Furgglenfirst in der appenzellisch-rheinthalischen Grenzkette, 3 km nw. des Dorfes
Sax.
Sie dient als
Pass von
Sax nach dem
Weissbad bei Appenzell.
Der Weg führt von
Sax über die
Halderhäuser über Rasenhänge hinauf, dann w. vom
Saxerberg über einige kleine
Felsbänder steiler zur Unteralp (1394 m) und, immer steil, zur
Lücke (3 Stunden), dann ebenfalls steil
hinab zur
Bollenwies (1471 m) und hart am untern Ende des
Fählensees vorbei durch den Engpass
Stiefel ins Sämbtiserthal und
durch dieses hinaus am
Sämbtisersee vorbei nach
Brülisau und
Weissbad (2 Stunden).
Landschaftlich uni geologisch höchst interessanter
Pass. Geologisch gehört er dem grossenBruch an, der sich vom
Hinterwald ob
Sax über Saxerlücke-Stiefel-Bogarten-Hüttentobel
bis
Schwendi in nördl. Richtung hinzieht und fünf von den sechs Säntishauptfalten oder deren sie fortsetzenden oder ablösenden
Nebenfalten durchschneidet. S. den Art.
Sæntis.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Werdenberg).
444 m. 4 km langer und 3,4 km breiter Landstreifen, der von
Sax ö. bis an den
Rhein reicht. Vom Farbbach und Gasenzerbach durchflossen. War früher stark sumpfig, ist aber seit der Rheinkorrektion
und dem Bau des
WerdenbergerBinnenkanales ziemlich trocken gelegt worden.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken).
1125 m. Gem. und Dorf im
Saxetenthal, 4 km sw. der Station
Wilderswil der Linie
Interlaken-Grindelwald. Poststrasse nach
Wilderswil. Postablage, Telephon. 25
Häuser, 170 reform. Ew. Kirchgemeinde
Gsteig.
Wiesenbau und Viehzucht, Alpwirtschaft. Sommerfrische mit Gasthöfen. Ausgangspunkt für die Besteigung der
Sulegg (3½ Stunden),
eines Aussichtspunktes ersten Ranges.
Fussweg von Saxeten über den Rengglipass (oder
Tanzbödelipass) in 6½ Stunden nach
Aeschi. 1319: Sachsatan.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken).
2400-593 m.
Wildbach des
Saxetenthales; entspringt am
N.-Hang des
Schwalmeren, erhält zahlreiche
kleine Nebenadern und mündet nach 8 km langem
Lauf in der Richtung NO. 500 m oberhalb
Wilderswil von links in die
Lütschine.
Bildet 2 km oberhalb
Saxeten einen schönen
Wasserfall und ist vom Austritt aus seiner Mündungsschlucht
bis zur Vereinigung mit der
Lütschine verbaut. Eine seiner Quellen ist gefasst worden und versieht jetzt
Interlaken mit ausgezeichnetem
Trinkwasser. Ein Hochwasser des schon 1364 erwähnten
Wildbaches soll das mittelalterliche Dorf
Grenchen zerstört haben, das
rechts am Ausgang des
Saxetenthalesim Thal der Kütschine gelegen war.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken),
1880-593 m. Linksseitiges Nebenthal zum Thal der
Lütschine; wird im S. durch die mächtigen
Felswände des
Schwalmeren abgeschlossen, an deren N.-Fuss der oberste Boden des
Thales, die Nesslerenalp, liegt. 300 m tiefer
unten beginnt das eigentliche Saxetenthal, das links von dem vom
Morgenberghorn nach NO. ziehenden Leissigengrat
begrenzt wird, dessen gegen
Saxeten gerichtete Flanke weniger steil abfällt als der zum
Thunersee gewendete Hang. Rechts begleitet
das Thal der
Kamm der
Lobhörner (2523 m) und der
Sulegg (2412 m), der mit dem
Bellenhöchst (2091 m) über dem Thal der
Lütschine
endigt.
Dem rechten Ufer der Mündungsschlucht des Saxetenthales folgen die Strasse und die Wasserleitung,
die das
Wasser der einen Quelle des
Saxetenbaches nach Interlaken
führt.
