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zwei blaue und rote Flecken Tuch aufgenäht waren; mit dem Rock war eine kurze Jacke ohne Aermel und Bruststück verbunden. Die Hemdärmel waren sehr weit; nur im Winter wurde darüber eine schwarze Leinwandjacke getragen. Der Unterarm vom Ellbogen an war nackt; den Hals und den obern Teil der Brust deckte ein sog. Halsmantel von geblümtere Baumwollstoff; von den Schultern bis gegen den silbernen, oft kostbaren Gürtel hingen silberne Kettchen herab. Den Kopf deckte eine kleine, nach rückwärts und aufwärts spitz zulaufende Haube, aus welcher bei den Unverheirateten zwei lange, mit langen schwarzseidenen Bändern durchflochtene Zöpfe über den Rücken herabhingen. Bei der Arbeit und bei schlechtem Wetter wurde über diese Haube ein grosses, dreieckiges rotes Baumwollentuch getragen. Die Strümpfe waren früher rot, später dunkelblau oder weiss.
[Prof. Dr. K. Henking.]
Landwirtschaft.
Die grosse Mehrheit der Bevölkerung des Kantons beschäftigt sich mit Landwirtschaft. Da die Landschaft wenig von Industrie durchsetzt ist, hat der Schaffhauser Bauer einen ziemlich konservativen Sinn sich bewahrt, der ihn einerseits in etwas langsamere Tempo Gebrauch machen lässt von den mannigfaltigen Anforderungen, welche Volkswirtschaft, Wissenschaft und Technik der Neuzeit an den Betrieb des Gewerbes stellen, andererseits ihn aber veranlasst, in ruhiger und unentwegter Art eine Idee zu verfolgen und zum guten Ziele zu führen, die er einmal als gut erkannt hat. In einer schönen Anzahl der Gemeinden sind landwirtschaftliche Vereine entstanden, die sich zu einem Kantonalverband zusammen geschlossen.
Der Verband bestrebt sich, die Interessen der Landwirtschaft in volkswirtschaftlicher und technischer Hinsicht zu fördern und Fühlung zu halten mit den diesbezüglichen Bestrebungen des schweizerischen Verbandes. Leider hat der Kanton zur Zeit sich noch nicht entschlossen, das landwirtschaftliche Bildungswesen durch Errichtung einer Winterschule zu heben und so eine Jungmannschaft heranzubilden, die ein offenes Auge für die Förderungen hat, welche unsere Zeit an die Berufstüchtigkeit je länger je mehr stellen muss.
Wohl wird der Besuch ausserkantonaler Schulen unterstützt; der Zuspruch ist aber verhältnismässig schwach und dürfte den gewünschten Umfang erst dann nehmen, wenn die Gelegenheit in der Nähe geboten wird. Der Genossenschaftsgedanke fängt an, nach verschiedener Hinsicht Boden zu gewinnen, so betr. Produktion, Konsumtion, Verkauf landwirtschaftlicher Produkte. Bei der starken Güterzersplitterung wäre die Güterzusammenlegung von unschätzbarem Wert und das vorzüglichste Mittel, der scharfen Konkurrenz des Auslandes erfolgreich zu begegnen.
Anläufe zur Durchführung sind gemacht, und es steht zu hoffen, dass die Angelegenheit recht bald in Fluss gerate. Die Schaffhauser Bauernsame gilt durchschnittlich als wohlhabend. Die Wohlhabenheit hat sie in erster Linie dem grossen Fleiss und den bescheidenen Lebensansprüchen zu verdanken, dann aber auch den günstigen Produktions- und Verkehrsverhältnissen. Mit Ausnahme weniger Randenthäler, wo topographische Schwierigkeiten dem rationellen Betrieb entgegenstehen, ist die Güterlage recht vorteilhaft, und der natürliche Reichtum des Bodens gestattet eine vielseitige Nutzung ohne allzugrossen Aufwand. Am vorteilhaftesten von der Natur bedacht ist der unterste Teil des Klettgaus, wo ein tiefgründiger humusreicher Boden, der durch Verwitterung stets anreichert, auf die weitesten Strecken sich ausdehnt. Im obern Klettgau und im Höhgau sind mittlere und leichtere Bodenarten vorherrschend; der Dungaufwand ist dementsprechend grösser, die Bearbeitung dafür leichter. Auf dem Reiat leiden die Kulturen der geringen Tiefgründigkeit des Bodens wegen bald an Trockenheit; die Produkte sind jedoch, vermöge des natürlichen Kalkreichtums des Bodens, von vorzüglicher qualitativer Beschaffenheit. Eigentliche Grossbetriebe hat der Kanton nicht, allgemein ist ausgesprochener Kleinbetrieb. Die Grosszahl der Heimwesen zählt nur 1,5-5 ha, eine kleinere Anzahl bis 10 und 20 ha, wenige 20-40 ha und vereinzelte über 40 ha.
