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baute, die jährlich zehn neue Steine bedurfte. 905 erwarb Abt Salomon die Abtei Pfäfers. Unter diesem Abt, der (seit 890) auch Bischof von Konstanz, sowie Staatsrat bei fünf Königen war, besass die Abtei St. Gallen sowohl an eigenen als an Zinsgütern 160000 Jucharten Boden in 4000 Huben, wovon jede einen Weiler und manche ganze Ortschaften enthielten. Sodann gehörten dem Kloster noch 54 Kirchen mit ihren Gütern und Einkünften, sowie eine Menge von jährlichen Naturalgefällen, Zinsleistungen u. s. w.
Zur Zeit der folgenden Aebte Hartmann, Engelbert und Thieto litt das Kloster schwer unter den Einfällen der Hunnen, zum Schutz vor welchen sich Abt Engelbert in die von ihm erbaute feste Burg Ramschwag an der Sitter zurückzog, unter den Kämpfen zwischen König Heinrich und dem Herzog Burkhard von Schwaben, sowie unter dem Brand von 937. Unter dem gestrengen Abt Kralo ging das Hoheitsrecht über das Kloster Pfäfers wieder verloren, wurden dafür aber der Klostergeist und die Klosterzucht verschärft, denen auch sein Nachfolger Anno volle Aufmerksamkeit schenkte.
Unter Kralo bekam Rorschach Markt-, Zoll- und Münzrecht, und unter Anno wurde das Kloster und der daran liegende Flecken mit Mauern und Türmen umgeben und so der Grund zu der Stadt St. Gallen gelegt. Der 1205 gewählte Abt Ulrich VI., Freiherr von Sax, ein Freund der Wissenschaften, des geistlichen und weltlichen Rechtes besonders kundig und kräftigen und ritterlichen Sinnes, wurde in den Reichsfürstenstand erhoben. Bis ins 13. Jahrhundert hinein und noch späterhin wechselten im Bestande der Abtei günstige und ungünstige Schicksale miteinander ab. 1227 gelangten nach dem Brudermord des Grafen Diethelm III. von Toggenburg die Stadt Wil und die alte Toggenburg an das Stift St. Gallen. Es folgten Kämpfe mit Toggenburg, mit Rudolf von Habsburg als Schirmvogt und mit dessen Nachfolger, dem Edeln von Ramschwag, ferner nach dem Amtsantritt (1379) des gestrengen Abtes Kuno von Stoffeln Uneinigkeit zwischen ihm und dem Konvent und endlich Streitigkeiten mit der Stadt St. Gallen und den appenzellischen Bergleuten, welch' letztere sich 1401 mit der Stadt zu einem 7 jährigen Bündnis verbanden, aus dem sich dann der für sie siegreiche Befreiungskampf gegen die Abtei entspann.
Dieser brachte dem Kloster verschiedene grössere Verluste: Appenzell wurde frei und St. Gallen Reichsstadt. Als die wechselseitigen Anstände fortdauerten, schloss die Abtei am ein ewiges Landrecht mit Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus. Unter Abt Ulrich VIII. Rösch hoben sich Besitz und innere Zustände von neuem; 1468 erwarb dieser Abt das Toggenburg und damit die Würde und Rechte eines Grafen von Toggenburg. Die Gotteshausleute und Toggenburger fochten, da der Abt mit den Eidgenossen im Bunde stand, gegen Karl den Kühnen und zogen 1478 mit den Urnern auch gegen Mailand (Schlacht bei Giornico).
Die vielen Reibereien mit den Appenzellern und der Stadt St. Gallen machten wiederholt die Vermittlung der Schirmorte notwendig, ohne dass diese aber wesentliche Besserung brachte. Daher begann Abt Ulrich 1484 den Bau eines neuen, freistehenden und von den Schlössern Rorschach, Wartensee und Sulzberg beschützten Klosters oberhalb Rorschach. Dadurch fühlten sich aber die Appenzeller und die Bürger der Stadt St. Gallen in ihren Rechten und Vorteilen beeinträchtigt, sodass sie mit Hilfe von Zuzügern aus dem Fürstenland und dem Rheinthal den Neubau am zerstörten. Es folgte zwar von Seite der eidgenössischen Orte eine schwere Bestrafung dieses unüberlegten Handstreiches, dafür unterblieb aber auch die beabsichtigte Verlegung des Klosters nach Rorschach.
