Dieser letztere steigt über die gut angebauten Terrassen von
Emd und
Törbel empor und erreicht über
Birchen,
Unterbäch und
den Kreuzesweg an der
Wandfluh den
WeilerTurtig und den
FleckenRaron. In
St. Niklaus beginnt ferner die thaleinwärts bis
Zermatt
ziehende Fahrstrasse, während thalauswärts bis
Stalden blos ein ziemlich gefährlicher Saumweg führt,
der oft in den Fels eingehauen ist und am Rand von Abgründen hinzieht. Haupterwerbszweige der Bewohner sind Land- und Alpwirtschaft
mit Viehzucht.
Daneben ergreifen auch manche Männer den Bergführerberuf, in dem sie sich als unerschrocken, umsichtig und ausdauernd auszeichnen.
St. Niklaus, das schon sehr frühe zur Kirche
Sitten gehört haben muss, besass seit dem 13. Jahrhundert
seinen eigenen Vitztum und Meier. Das Vidomnat gehörte zu ⅔ den Edeln von
Sitten und zu ⅓ den Edeln von
Ollon und kam
seit dem 15. Jahrhundert an die aus
St. Niklaus stammende Familie derer vonRiedmatten, die schon seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts genannt werden.
Das Majorat war dagegen in den Händen der Edeln von
Visp. Wie
Zermatt trug auch
St. Niklaus ursprünglich einen welschen Namen,
der sich mit der Zeit langsam umwandelte. 1218: Chouson;
1234: Gauson;
1272: ecclesia Sancti Nicolai de Chouson;
1291: vallis
de Zauxon;
1330: Chauson;
1362: Schosun;
1401: vallis de Gason;
1114: Chouson. Dieser alte Name hat sich im heutigen Ortsnamen
Gasenried noch erhalten, während Dorf und Gemeinde heute nur noch unter dem Namen des Kirchenpatrones
St. Niklaus bekannt
sind.
Oestl. der
Visp und 1 km vom Dorf entfernt hat man ein
Grab aus der Eisenzeit entdeckt.
Nikolaithal oder auch kurzweg
Nikolaithal (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
Grosses linksseitiges Nebenthal zum
WalliserRhonethal; von der
Signalkuppe (4561 m) des
Monte Rosamassives bis
Stalden, wo es sich mit dem
Saasthal zum Thal der
Visp im engeren Sinne vereinigt, 44 km
lang. Die allgemeine Richtung des
Thales ist S.-N., obwohl der oberste Abschnitt bis
Täsch zuerst gegen
NW. und dann gegen NNO. zieht und der unterste Abschnitt von
St. Niklaus an allmählig gegen NO. umbiegt.
Heute heisst das Thal nach der in ihm gelegenen bedeutenden Fremdenstation
Zermatt oft auch Zermatterthal oder (bei den Eingebornen)
einfach «das grosse Thal». Die Zahl der Bewohner, die 1816 blos 1780 Köpfe
betrug, ist bis 1900 auf 3408 Köpfe gestiegen und hat sich damit beinahe verdoppelt. Der
Grund dafür liegt in dem beständig
anschwellenden Fremdenstrom, durch den das Thal zu der am stärksten besuchten Thalschaft des Wallis
geworden ist.
Diese Anziehungskraft verdankt es der wilden Grossartigkeit seiner Natur, der bedeutenden
Höhe der begleitenden Ketten und
ihren zahlreichen und ausgedehnten Eisfeldern, sowie namentlich auch dem unvergleichlichen Thalabschluss, den der
Monte Rosa
und das
Matterhorn krönen.
Vom Dorf
St. Niklaus an bis hinauf nach
Zermatt befindet man sich inmitten des mächtigsten Gipfel- und
Gletscherrevieres von ganz Europa. Rechts erhebt sich der Saasgrat, der mit dem
Ferrichhorn (3292 m) und dem
Galenhorn (3360
m) in die machtvolle Kette der
Mischabelhörner übergeht, deren Gipfel
(Balfrin,
Ulrichshorn,
Hohberghorn,
Nadelhörner,
Dom,
Alphubel,
Allalin,
Rimpfischhorn,
Strahlhorn etc.) bis auf 4000 m und darüber emporragen; im S. wird das
Thal von Italien durch einen glanzvollen Felsenkranz getrennt, der im
Monte Rosa 4638 m, im
Breithorn 4171 m und im
Matterhorn 4486 m
erreicht und an dessen Hängen ungeheure Eisfelder sich ausdehnen; links wird das Thal von der langen Kette begleitet, die
vom
Schwarzhorn über das
Gabelhorn zur
Dent Blanche reicht und ebenfalls mächtige Eisfelder (Abberg-,
Bies-,
Hohlichtgletscher etc.) trägt.
Das rechtsseitige Thalgehänge ist meist mit düsterm
Bergwald bestanden und an zahllosen
Stellen durch Lawinenzüge und Wasserrisse
angeschnitten, während auf der linken
Seite hohe Felsabstürze vorherrschen, über die manche
Wasserfälle herabrauschen und
an deren Fuss da und dort einige
Alpwiesen und ein spärlicher Waldanflug sich zeigen. Der Thalweg selbst
gliedert sich in eine Reihe von flachen oder nur sanft geneigten Thalböden, die durch schluchtartige Thalstufen voneinander
getrennt werden. Im allgemeinen nehmen die flachen
Böden thaleinwärts an Länge und
Weite zu. Die bedeutendsten sind von
unten nach oben diejenigen von
Kalpetran,
Kipfen,
St. Niklaus, Schmiedern, Herbriggen,
Randa,
Täsch und
Zermatt.
