79 Häuser, 307 Ew. Schönes Dorf.
Wiesenbau und Viehzucht, Alpwirtschaft.
Grosse Kirche in neugotischem Stil.
Viele der Ortsbürger
leben im Ausland, besonders in Italien, als Kauf- und Handelsleute.
Fund eines Bronzemessers bei St. Jörg;
Grabhügel beim
heute zerfallenen kleinen Kloster Capella.
Serra oder Letzi (Drususgraben genannt).
Durch das hier von rechts
sich öffnende Casannathal fiel Prinz Rohan 1635 mit einer französischen Armee unvermutet ins Livignothal ein.
Das romanische
S-chanf ist wie «Stianf» auszusprechen.
Orell (Kt. Tessin,
Bez. Leventina).
2240 m. Felsige Höhe 3 km nw. Airolo, zwischen der Alpe de Scipscius, Alpe de Sorescia und der Gotthardstrasse
zwischen dem Hospiz und Airolo. Fällt nach S. in felsigen Terrassen ab.
(Val) (Kt. Tessin,
Bez. Blenio).
2180-1482 m. Hohes und steiles Seitenthälchen des Val Luzzone, einer der obern Verzweigungen des
Bleniothales. Beginnt an dem über 1,5 km langen Gletscher, der zwischen dem Torrone di Nava (2884 m), Piz Sorda (3125
m) und Piz Casinell (3101 m) nach NNW. sich senkt und dessen östl. Umrahmung im weitern Verlauf der Garenstock (2954 m) und
der Plattenberg (3041 m) bilden, welch' letzterer sowohl auf der Graubündner-, als auf der Tessinerseite vergletschert ist.
Von diesen Bergen ziehen sich mächtige Gebirgswälle auf beiden Thalseiten bis in den Vordergrund des
nach NW. verlaufenden Thälchens hinab. Von O. her stürzt seinem Bach das Wasser von Al Torno entgegen. Am Thalausgang liegen
die Berghütten Al Sasso (1482 m) und weiter n. die von Garzotto (1617 m). Das Thälchen ist 2,5 km lang und besitzt bis zum
Abbruch des Gletschers ein Gefälle von etwa 27,5%. Es steigt in drei Stufen auf, von denen die zwei
untersten mit Alpweiden besetzt sind und malerische Hochterrassen über steilen Felsabstürzen darstellen.
Auf der ersten dieser Terrassen liegt die Alpe Scaradra Sotto (1798 m) und auf der obern die Alpe Scaradra Sopra (2180
m) mit grossartig-wildem und mit Gletschern geschmücktem Hintergrund. Aus der obern Alp führt über ein kleines Gletscherfeld
der Passo di Sorreda (2770 m) unter dem Garenstock vorbei in die Lampertschalp (Alpe di Sorreda) im Lentathal, der obersten Thalstufe
des Valserrhein, hinüber. Am Gletscherende vor der höchsten, felsigen Schwelle des Alpenthälchens sind
imposante Endmoränen angehäuft.
Gesteine sind oben glimmerreicher Adulagneis und Glimmerschiefer (dieser am Sorredapass und auf Alp Scaradra Sopra) mit NW.-Fallen
der Schichten im Hintergrund und SO.-Fallen an den Bergseiten der Alp Scaradra (Muldenstruktur). Der vordere Thalteil ist
in glimmerige und dunkle, NW.-fallende Bündnerschiefer eingeschnitten. Diese letztern führen Züge von
körnigem Kalkstein und Marmor, die von Vals und Vrin her unter dem Piz Terri hinstreichen und weit ins Val Luzzone und bis gegen
Olivone hinab reichen. Am Sorredapass tritt grauer Dolomitmarmor, der jedenfalls der Rotikalkstufe der Trias angehört,
vom bündnerischen Gebiet über die Grenze herüber und setzt sich mit grauem und gelbem Dolomit gegen
die obere Alp Scaradra hinab fort. Er bricht mitten im Glimmerschiefer oder an seiner Grenze und im Adulagneis hervor und
dürfte enggepressten Sedimentmulden des krystallinen Grundgebirges angehören. Um die Alpen von
Scaradra und Sorreda schweben
nicht wenige Sagen.
Sopra und Scaradra Sotto (Kt. Tessin,
Bez. Blenio,
Gem. Aquila).
1798-2180 m. Schöne Alpweiden mit zwei Gruppen
von Hütten, im Val Scaradra und vor dem Ende des Cassimoigletschers, zwischen dem Torrone di Nava und dem Plattenberg.
Von Olivone
her über Ghirone und durch das Val Luzzone in 5 Stunden zu erreichen.
Werden mit 50 Stück Rindvieh und 170 Ziegen
bezogen.
Herstellung von Butter und Käse.