Grosse Umwälzungen brachte in den Stiftslanden die Reformation, da in dieser Beziehung auch die Schirmorte auseinander gingen und Zürich nicht nur auf Seite der reformiert gewordenen Stadt St. Gallen stand, sondern auch die äbtischen Lande zum Abfall vom katholischen Glauben und vom Stift zu bewegen suchte. Es erfolgte ein Klostersturm, vor dem Abt und Kapitularen geflohen waren; der Kirchenschatz wurde veräussert, und vom fanatisierten Volk wurden auch die Kunstwerke vernichtet.
Der zürcherische Schirmhauptmann Frei suchte, an Stelle des Abtes Landeshauptmann zu werden, und der landschaftliche Volksführer Ammann Gerster betrieb mehr die Demokratisierung seiner Landsleute als die Einführung der reformatorischen Ideen. Man erklärte den Abt als seiner Ansprüche und Rechte verlustig, führte in der Klosterkirche den reformierten Gottesdienst ein etc. Die Verhandlungen zwischen den den Rechtsstandpunkt des Klosters vertretenden katholischen Schirmorten und den reformierten Ständen führten erst zu einem Resultat nach der für die Reformierten ungünstigen Schlacht von Kappel 1531. Im Landfrieden vom 16. November dieses Jahres wurde das Bündnis Zürich's mit den äbtischen Landen aufgelöst und die frühere Klosterherrschaft wieder hergestellt. Die Gotteshausleute unterwarfen sich gutwillig und huldigten am 15. und 16. Dezember zu Gossau und Lömmiswil dem Abt Diethelm als ihrem Landesherrn. 1555 erfolgte die Vereinigung des Klosters Neu St. Johann mit dem Stift St. Gallen, und am starb Abt Diethelm, dem das Kloster den Ehrennamen eines dritten Gründers beilegte.
1567 wurde die Grenze zwischen Stadt und Stift St. Gallen durch eine Mauer festgestellt und für das Stift ein besonderes Eingangstor hergerichtet, das nach dem durch dasselbe einziehend en Kardinal Karl Borromäus den Namen Karlstor erhielt und heute noch mit seinem kunstvollen Steinstandbild eine Zierde der Pfalzgebäude bildet. Unter dem frommen, milden und gelehrten Abt Pius erhielt das Kloster 1645 eine der grössten und besten Druckereien der Schweiz, worin die Urkundensammlung der Abtei St. Gallen (Codex Traditionum Monasterii Sancti Galli) gedruckt worden ist.
Unter dem umsichtigen und staatsmännisch gewandten Landeshofmeister Fidel von Thurn erstarkte die Abtei wieder und erhielt in der eidgenössischen Tagsatzung unter den zugewandten Orten den ersten Rang. In dieser Zeit wuchs das Ansehen des Klosters hinsichtlich Organisation, klösterlicher Ordnung und Zuwachs an Ordensmitgliedern und Studierenden derart, dass eine bauliche Erweiterung notwendig wurde. Abt Zölestin I. aus der berühmten Mailänder Familie der Sfondrati-Riviera war ein bedeutender Theologe und Rechtsgelehrter (1679 Professor an der Universität Salzburg, später von Papst Innozenz XI. zum Bischof von Novara und 1695 zum Kardinal ernannt) und genoss allgemeine Verehrung als fester und dennoch milder Landesvater, frommer Ordensmann und Förderer der Künste und Wissenschaften.
Unter seinem Nachfolger Leodegar gestalteten sich die Verhältnisse wieder unfriedlicher und nahmen eine verschärfte Wendung an, als dieser durch den Bau einer Strasse aus dem Toggenburg über den Hummelwald eine bessere Verbindung mit dem befreundeten Schwyz erstrebte und dadurch die Zürcher und auch die Toggenburger reizte. In dem darauf folgenden Toggenburger- oder Zwölferkrieg (auch zweiter Villmergerkrieg genannt) von 1712 gelangte die Abtei unter die Herrschaft von Zürich und Bern, und erst 1718 unter Abt Joseph von Rudolfi kam ein Friede zustande, durch den die Abtei neuerdings in den Besitz ihrer weltlichen Rechtsame und Länder im Toggenburg, Rheinthal, Fürstenland und dem angrenzenden thurgauischen Gebiet gelangte, dafür aber den Toggenburgern grössere Freiheiten und den reformierten Untertanen freie Religionsübung gewähren musste.
