mehr
gebessert. (Vergl. die Art.
Rhein,
Sar,
Seez). Der
W.-Hang der Alvierkette und der
S.-Hang der
Churfirsten brechen steil ab, so
dass an ihnen nur wenige grössere Alpweiden auf Terrassen
Platz finden. Die einzigen grössern Weide- und Kulturflächen
bilden hier die Palfriesalp am
Alvier und der
Walenstadter Berg an den
Churfirsten. Sanfter und stärker
gegliedert sind dagegen der O.- und NO.-Abfall der genannten Ketten. Ausser der
Tamina und der
Seez haben sich in dem Bergland
von Sargans
der starken Neigung der Hänge wegen nur noch
Wildbäche von geringerer Länge entwickeln können.
Dafür treten diese aber sehr zahlreich auf und können bei Hochwasser beträchtliche Wassermengen führen, wobei sie dann (bei der Schneeschmelze und nach starken Regengüssen) prachtvolle Wasserfälle bilden. Vom NO.-Hang der Grauen Hörner kommen der Saschielbach, Krinnenbach, Sarbach und Schrabach herab, die alle im Unterlauf kanalisiert sind und sich in dem gegen N. zum Rhein ziehenden Sarkanal sammeln. Zum Walensee gehen der Lauibach, Kammenbach, Rütibach, Thalbach und die Murg.
Neben dem
Walensee finden wir im Bezirk
noch eine Reihe von kleinen Bergseen, wie
Viltersersee, Wangsersee,
Schwarzsee,
Schottensee,
die
Murgseen. Diesem reichen hydrographischen Netz entspricht auch eine grosse Mannigfaltigkeit der Thalbildung. Die bedeutendsten
der Thalfurchen sind das
Calfeisen-,
Tamina-,
Kunkels-,
Weisstannen- und
Murgthal. Die
Sohlen des
Rhein- und
des
Seezthales sind trotz der ausgeführten Korrektionen und Entwässerungsarbeiten immer noch auf grosse Strecken mit
Kiesen
und Schottern überführt und weisen noch weite Sumpfflächen auf, die nur Streue liefern. An den tiefer gelegenen Gehängen
gedeihen Obstbäume und die Weinrebe (98,6 ha Rebland).
Die bekanntesten und beliebtesten Weinsorten sind die von
Quinten,
Walenstadt,
Flums,
Mels, Sargans
,
Vilters,
Wangs und
Ragaz. In den Thalsohlen baut man vorzüglich
Mais, Kartoffeln und Gemüse. Höher oben liegen schöne
Wiesen und grosse
Waldungen, und in der eigentlichen Bergregion finden sich zahlreiche ausgedehnte Alpweiden. In der rationellen Ausnutzung
des
Bodens und in dessen Urbarisierung hat man durch beträchtliche Meliorationsarbeiten (Verbauung von
Wildbächen, Wegverbesserungen, Entwässerungs- und Bewässerungsanlagen) grosse Fortschritte erzielt.
Haupterwerbszweige der Bewohner sind immer noch Viehzucht und Alpwirtschaft. Genossenschafts- und Korporationskäsereien
bestehen im Bezirk
nicht. Die Gebirgsregion weist zwar beträchtliche unproduktive Flächen (Fels und Firn) auf, zieht aber
dafür von Jahr zu Jahr mehr Touristen an. Hier oben ist auch die Jagd noch ergibig. In den
Grauen
Hörnern
existiert ein Schongebiet für Gemsen. Fischfang im
Walensee und in den Bergbächen (Forellen). Schieferbrüche und
Krystallhöhlen
im Taminathal, Marmorbrüche in den
Grauen
Hörnern, ein
Bruch auf Mühlsteine bei
Mels,
Steinbrüche verschiedener
Art an
andern Orten.
Das Eisenerzbergwerk am
Gonzen bei Sargans
ist wie die Eisenschmelze in
Plons bei
Mels eingegangen. Die Mehrzahl der Ortschaften
hat industrielle Tätigkeit: Baumwollwebereien und -spinnereien in
Mels,
Flums,
Walenstadt;
Zementfabriken in Walenstadt und Unter Terzen;
eine Zwirnerei in Mels;
eine Seidenweberei in Ober Terzen;
Elektrizitäts-, Wasser- und Gaswerke in Walenstadt und Ragaz;
eine
Fabrik chemischer Produkte in Sargans;
Schieferfabriken in Pfäfers und Ragaz;
Bierbrauereien in Walenstadt und Ragaz;
Mineralwasserfabrik in Ragaz;
Baugeschäfte in Ragaz;
eine Stärkefabrik in Mels;
Stickereien und Spargelzucht in Ragaz;
Buchdruckereien in Walenstadt, Mels und Ragaz;
Blechwaren- und Calciumkarbidfabrik in Flums.
Holzhandel in
Unter Terzen.
Walenstadt ist Waffenplatz mit Kasernenanlagen und hat den Bezirk
sspital. Auf
Knoblisbühl am
Walenstadterberg steht das kantonale
Sanatorium für Lungenkranke.
Grosses Sägewerk in
Murg. Klimatische Kurorte sind
Quarten,
Weisstannen,
Vättis; berühmte Heilbäder
und grossartige Hotelbauten in
Ragaz und
Pfäfers.
Spar- und Leihkassen in
Walenstadt,
Flums und
Ragaz.
