mehr
gesuchte Weissweine Siblingen, Gächlingen und Buchberg.
Waldwirtschaft.
Der Kanton ist im Verhältnis zu seinem Flächenmass der waldreichste der Schweiz. Nach dem Besitzstand verteilt sich der Wald 1898 auf: 1905 ha Staatswaldung, 8063 ha Gemeindewaldung und 1593 ha Privatwaldung. Ausserhalb des Kantons besitzen an Waldfläche: der Staat 552 ha, die Gemeinden Schaffhausen und Stein 105 ha. Die Verteilung des Waldes gegenüber den andern Kulturarten ist im allgemeinen eine naturgemässe. Er nimmt hauptsächlich das Plateau und die Kuppen der Höhenzüge, sowie die Steilhänge ein, während der flachere Fuss der Hänge und die Thalsohle den landwirtschaftlichen Kulturen eingeräumt sind.
Vorherrschend ist der Laubholzwald. Die übliche Betriebsart war früher der Mittelwald. Seit der Ausscheidung von Staats- und Stadtgut im Jahr 1832, mit der der Betrieb in die Hand eigentlicher Techniker gelegt wurde, bereitete sich nach und nach der Uebergang zum Hochwald vor. Zur Zeit werden bewirtschaftet (die ausserkantonalen Parzellen inbegriffen): von den Staatswaldungen 2457 ha als Hochwald, von den Gemeindswaldungen 5013 ha als Hochwald und 3155 ha als Mittelwald.
Die Privatwaldungen sind zum grössten Teil dem Mittelwald zuzuzählen. Der Umtrieb im Hochwald bewegt sich zwischen 70-100, derjenige des Mittelwaldes zwischen 25-35 Jahren. Durch Ueberhalt von Eichen und Föhren und andern geeigneten Stämmen wird die Erziehung stärkerer Sortimente angestrebt. An Stelle der früheren Kahlschläge hat sich die allmählige Lichtung behufs natürlicher Verjüngung immer mehr eingebürgert. Die Ertragskontrolen pro 1898 zeigen folgende Ergebnisse:
(Fr.) | Staatswaldung | Gemeindswaldung |
---|---|---|
Einnahmen pro ha | 89.69 | 65.16 |
Ausgaben pro ha | 34.92 | 24.40 |
Reinertrag: | 54.77 | 40.76 |
Die Viehzucht
gewinnt gemäss den seit Dezennien bestehenden Konjunkturen Jahr für Jahr an Bedeutung. In erster Linie fällt in Betracht die Rindviehzucht. Der Bestand ist von 9060 Stück im Jahr 1876 auf 10627 im Jahr 1901 angewachsen. Während vor kurzen Jahren der Einfluss Deutschlands nicht im Sinne einer Rassenverbesserung sich geltend machte, ist heute vermöge der Zollverhältnisse und wirtschaftlicher Verschiebungen dieser Einfluss ziemlich dahingefallen, und der Kanton lehnt sich zu seinem Vorteil an die Schweiz an, indem er der Pflege der Simmenthalerrasse seine Aufmerksamkeit zuwendet.
Einige Viehzuchtgenossenschaften arbeiten diesbezüglich in zielbewusster Weise. Sie haben am Abhang des Hohranden (im Babenthal bei Schleitheim) eine Jungviehweide eingerichtet, durch welche der für die Aufzucht unentbehrliche Weidgang angemessen zur Ausübung gelangen kann. Es ist vorauszusehen, dass dieser einen Anlage noch andere folgen werden. Vorerst wird in den einzelnen Ortschaften die Frühjahrs- und namentlich die Herbstweide in ziemlich ergibiger Weise ausgeübt. Segensreich wirkt die seit Jahren eingeführte obligatorische Viehversicherung; sie trägt im Verein mit den jährlichen Prämierungen namhaft zur Förderung der Viehhaltung bei.
Die Schweinehaltung hat sich seit 1876 von 5948 bis 1901 zu 11803 Einheiten entwickelt. Eine eigentliche Zuchtrichtung hat sich zur Zeit noch nicht gebildet. Um diese zu fördern, steht der Kanton im Begriff, eine Anzahl Zuchtstationen zu errichten, deren Zweck dahin geht, ein den Marktforderungen entsprechendes Zuchtprodukt zu erhalten, vorerst durch Reinzucht oder Kreuzung des englischen Schweines mit einer entsprechenden Landrasse oder mit konsolidierten Bastarden.