Das Thal ist waldreich und hat schöne Alpweiden, so diejenigen
von
Ausserberg,
Bellen und
Nessleren, welch' letztere schon
1359 genannt wird.
Der
Saxetenbach und seine zwei beträchtlichsten
Nebenadern bilden oberhalb des Dörfchens
Saxeten schöne
Wasserfälle.
3,5 km nw. der Station
Charrat-Fully der Simplonbahn.
Steht
mitten in einer grünen Wiesenoase zwischen den Feldern des
Rhonethales und den am Gehänge aufsteigenden
Rebbergen. 10
Häuser, 66 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Fully.
Acker- und Weinbau. Mehrere, in der genannten Zahl nicht inbegriffene
Häuser gehören Leuten aus dem
Bagnes- und Entremontthal und werden nur zur Zeit der Arbeiten in den
Rebbergen bewohnt.
oder SaxonlesBains, früher
Sasson geschrieben (Kt. Wallis,
Bez.
Martinach). Neue Kirche in 539 m.
Station und
Bad in 468 m. Gem. und Pfarrdorf im
Rhonethal; 9,5 km nö. der Station
Martinach der Simplonbahn. Das Gebiet der
Gemeinde reicht vom linken Rhoneufer bis zum Gipfel der
Pierre à Voir (2476 m) hinauf. Station der Simplonbahn. Postbureau,
Telegraph, Telephon. Gemeinde: 244
Häuser, 1636 Ew. (wovon 1525 Katholiken);
Dorf: 131
Häuser, 939 Ew.
Das Pfarrdorf liegt auf einer fruchtbaren Terrasse, während die Häusergruppe Gottefrey oder Saxon les Bains mit der Station
sich in der Rhoneebene selbst befindet und seit der Eröffnung der neuen
Thalstrasse (1806) und dem Bau der Eisenbahn bedeutend
entwickelt hat.
Daneben geboren noch einige mehr oder weniger abseits gelegene kleine
Weiler zur Gemeinde,
von denen einzig
Sapin Haut,
La Taure und
Tovassière nennenswert sind. 1850 zählte die Gemeinde 952 Ew. und 1870 deren 1610,
worauf nach der Aufhebung der Spielbank im Kasino die Zahl der Bewohner zurückging und 1888 blos noch 1400 betrug.
Seither hat sich der
Ort von neuem gehoben und zwar hauptsächlich dank der Einführung von neuen Erwerbszweigen. Obstbaumschulen,
Anbau und Ausfuhr von Obst und Gemüse.
Grosse Obst-, Gemüse- und Fleischkonservenfahrik. Nahe Saxon befindet sich auch die landwirtschaftliche Schule von
Écône.
In Saxon hat man im Juli 1905 die erste kantonale Obst-, Gemüse- und Blumenausstellung veranstaltet.
Turn-, Gesang- und Musikverein. Schönes, 1904 erbautes Schulhaus. Seit 1890 besteht hier auch eine freie Schule, die
hauptsächlich von den Kindern der reformierten Ortseinwohner besucht wird. Zweimal im Monat wird reform. Gottesdienst gehalten.
Neben seinen Feldern und seinem kleinen
Weinberg hat Saxon ferner noch die in vollem Betrieb stehenden
Schiefer- und Steinplattenbrüche von L'Arbarey bei
Sapin Haut, deren Produkte durch eine Bahnanlage nach Decauville'schem
System und ein Luftkabel zur Station hinunter geschafft werden. Die hier gebrochenen grossen Steinplatten werden bis in den
Berner und den
NeuenburgerJura versandt. Anthrazitgruben bei der
Alpe d'Établon, um 1880 abgebaut und seither
wieder verlassen. Saxon bildete bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine bescheidene Ortschaft mit ausgedehntem Gemeindegrundbesitz,
der aber vor 1840 kaum angebaut war. Zu jener Zeit zog man in Menge
Esel auf, die dann an den Jahrmärkten verkauft
¶
mehr
wurden und mit denen Saxon den ganzen Kanton versorgte. Von eigentlicher Bedeutung ist Saxon durch die Verwertung einer in
seiner Nähe entspringenden Mineralquelle geworden, deren Heilwirkung den Bewohnern der Gegend schon lange bekannt war, die
sogar ihre räudigen Schafe zu ihr zu führen und von ihr trinken zu lassen pflegten. Der Arzt Dr. Claivaz
liess nun 1839 Badeeinrichtungen erstellen, worauf bald auch ein Kurhaus erstand. Die Quelle entspringt in der Nähe des
«GrandHôtel des Bains» aus einer Felsenspalte, wo sich Kalkschichten und jodhaltige Rauhwacke berühren.