(Kt. Tessin,
Bez. Lugano).
1002 m. Gem. und Dorf im Val Colla, am S.-Hang des Moncucco und 17 km nö. vom Bahnhof Lugano. Postablage;
Postwagen Lugano-Maglio di Colla. 47 Häuser, 306 kathol. Ew. Kirchgemeinde Colla. Weizen- und Kartoffelbau, Viehzucht. Alpendörfchen
mit von der Zeit gebräunten Holzhäusern. Auswanderung nach Nordamerika.
(Kt. Tessin,
Bez. Blenio).
2347 m. NW.-Ausläufer des Pizzo di Termine (2867 m) in der westlichsten Kette des s. Gebirgsfächers
der Adulaalpen, die zwischen dem Calancathal und dem Brenno-Tessin (Riviera) in meridionaler Richtung verläuft.
Der Gipfel
des Scarione liegt 1,7 km nw. vom Pizzo di Termine zwischen dem obersten Abschnitt des Val Pontirone (mit
Legiuno) und seinem sö. Seitenzweig Val Sciengio und setzt sich in n. Richtung in den nur noch 2257 m hohen Pizzo Porchè
mit seinen steilen Gräten und Hängen fort. In beiden Nachbarthälchen liegen Berg- und Alpweiden mit
Heustadeln und Alphütten.
Oestl. vom Scarione führt ein Passübergang (2298 m) nach Pra da Porchè (2040 m) und der Alp
Giumella (1890 m) hinüber, von wo aus man über den Passo di Giumella in ö. Richtung nach Rosso und Augio im Calancathal gelangt.
Besteht aus dem bekannten Tessinergneis.
romanisch S-charl (Kt. Graubünden,
Bez. Inn,
Kreis Untertasna, Gem. Schuls).
1813 m. Alpdörfchen am rechten
Ufer der das Scarlthal entwässernden Clemgia, unmittelbar oberhalb der Mündung des Sesvennabaches und 11 km ssö. Schuls.
Postablage. 13 steinerne Häuser, 35 reform. Ew. romanischer Zunge.
Kirchgemeinde Schuls.
Alpwirtschaft, etwas Kartoffel- und
Gerstenbau.
Kleine Kirche, in der der Pfarrer von Schuls während des Sommers 3-4 mal Gottesdienst hält;
1525 erbaut
und dem h. Karl geweiht (S-charl = St. Karl).
auch Costainas- oder Champatschpass genannt (Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2251 m. Pass;
führt von Fuldera-Lü oder Cierfs im
Münsterthal über die W.-Seite der Alp Champatsch nach der Alp Astras im Scarlthal und von da über das Dörfchen
Scarl nach Schuls im Unter Engadin.
Lü-Schuls 6½ Stunden.
Wird viel begangen und ist für eine künftige Strassenverbindung
zwischen den beiden Thälern ausersehen.
Die Passhöhe liegt in Gneis, der sich aus dem Scarlthal heraufzieht, dort aber in
geringer Entfernung im O. und W. von Verrucano und Triasgliedern überlagert wird.
(Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2600-1170 m. Grösstes Seitenthal des Inn im Unter Engadin, dessen Bach, die Clemgia, in einer Schlucht
rechts gegenüber Schuls brausend hervorbricht. Das Thal mit seinen Verzweigungen liegt im Gebiet der Pisoc- und der Sesvennagruppe
der Ofenpassalpen und grenzt im W. an das Val Plavna, im SW. an den Ofenpass, im S. an das Münsterthal,
im O. an Tirol (Val
mehr
Avigna-Araundathal-Schlinigthal) und im N. an das Unter Engadin. Die allgemeine Richtung des Thales ist S.-N. mit einer leichten
Ausbiegung nach O. im mittleren Abschnitt. Die Gruppe des Piz Pisoc grenzt im SW. an das Münsterthal, den Ofenpass und den
vordern Teil des Spölthales, während die Sesvennagruppe sich nö. vom Scarlthal und Avignathal bis
zum obern Vintschgau (Malserheide-Reschen Scheideck) ausdehnt. Die wichtigsten Gipfel der Pisocgruppe an der Grenze und innerhalb
des Gebietes von Scarl sind (im N. angefangen): Piz Pisoc (3178 m) mit dem N.-Ausläufer Piz Lavetscha (2792 m), Piz Zuort (3122
m), Piz Mingèr (3108 m), Piz Foraz (3094 m), Piz Tavrü (3168 m), Piz Vallatscha (3023 m), Piz d'Astras (2920
m) und endlich Piz Murtera (2998 m) und Piz Starlex (3081 m), letztere beiden gegen Val Avigna im SO. Von diesen Gipfeln tragen
nur der Piz Pisoc und Piz Zuort kleine Gletscherfelder.