Im Zusammenhang mit der Steigerung der Schweinehaltung steht der Rückgang der eigentlichen Milchwirtschaft. Die in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts entstandenen Käsereigesellschaften sind heute alle verschwunden; die Milch findet lohnendere Verwendung in der Viehhaltung. Daneben bildet die Versorgung der Nichtproduzenten zu Stadt und Land einen sehr bedeutenden Faktor.
Der Pferdebestand belief sich im Jahr 1876 auf 1011, im Jahr 1901 auf 1018 Stück. Pferdezucht wird nur ganz vereinzelt getrieben. Die Ziegenhaltung befindet sich im schwachen Rückgang. Im Jahr 1876 betrug die Zahl der Ziegen 4232, im Jahr 1901 noch 3944 Stück. Sie werden hauptsächlich vom kleinsten Grundbesitz gehalten. Leider ist die ausgesprochene Stallhaltung allgemein geworden. Eine Zuchtrichtung hat sich noch nicht herausgebildet; in den letzten Jahren gelangte der Toggenburgerschlag zur Bevorzugung.
Der Schafzucht ist wirtschaftliche Bedeutung nicht beizulegen. Im Jahr 1901 wurden nur noch 10 Schafe gehalten. Die Geflügelhaltung könnte mit Vorteil noch bedeutend vermehrt werden. Die Produktion gelangt kaum über den Hausbedarf hinaus, dagegen erfreut sich die Bienenzucht einer gesteigerten Aufmerksamkeit, was namentlich den Bestrebungen des kantonalen Bienenzüchtervereins zuzuschreiben ist. Die Zahl der Stöcke hat sich von 1427 im Jahr 1876 auf 2107 Stück bis 1901 gesteigert, und zwar ist diese Steigerung nicht nur quantitativer sondern auch qualitativer Natur, indem der Stabilbau zum grossen Teil dem Mobilbau gewichen ist. Besondere Verbreitung hat der Schweizerkasten erhalten; daneben fand auch der Sträulikasten Anerkennung und Bevorzugung. Den Verkauf reellen Bienenhonigs befördern die vom kantonalen Verein zu Stadt und Land errichteten Depots.
[Regierungsrat Dr. T. Waldvogel.]
Siedelungsverhältnisse.
Der Kanton zählt 36 Ortschaften, die ebenso viele politische Gemeinden bilden. Sämtliche Ortschaften sind alten Ursprungs und schon im Mittelalter urkundlich nachweisbar;
einzelne in mittelalterlichen Urkunden genannte Dörfer sind zu unbekannter Zeit abgegangen, wie Fulach, Eschheim, Berslingen in der Nähe der Stadt Schaffhausen, Ergoltingen (jetzt Mühle) bei Neunkirch u. s. w. Die Bauart der Dorfer zeigt keine grossen Verschiedenheiten;
früher war das Bauen ausserhalb des Dorfumfanges nicht gestattet, und noch heutigen Tages bilden die schaffhauserischen Dörfer zusammenhängende Ortschaften mit einer oder mehreren Gassen;
doch sind die einzelnen Häuser meistens freistehend.
Vereinzelte, von den Dörfern abgelegene Gehöfte sind nicht häufig. Die Häuser sind auf dem Land aus Fachwerk gebaut und mit Ziegeln gedeckt; Schindel- und Strohdächer sind schon längst gesetzlich verboten und scheinen seit Jahrhunderten verschwunden zu sein. Die allgemein gute Bauart der Häuser bewirkt, dass grössere Schadenfeuer verhältnismässig selten vorkommen und die obligatorische Feuerversicherung, obwohl auf das kleine Kantonsgebiet beschränkt, bisher mit sehr bescheidenen Prämienansätzen ausgekommen ist. Die Bauernhäuser bestehen in der Regel aus dem einige Stufen über dem Boden erhabenen Erdgeschoss und einem Stockwerk; ¶
mehr
zweistöckige Häuser sind seltener. Ställe und Scheunen befinden sich unter dem nämlichen Dach wie das Wohnhaus. In den meisten Häusern wohnt nur eine Familie. Charakteristische Riegelbauten haben sich noch in einer Reihe von Ortschaften erhalten, wie in Stein a. R., Schleitheim, Gächlingen; in andern finden sich noch alte Vogt- und Herrensitze aus der Renaissance oder Barokzeit. Von den 36 Ortschaften hatten 3 städtische Befestigungsanlagen: das Landstädtchen Neunkirch, dessen Grundriss ein regelmässiges Rechteck bildet, das Städtchen Stein a. R., das seinen altertümlichen Schmuck noch am treuesten bewahrt hat, und die Hauptstadt Schaffhausen.