Die Temperatur des Wassers ist ziemlich konstant 25,5°; seine Menge beträgt 300-400 Minutenliter und
sein spezifisches Gewicht schwankt je nach den verschiedenen Analysen von 1,000077 bis 1,00077. Die Quelle zeigt als besonders
eigentümliche und bis jetzt noch nicht genügend erklärte Erscheinung eine zeitweise Intermittenz im Jodgehalt, wobei auch
das Fehlen der Chlormetalle, die sonst das Jod zu begleiten pflegen, auffällig ist. Das Jod kann bisweilen
ganz fehlen und dann plötzlich wieder in sehr grosser Menge vorhanden sein.
Die Chemiker Cesati aus Vercelli (1852), Morin aus Genf
(1844 und 1857), Rivier und Fellenberg in Lausanne (1853), Henry in Paris
und Andere haben das Wasser mehrfach analysiert und gelangten zu den verschiedensten Resultaten. Sie fanden
ausser Jod und Brom, an Calcium, Kalium und Magnesium gebunden, vorherrschend doppeltkohlensauren Kalk und schwefelsaure Magnesia,
dann doppeltkohlensaure Magnesia, schwefelsaures Natron, schwefelsauren Kalk, Chlornatrium, Eisenoxydul, Kalisalze, Kieselsäure
und Tonerde.
Der Jodgehalt schwankt nach den verschiedenen Analysen von 0,2257 gr bis 0,000005 gr auf 1000 gr Wasser. Das Wasser von Saxon
ist krystallhell, geruchlos und ohne ausgesprochenen Geschmack, doch etwas fade. In offenen Gefässen trübt sich das gehaltreichere
Wasser nach einigen Tagen unter dem Einfluss der Luft und riecht dann nach freiem Jod. Die 1859 erfolgte Eröffnung der
Eisenbahn des Rhonethales gab den Bädern von Saxon einen unerwarteten Aufschwung, der noch bedeutend
zunahm, als man im Kasino eine Spielbank nach der Art derjenigen von Monte Carlo einrichtete.
Saxon blieb nun während beinahe zwanzig Jahren ein Sammelpunkt der vornehmen und vornehm sein wollenden Welt, bis die neue
Bundesverfassung von 1874 das Hasardspiel in der Schweiz verbot und infolgedessen am die Spielbank
aufgehoben werden musste. Damit verlor Saxon von einem Tage auf den andern seinen Charakter als vornehmes Weltbad. Heute
ist die Quelle trotz ihrer anerkannt vorzüglichen Heilwirkungen vollständig unbenutzt und sind die Badeetablissemente geschlossen.
An diesem Niedergang mögen auch das sehr trockene und heisse Klima, die häufig das Thal durchfegenden
heftigen Winde und die aus den Sümpfen der Sarvaz stammenden Scharen von Stechmücken zum Teil mit die Schuld tragen.
Einen Ersatz für diesen durch die Schliessung des Heilbades erlittenen Verlust hat Saxon in der intensiven Bebauung und
Ausnutzung seines fruchtbaren Alluvialbodens gefunden. Der Franzose Morel führte den Anbau der Spargeln
ein, der heute von besonderer Wichtigkeit geworden ist, der Basler Egg verbreitete die Aprikosen-, Pfirsich- und Erdbeerenzucht,
und Bollin, der Gärtner des Landgutes Fama, richtete hier seit 1887 die ausgedehnten Baumschulen ein, die sich seit einiger
Zeit an den landwirtschaftlichen und Blumenausstellungen der Schweiz beteiligen und mit Ehren behaupten.
Das Dorf Saxon besitzt eine dem h. Felix geweihte und
1844 erbaute Pfarrkirche, die die als Ruine heute noch auf dem Schlosshügel
stehende alte Burgkapelle ersetzt hat. Das zu dieser letztern gehörende Beinhaus ist jetzt zugemauert, doch hat Eug. Pittard
die in ihm vorhandenen Schädel zu studieren Gelegenheit gehabt (siehe Revue mensuelle de l'École d'Anthropol.