Die Grenze in der Sesvennagruppe verläuft wie folgt: vom Piz Starlex nach N. und quer durch Plazér nach
NO. zum vergletscherten Sesvennastock und über die Furcla Sesvenna bis zum Piz Cristannes (schweizerisch-österreichische Grenze);
dann zieht sie, erst das Gebirgsgebiet der Gemeinde Sent berührend, im N. über die Furcla und den vergletscherten Piz Cornet
an den S.-Rand des Eisfeldes des Vadret Lischanna und bis zu den Paraits Sesvenna (im Piz Madlainstock),
um dann, wieder auf Schulser Gebiet, über den Kamm des Piz und Mot San Jon zum Inn herabzusteigen.
Gipfel an dieser Grenze und
innerhalb des Scarlthales sind: Piz Sesvenna (3207 m), Piz Cristannes (3120 m) und Piz Cornet (3033 m),
alle drei vergletschert;
Piz Madlain (3101 m), Piz San Jon (3070 und 3049 m) und Mot San Jon (2446 m).
Das reich verzweigte
Scarlthal steht mit den benachbarten Thälern und Berggebieten über zahlreiche Pässe in Verbindung. Von diesen nennen wir
ausser denjenigen, die ins Münsterthal hinüberführen (s. den Art. Münsterthal), folgende: Pass Sur il Foss
(2325 m) durch Val Mingér nach Val Plavna und Tarasp, Rundtour um den Piz Pisoc, 8 Stunden;
die Fuorcla Starlex (2633 m) aus
Costainas, dem obersten Thalboden von Scarl, nach Val Avigna und Tauffers im Tirol;
n. davon das Scarljöchl (auch
Cruschetta oder Cuolmen da Plazér genannt; 2316 m) aus der Alp Plazér ebenfalls ins Avignathal und nach Tauffers, von Scarl
aus 3½ Stunden;
weiter
n. jenseits vom Piz Sesvenna die Furcla Sesvenna (etwa 2830 m) aus Val Sesvenna zur Pforzheimerhütte
des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins und in das Schlinigthal nach Mals, von Scarl aus 8 Stunden;
die Uebergänge Sursass und Munt Schlingia nach Val d'Uina;
die Furcla Cornet (2849 m) aus Val Cornet (Seitenthal von Val Sesvenna)
nach Val Cristannes und Val d'Uina;
den Uebergang aus der Alp Sesvenna durch Val dell' Aua in n. Richtung auf den Lischannagletscher
und hinunter nach Schuls.
Das Scarlthal ist vom Vereinigungspunkt seiner Quellbäche in der Alp Plazér oberhalb Scarl bis zur Mündung der Clemgia etwa 12 km
lang; dazu kommen die beiden grössten der obern Verzweigungen mit etwa 8 km (Costainasthälchen-Alp Tamangur) und mit 2,8
km (Cruschetta-Alp Plazér). Die grösste Thalbreite liegt zwischen dem Plan Matun und dem Piz Cristannes
mit 10,3 km in der Luftlinie. Am schmalsten ist das Thal kurz vor der Mündung der Clemgia in den Inn mit nur etwa 300 m. Unterhalb
des Schmelzbodens und kurz vor der Mündung des Baches von Val Mingér wird das Bett der Clemgia schluchtenartig
und bleibt nun bis hinunter nach Schuls teils in Fels, teils in mächtigen Moränen-, Fluss- und Gehängeschutt eingeschnitten.
Diese Schluchten engen sich nach N., etwa von der Gegend Crappendos-Val Sasstaglia an und zwischen dem Piz Lavetscha einerseits
und dem Piz und Mot San Jon andererseits, noch weiter ein und stellen hinter dem Schuttplateau von Plan
da Fontanas, sowie unter Avrona im Vordergrund die wildesten Risse dar. Das Gefälle ist in diesem nördl. Thalabschnitt sehr
gross und beträgt von der Mündung des Baches des Val Mingér bis zur Vereinigung der Clemgia mit dem Inn 505 m oder etwa 7,2%,
während es von der Vereinigung der Quellbäche unter der Alp Plazér bis zur Mündung des Mingérbaches etwa 285 m oder 5,2%
beträgt. Von den beiden schon erwähnten Quellthälern abgesehen, heissen die Seitenzweige des Scarlthales: Val Sesvenna
(mit Val dell' Aua) auf der O.-Seite, Val Tavrü und Val Mingér-Val Foraz auf der W.-Seite. Die kurzen und
wilden Felsenthälchen Val del Poch unter dem Piz Madlain und Trigl zwischen dem Piz Madlain und dem Piz San Jon sind zum Teil
Trockenrinnen. Ein kleiner Quellbach, der am Gehänge über dem Lai Nair von Tarasp nach NO. fliesst, stürzt