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ins untere Klettgau erstreckt, sowie in der Nagelfluh am rechten Hang des Rheinfallbeckens bis gegen das Schlösschen Wörth; die vierte oder letzte durch die übrigen diluvialen Sand- und Kiesablagerungen unterhalb 550 m Meereshöhe. Der letzten Interglazialzeit, d. h. der eisfreien Zeit zwischen der dritten und vierten Vergletscherung, gehören die Kalktuffe bei Flurlingen an. Sie liegen allerdings auf zürcherischem Boden, sind aber mit dem Diluvium Schaffhausens so eng verbunden, dass man sie immer mit diesem erwähnen wird. Die Lehmaufschwemmungen im Biberthal, im untern Merishauserthal und im obern Klettgau sind postglazial, ebenso die Schutthalden an den Randenhängen und die Schuttkegel, welche von Runsen und Seitenthälern des Randen aus in die Hauptthäler eingebaut sind, sowie endlich auch die durch Abwitterung entstandenen Haufen von Gesteinstrümmern am Fuss einzelstehender Felsen (Schweizersbild) und in der Sohle von Höhlen (Dachsenbühl, Kesslerloch).
Hydrographie.
Die grösste Bedeutung kam von jeher und kommt immer mehr dem Rhein zu. Als grossartige Naturschönheit im Landschaftsbild, als billige Verkehrsstrasse und als ausgibige Kraftquelle kommt sein Einfluss zu vielseitiger Geltung. Sein Wasser zeichnet sich durch einen hohen Grad von Reinheit aus; sein Kalkgehalt entspricht nur 12,5 Härtegraden, und seine Temperatur schwankt zwischen 5° und 21° C. Seine Zuflüsse vom Schaffhauser Gebiet her sind naturgemäss nur unbedeutend, da das Sammelgebiet bei übrigens vollkommen normaler Wasserzirkulation zu klein ist.
Das in den Boden eindringende meteorische Wasser erfährt überall vorzügliche Leitung und Filtration, und zwar sowohl in den zerklüfteten Kalken des Malm als in den lockern Kiesen des Deckenschotters auf den Molassehöhen. Die beiden Leitgesteine liegen auf undurchlässigem Mergel und Ton: jene auf Dogger und diese auf Molasse. So entstehen fast für den ganzen Kanton geologisch scharf bestimmte Quellenhorizonte, die dann auch in den letzten Jahrzehnten sorgfältig ausgenutzt wurden. Im leitenden Gestein selbst übte das Wasser stets eine beträchtliche lösende Wirkung aus, wodurch Spalten zu Klüften und diese zu unregelmässigen Höhlen erweitert wurden.
Für gewöhnlich bleiben uns diese Hohlräume verborgen. Zur Eiszeit aber, als gewaltige Gletscherbäche die vorhandenen Thäler vertieften und erweiterten und neue ausschwemmten, wurden manche dieser Höhlen freigelegt, so das Kesslerloch bei Thaingen, der Dachsenbühl beim Schweizersbild, die Teufelsküchen im Mühlenthal und oberhalb Beringen. Auch bei Strassenbauten, Wasserfassungen und dergl. können solche Höhlen angeschnitten werden (Wippel bei Thaingen, Büttenhard).
Das im Quellgebiet zu Tage getretene Wasser sollte nun als Bächlein und als Bach dem Rhein zufliessen. Alle unsere Thäler waren aber zeitweise wieder gesperrt und wurden mehr oder weniger hoch mit Schutt aufgefüllt: etwa 6 m im Biberthal, 27 m im Merishauserthal, 8 m im untern Hemmenthalerthal, über 50 m im untern Klettgau und ebenso in einem alten Rheinthal (Gasfabrik bei Schaffhausen-Flurlinger Kalktuff-Neuhausen-Schlösschen Wörth). In diese Schuttauffüllung tritt wieder ein Teil des Quellwassers ein und begleitet den Bach als unterirdischer Grundwasserstrom.
Beide, Grundwasser und Bach, bleiben den grössten Teil des Jahres neben einander bestehen. Wenn dann aber im Hochsommer der Erguss des Quellgebietes immer mehr abnimmt, so wird der Bach um so bälder verschwinden, je kleiner sein Einzugsgebiet und je grösser die Schuttmasse in der Thalsohle ist. Es ist dann also nur noch Grundwasser vorhanden, welches aber seiner Beständigkeit wegen vortreffliche Dienste leisten kann. Mit gutem Erfolg wird es benutzt im obern Fulachthal bei Thaingen, im Merishauserthal, sowie im alten Rheinkies bei Schaffhausen und Neuhausen (Rheinfall).