Paris 1898). Diese Untersuchung ergab das Vorhandensein einer beträchtlichen Anzahl von Brachycephalen (etwa 88%), die wie
die meisten der alten Walliser Schädel der Rasse der sog. Alpenkelten angehören, während der Schädeltypus der heutigen
Bewohner von Saxon von demjenigen der Skelette im Beinhaus völlig verschieden ist. Es erscheint wahrscheinlich,
dass die alte Ueberlieferung Recht behält, die die ursprüngliche Besiedelung der Gegend von Saxon den Leuten des Bagnesthales
zuschreibt.
Später hat sich dann die Rasse durch starke fremde Zuwanderung bedeutend verändert. Neben der neuen Kirche steht das 1846 an
der Stelle einer alten Kapelle erbaute Gemeindehaus, das auch noch zum Teil als Schulhaus dient. Vor allem
bemerkenswert ist jedoch die auf freistehendem Hügel (¼ Stunde über dem Dorf und ½ Stunde über der Ebene) tronende Ruine
der alten Burg der Edeln von Sasson, deren kühner Turm sich über der alten und nun ebenfalls zerfallenden Kapelle erhebt.
Die Burg gehörte vor 1263 dem Rudolf von Ayent, der um diese Zeit grossen Grundbesitz erwarb und diesen
samt der Burg käuflich an den Grafen Peter von Savoyen abtrat. Das Edelgeschlecht derer von Saxon erscheint schon 1198, in
welchem Jahr ein Amadeus von Saxon genannt wird. Peter von Saxon, ehemaliger Burgherr von Conthey (1266),
und sein Bruder Amadeus beteiligten sich am Aufstand des Peter von La Tour gegen den SittenerBischof Bonifaz von Challant und
wurden nach der Niederlage der Aufständigen von diesem gefangen genommen und 1299 begnadigt.
Ritter Anselmus von Saxon wurde dagegen wegen Majestätsbeleidigung, d. h. vermutlich wegen eines bewaffneten
Widerstandes gegen den Bischof im Jahr 1300 auf dem Grand Pont zu Sitten enthauptet. Bald nach diesem Ereignis scheint das Geschlecht
derer von Saxon ausgestorben zu sein. Die Burg wurde gleich den übrigen savoyischen Vesten der Gegend von den Wallisern 1475 nach
ihrem entscheidenden Sieg auf der Planta zerstört und ist seither nicht wieder aus der Asche erstanden.
Der höher oben gelegene Abschnitt der Gemeinde Saxon zeigt Wald und schöne Alpweiden. Maiensässe und Alpen werden von einer
Wasserleitung befruchtet, die das Wasser der Prinze aus dem Val de Tortin hierher führt. (S. den folgenden Art.). Jurakalk,
auf dem jodhaltigen Rauhwackeband aufruhend, dem die Mineralquelle entspringt. Grab aus der Eisenzeit.
(Bisse und Canalde) (Kt. Wallis,
Bez. Conthey,
Gem. Nendaz, und Bez. Martinach, Gem. Isérables, Riddes und Saxon). Eine der beträchtlichsten
Wasserleitungen des Wallis;
33,5 km lang. Zweigt in 1840 m von dem aus dem Val de Tortin (einer der obern Verzweigungen
des Val de Nendaz) kommenden Quellarm der Prinze ab, zieht durch Waldungen nach N., biegt über dem WeilerBleusy um die Becca de Nendaz
nach W. ab, wendet sich dann durch die Forêt de Troutz im Val d'Isérables nach S. zurück und erreicht endlich über dem
Wildbach von Écône in 1740 m das Gebiet von Saxon. Der Kanal ist im Durchschnitt 80 cm hoch und 60 cm
breit und hat ein mittleres Gefälle von 1,5%. Er ist meist in den Fels gehauen, führt aber längs Felswänden und steilen
Gehängen auch in hölzerner Leitung hin, deren Gesamtlänge allerdings blos 400 m beträgt. Die Menge
des zugeführten
¶