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Nebel tritt am häufigsten auf im Klettgau. Mittlere Zahl der Tage mit Nebel im Jahr in Unter Hallau 66, in Schaffhausen 48 und in Lohm 49.
Hallau besitzt eine längere Reihe von Beobachtungen der Sonnenscheindauer. Dieselbe ergab im Mittel der Jahre 1887/1900 in Stunden:
I. | II. | III. | IV. | V. | VI. | VII. | VIII. | IX. | X. | XI. | XII. | Jahr |
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43 | 91 | 126 | 163 | 190 | 218 | 230 | 239 | 167 | 113 | 46 | 39 | 1665. |
[Dr. R. Billwiller jun.]
Die namentlich in den Thälern eintretende Nebelbildung ist im Frühjahr erwünscht, weil sie dann (besonders bei Frost) ein zu rasches Auftauen verhindert und so die Pflanzen vor dem Erfrieren schützt.
Flora.
Reste ausgestorbener Pflanzen sind nur wenig zahlreich vorhanden. Die interglazialen Kalktuffe von Flurlingen ergaben fast ausschliesslich Blattabdrücke von Bergahorn, nebst Gräsern und einigen Blättchen von Buchs. Während der vierten Vergletscherung verschwand diese Flora, und wenn auf dem Plateau des Hoch Randen allenfalls eine spärliche Vegetation sich zu halten vermochte, so kann sie nur aus alpinen Formen bestanden haben, womit das von Dr. Probst nachgewiesene Vorkommen der Kugelorchis (Orchis globosa) auf dem Hoch Randen übereinstimmen würde.
Während des nun folgenden langsamen Gletscherrückzuges werden auch in der Tiefe zunächst noch alpine oder wenigstens präalpine Arten vorgeherrscht haben. Die meisten derselben sind später unter günstigem klimatischen Verhältnissen neu eindringenden Arten gewichen, doch fehlt es auch nicht an solchen, die sich den neuen Lebensbedingungen angepasst haben und der Gegend erhalten geblieben sind (sog. Relikte). Als solche sind zu nennen: Amelanchier vulgaris, Arabis Bellidiastrum Michelii, Cardamine digitata, Cardamine pinnata, Gentiana lutea, Hieracium amplexicaule, Lonicera alpigena, Melampyrum silvaticum, Rosa pendulina, Sesleria coerulea, Valeriana tripteris.
Einer hochnordisch-alpinen Gruppe gehört Trichophorum alpinum an. Dabei ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die eine oder andere dieser Arten erst nachträglich aus den Alpen eingewandert sei. Als die Gegend endgiltig eisfrei geworden war, nahm auch die Einwanderung neuer Arten immer grössern Umfang an, und zwar lieferte die mitteleuropäische Pflanzengruppe naturgemäss weitaus das stärkste Artenkontingent. In zweiter Linie steht die nordische Gruppe; aber auch die südeuropäische und pontische Gruppe sind gut vertreten und tragen zum eigenartigen Charakter der Flora nicht wenig bei. So sind südeuropäischen Ursprunges u. A.: Ajuga chamaepitys, Asperula arvensis, Euphorbia dulcis, Linaria tenuifolium, Orlaya grandiflora, Ornithogalum nutans, Quercus lanuginosa, Potentilla micrantha. Aus der pontischen Gruppe seien erwähnt: Bupleurum longifolium, Cytisus nigricans, Dictamnus albus, Inula hirta, Muscari bothryoides, Orchis pallens, Polygala chamaebuxus, Rhamnus saxatilis, Salvia glutinosa, Salvia verticillata, Thalictrum galioides, Thlaspi montanum, Viola collina, Staphylaea pinnata etc.
Endlich findet sich auch ein Beitrag aus der atlantischen Gruppe mit Satureia calamintha var. silvatica, Tamus communis, Teucrium scorodonia.
Die wildwachsende Pflanzenwelt stellt hier demnach ein sehr mannigfaltiges Gemenge dar. Alle selbständigen Florenbezirke haben ihre Ausläufer durch diese Gegend geschickt, und einzelne Arten, z. B. der pontischen Gruppe, sind ostwärts überhaupt nicht mehr viel weiter vorgedrungen, so Crepis alpestris, Cytisus nigricans, Erysimum crepidifolium, Orchis pallens und Rhamnus saxatilis. Vergl. Meister, J. Flora von Schaffhausen. Schaffhausen 1887.
Fauna.