Nach der Bannvermessung vom Jahr 1870 umfasst der produktive Boden 26856 ha. Von diesen entfallen laut Agrarstatistik vom Jahr 1884 auf
ha | % | |
---|---|---|
Ackerland | 8880.83 | 33.4 |
Wiesen | 5106.08 | 19.25 |
Reben | 1117.68 | 4.21 |
Wald | 11426.35 | 43.08 |
Der Ackerbau verteilte sich 1884 auf folgende Kulturen:
ha | % | |
---|---|---|
Getreide | 4797.73 | 54.02 |
Wurzelgewächse | 1870.50 | 21.07 |
Futterbau | 2108.77 | 23.45 |
Industrie- u. Handelspflanzen | 95.85 | 1.08 |
Seit 1884 ist, der allgemeinen Entwicklung folgend, der Futterbau stark vermehrt worden, wenn schon der Getreidebau sich zur Zeit noch in bedeutend stärkerem Masse erhalten hat als in andern Gegenden der Schweiz. Der Schaffhauser Landwirt setzt nicht gerne alles auf eine Karte; er blieb deshalb dem Getreidebau trotz ungünstiger Preisverhältnisse treu. Dies konnte um so eher geschehen als das Gelände gerade für diese Kultur sich sehr wohl eignet. An Getreidearten werden kultiviert Weizen, Korn, Roggen, Gerste und Hafer.
Die jährliche Getreideproduktion hat einen Durchschnittswert von gegen 2 Mill. Fr., die der Wurzelgewächse von bedeutend über 1 Mill. Fr. Der Hauptanteil fällt auf die Kartoffelproduktion. Neben vorzüglichen Speisekartoffeln kommen auch Brennkartoffeln zur Anpflanzung. Dieselben finden Absatz in den beiden Brennereien, die in Ausführung des Alkoholgesetzes vom Jahr 1886 im Kanton errichtet wurden. Dem Obstbau wird stets vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt.
Eine Zählung vom Jahr 1886 ergab folgenden Bestand: Apfelbäume 76840, Birnbäume 35520, Pflaumen- und Zwetschgenbäume 86926, Kirschbäume 36213, Nussbäume 6800, Gartenobstbäume 8145, und in Baumschulen enthalten 183151 Stück, im ganzen also 433595 Stück. Pro ha produktiven Landes (exklusive Wald) trifft es 15,02, auf den Einwohner 6,5 tragbare Bäume. Ueber den Weinbau wird seit 1858 jährlich eine Statistik ausgearbeitet. Das Rebareal umfasste 1858 1008,09 ha, im Jahr 1880 war dasselbe auf 1144,93 ha gestiegen und 1903 wieder auf 1071 ha zurückgegangen.
Voraussichtlich wird im Laufe der nächsten Jahre eine weitere Reduktion eintreten, da die Produktions- und Absatzverhältnisse dazu drängen. Der jährliche Durchschnittsertrag von 1858 bis 1903 beläuft sich auf 1503100 Fr. Nach dem heutigem Güterstand beträgt der Durchschnittswert pro ha 8550 Fr., der Durchschnittsertrag der letzten zehn Jahre (1891-1903) 46,16 hl pro ha. Die Steuereinschätzung des Rebgeländes betrug 1902: 9039802 Fr., 1903: 8815422 Fr. Vorzügliche Rotweine liefern namentlich die Gemeinden Hallau, Osterfingen, Schaffhausen, Stein, Trasadingen und Thaingen, ¶
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gesuchte Weissweine Siblingen, Gächlingen und Buchberg.