Auf diese Weise sind jetzt die meisten Gemeinden des Kantons, Schaffhausen nicht ausgenommen, mit Quell- oder Grundwasser gut versehen, während die Versorgung einiger hoch gelegenen Gemeinden des Reiat noch zu wünschen übrig lässt, da sie allzu schwierig durchführbar ist. Vergl. Meister, J. Eine geolog. Skizze über den Kanton Schaffhausen. Schaffhausen 1892; Meister, J. Neuere Beobachtungen aus den glazialen und postglazialen Bildungen um Schaffhausen. Schaffhausen 1898.
Klima.
Das Randengebiet gehört trotz seiner nicht unbedeutenden Erhebung zu den niederschlagärmsten Gegenden der Schweiz, da es im Regenschatten des höheren Schwarzwaldes liegt. Es betragen die jährlichen Niederschlagsmengen (1864-1903) für
mm | |
---|---|
Schleitheim | 762 |
Schaffhausen | 812 |
Lohn | 830 |
Unter Hallau | 843 |
Wilchingen | 880 |
Auch die Zahl der Tage mit Niederschlag ist relativ klein: Schaffhausen 144 im Jahr gegenüber 158 in Zürich. Ueber die andern klimatischen Faktoren geben Auskunft die meteorologischen Stationen Schaffhausen, Unter Hallau und Lohn. Die Temperaturmittel (1864-1900) derselben sind folgende:
Schaffhausen (Emmersberg) 437 m | Unter Hallau 450 m | Lohn 635 m | |
---|---|---|---|
Januar | -1,9° | -2,0° | -2,4° |
Februar | 0.2 | 0.2 | -0,1 |
März | 3.3 | 3.3 | 2.8 |
April | 8.5 | 8.6 | 7.8 |
Mai | 12.3 | 12.7 | 11.7 |
Juni | 15.9 | 16.3 | 15.3 |
Juli | 17.7 | 18.1 | 17.2 |
August | 16.6 | 16.7 | 16.4 |
September | 13.7 | 13.8 | 13.6 |
Oktober | 7.9 | 7.8 | 7.6 |
November | 3.1 | 3.2 | 2.5 |
Dezember | -1,1 | -1,1 | -1,7 |
Jahr: | 8,0° | 8,2° | 7,6°. |
Schaffhausen ist verglichen mit anderen Stationen der gleichen Höhenlage im Sommer kühl; der tägliche Temperaturgang zeigt, dass dies auf Rechnung der ausgedehnten Waldungen seiner Umgebung zu setzen ist. Die Temperaturmittel von Hallau lassen eine ausgesprochene Begünstigung dieses durch die Produkte seines Weinbaues berühmten Ortes direkt nicht nachweisen; immerhin kann man sagen, dass ausser dem dem Rebbau zusagenden Boden die Exposition der nach S. offenen Mulden von Hallau von Bedeutung ist. Das auf einem Plateau gelegene Lohn ist - seine Seehöhe berücksichtigt - ziemlich mild; die östl. Partien des Randen, der sog. «Reiat», erlauben, im Gegensatz zu den höheren, bewaldeten Partien im W., den Ackerbau.
Die mittlere jährliche Bewölkung beträgt für Lohn 5,8; für Hallau 6,2 und für Schaffhausen 6,5.
Das hochgelegene Lohn hat die kleinste Bewölkung. ¶
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Nebel tritt am häufigsten auf im Klettgau. Mittlere Zahl der Tage mit Nebel im Jahr in Unter Hallau 66, in Schaffhausen 48 und in Lohm 49.
Hallau besitzt eine längere Reihe von Beobachtungen der Sonnenscheindauer. Dieselbe ergab im Mittel der Jahre 1887/1900 in Stunden:
I. | II. | III. | IV. | V. | VI. | VII. | VIII. | IX. | X. | XI. | XII. | Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
43 | 91 | 126 | 163 | 190 | 218 | 230 | 239 | 167 | 113 | 46 | 39 | 1665. |
[Dr. R. Billwiller jun.]
Die namentlich in den Thälern eintretende Nebelbildung ist im Frühjahr erwünscht, weil sie dann (besonders bei Frost) ein zu rasches Auftauen verhindert und so die Pflanzen vor dem Erfrieren schützt.
Flora.
Reste ausgestorbener Pflanzen sind nur wenig zahlreich vorhanden. Die interglazialen Kalktuffe von Flurlingen ergaben fast ausschliesslich Blattabdrücke von Bergahorn, nebst Gräsern und einigen Blättchen von Buchs. Während der vierten Vergletscherung verschwand diese Flora, und wenn auf dem Plateau des Hoch Randen allenfalls eine spärliche Vegetation sich zu halten vermochte, so kann sie nur aus alpinen Formen bestanden haben, womit das von Dr. Probst nachgewiesene Vorkommen der Kugelorchis (Orchis globosa) auf dem Hoch Randen übereinstimmen würde.