Randa repräsentiert mit 1445 m die mittlere
Höhe des ganzen
Thales. Dieses ist im untern und mittlern Abschnitt wenig verzweigt
und weist hier nur einige kleine Seitenthälchen auf. Von diesen sind nennenswert: links das Augstbordthal über
Emd und das
Jungenthal über
St. Niklaus, durch welche der
Augstbordpass (2893 m), bezw. der Jungenpass (2991 m) nach
Meiden und
Gruben im
Turtmanthal hinüberführen;
Mit Ausnahme eines zur Gemeinde Stalden gehörenden kleinen Abschnittes gliedert sich das Nikolaithal politisch in 7 Gemeinden:
Törbel am Thaleingang links über der Visp. Emd links der Visp und bis zu dieser hinunterreichend, Grächen
rechts vom Wildbach auf einer anmutigen Terrasse des Saasgrates, St. Niklaus (an Fläche zweitgrösste Gemeinde des Thales),
Randa, Täsch und Zermatt, letzteres die an Fläche grösste Gemeinde des Thales, die den ganzen Thalschluss
umfasst.
Das Thal liegt ganz innerhalb der Wald- und der Alpweidenzone. An den am besten zur Sonne exponierten Hängen finden sich einige
Roggen-, Korn- und Kartoffeläcker, und im Findelenthal steigt der Roggenbau sogar bis über 2000 m auf, welche Höhe er sonst
in der Schweiz nirgends mehr erreicht. Obstbäume gedeihen erst unterhalb Stalden, d. h. also schon ausserhalb
des eigentlichen Nikolaithales, obwohl der WeilerIllas nw. über dem Thaleingang und das Dorf St. Niklaus selbst einige wenige
Obst- und Kirschbäume aufweisen.
Einen erstaunlichen Aufschwung hat in diesem sonst so armen Thal die Fremden- und Hotelindustrie genommen. Obwohl natürlich
vor allem Zermatt mit seinen überwältigenden Naturwundern und seinen komfortabeln Gasthäusern die Fremden
anzieht, haben sich doch auch Stalden, St. Niklaus, Täsch und Randa zu gutbesuchten Sommerfrischen und
Exkursionszentren mit
grossen Hotels entwickelt. Diesen Aufschwung verdankt Zermatt und mit ihm das ganze Thal vor allem der tatkräftigen Initiative
und Ausdauer der Familie Seiler, die ihre Etablissemente sogar bis auf die Riffelalp, den Gornergrat und
an den Schwarzsee hinauf vorgeschoben und damit dem grossen Fremdenstrom den Besuch der prachtvollen Gebirgs- und Eislandschaft
im Thalhintergrund erst ermöglicht hat.
Heute stehen mehrere hundert Führer, die sich aus allen Ortschaften des Thales rekrutieren, den Alpinisten zur Verfügung.
Reich ist das Thal an Mineralien und Erzen aller Art. So findet man Granat, reinen blättrigen Talk, Asbest, Amphibolit,
Magneteisenerz, Schwefelkies (Pyrit), Idokras, Fluorit, Pyroxen, Strahlstein oder Aktinolith und in der wilden Felsschlucht
der Höllenen, die sich vom Ende des Gasenriedgletschers gegen St. Niklaus hinabzieht, prachtvolle Rosetten von Pyrophyllitkrystallen.
«Diese zierlichen Rosetten überdecken hier ganze Felswände;
ihr sanfter Schimmer verleiht denselben einen zauberhaften Glanz, bald in zartem, apfelgrünem, bald in silberweissem Tone,
seltener in die Farbe der Morgenröte getaucht.» (Wolf). Trotz dieser Vorkommnisse kennt man aber keinerlei Versuche, die
im Thal zur Ausbeute einer Mine, eines Steinbruches oder einer Mineralquelle jemals gemacht worden wären.
Erwähnenswert ist in dieser Hinsicht blos die Augstbordquelle im gleichnamigen Thälchen, die Kupfer und Alaun enthalten
soll und um die Mitte des 16. Jahrhunderts von zahlreichen Kranken aufgesucht worden ist.
Das Nikolaithal liegt im untern und mittleren Abschnitt in den gleichen krystallinen Schiefern und schieferigen Gneisen,
die die Mischabelhörner aufbauen; weiter oben treten Kalkbildungen und Schiefer wahrscheinlich jurassischen Alters auf, die
von Serpentinen und grünen Schiefern begleitet werden, die Umgebungen von Zermatt und den Gornergrat aufbauen und dann am W.-Hang
des Thales in die Höhe steigen, um als Grundlage des das Schallhorn und Weisshorn zusammensetzenden Arollagneises
unter diesen eben genannten Gipfeln durchzustreichen.
Das Sammelgebiet des Gornergletschers endlich ist in die Gneise des Monte Rosamassives eingeschnitten. Der Zugang ins Nikolaithal
war vor der vollständigen Eröffnung der Eisenbahn Visp-Zermatt (1891) ein stellenweise schwieriger. Eine Fahrstrasse beginnt
erst bei St. Niklaus und führt von da hinauf nach Zermatt. Im Juli 1890 übergab man zunächst die Sektion
Visp-Stalden der Eisenbahn dem Verkehr, worauf im Sommer 1891 auch noch das Endglied bis nach Zermatt folgte. Die 35 km lange
Adhäsionsbahn
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