Waldwirtschaft.
Der Kanton ist im Verhältnis zu seinem Flächenmass der waldreichste der Schweiz. Nach dem Besitzstand verteilt sich der Wald 1898 auf: 1905 ha Staatswaldung, 8063 ha Gemeindewaldung und 1593 ha Privatwaldung. Ausserhalb des Kantons besitzen an Waldfläche: der Staat 552 ha, die Gemeinden Schaffhausen und Stein 105 ha. Die Verteilung des Waldes gegenüber den andern Kulturarten ist im allgemeinen eine naturgemässe. Er nimmt hauptsächlich das Plateau und die Kuppen der Höhenzüge, sowie die Steilhänge ein, während der flachere Fuss der Hänge und die Thalsohle den landwirtschaftlichen Kulturen eingeräumt sind.
Vorherrschend ist der Laubholzwald. Die übliche Betriebsart war früher der Mittelwald. Seit der Ausscheidung von Staats- und Stadtgut im Jahr 1832, mit der der Betrieb in die Hand eigentlicher Techniker gelegt wurde, bereitete sich nach und nach der Uebergang zum Hochwald vor. Zur Zeit werden bewirtschaftet (die ausserkantonalen Parzellen inbegriffen): von den Staatswaldungen 2457 ha als Hochwald, von den Gemeindswaldungen 5013 ha als Hochwald und 3155 ha als Mittelwald.
Die Privatwaldungen sind zum grössten Teil dem Mittelwald zuzuzählen. Der Umtrieb im Hochwald bewegt sich zwischen 70-100, derjenige des Mittelwaldes zwischen 25-35 Jahren. Durch Ueberhalt von Eichen und Föhren und andern geeigneten Stämmen wird die Erziehung stärkerer Sortimente angestrebt. An Stelle der früheren Kahlschläge hat sich die allmählige Lichtung behufs natürlicher Verjüngung immer mehr eingebürgert. Die Ertragskontrolen pro 1898 zeigen folgende Ergebnisse:
(Fr.) | Staatswaldung | Gemeindswaldung |
---|---|---|
Einnahmen pro ha | 89.69 | 65.16 |
Ausgaben pro ha | 34.92 | 24.40 |
Reinertrag: | 54.77 | 40.76 |
Die Viehzucht
gewinnt gemäss den seit Dezennien bestehenden Konjunkturen Jahr für Jahr an Bedeutung. In erster Linie fällt in Betracht die Rindviehzucht. Der Bestand ist von 9060 Stück im Jahr 1876 auf 10627 im Jahr 1901 angewachsen. Während vor kurzen Jahren der Einfluss Deutschlands nicht im Sinne einer Rassenverbesserung sich geltend machte, ist heute vermöge der Zollverhältnisse und wirtschaftlicher Verschiebungen dieser Einfluss ziemlich dahingefallen, und der Kanton lehnt sich zu seinem Vorteil an die Schweiz an, indem er der Pflege der Simmenthalerrasse seine Aufmerksamkeit zuwendet.
Einige Viehzuchtgenossenschaften arbeiten diesbezüglich in zielbewusster Weise. Sie haben am Abhang des Hohranden (im Babenthal bei Schleitheim) eine Jungviehweide eingerichtet, durch welche der für die Aufzucht unentbehrliche Weidgang angemessen zur Ausübung gelangen kann. Es ist vorauszusehen, dass dieser einen Anlage noch andere folgen werden. Vorerst wird in den einzelnen Ortschaften die Frühjahrs- und namentlich die Herbstweide in ziemlich ergibiger Weise ausgeübt. Segensreich wirkt die seit Jahren eingeführte obligatorische Viehversicherung; sie trägt im Verein mit den jährlichen Prämierungen namhaft zur Förderung der Viehhaltung bei.
Die Schweinehaltung hat sich seit 1876 von 5948 bis 1901 zu 11803 Einheiten entwickelt. Eine eigentliche Zuchtrichtung hat sich zur Zeit noch nicht gebildet. Um diese zu fördern, steht der Kanton im Begriff, eine Anzahl Zuchtstationen zu errichten, deren Zweck dahin geht, ein den Marktforderungen entsprechendes Zuchtprodukt zu erhalten, vorerst durch Reinzucht oder Kreuzung des englischen Schweines mit einer entsprechenden Landrasse oder mit konsolidierten Bastarden.
