ziehenden Bahnlinien. Ein Dampfschiffsbetrieb auf dem
Walensee existiert nicht mehr, seitdem das kleine Dampfboot Delphin 1851 in
einer Sturmnacht untergegangen ist; den Touristen steht heute für Ausflüge auf dem
See ein in
Weesen stationiertes elektrisches
Boot zur Verfügung. Während dem N.-Ufer des
Sees keine durchgehende Strasse folgt, wird dessen S.-Ufer
durch eine solche und die Bahnlinie
Weesen-Walenstadt bedient. Drahtseilbahn von
Ragaz zum
SchlossWartenstein hinauf.
Poststrassen gehen bis
Vättis im Taminathal und bis
Weisstannenim Thal gleichen Namens. Der heutige Bezirk gehörte einst
zu
Rätien und kam dann an die
Grafen von Montfort, die diese ihre
Grafschaft 1406 zusammen mit
Wartau im
Werdenberg an den
Grafen Friedrich von
Toggenburg verpfändeten. Nach dem Tod des letzten
Grafen von
Toggenburg entspann sich
um dessen Erbfolge der langwierige alte Zürichkrieg, der 1446 mit der Schlacht bei
Ragaz sein Ende fand. Damit wurde die
GrafschaftSargans gemeinsames Untertanenland der acht alten Orte (Kantone), die abwechselnd einen
auf dem
SchlossSargans residierenden Landvogt ernannten.
Während diesem die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit zustand, übten die niedere Gerichtsbarkeit für
Flums,
Weisstannen,
Mels,
Bärschis,
Vilters und Sargans Land das sog. Land- und zwei Wochengerichte, für
Ragaz,
Pfäfers,
Valens und
Vättis das Kloster
Pfäfers, für die Städte
Walenstadt und Sargans deren Räte und Schultheiss und für die Walenseeufer
(Murg,
Terzen,
Quarten,
Quinten) der Landvogt von
Gaster aus. Mit Ausnahme der Bürger der beiden kleinen Städte waren alle Leute
der Landvogtei Leibeigene.
Die Reformation fand fast im ganzen Land Eingang, wurde aber nach der Schlacht von
Kappel wieder vom alten
Glauben verdrängt. Ein von der helvetischen Regierung 1798 aufgestelltes Projekt, einen eigenen Kanton Sargans (mit dem
Rheinthal,
Sax,
Gams,
Werdenberg-Wartau, Sargans,
Gaster,
Uznach,
Rapperswil und der jetzt schwyzerischen
March) zu schaffen, wurde
nicht ausgeführt, worauf das Sarganserland zunächst zum Kanton
Linth kam und dann 1803 trotz dem Widerspruch seiner Bewohner
dem neuen Kanton St. Gallen
angegliedert wurde. Der damals auch
Werdenberg,
Sax und
Gams umfassende Bezirk suchte unter dem Einfluss von Gallati
1814, sich an den Kanton Glarus
anzuschliessen, wurde aber durch die von der eidgenössischen Tagsatzung unterstützte Regierung von
St. Gallen
an diesem Vorhaben verhindert. 1831 erhielt der Bezirk seinen heutigen Umfang. Ein alter
Brauch imSarganserland
ist das sog. Mailäuten, d. h. das Läuten aller Glocken um Mitternacht des 30. April.
Bibliographie;
Fäh, Franz. Aus der Geschichte der GemeindeWalenstadtund des Sarganserlandes.Walenstadt 1900; Kaiser, Fl. Sarganserland,Festschrift zur Säkularfeier.Ragaz 1898; Heule, A. VomWalenseezurTamina. Glarus
1903.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans). 510 m. Gem. und kleine, von einer
alten Burg beherrschte Stadt, Hauptort des Bezirkes Sargans,
im
Winkel zwischen dem
Seez- und dem
Rheinthal, links vom
Rhein u. am S.-Fuss des
Gonzen. 25 km nnw.
Chur und 42 km s.St. Gallen.
Station der Linien von Zürich
und
Rorschach nach
Chur. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Vilters. Gemeinde, mit
Vild,
Ratell, Rod,
Splee,
Riet,
Farb,
Töbeli und
Schwefelbad: 181
Häuser, 931
zur Mehrzahl kathol. Ew.; Stadt: 82
Häuser, 446 Ew. Katholische
Pfarrei. Hauptbeschäftigungen der Bewohner sind Acker-, Obst- und Weinbau. Die industrielle Tätigkeit
ist wenig bedeutend. Früher baute man am
Gonzen Eisenerz ab und bestanden in der Stadt eine Bierbrauerei und eine grosse
Kochherdfabrik. Heute hat Sargans neben den gewöhnlichen Kleinhandwerksbetrieben eine
Fabrik für chemische Produkte. Gasthöfe.
