Auch Handzeichnungen und Kupferstiche werden gesammelt mit steter Betonung der Schaffhauser Kunst.
Auf dem Lande, besonders in Kirchen, finden sich da und dort noch sparsame Reste früherer Kunsttätigkeit: Wandmalereien in Hemmenthal, Siblingen, Burg;
ein gotisches Sakramentshäuschen in Lohn, gotische Taufsteine in Hallau, Siblingen und anderwärts.
Ganz besonders ausgezeichnet durch eine kurze Periode reger Kunsttätigkeit ist Stein a. Rh. (s. dies. Art.).
Nachdem in der Reformationszeit um 1600 die Orgeln abgeschafft und ihr Zinn in Weinkannen umgegossen worden, traten in der kirchlichen Musik Posaunen und Zinken an ihre Stelle, die bei Leichenbegängnissen und andern feierlichen Anlässen auf der Gasse oder von den Türmen herab geblasen wurden, ein zweifelhafter Ohrenschmaus, der noch bis um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts genossen werden konnte. In der Kirche wurden lange Zeit hindurch die Lobwasser'schen Psalmen gesungen, die z. T. so beliebt und geläufig waren, dass sie die Stelle unserer Volkslieder vertraten, bis sie hier von den Lavater'schen Schweizerliedern verdrängt wurden.
Der Kirchengesang gewann ganz wesentlich durch die Einführung eines neuen Gesangbuchs (um 1841), das nach Text und Tonsatz ein sehr beachtenswerter Vorläufer des jetzigen Gesangbuchs der deutsch-schweizerischen reformierten Kirche war. Auch die Orgeln fanden nach und nach wieder Eingang (ein grosses Werk in der St. Johanns-Kirche), und wo die Mittel hiefür nicht ausreichten, doch wenigstens eines der beliebten Ersatzmittel. Daneben haben wir verschiedene Kirchenchöre und finden öfters Kirchenkonzerte statt, z. T. ohne streng kirchlichen Charakter. Zur Pflege weltlicher Instrumental- und Vokalmusik trat, wie in andern Schweizerstädten, ein Musikkollegium ins Leben, dessen erste Spuren wir 1655 finden. Trotz manchen Schwierigkeiten, die selbst zu zeitweiliger Unterbrechung führten, besteht das Institut noch heute fort; es hat das Verdienst, in Schaffhausen gute Konzertmusik möglich zu machen. Früher gab es gute Freundschaft und gegenseitige Aushilfe ¶
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zwischen den musizierenden Klosterherren von Rheinau und den Schaffhauserischen Musikfreunden. Heutzutage bildet ein Teil der Konstanzer Regiments-Musik, verstärkt durch Lehrer an der Musikschule und durch Dilettanten, unser Orchester; Direktor ist einer der Lehrer, und hervorragende in- und ausländische Kräfte werden für Uebernahme der Solopartien gewonnen. Die Stiftung des Imthurneums hatte die Gründung einer Musikschule im Gefolge, die für die Pflege der Musik in der Stadt und in weitern Kreisen von nicht geringer Bedeutung ist.
Ein weiteres Element sind die verschiedenen Gesangvereine, eingeschlechtige und gemischte, die nur in den kleinsten Landgemeinden fehlen und für sich allein oder im Bezirks- oder Kantonsverband häufige Aufführungen veranstalten. Einige derselben, wie der 1826 gegründete Männerchor Schaffhausen, pflegen sich am Wettgesang schweizerischer Sängerfeste zu beteiligen. Endlich haben wir auch die populären Orchester für Blasinstrumente, in der Stadt unter andern die Stadtmusik von 50-60 Mann und auf dem Lande vereinzelte kleinere Gesellschaften.
So wird auch in Schaffhausen ungeheuer viel musiziert, für manche Ohren viel zu viel; doch sei mit Genugtuung auch einer namhaften Leistung gedacht, die wir unserm intensiven Musikbetrieb verdanken. Zum ersten Male sind bei unserm Festspiel der Zentennar-Feier von 1901 die sämtlichen Chöre (und kleine Solopartien) von den Agierenden auf der Bühne selbst gesungen und ist damit der Unnatur ein Ende gemacht worden, das von ausserhalb der Bühne stehenden Damen und Herren, mit Notenblättern in der Hand, besorgen zu lassen. Ob das mit Begeisterung gespielte und aufgenommene Festspiel auch von nachhaltigem Einfluss auf unsere künftigen Leistungen auf diesem Gebiete sein werde, ist noch zu gewärtigen.
Wir haben bisher, im Ganzen wohl mehr kalt als warm, die Liebhabertheatersitte getreulich mitgemacht, aber besonderer Erfolge können wir uns nicht rühmen, obschon wir Arnold Ott den Unsrigen nennen und auch in Arnold Neher einen Dichter feiner Dialekt-Lustspiele besitzen. Berufs-Schauspieler belegen alljährlich von Weihnacht bis Ostern unsere Bühne im Imthurneum und geben uns ihr z. T. auf Novitäten zugespitztes Repertoire zu geniessen. Gelegentlich gehen auch Singspiele oder kleinere Opern über diese Bretter.
[Dr. C. H. Vogler.]
Vergl. Magis, C. Die Schafhauser Schriftsteller von der Reformation bis zur Gegenwart. Schaffhausen 1869; Lang. Rob. Schaffhauser Gelehrte und Staatsmänner (in der Festschrift der Stadt Schaffhausen. 1901); Vetter, Ferd. Die schöne Literatur im Kanton Schaffhausen (in der Festschrift der Stadt Schaffhausen); Vogler, C. H. Schaffhauser Künstler (in der Festschrift der Stadt Schaffhausen); Vetter, Ferd. Geschichte der Kunst im Kanton Schaffhausen (in der Festschrift des Kantons Schaffhausen. 1901); Rahn, J. R. Statistik Schweizer. Kunstdenkmäler. - Schaffhauser Neujahrsblätter.