Für den Kanton Schaffhausen sind vor allem diejenigen Stellen bemerkenswert, an denen die Reste einer interglazialen oder ältern postglazialen Tierwelt in besonders vorzüglicher Weise festgestellt werden konnten. Dies ist der Fall im Kalktuff bei Flurlingen (interglazial), im Kesslerloch bei Thaingen, wo 1874 von Merk (damals Reallehrer in Thaingen) und 1898 und 1899 von Dr. Nüesch eine teilweise Ausbeutung vorgenommen wurde und wo Dr. Heierli 1902/1903 im Auftrag der historisch-antiquarischen und der naturforschenden Gesellschaft in Schaffhausen den Abschluss der Arbeiten leitete;
im Freudenthal (ausgebeutet von Prof. Karsten und Dr. E. Joos);
im Dachsenbühl ö. vom Schweizersbild (ausgebeutet von Dr. F. von Mandach sen.);
endlich im Schweizersbild, entdeckt und zum kleineren Teil 1891 und 1892 gemeinsam ausgegraben von Dr. Häusler und Dr. Nüesch, nachher vollständig ausgebeutet von Dr. Nüesch.
In den Kalktuffen von Flurlingen fanden sich Reste von Rhinoceros Merkii, von dem man weiss, dass es mit dieser Interglazialzeit ausgestorben ist.
Die jetzt lebende Fauna weicht von derjenigen der Mittelschweiz und des Jura selbstverständlich nur unwesentlich ab. Dies gilt zunächst von den Säugetieren. Ueber die Vogelfauna sei erwähnt, dass Flussadler und Uhu ausgerottet sind, während Arten wie Schwarzspecht, Kornweih, Wiesenweih, Elster, Alpenmauerläufer, Brandseeschwalbe, Eistaucher etc. zwar vorkommen, aber nur ganz selten beobachtet werden. Die Nachtigall fehlt, trotz Einbürgerungsversuchen. Besonders formen- und individuenreich ist natürlich auch hier die Klasse der Insekten, innerhalb welcher durch die Arbeiten von Dr. G. Stierlin namentlich die Käfer sehr vollständig bekannt geworden sind. Hervorgehoben mag noch werden, dass durch die bisherigen Untersuchungen im Kanton ¶
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Schaffhausen die Reblaus nicht hat nachgewiesen werden können.
[Prof. J. Meister.]
Bevölkerung.
Nach der letzten eidgenössischen Volkszählung von 1900 belief sich die Zahl der Wohnbevölkerung auf 41514 Seelen (gegen 37783 im Jahr 1888). Damit nimmt der Kanton Schaffhausen in Bezug auf die absolute Bevölkerungsziffer wie in Bezug auf den Flächeninhalt den 19. Rang unter den 25 Kantonen ein; in Bezug auf die Volksdichte rückt er mit 141 Ew. auf 1 km2 an die 8. Stelle vor. Männlichen Geschlechtes waren 20182, weiblichen 21332 Ew.; die Zahl der Haushaltungen betrug 9769, diejenige der bewohnten Häuser 5878. 40290, somit mehr als 97% sprachen das Deutsche als Muttersprache, 264 das Französische, 846 das Italienische, 16 das Romanische, 58 andere Sprachen.
Die Bevölkerung ist, abgesehen von einem Teil der Eingewanderten in den grösseren Industrieorten, durchaus alemannischer Abstammung und alemannischer Mundart; das «Schaffhauserdeutsch» ist am nächsten verwandt mit der Mundart, die im nördlichsten Teil des Kantons St. Gallen, im Thurgau und im zürcherischen Weinland gesprochen wird, während es sich vom «Zürichdeutschen» nicht unwesentlich unterscheidet. So klein der Kanton ist, so lassen sich doch wieder in der Mundart gewisse Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Landesteilen erkennen. In konfessioneller Beziehung ist der Protestantismus vorherrschend; ihm gehörten bei der letzten Volkszählung 34046 Ew., somit 82% der Bevölkerung an; die 7403 Katholiken (gegen 18%) verteilten sich grösstenteils auf die Hauptstadt, auf die paritätische Gemeinde Ramsen und die industriellen Orte Neuhausen, Stein a. R. und Thaingen.
Sehr gering ist die Zahl der Israeliten (im Jahr 1900 nur 22, nämlich 21 in der Stadt Schaffhausen und 1 in Neuhausen); anderer Konfession oder unbestimmt waren 58. Nach der Heimat waren 26877 Ew. Kantonsbürger, 6983 Schweizerbürger aus andern Kantonen und 7654 Ausländer, wobei naturgemäss die deutsche Nationalität in erster Linie, die italienische in zweiter Linie vorwaltet. 45% der Ew. beschäftigten sich mit Viehzucht und Ackerbau, ebensoviel mit Industrie und Handel.