Ehemaliges
Schwefelbad.
Das alte Städtchen liegt malerisch am Fuss des schroff aufstrebendenGonzen und mitten in einem wahren
Wald von Obstbäumen. Unter der Stadt steht auf einer Anhöhe das alte und historisch bedeutsame
Schloss. Die erste Anlage
des
Ortes befand sich anfänglich in den ö. vom Städtchen an der Strasse nach
Trübbach gelegenen Malervagütern. Nachgrabungen
haben dann Ueberreste römischer Bauten aufgedeckt und den Nachweis gebracht, dass sich an und auf dem
die Gegend beherrschenden Felshügel schon die ältesten Völker angesiedelt hatten.
Noch heute sind Ueberreste der ehemaligen
Römerstrasse von Zürich
her an der sagenreichen
Passatiwand, sowie über dem
Schollberg
sichtbar. Die häufigen Rheinüberschwemmungen nötigten die Bewohner dann, das Städtchen an die Stelle zu
verlegen, wo wir es heute finden. Mit dem Aufblühen des Rittertums kam es unter die Botmässigkeit der Besitzer des Grafenschlosses.
Stadt und
Schloss sind sehr alt, doch kann die Zeit ihrer Entstehung nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Im 11. Jahrhundert:
Senegaunis;
1228: Sargans, Sargannes;
1257: Sangans;
später Sanegans, Sandgans, Santgans, Sanganss,
Salgansz.
Der Name hängt unzweifelhaft mit dem Namen des
WildbachesSar (s. diesen Art.) zusammen, der am Fuss des Städtchens
vorbeifliesst. Am legte eine Feuersbrunst 121
Firste in Asche und verschonte blos die Kirche und Kaplanei. Mauern
und Tore, die ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen waren, wurden nicht wieder aufgebaut. Im Chor
der sehenswerten Pfarrkirche befindet sich die Gruft, in der die
Grafen von Sargans mit
Schild und Wehr beigesetzt wurden;
drei Altäre aus schwarzem Marmor.
Der Kirchturm steht auf einem Sandhügel und ist kaum 30 cm tief
im Boden fundiert; er enthält eine alte
Glocke, die sog. Rheinglocke, die schon im Jahr 1050 durchs Thal geklungen haben soll. Sekundarschule. Mehrere gemeinnützige
und wohltätige Vereine. Heimat der beiden Geschichtsforscher Dr. Henne und Dr. Henne-Am Rhyn und des Zeichners Albrecht.
Aus dem Städtchen führt ein steiler aber gut gangbarer Weg nach einer romantisch angelegten Steintreppe, der
sog. Rankstiege, hinauf und über diese zum
Schloss, das seit dem Uebergang an die 8 alten Orte der
Eidgenossen von diesen
während 339 Jahren als Residenz der jeweiligen Landvögte benutzt worden ist. 1798 wurde es Staatseigentum, 1830 verkaufte
man es an einen in
Chur wohnenden
Grafen von
Toggenburg, und 1899 kam es von dessen Nachkommen um die Kaufsumme
von 80000 Fr. an die Stadtgemeinde Sargans, die es mit Hilfe des Vereins für Erhaltung schweizerischer Kunstdenkmäler würdig
restaurieren liess. Es enthält als Sehenswürdigkeiten einen prächtigen Rittersaal mit einer Waffensammlung und den Wappen
sämtlicher (180) ehemaligen Landvögte, eine Herrenstube, eine altertümliche Küche, eine kleine
Kapelle
und unterirdische Verliesse. Von der Platform
¶
mehr
beim 34 m hohen Schlossturm geniesst man eine unvergleichlich schöne Rundsicht auf die Ebene, den Rhein und die Berge. Im Sommer
wird jetzt hier oben eine Gastwirtschaft betrieben. Schöne Spaziergänge und Ausflüge (Splee- oder Stefanskapelle, WaldHölzli,
Riedliquelle, Hinteregg und Walserberge, Bergwerk Gonzen etc.). Vorhistorische Eisenerzmine am Gonzen, deren alte
Stollen heute noch sichtbar sind; Funde von Bronzegegenständen in Vild und an der Passatiwand, Römersiedelungen in Malerva
u. Ratell, römischer Wachtturm bei Castels. Ueber die geschichtlichen Verhältnisse vergl. den Art. Sargans (Bezirk).