Unter Abt Zölestin II. wurde dem Aufschwung des Kornhandels in Rorschach entsprechend das dortige prachtvolle Kornhaus erbaut und 1756 mit dem Neubau des St. Gallusmünsters, d. h. der heutigen Kathedrale begonnen, an den sich das neue Bibliotheks- und Konventsgebäude anschloss. Der nämliche Abt brachte auch den Besitzstand und die Finanzen des Klosters in erfreulichen Zustand und förderte die Volkswohlfahrt durch mannigfache gemeinnützige Unternehmungen. In gleichem Sinn wirkte sein Nachfolger Beda, der die prachtvolle neue «Pfalz» (das heutige st. gallische Regierungsgebäude) erstellen liess, bei der 1770 eintretenden Teuerung für die Hebung der allgemeinen Not sorgte, die Verkehrswege verbesserte, die Landstrasse Wil-St. Gallen-Rorschach anlegte und für die Ausbreitung einer allgemeinen Bildung in allen Volksschichten wirkte. Gegen das Ende seiner Regierung machten sich bereits die Wirkungen der französischen Revolution in seinem Lande geltend, und es ¶
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entstanden die Volksparteien der Harten (d. h. der freiheitlich und fortschrittlich Gesinnten) und der Linden (d. h. der Anhänger der alten Ordnung). Zu dieser Volksbewegung, deren freiheitliche Führer die Volksmänner Künzle, Condamin, Bossard etc. waren, stellte sich Abt Beda entgegenkommend, suchte aber fest und klug die allseitigen Interessen zu wahren und schloss mit dem Lande einen versöhnlichen Vertrag, der ihn mehrfach mit seinem eigenen Stiftskapitel in Widerspruch brachte.
Sein Nachfolger Pankratius vermochte mit seinem strengen Regime der französischen Revolution, welche die ganze Eidgenossenschaft ergriff und alle Untertanenverhältnisse löste, nicht zu widerstehen. Die äbtische alte Landschaft (das sog. Fürstenland), das Rheinthal und Toggenburg machten sich frei. Mit der Bildung des helvetischen Kantons Säntis 1798 und des nachherigen Kantons St. Gallen 1803 fielen Fürstentum und Abtei St. Gallen den neuzeitlichen Anschauungen zum Opfer. Es zeigte sich wohl etwelche Neigung von Seite des Staates, die Abtei ohne weltliche Machtbefugnisse fortbestehen zu lassen, doch glaubte Abt Pankratius, der sich mit der Mehrzahl der Kapitularen in die auswärtigen Klosterbesitzungen zurückgezogen hatte, alle Rechtsanforderungen aufrecht erhalten zu müssen. Er starb 1828 im Kloster Muri, nachdem er sein Vermögen Kirchen und Armen seines einstigen Untertanenlandes vermacht hatte. Mit ihm schliesst die Geschichte des fürstlichen Stiftes und Klosters St. Gallen ab, das volle 1078 Jahre bestanden hatte.
Das Wappen der Abtei hatte vier Felder, wovon das erste den schwarzen stift-st. gallischen Bären in goldenem Feld, das zweite das weisse Lamm der Abtei St. Johann in blau, das dritte die schwarze toggenburgische Dogge in Gold und das vierte den Familienschild des jeweiligen Abtes enthielt. Die Landesfarben waren schwarz und gelb. Die Wahl- und Ratsbehörde bildete der Klosterkonvent, während der von diesem ernannte Fürstabt die Regierung führte. An der eidgenössischen Tagsatzung hatte die Abtei als zugewandter Ort Sitz ohne Stimme. Näheres über Stiftsbibliothek, Stiftsarchiv, Kunstwerke der Abtei und Bibliographie s. bei den Art. St. Gallen (Kanton und Stadt).
[J. S. Gerster.]