Die Viehstatistik hat folgende Resultate ergeben:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 10555 | 10921 | 11338 |
Pferde | 319 | 352 | 414 |
Schweine | 2442 | 4483 | 3761 |
Schafe | 3331 | 2621 | 1479 |
Ziegen | 3995 | 5175 | 3844 |
Bienenstöcke | 1475 | 1889 | 1318 |
Der Bezirk
umfasst folgende acht Gemeinden:
Pfäfers,
Ragaz,
Vilters, Sargans
,
Mels,
Flums,
Walenstadt und
Quarten. 3222
Häuser, 4227 Haushaltungen
und 18828 Ew., wovon 17064 Katholiken, 1762 Reformierte und 2 Andere. 18083 Ew. deutscher, 31 französischer, 614 italienischer
und 89 rätoromanischer Zunge. 1850: 12797 Ew. Auf 1 km2 Fläche entfallen 39 Ew. 14 kathol. Kirchgemeinden:
Bärschis,
Flums,
Mels,
Mols,
Murg,
Pfäfers,
Quarten,
Ragaz, Sargans
,
Vättis,
Valens,
Vilters,
Walenstadt und
Weisstannen.
Zwei reformierte Pfarreien:
Ragaz und
Walenstadt. Die bedeutenderen Ortschaften liegen alle in der
Ebene. Die Leute des St.
Galler
Oberlandes sind von südländisch lebhaftem Temperament, intelligent und überlegend, gute Patrioten und sehr freiheitsliebend.
An den Berghängen und auf den Terrassen herrscht Einzelsiedelung in zahlreichen kleinen Häusergruppen und isolierten
Höfen.
Die
Thäler werden von schönen und gut unterhaltenen
Strassen durchzogen. Sargans
ist der Knotenpunkt
der von Zürich
und
Rorschach her nach
Chur
¶
mehr
ziehenden Bahnlinien. Ein Dampfschiffsbetrieb auf dem Walensee existiert nicht mehr, seitdem das kleine Dampfboot Delphin 1851 in einer Sturmnacht untergegangen ist; den Touristen steht heute für Ausflüge auf dem See ein in Weesen stationiertes elektrisches Boot zur Verfügung. Während dem N.-Ufer des Sees keine durchgehende Strasse folgt, wird dessen S.-Ufer durch eine solche und die Bahnlinie Weesen-Walenstadt bedient. Drahtseilbahn von Ragaz zum Schloss Wartenstein hinauf.
Poststrassen gehen bis Vättis im Taminathal und bis Weisstannen im Thal gleichen Namens. Der heutige Bezirk
gehörte einst
zu Rätien und kam dann an die Grafen von Montfort, die diese ihre Grafschaft 1406 zusammen mit Wartau im
Werdenberg an den Grafen Friedrich von Toggenburg verpfändeten. Nach dem Tod des letzten Grafen von Toggenburg entspann sich
um dessen Erbfolge der langwierige alte Zürichkrieg, der 1446 mit der Schlacht bei Ragaz sein Ende fand. Damit wurde die
Grafschaft Sargans
gemeinsames Untertanenland der acht alten Orte (Kantone), die abwechselnd einen
auf dem Schloss Sargans
residierenden Landvogt ernannten.
Während diesem die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit zustand, übten die niedere Gerichtsbarkeit für Flums, Weisstannen,
Mels, Bärschis, Vilters und Sargans
Land das sog. Land- und zwei Wochengerichte, für Ragaz, Pfäfers, Valens und Vättis das Kloster
Pfäfers, für die Städte Walenstadt und Sargans
deren Räte und Schultheiss und für die Walenseeufer
(Murg, Terzen, Quarten, Quinten) der Landvogt von Gaster aus. Mit Ausnahme der Bürger der beiden kleinen Städte waren alle Leute
der Landvogtei Leibeigene.
Die Reformation fand fast im ganzen Land Eingang, wurde aber nach der Schlacht von Kappel wieder vom alten
Glauben verdrängt. Ein von der helvetischen Regierung 1798 aufgestelltes Projekt, einen eigenen Kanton Sargans (mit dem
Rheinthal, Sax, Gams, Werdenberg-Wartau, Sargans, Gaster, Uznach, Rapperswil und der jetzt schwyzerischen March) zu schaffen, wurde
nicht ausgeführt, worauf das Sarganserland zunächst zum Kanton Linth kam und dann 1803 trotz dem Widerspruch seiner Bewohner
dem neuen Kanton St. Gallen
angegliedert wurde. Der damals auch Werdenberg, Sax und Gams umfassende Bezirk
suchte unter dem Einfluss von Gallati
1814, sich an den Kanton Glarus
anzuschliessen, wurde aber durch die von der eidgenössischen Tagsatzung unterstützte Regierung von
St. Gallen
an diesem Vorhaben verhindert. 1831 erhielt der Bezirk
seinen heutigen Umfang. Ein alter Brauch im Sarganserland
ist das sog. Mailäuten, d. h. das Läuten aller Glocken um Mitternacht des 30. April.
Bibliographie;
Fäh, Franz. Aus der Geschichte der Gemeinde Walenstadt und des Sarganserlandes. Walenstadt 1900; Kaiser, Fl. Sarganserland, Festschrift zur Säkularfeier. Ragaz 1898; Heule, A. Vom Walensee zur Tamina. Glarus 1903.