Geschichtlicher Ueberblick.
Durch die epochemachenden Ausgrabungen von Jakob Nüesch u. A. im Kesslerloch bei Thaingen und am Schweizersbild bei Schaffhausen ist das Schaffhauser Gebiet zu einer Hauptstation prähistorischer Entdeckungen vorgerückt; namentlich ist jetzt erwiesen, dass schon in paläolithischer Zeit neben dem Mammuth auch der Mensch in unserem Lande gehaust hat. Spärlicher sind die Funde aus den nächstfolgenden Forschungsperioden. Von Pfahlbauten ist bis jetzt nur der Pfahlbau «im Hof» bei Stein a. Rh. aufgefunden worden.
Immerhin ist auch die Metallzeit durch mancherlei Fundgegenstände besonders aus Gräbern vertreten. In das helle Licht der Geschichte tritt unser Gebiet erst, als die Römer die N.-Grenze des Reiches an den Rhein und durch den Zug des Tiberius (15 v. Chr.) an die Donau vorschoben. Damals ist das Kastell Burg bei Stein mit der Kolonie Tasgaetium angelegt worden. Die auch anderwärts beobachtete militärische Maxime der Römer, ihre Vorposten auch auf das jenseitige Ufer eines Grenzflusses zu setzen und sich dort ein Vorland zu schaffen, wird zur Anlage der zahlreichen Römerstationen namentlich im Klettgau (besonders des bedeutenden Ortes Juliomagus = Schleitheim) Anlass gegeben haben.
Als dann die Reichsgrenze in den 70er Jahren des 1. Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung noch weiter nach N. verlegt und durch den obergermanischen Limes das ganze sog. Dekumatland zum Reichsgebiet geschlagen wurde, geriet auch unser von der Hauptstrasse Vindonissa-Juliomagus-Rottweil u. s. w. durchzogenes Gebiet je länger je mehr unter den Einfluss der römischen Kultur und blieb römisch, bis ein neuer grosser Vorstoss der Germanen (Schwaben oder Alemannen) die Römer um 260 zwang, abermals an den Rhein zurückzugehen. In die Zeit um 300-500 wird die erste definitive Besetzung unseres Kantonsgebiets durch die Schwaben und die Entstehung der zahlreichen schaffhauserischen Ortschaften auf «ingen» zu setzen sein.
Die Einwanderer teilten sich in die 2 Gaue Hegau und Klettgau, welche sich da, wo jetzt die Stadt Schaffhausen steht, und auf einer zum Kamm des Randen aufsteigenden Linie berührten. Nur spärlich sind die Zeugen (z. B. das alemannische Totenfeld in Schleitheim) aus der Zeit, wo die Schwaben noch ein freies Volk waren (bis 536). Die fränkische Zeit brachte dann mit der fränkischen Herrschaft - besonders von den fränkischen Kammerhöfen, aber auch von dem alten Bischofssitz Konstanz her - das Christentum in unser Land. Die Klöster St. Gallen, Reichenau und Rheinau erlangten früh Besitz auf unserer Landschaft; die ersten christlichen Kultusstätten, welche urkundlich erwähnt werden, sind die Kirchen Burg bei Stein (799) und Merishausen (816). Weitere Rodungen führten die Errichtung neuer Ortschaften mit sich. Die Entstehung der Ortschaft Schaffhausen ist in völliges Dunkel gehüllt (6. - spätestens 8. Jahrhundert).
Die karolingische Gauverfassung, die grossen Grundherrschaften dieser Periode u. s. w. drückten auch unserm Land das charakteristische Gepräge auf. Epochemachend war für unsere Geschichte die Gründung des Benediktinerklosters Allerheiligen bei dem Orte Schaffhausen durch den schwäbischen Grafen Eberhard von Nellenburg 1050, dem seine Gemahlin Ita bald das Frauenkloster St. Agnes an die Seite stellte. Der Graf und sein Sohn Burkhard statteten das Stift mit reichen Gütern aus und schenkten ihm ausser dem Ort Schaffhausen, für welchen er von König Heinrich III. 1045 das Münzrecht erworben hatte, den Wildbann im Randenbezirk, grosse Güter in Hallau und an anderen Orten der Umgegend, wodurch damals schon so zu sagen das ganze heutige Landgebiet sein Zentrum in der Stadt Schaffhausen erhielt.
Als Dingstätten für die Klosterleute werden schon 1122 die 3 Orte Büsingen, Hemmenthal und Hallau bezeichnet. Durch diese Schenkungen und durch die Klosterreformation des trefflichen Abtes Sigfrid (1082-1096) gelangte die Abtei rasch zu hohem Ansehen und bildete im Kampf zwischen Kaiser und Papst mit den Klöstern Hirschau und St. Blasien ein Hauptbollwerk der gregorianischen Partei in Oberdeutschland. Mit dem Kloster hob sich aber auch der Ort Schaffhausen (Deutung des Namens siehe beim Art. Stadt Schaffhausen), der bald zur Stadt heranwuchs. Die Lage an einer uralten Rheinfurt und an dem Platz, wo die «Lächen» und dann der Rheinfall die Rheinschiffahrt unterbrachen und zum Umladen der Waren nötigten, sowie auf der Grenze zwischen zwei Gauen zog eine ¶