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in zwei gut voneinander gesonderte Gebiete getrennt. Auf den
Rücken und in den Thalfurchen der sö. von diesem
Kamm gelegenen
Terrasse stehen zahlreiche
Dörfer, deren aber keines den Namen Savièse
selbst trägt, der einzig derjenige der ganzen grossen
Gemeinde ist. Diese
Dörfer sind
Saint Germain (3 km nnw.
Sitten) mit der Pfarrkirche und dem Gemeindehaus,
sowie mit Postablage, Telegraph und Telephon; ferner
Chandolin,
Crêta,
Drône,
Ormona,
Granois, Montellier, Prinzière,
Rouma
und
Vuisse.
Diese
Dörfer gruppieren sich in fünf administrative Kreise, die den Namen Panner (bannières) führen. Zusammen 326
Häuser, 2259 kathol.
Ew., 170 mehr als im Jahr 1888. Die Siedelungen auf dem
Plateau von Savièse
datieren erst aus der Zeit
nach der Plünderung und Niederbrennung der beiden einstigen
Dörfer Malerna und Zuchuat durch die Savoyarden im November 1475. Die
beiden genannten alten Ortschaften leben blos noch in der Volksüberlieferung weiter. «Malerna»
heisst heute noch eine kleine Terrasse über
Granois, und «Zuchuat» ist ein in Savièse
heute noch vorhandener
Familienname.
Man plant den Bau einer Eisenbahn von
Sitten über den
Sanetsch nach dem
Berner Oberland, die über das
Plateau von Savièse
führen soll und
Sitten in 4 Stunden mit
Saanen verbinden wird. Savièse
ist eine der wenigen
Walliser Gemeinden, die
auf kleinem Raum sämtliche landwirtschaftliche Eigenarten des ganzen Kantons wiederholen. Bis zu der das
Plateau im N. begrenzenden
Waldzone hinauf gedeihen der Nuss-, Apfel-, Pflaumen- und Pfirsichbaum etc., während am Abfall der Terrasse gegen das
Rhonethal
die Weinreben sich befinden, deren Bewässerung mit Hilfe der der Stadt
Sitten gehörenden Wasserleitung
der
Lentine (Bisse de
Lentine) besorgt wird.
Weinbaugenossenschaft. In verschiedenen der
Dörfer bestehen sog. Männervereine, deren meist verheiratete Mitglieder ein
bestimmtes Stück Rebland gemeinsam bebauen, um dann den gekelterten Wein bei gewissen festlichen Anlässen zu verwenden.
Schiessverein. Das
Plateau wird von einer grossen Wasserleitung, dem
Bisse de Savièse (s. diesen Art.),
befruchtet. Die Pfarrei
Savièse oder
Saint Germain (s. diesen Art.) wird zum erstenmal 1271 erwähnt. 1815-1839 gehörte die
Gemeinde Savièse
zum Bezirk
Hérens.
Die dem
Bischof von
Sitten gehörende Landschaft Savièse
, deren Bewohner zur Verteidigung der festen Burgen
Montorge und La
Soie verpflichtet waren, erfreute sich von jeher grosser Vorrechte und
Freiheiten. Die beiden genannten
Burgen wurden 1417 im sog. Raronkrieg von den gegen den
Bischof aufständigen Ober Wallisern zerstört. Neben den auf die
N.-Flanke der
Berner
Alpen übergreifenden, aber politisch zum Wallis
gehörenden
Maiensässen und Alpweiden besitzen die «Saviésans»
noch andere
Weiden, die bereits im Kanton Bern
gelegen sind, so über
Saanen die
Alpen von
Lengmatten,
Windspillen,
Weissefluh, Burg und Communesse, sowie gegen den Pillonpass hin die
Stutz-, Felix- und Gridenalp.
Diese Grundstücke sind seit langer Zeit durch Ankauf oder auch schon vor der Reformation durch Erbschaft an solche Bürger
von Savièse
gekommen, die sich ihre Frauen im
Berner Saanenland geholt hatten. Zwischen den Leuten von
Savièse
und
Conthey, deren ersteres lange Zeit einen vorgeschobenen Posten des Ober Wallis
und deren anderes einen solchen des mit
den Oberwallisern in beständiger Fehde stehenden
Hauses Savoyen bildete, besteht bis auf den heutigen Tag eine heftige Rivalität,
die noch zu Ende des 19. Jahrhunderts auf den
Messen und
Märkten von
Sitten in häufigen Ringkämpfen zum
Ausdruck kam.
Die einstige gegenseitige Feindschaft wurde noch geschürt durch die beständigen Reibereien um das Weiderecht auf den
Alpen
im rechtsseitigen obern Abschnitt des
Thales der
Morge, das sogar mit Waffengewalt erzwungen oder verteidigt werden musste.
Diese blutigen Streitigkeiten hörten erst auf, als die Savoyarden nach einem Raub- und Brandzug durch die Gemeinde Savièse
von den Ober Wallisern am auf der Planta bei
Sitten gründlich geschlagen wurden und alle ihre Burgen bis hinab
zum Engpass von
Saint Maurice in Flammen aufgehen sahen.
Ein 1863 getroffenes Uebereinkommen hat sodann allen noch schwebenden Prozessen ein Ende gemacht, so dass heute die Saviésans und Contheysans friedlich nebeneinander leben und ihre einstige Feindschaft blos noch durch regen Wetteifer zum Ausdruck bringen. Gräber aus der Bronze- und der Eisenzeit mit zahlreichen Fundgegenständen;
Funde von durchbohrten Muschelschalen in Chandolin, bei der Burg La Soie und in Vuisse;
Einzelfunde aus römischer Zeit. 999: Savisia;
1250: apud Savyesi;
1304: communitas de Saviesia;
1306: Savesia;
1352: Saviesy, Saviasi;
1396: Savissia.
Sitten und Eigenart
der Bewohner von Savièse
sind vom
Walliser Genre- und Landschaftsmaler Raph.
Ritz in verschiedenen Bänden des Jahrbuches des S. A. C. eingehend und liebevoll geschildert worden. Vergl. Wolf, F. O. Sitten und Umgegend. (Europ. Wanderbilder. 138/140). Zürich 1888.