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wurden und mit denen Saxon den ganzen Kanton versorgte. Von eigentlicher Bedeutung ist Saxon durch die Verwertung einer in seiner Nähe entspringenden Mineralquelle geworden, deren Heilwirkung den Bewohnern der Gegend schon lange bekannt war, die sogar ihre räudigen Schafe zu ihr zu führen und von ihr trinken zu lassen pflegten. Der Arzt Dr. Claivaz liess nun 1839 Badeeinrichtungen erstellen, worauf bald auch ein Kurhaus erstand. Die Quelle entspringt in der Nähe des «Grand Hôtel des Bains» aus einer Felsenspalte, wo sich Kalkschichten und jodhaltige Rauhwacke berühren.
Die Temperatur des Wassers ist ziemlich konstant 25,5°; seine Menge beträgt 300-400 Minutenliter und sein spezifisches Gewicht schwankt je nach den verschiedenen Analysen von 1,000077 bis 1,00077. Die Quelle zeigt als besonders eigentümliche und bis jetzt noch nicht genügend erklärte Erscheinung eine zeitweise Intermittenz im Jodgehalt, wobei auch das Fehlen der Chlormetalle, die sonst das Jod zu begleiten pflegen, auffällig ist. Das Jod kann bisweilen ganz fehlen und dann plötzlich wieder in sehr grosser Menge vorhanden sein.
Die Chemiker Cesati aus Vercelli (1852), Morin aus Genf (1844 und 1857), Rivier und Fellenberg in Lausanne (1853), Henry in Paris und Andere haben das Wasser mehrfach analysiert und gelangten zu den verschiedensten Resultaten. Sie fanden ausser Jod und Brom, an Calcium, Kalium und Magnesium gebunden, vorherrschend doppeltkohlensauren Kalk und schwefelsaure Magnesia, dann doppeltkohlensaure Magnesia, schwefelsaures Natron, schwefelsauren Kalk, Chlornatrium, Eisenoxydul, Kalisalze, Kieselsäure und Tonerde.
Der Jodgehalt schwankt nach den verschiedenen Analysen von 0,2257 gr bis 0,000005 gr auf 1000 gr Wasser. Das Wasser von Saxon ist krystallhell, geruchlos und ohne ausgesprochenen Geschmack, doch etwas fade. In offenen Gefässen trübt sich das gehaltreichere Wasser nach einigen Tagen unter dem Einfluss der Luft und riecht dann nach freiem Jod. Die 1859 erfolgte Eröffnung der Eisenbahn des Rhonethales gab den Bädern von Saxon einen unerwarteten Aufschwung, der noch bedeutend zunahm, als man im Kasino eine Spielbank nach der Art derjenigen von Monte Carlo einrichtete.
Saxon blieb nun während beinahe zwanzig Jahren ein Sammelpunkt der vornehmen und vornehm sein wollenden Welt, bis die neue Bundesverfassung von 1874 das Hasardspiel in der Schweiz verbot und infolgedessen am die Spielbank aufgehoben werden musste. Damit verlor Saxon von einem Tage auf den andern seinen Charakter als vornehmes Weltbad. Heute ist die Quelle trotz ihrer anerkannt vorzüglichen Heilwirkungen vollständig unbenutzt und sind die Badeetablissemente geschlossen. An diesem Niedergang mögen auch das sehr trockene und heisse Klima, die häufig das Thal durchfegenden heftigen Winde und die aus den Sümpfen der Sarvaz stammenden Scharen von Stechmücken zum Teil mit die Schuld tragen.
Einen Ersatz für diesen durch die Schliessung des Heilbades erlittenen Verlust hat Saxon in der intensiven Bebauung und Ausnutzung seines fruchtbaren Alluvialbodens gefunden. Der Franzose Morel führte den Anbau der Spargeln ein, der heute von besonderer Wichtigkeit geworden ist, der Basler Egg verbreitete die Aprikosen-, Pfirsich- und Erdbeerenzucht, und Bollin, der Gärtner des Landgutes Fama, richtete hier seit 1887 die ausgedehnten Baumschulen ein, die sich seit einiger Zeit an den landwirtschaftlichen und Blumenausstellungen der Schweiz beteiligen und mit Ehren behaupten.
Das Dorf Saxon besitzt eine dem h. Felix geweihte und 1844 erbaute Pfarrkirche, die die als Ruine heute noch auf dem Schlosshügel stehende alte Burgkapelle ersetzt hat. Das zu dieser letztern gehörende Beinhaus ist jetzt zugemauert, doch hat Eug. Pittard die in ihm vorhandenen Schädel zu studieren Gelegenheit gehabt (siehe Revue mensuelle de l'École d'Anthropol. Paris 1898). Diese Untersuchung ergab das Vorhandensein einer beträchtlichen Anzahl von Brachycephalen (etwa 88%), die wie die meisten der alten Walliser Schädel der Rasse der sog. Alpenkelten angehören, während der Schädeltypus der heutigen Bewohner von Saxon von demjenigen der Skelette im Beinhaus völlig verschieden ist. Es erscheint wahrscheinlich, dass die alte Ueberlieferung Recht behält, die die ursprüngliche Besiedelung der Gegend von Saxon den Leuten des Bagnesthales zuschreibt.
Später hat sich dann die Rasse durch starke fremde Zuwanderung bedeutend verändert. Neben der neuen Kirche steht das 1846 an der Stelle einer alten Kapelle erbaute Gemeindehaus, das auch noch zum Teil als Schulhaus dient. Vor allem bemerkenswert ist jedoch die auf freistehendem Hügel (¼ Stunde über dem Dorf und ½ Stunde über der Ebene) tronende Ruine der alten Burg der Edeln von Sasson, deren kühner Turm sich über der alten und nun ebenfalls zerfallenden Kapelle erhebt.
Die Burg gehörte vor 1263 dem Rudolf von Ayent, der um diese Zeit grossen Grundbesitz erwarb und diesen samt der Burg käuflich an den Grafen Peter von Savoyen abtrat. Das Edelgeschlecht derer von Saxon erscheint schon 1198, in welchem Jahr ein Amadeus von Saxon genannt wird. Peter von Saxon, ehemaliger Burgherr von Conthey (1266), und sein Bruder Amadeus beteiligten sich am Aufstand des Peter von La Tour gegen den Sittener Bischof Bonifaz von Challant und wurden nach der Niederlage der Aufständigen von diesem gefangen genommen und 1299 begnadigt.
Ritter Anselmus von Saxon wurde dagegen wegen Majestätsbeleidigung, d. h. vermutlich wegen eines bewaffneten Widerstandes gegen den Bischof im Jahr 1300 auf dem Grand Pont zu Sitten enthauptet. Bald nach diesem Ereignis scheint das Geschlecht derer von Saxon ausgestorben zu sein. Die Burg wurde gleich den übrigen savoyischen Vesten der Gegend von den Wallisern 1475 nach ihrem entscheidenden Sieg auf der Planta zerstört und ist seither nicht wieder aus der Asche erstanden. Der höher oben gelegene Abschnitt der Gemeinde Saxon zeigt Wald und schöne Alpweiden. Maiensässe und Alpen werden von einer Wasserleitung befruchtet, die das Wasser der Prinze aus dem Val de Tortin hierher führt. (S. den folgenden Art.). Jurakalk, auf dem jodhaltigen Rauhwackeband aufruhend, dem die Mineralquelle entspringt. Grab aus der Eisenzeit.