[Prof. Dr. K. Henking.]
Gewerbe und Industrie.
Der Kanton Schaffhausen ist von einer hauptsächlich Landwirtschaft treibenden Bevölkerung bewohnt. Einzig in seiner Hauptstadt und dem daran grenzenden Neuhausen hat sich die Industrie zu grösserer Bedeutung entwickelt; in allen andern Gemeinden beschäftigt sie nur einen kleinern Teil der Einwohner. Es mag dies seinen Grund einmal darin haben, dass Schaffhausen, eine von den Zünften regierte Stadt, stets eifrig darüber wachte, dass ihr von Seite seiner Untertanen keine Konkurrenz erwuchs.
Den Webern auf der Landschaft war es z. B. verboten, selbstgemachtes Tuch und Zwilchen in den Dörfern herum zu verkaufen. So blieb die gewerbliche Tätigkeit nur auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse beschränkt. Ein weiterer Umstand, der Schaffhausen nicht zum Industriekanton werden liess, ist der, dass das Ländchen rings von Zollschranken umgeben ist, die den grössten Teil der Umgebung seiner Verkehrssphäre entziehen. Ueber die Industrie der Hauptstadt gibt der Artikel "Schaffhausen Stadt» nähere Auskunft. In Neuhausen ist von alters her Industrie heimisch gewesen. Es liegt am Rheinfall, dessen Wasserkraft schon vor dem Jahr 1000 zum Betrieb einer Mühle nutzbar gemacht wurde. In späteren Jahrhunderten finden wir neben der oder den Mühlen dort einen Eisenhammer, einen Kupferhammer, Schleifen, einen Drahtzug.
Anfangs des 18. Jahrhunderts richtete Matthäus Schalch eine Eisenschmelze im «Laufen», wie der Rheinfall vor altem genannt wurde, ein. Das zu verhüttende Erz war im Kanton selbst gegrabenes Bohnerz. Im Jahr 1809 übernahmen die Gebrüder Neher die Liegenschaften im Laufen und errichteten daselbst einen Hochofen. Das «Eisenwerk Laufen», dem der einheimische Bergbau das meiste Rohmaterial lieferte, entwickelte sich zu schöner Blüte, und das Laufeneisen war seiner guten Qualität halber weitherum berühmt.
Die durch die Eisenbahnen geschaffenen neuen Verhältnisse, wie billigere Eisen- und höhere Holzpreise, machten den weitern Betrieb des Hochofens unmöglich, so dass er 1850 einging und sich das Werk nur noch mit der Bearbeitung des Eisens beschäftigte. Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts ging es an die Aluminium-Industrie-Aktien-Gesellschaft über, die jetzt die neugefassten Wasserkräfte des Rheinfalls zur Erzeugung von Aluminium und Calciumkarbid verwendet.
Ein weiteres grosses Unternehmen entstand in Neuhausen im Jahr 1855, nämlich die Schweizerische Industrie-Gesellschaft. Sie befasste sich zuerst einzig mit der Erstellung von Eisenbahnwagen aller Art, in der Neuzeit auch von Berg- und Strassenbahnwagen. Später gesellte sich hiezu die Fabrikation von Waffen, namentlich Gewehren. Das «Vetterligewehr» ist hier erfunden und hergestellt worden. In neuerer Zeit ist von Schaffhausen nach Neuhausen übergesiedelt die bekannte Müller'sche Fabrik für Spielkarten und Eisenbahnbillete.