Während die Einwohnerschaft der grössern Industrieorte, vornehmlich der Hauptstadt und der an dieselbe angrenzenden Gemeinde Neuhausen, durch starke Zuwanderung von auswärts einen gewissen internationalen Charakter angenommen hat, ist bei der vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung der Landschaft der ursprüngliche Volkscharakter treu erhalten geblieben. Die Schaffhauser bilden einen kräftigen und ziemlich grossgewachsenen Menschenschlag;
sie sind arbeitsam, reinlich, einfach und sparsam, redlich und zuverlässig, etwas zurückhaltend und nüchtern, allem Ueberschwänglichen abhold und mehr dem praktischen Verstand als der lebhaften Phantasie folgend;
in kirchlicher Beziehung gelten sie als religiös, in politischer sind sie überzeugte Anhänger demokratischer Ansichten;
in eidgenössischen Fragen stehen sie seit jeher in den Reihen der fortschrittlichsten und bundestreuesten Schweizer.
Dem Schulwesen ist durch die Einsicht des Volkes und der Behörden eine rege und erfolgreiche Aufmerksamkeit gewidmet worden, so dass die allgemeine Volksbildung auf einer durchaus erfreulichen Höhe steht. Im Allgemeinen ist der Klettgauer lebhafter, intelligenter und unternehmender, aber auch unruhiger als der Bauer des Randengebietes und des Reiat. Das Volksleben hat wie anderswo seine Eigenart fast vollständig eingebüsst. Kirchweihen, Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen und andere Anlässe zeigen nichts Eigentümliches mehr; auch die lokalen Gebräuche, die Im Thurn im 12. Heft der Gemälde der Schweiz 1840 noch erwähnt, sind seither verschwunden. Einen Anziehungspunkt für die gesamte Landschaft und das benachbarte Gebiet bilden immer noch die vier Jahrmärkte in der Stadt Schaffhausen, von denen vor allem derjenige im August («Böllemärt») und November («Chabis- oder Martinimärt») sehr stark besucht sind.
Mit der alten Sitte ist leider auch die alte Tracht grösstenteils aufgegeben worden. Nur noch im Klettgau tragen einzelne Mädchen am Sonntag die sehr kleidsame Landestracht; sie bilden aber bereits seltene Ausnahmen. Auch das weibliche Geschlecht hat sich fast vollständig der alles bezwingenden Mode unterworfen; die Männertracht aber ist so vollständig verschwunden, dass man nur noch mit grösster Mühe einzelne ihrer Ueberreste aufzutreiben vermag. Früher hatten der Reiat und der Klettgau verschiedene Trachten.
Die Männer auf dem Reiat trugen einen breiten, dreieckigen Hut (Nebelspalter), einen langen, grauschwarzen Zwilchrock, schwarzlederne, enganschliessende Beinkleider, die nur bis ans Knie reichten, und weisse Strümpfe. Die reichen Bauern trugen noch eine rotwollene Weste und silberne oder versilberte Knöpfe an ihrem Rock. Die Frauen trugen Rock und Jacke von grauem Zwilch oder Halbtuch und eine baumwollene Mütze mit breitem Boden. Reicher war die Frauentracht in den Randengemeinden Merishausen, Bargen und Hemmenthal.
Sie bestand aus einer runden schwarzen Mütze mit breiten Spitzen, einer schwarzzwilchenen Jacke, welche vorn offen war, und einem roten Mieder mit grünen Schnüren eingefasst. Der Rock war schwarz, kurz und eng gefaltet, die Strümpfe von roter Wolle, die Schuhe mit 3 Zoll hohen Absätzen versehen. Am berühmtesten aber war die Hallauer- oder Klettgauertracht. Sie bestand bei den Männern in ausserordentlich weiten, aber enggefalteten Pumphosen von schwarzem Zwilch, einer kurzen, engen Jacke ohne Kragen von demselben Stoff und derselben Farbe, einer schwarzen Halsbinde mit langen, über den Rücken herunterhängenden Zipfeln, einer schwarzen runden Lederkappe und einem dreieckigen Hut.
Ueber das Hemd oder über eine rote Weste war ein schwarzlederner oder sammtener Hosenträger gezogen, auf dem der Name des Besitzers mit farbiger Seide eingestickt war. Die Strümpfe bestanden aus Leinwand. Ueberdies trugen noch manche Männer eine weisse Schürze von den Hüften bis auf die Hälfte des Oberschenkels. Die Frauentracht des Klettgaus, die glücklicherweise noch heute nicht ganz verschwunden, aber doch stark modifiziert ist, bestand aus einem kurzen, kaum über die Knie reichenden, eng gefalteten Rock von schwarzer, dunkelblauer oder dunkelgrüner fester Leinwand, an dessen unterm Saume auf der hintern Seite ¶