Während des nun folgenden langsamen Gletscherrückzuges werden auch in der Tiefe zunächst noch alpine oder wenigstens präalpine Arten vorgeherrscht haben. Die meisten derselben sind später unter günstigem klimatischen Verhältnissen neu eindringenden Arten gewichen, doch fehlt es auch nicht an solchen, die sich den neuen Lebensbedingungen angepasst haben und der Gegend erhalten geblieben sind (sog. Relikte). Als solche sind zu nennen: Amelanchier vulgaris, Arabis Bellidiastrum Michelii, Cardamine digitata, Cardamine pinnata, Gentiana lutea, Hieracium amplexicaule, Lonicera alpigena, Melampyrum silvaticum, Rosa pendulina, Sesleria coerulea, Valeriana tripteris.
Einer hochnordisch-alpinen Gruppe gehört Trichophorum alpinum an. Dabei ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die eine oder andere dieser Arten erst nachträglich aus den Alpen eingewandert sei. Als die Gegend endgiltig eisfrei geworden war, nahm auch die Einwanderung neuer Arten immer grössern Umfang an, und zwar lieferte die mitteleuropäische Pflanzengruppe naturgemäss weitaus das stärkste Artenkontingent. In zweiter Linie steht die nordische Gruppe; aber auch die südeuropäische und pontische Gruppe sind gut vertreten und tragen zum eigenartigen Charakter der Flora nicht wenig bei. So sind südeuropäischen Ursprunges u. A.: Ajuga chamaepitys, Asperula arvensis, Euphorbia dulcis, Linaria tenuifolium, Orlaya grandiflora, Ornithogalum nutans, Quercus lanuginosa, Potentilla micrantha. Aus der pontischen Gruppe seien erwähnt: Bupleurum longifolium, Cytisus nigricans, Dictamnus albus, Inula hirta, Muscari bothryoides, Orchis pallens, Polygala chamaebuxus, Rhamnus saxatilis, Salvia glutinosa, Salvia verticillata, Thalictrum galioides, Thlaspi montanum, Viola collina, Staphylaea pinnata etc.
Endlich findet sich auch ein Beitrag aus der atlantischen Gruppe mit Satureia calamintha var. silvatica, Tamus communis, Teucrium scorodonia.
Die wildwachsende Pflanzenwelt stellt hier demnach ein sehr mannigfaltiges Gemenge dar. Alle selbständigen Florenbezirke haben ihre Ausläufer durch diese Gegend geschickt, und einzelne Arten, z. B. der pontischen Gruppe, sind ostwärts überhaupt nicht mehr viel weiter vorgedrungen, so Crepis alpestris, Cytisus nigricans, Erysimum crepidifolium, Orchis pallens und Rhamnus saxatilis. Vergl. Meister, J. Flora von Schaffhausen. Schaffhausen 1887.
Fauna.
Für den Kanton Schaffhausen sind vor allem diejenigen Stellen bemerkenswert, an denen die Reste einer interglazialen oder ältern postglazialen Tierwelt in besonders vorzüglicher Weise festgestellt werden konnten. Dies ist der Fall im Kalktuff bei Flurlingen (interglazial), im Kesslerloch bei Thaingen, wo 1874 von Merk (damals Reallehrer in Thaingen) und 1898 und 1899 von Dr. Nüesch eine teilweise Ausbeutung vorgenommen wurde und wo Dr. Heierli 1902/1903 im Auftrag der historisch-antiquarischen und der naturforschenden Gesellschaft in Schaffhausen den Abschluss der Arbeiten leitete;
im Freudenthal (ausgebeutet von Prof. Karsten und Dr. E. Joos);
im Dachsenbühl ö. vom Schweizersbild (ausgebeutet von Dr. F. von Mandach sen.);
endlich im Schweizersbild, entdeckt und zum kleineren Teil 1891 und 1892 gemeinsam ausgegraben von Dr. Häusler und Dr. Nüesch, nachher vollständig ausgebeutet von Dr. Nüesch.
In den Kalktuffen von Flurlingen fanden sich Reste von Rhinoceros Merkii, von dem man weiss, dass es mit dieser Interglazialzeit ausgestorben ist.
Die jetzt lebende Fauna weicht von derjenigen der Mittelschweiz und des Jura selbstverständlich nur unwesentlich ab. Dies gilt zunächst von den Säugetieren. Ueber die Vogelfauna sei erwähnt, dass Flussadler und Uhu ausgerottet sind, während Arten wie Schwarzspecht, Kornweih, Wiesenweih, Elster, Alpenmauerläufer, Brandseeschwalbe, Eistaucher etc. zwar vorkommen, aber nur ganz selten beobachtet werden. Die Nachtigall fehlt, trotz Einbürgerungsversuchen. Besonders formen- und individuenreich ist natürlich auch hier die Klasse der Insekten, innerhalb welcher durch die Arbeiten von Dr. G. Stierlin namentlich die Käfer sehr vollständig bekannt geworden sind. Hervorgehoben mag noch werden, dass durch die bisherigen Untersuchungen im Kanton ¶