PeterundPaul(Kt. St. Gallen,
Bez. und Gem. Tablat).
786 m. Aussichtsreiche Anhöhe mit einem Gasthof und dem
Wildpark der Stadt
St. Gallen, am N.-Ende des Rosenberges-Rotmonten; 1,6 km nw. der Station
Heiligkreuz der städtischen Strassenbahn
und 2 km nw. der Station
St. Fiden der Linie St. Gallen-Rorschach. Benannt nach einer seit der Reformation
von 1525 verschwundenen einstigen
Kapelle. Prachtvolle Aussicht auf den
Bodensee, die
Appenzeller- und die Vorarlbergeralpen
und das süddeutsche Hügelland.
Telegraph. Die St. Petersinsel besteht wie die «Kleine
Insel» aus nahezu horizontal geschichteter Molasse. Als vor der Juragewässerkorrektion
und der Ablenkung der
Aare in den
Bielersee (1870-1875) der
Spiegel dieses letztern noch höher lag als heute, war die St. Petersinsel
rings von tiefem
Wasser umgeben und wurde von der «Kleinen
Insel» (oder Ilôt des Lapins) durch einen 800 m
breiten Kanal getrennt. Sie hatte damals einen Umfang von 2,5 km und einen Flächeninhalt von 37,5 ha und war 1774 zum
Schutz
gegen den Wellenschlag mit einer 3 m hohen Steinmauer umgeben worden.
Diese Verhältnisse sind dann durch die Tieferlegung des Seespiegels um 2,2 m andere geworden, indem
nun die früher vom
Wasser überflutete Landzunge, welche die St. Petersinsel mit dem Molassezug des
Jolimont (Fortsetzung
des den
Neuenburgersee in zwei Becken trennenden unterseeischen
Rückens) verbindet, trocken gelegt wurde. Es bildeten von
nun an die St. Petersinsel und die KleineInsel nur mehr die höchsten Punkte einer mit Schilf bewachsenen
schlammigen Halbinsel,
Heidenweg genannt, bis man diese als unangenehmes Hindernis für den Schiffsverkehr von einem Seeufer
zum andern empfand und daher etwas nö.
Erlach mit einem 320 m langen und 12-14 m breiten schiffbaren Kanal durchbrach, der
also die St. Petersinsel (oder
Motte, wie sie auch genannt wird) wieder zu einer wirklichen
Insel machte.
Diese hat nun einschliesslich ihres trocken gelegten Strandes eine Fläche von 89,7 ha; sie zieht sich von SW. nach NO. und
liegt mit ihrem höchsten Punkt 41 m über dem
Spiegel des
Bielersees. Von N. her gesehen, zeigt sie sich
als eine langgestreckte und mit einem dichten
Wald bewachsene Anhöhe. Die nach S. und SO. gekehrte sanftere Abdachung der
Insel ist mit
Reben, Feldern,
Baumgarten und Gärten bestanden, während im N. und NW. ein prachtvoller
Eichen- und Buchenwald
steht.
Der trocken gelegte Strand bedeckt sich rasch mit dichtem Weidengebüsch. Längs dem Aussenrand der heute
gänzlich unnütz gewordenen Steinmauer führt ein Fussweg rings um die ganze
Insel. Am S.-Ufer befindet sich die bescheidene
Schifflände, und 200 m nw. von ihr stehen die
weitläufigen Bauten der einstigen Propstei, die heute dem Verwalter und Personal
des landwirtschaftlichen Betriebes auf der dem
Berner Bürgerspital gehörenden
Insel als Wohnung dienen.
Sommerfrische und Gastwirtschaft. Im Verwalterhaus zeigt man den zahlreichen fremden Besuchern das von J. J. Rousseau 1765 während
nahezu drei Monaten bewohnte
Zimmer. Am hat die Sektion
Neuenstadt der Société jurassienne d'Émulation in einer
kleinen Anlage am Ufer der
Insel eine Büste des unsterblichen Verfassers des Contrat social feierlich
eingeweiht. Den
Wald durchzieht eine von mächtigen
Bäumen eingefasste prachtvolle
Allee, in deren Mitte ein reizender achteckiger
Pavillon eine weite Aussicht auf
See,
Jura und
Alpen gewährt.
Die St. Petersinsel bildet einen wirklich zauberhaften sommerlichen Aufenthaltsort, dessen Ruhe blos im
Herbst während der Zeit der Weinlese von den zahlreichen Besuchern unterbrochen wird, die in grossen und kleinen
Schiffen
und Barken von allen Uferorten des
Bielersees und selbst von Neuenburg
hierher pilgern, um unter den schattigen
Bäumen oder im Pavillon
fröhlich zu tanzen und einen vergnügten Feiertag zu halten. Die St. Petersinsel im
Bielersee wurde zusammen
mit andern Gütern vom
Grafen Wilhelm III. von Burgund und Mâcon 1107 der Abtei Cluny geschenkt.
Graf Wilhelm III. und sein Sohn Wilhelm IV. wurden zusammen mit Peter und Philipp von
Glâne am in
Payerne ermordet
und dann auf der Petersinsel beigesetzt, die nun den Namen der Grafeninsel
(Ile des Comtes) erhielt. Schon
um 1220 hatte die Abtei Cluny einen Propst und sechs
Mönche auf die
Insel gesandt und hier eine Propstei gründen lassen.
Diese stand unter den
Grafen von
Neuenburg-Nidau und denen von
Neuenburg-Aarberg als ihren Kastvögten, trat 1359 mitBiel
in ein Burgrecht und besass
Güter auf dem
Tessenberg und in der
GrafschaftNidau. Am wurde die Propstei von Papst
Innozenz VIII. dem St. Vinzenzstift in Bern
geschenkt, dem sie von 1507 an unbestritten verblieb, nachdem sich 1488 das Kloster
St. Johannsen bei
Erlach ihrer eine zeitlang bemächtigt hatte.
Zur Zeit der Reformation hob man 1530 die Propstei auf und gab ihre
Güter, d. h. also auch die St. Petersinsel selbst, dem
Bürgerspital zu Bern,
das seither den Namen Inselspital führt. Die Propstei war den Heiligen Peter und Paul geweiht gewesen und
führte als Wappen einen schwarzen Dreizack im goldenen
Feld. 1688 internierte die
Berner Regierung auf
der
Insel mehr als hundert flüchtige Waldenser aus dem
Piemont. Nördl. der
Insel hat man einen grossen Pfahlbau aus der Bronzezeit
und s. von ihr einen solchen aus der Steinzeit entdeckt.
mit diesem an die Abtei St. Gallen
überging, zur Reformationszeit aufgehoben und nachher vom Abt von St. Gallen
wieder hergestellt wurde. Hier
entstand zur Zeit der kirchlichen Trennung von Hemberg eine reform. Pfarrei. 1722 errichteten die Angehörigen der beiden
Konfessionen gemeinsam eine paritätische Kirche, während man 1764 auch die allmählig zerfallenden
Bauten der Propstei wieder in Stand setzte, die nun als katholisches Pfarr- und Schulhaus dienen. Im Dezember 1735 fielen
Ammann Rüdlinger und Keller, die Führer der Toggenburger Aufständigen, der Wut ihrer Gegner zum Opfer und wurden in St. Peterzell
vom erbitterten Volk gelyncht.