Die Industrie der übrigen Orte des Kantons ist neueren Ursprungs, mit Ausnahme der Mühlen und Ziegeleien, die schon längst, im Kanton verstreut, ihr Gewerbe betreiben, letztere namentlich auf dem lehmreichen Reiat im NO. des Kantons. In Stein am Rhein finden wir eine Uhrenschalen- und eine Schuhfabrik, dazu Gerbereien, in Thaingen und Hofen eine bedeutende Ziegelfabrik, sowie gleichfalls in Thaingen eine Gurten- und Schlauchweberei, in Neunkirch eine mechanische Werkstätte namentlich für Zentralheizungen, und endlich in dem zur Gemeinde Schleitheim gehörenden Oberwiesen eine mechanische Leinenspinnerei und Weberei.
Der Bergbau und verwandte Gewerbe finden im Kanton Schaffhausen nicht viele Schätze dem Schosse der Erde zu entreissen. Der Grubenbau auf Bohnerz beschäftigte vom 17. bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts eine ziemliche Anzahl Leute und gab zu Zeiten einen reichen Ertrag. Die Erzgruben befanden sich hauptsächlich auf den im S. des Klettgaus sich hinziehenden Höhen, dem Rossberg, dem Lauferberg u. s. w. doch wurde auch auf dem Reiat Bohnerz gegraben. Auf bergmännische Art werden auch die Gipsbrüche in der Gegend von Schleitheim betrieben; sie liefern Bau- und Ackergips.
Versuche, im Kanton Steinsalz zu ergraben, führten zu keinem Resultat. Zahlreich sind die Steinbrüche, die aus den Jurakalken des Randen treffliche Bausteine für den eigenen Bedarf und für den Export liefern; für Gartenbeeteinfassungen sind die knorrigen Kalksteine aus der Gegend von Herblingen beliebt. Schleitheim liefert treffliche rote und blaue Sandsteine. Auf dem Reiat wird viel Lehm für die Tonwarenindustrie gewonnen, und besonders die Lohner Erde ist sehr geschätzt.
Nach der Statistik des eidgenössischen Fabrikinspektorates sind im Kanton Schaffhausen folgende Betriebe seiner Aufsicht unterstellt: 1 Baumwoll-Zwirnerei und Färberei, 3 Wollspinnereien, 1 Wolltuchweberei 1 Leinenspinnerei, 1 Verbandstofffabrik, 2 Strickereien, 1 Gurten- und Schlauchweberei, 2 Kleiderwäschereien und Färbereien, 3 Gerbereien, 2 Schuhfabriken, 1 Reiseartikelfabrik, 3 Mühlen, 2 Teigwarenfabriken, 1 Bierbrauerei, 1 Farben- und Firnissfabrik, 2 Fabriken chemischer und pharmazeutischer Präparate, 1 Gasfabrik, 1 Fabrik für galvanische Kohle, 2 Elektrizitätswerke, 3 Buchdruckereien, 2 Lithographien, 6 Buchbindereien und Kartonnagefabriken, 11 Sägereien, Zimmereien und Schreinereien, 1 Aluminiumfabrik, 1 Polsternägelfabrik, 1 Stahl- und Feilenfabrik, 8 Maschinenbauwerkstätten etc., 3 Wagenbauwerkstätten, 1 Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen, 1 Waffenfabrik, 3 Werkstätten für physikalische und mathematische Instrumente, 2 Bijouteriefabriken, 2 Uhren- und Uhrenschalenfabriken, 4 Tonwaren-, Ziegel-, Kalk- und Zementfabriken. Alle diese Unternehmungen zusammen beschäftigen insgesamt über 5000 Arbeiter.
[Hermann Pfister.]
Handel und Verkehr.
Kanton und Stadt Schaffhausen sind in Bezug auf Handel und Verkehr so enge mit einander verknüpft, dass wir für diesen Abschnitt auf denjenigen unter «Stadt Schaffhausen" verweisen müssen. Was dort über das Eisenbahnwesen, die Dampfschiffahrt, den Fremdenverkehr und Geldverkehr gesagt ist, gilt auch hier; beizufügen bleibt nur, dass in jedem grösseren Orte sich Spar- und Leihkassen befinden, die einen bedeutenden Umsatz aufweisen. Der Postwagenverkehr besteht seit Inbetriebsetzung der Schleitheimerbahn nur noch zwischen ¶