Im Zusammenhang mit der Steigerung der Schweinehaltung steht der Rückgang der eigentlichen Milchwirtschaft. Die in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts entstandenen Käsereigesellschaften sind heute alle verschwunden; die Milch findet lohnendere Verwendung in der Viehhaltung. Daneben bildet die Versorgung der Nichtproduzenten zu Stadt und Land einen sehr bedeutenden Faktor.
Der Pferdebestand belief sich im Jahr 1876 auf 1011, im Jahr 1901 auf 1018 Stück. Pferdezucht wird nur ganz vereinzelt getrieben. Die Ziegenhaltung befindet sich im schwachen Rückgang. Im Jahr 1876 betrug die Zahl der Ziegen 4232, im Jahr 1901 noch 3944 Stück. Sie werden hauptsächlich vom kleinsten Grundbesitz gehalten. Leider ist die ausgesprochene Stallhaltung allgemein geworden. Eine Zuchtrichtung hat sich noch nicht herausgebildet; in den letzten Jahren gelangte der Toggenburgerschlag zur Bevorzugung.
Der Schafzucht ist wirtschaftliche Bedeutung nicht beizulegen. Im Jahr 1901 wurden nur noch 10 Schafe gehalten. Die Geflügelhaltung könnte mit Vorteil noch bedeutend vermehrt werden. Die Produktion gelangt kaum über den Hausbedarf hinaus, dagegen erfreut sich die Bienenzucht einer gesteigerten Aufmerksamkeit, was namentlich den Bestrebungen des kantonalen Bienenzüchtervereins zuzuschreiben ist. Die Zahl der Stöcke hat sich von 1427 im Jahr 1876 auf 2107 Stück bis 1901 gesteigert, und zwar ist diese Steigerung nicht nur quantitativer sondern auch qualitativer Natur, indem der Stabilbau zum grossen Teil dem Mobilbau gewichen ist. Besondere Verbreitung hat der Schweizerkasten erhalten; daneben fand auch der Sträulikasten Anerkennung und Bevorzugung. Den Verkauf reellen Bienenhonigs befördern die vom kantonalen Verein zu Stadt und Land errichteten Depots.
[Regierungsrat Dr. T. Waldvogel.]
Siedelungsverhältnisse.
Der Kanton zählt 36 Ortschaften, die ebenso viele politische Gemeinden bilden. Sämtliche Ortschaften sind alten Ursprungs und schon im Mittelalter urkundlich nachweisbar;
einzelne in mittelalterlichen Urkunden genannte Dörfer sind zu unbekannter Zeit abgegangen, wie Fulach, Eschheim, Berslingen in der Nähe der Stadt Schaffhausen, Ergoltingen (jetzt Mühle) bei Neunkirch u. s. w. Die Bauart der Dorfer zeigt keine grossen Verschiedenheiten;
früher war das Bauen ausserhalb des Dorfumfanges nicht gestattet, und noch heutigen Tages bilden die schaffhauserischen Dörfer zusammenhängende Ortschaften mit einer oder mehreren Gassen;
doch sind die einzelnen Häuser meistens freistehend.
Vereinzelte, von den Dörfern abgelegene Gehöfte sind nicht häufig. Die Häuser sind auf dem Land aus Fachwerk gebaut und mit Ziegeln gedeckt; Schindel- und Strohdächer sind schon längst gesetzlich verboten und scheinen seit Jahrhunderten verschwunden zu sein. Die allgemein gute Bauart der Häuser bewirkt, dass grössere Schadenfeuer verhältnismässig selten vorkommen und die obligatorische Feuerversicherung, obwohl auf das kleine Kantonsgebiet beschränkt, bisher mit sehr bescheidenen Prämienansätzen ausgekommen ist. Die Bauernhäuser bestehen in der Regel aus dem einige Stufen über dem Boden erhabenen Erdgeschoss und einem Stockwerk; ¶