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Alpenflühlerche, Wasserpieper, Haselhuhn, Schneehuhn, Steinhuhn) sind Auerhahn und Birkhahn noch da und dort zu finden. Seit vielen Jahren wurde die rotschnäbelige Alpenkrähe oder Steinkrähe (Fregilus graculus) nicht mehr beobachtet (früher mehrmals im Appenzellergebirge, Toggenburg und Oberland). Die schönste Zierde der Alpenomis ist der Mauerläufer (Tichodroma muraria); er bildet noch ganze Kolonien an den Felswänden des Aescher, der Dürrschrennen, des Zisler, am Hohen Kasten, Kalbersäntis und ebenso in der Ringelspitzkette (bis 2900 m beobachtet).
Der Uhu horstet noch an verschiedenen Orten (Oberland, Appenzell, Sitterwald, Galgentobel); die Schleiereule wird immer seltener, ebenso der Eisvogel, der Wiedehopf, der Wendehals und der Kolkrabe. Nicht gerade häufig sind Fluss- und Seeadler. Als Seltenheiten (z. Teil auch Zugvögel und Irrgäste) verdienen Erwähnung: Schreiadler, Steppenadler oder grosser Schreiadler, Schlangenadler, schwarzer Milan, Rötelfalk, Rotfussfalk, Wanderfalk (nicht häufig), Kornweihe, Wiesenweihe, Rauhfussbussard, Rauhfusskauz, Zwergohreule (nistet aber im Kanton), Uferschwalbe, Ziegenmelker oder Nachtschwalbe, Mandelkrähe (1893 Rorschach), Goldamsel oder Pirol, Bienenfresser, dreizehiger Specht, kleiner Grauwürger, Weissbindenkreuzschnabel, Sperbergrasmücke (Alt St. Johann), Beutelmeise (Rheinthal 1876), Bartmeise (Rheineck), Schneespornammer, Blauamsel (Wil), Rosenstar (Flawil), Seidenschwanz (1806 St. Gallen, 1866 Teufen, 1895 Rorschach), Haubenlerche, kurzzehige Lerche.
Als grösste Raritäten wurden zum Schusse gebracht: die grosse Trappe Dezember 1879 bei Staad (Rorschach), früher auch bei Wil gesehen;
die kleine Trappe Oktober 1882 am Kamor;
der europäische Rennvogel im Rheinthal, der Purpurreiher im Rheinthal und bei Arbon, sowie der Nachtreiher im Rheinthal und bei Walenstadt.
Der weisse Storch besitzt heute im Kanton kein einziges Nest mehr (zuletzt im Rheinthal); der schwarze Storch ist im Werdenberg, bei Fussach und am Voralpsee (1800 m) geschossen worden. Kraniche wurden seit langer Zeit keine mehr beobachtet, ebenso haben sich der Flamingo seit 1811 (am Bodensee) und der Pelikan seit dem nämlichen Jahr nicht mehr gezeigt (1768 kam ein Zug von 130 Pelikanen auf den Bodensee, 1806 hat man einen letzten im Rheinthal bei Fussach gesehen). Unter den Scharen der alljährlich das Rheinthal als Zugvögel passierenden, aber hier z. Teil auch als Nistvögel auftretenden Repräsentanten der Ornis findet sich eine stattliche Zahl von weniger häufigen und z. Teil seltenen, wie: Rotdrossel, Steindrossel, Goldamsel; Blaukehlchen, Schwarzkehlchen, schwarzkehliger Steinschmätzer, weisshalsiger Fliegenschnäpper, Nachtigall, Sprosser, Beutelmeise, Bartmeise, Spornpieper, Gartenammer, Zippammer, Heuschreckenrohrsänger, Flussdrossel, Sumpf-Schilfrohrsänger.
Ebenso zählt die Ordnung der Stelz- oder Sumpfvögel manche Raritäten: Triel, Steinwälzer, Mornell-, Sand- und Kibitzregenpfeifer, Nachtreiher, Regenbrachvogel, Temminks Strandläufer, bogenschnäbliger und Zwergstrandläufer, Ufersanderling. Als seltenere Wintergäste, zum Teil aus N.-Europa kommend, sind vom Bodensee speziell bekannter geworden: Singschwan, Zwergschwan (1860 und 1870), Ringelgans, Blässgans, Saatgans;
Purpur-, Brand-, Mohr-, Mohren-, Kolben-, Sammt-, Eis- und Eiderente, Ruderente (1803);
Polar-, Eis- und Nordseetaucher, arktischer Haubentaucher oder Hornsteissfuss;
mittlere, kurzschwänzige und kleine Schmarotzermöve;
Mantel-, Silber- und Heringsmöve, dreizehige und Zwergmöve;
Zwergseeschwalbe, schwarze Trauerseeschwalbe.
Der Kormoran ist stets noch vorhanden.
Reptilien. Von Eidechsen beherbergt der Kanton alle schweizerischen Arten (gemeine, Berg- und Mauereidechse), mit Ausnahme der grossen grünen Eidechse. Die grüne Eidechse wurde vor mehreren Jahren in den Sitterwald ausgesetzt (aus dem Tessin), einzelne Exemplare sind noch vorhanden. Gemein bis 1600 m ist die Blindschleiche. Die griechische Schildkröte hat sich aus der Gefangenschaft da und dort ins Freie gemacht. Schlangen gibt es nur drei Arten: die Ringelnatter (bis 1700 m), die österreichische glatte Schlingnatter (bis 1980 m), beide verbreitet und nicht giftig, und die giftige Kreuzotter (Pelias berus).
Die letztere ist noch ziemlich häufig im St. Galler Oberland und zwar in der Gegend des Walensees, im Gonzen-Staatswald, um Sargans, Bärschis, ob Walenstadt, zwischen Ragaz und Pfäfers, besonders aber im Weisstannenthal (Alp Wallenbütz bis Dorf Weisstannen) und im Murgthal (Murgsee, 1800 m). An den letztgenannten Orten kommt auch die schwarze Abart der Kreuzotter (var. prester) vor. Im mittleren, westl. und nördl. Kantonsteil, sowie im Rheinthal fehlt die Kreuzotter gänzlich bis auf eine einzige Lokalität am S.-Fuss des Säntis (Obertoggenburgische Alp Fliss, 1518 m, am Fusse der Roten Wand). Die Kreuzotter wird häufig mit der sie überall begleitenden österreichischen Schlingnatter verwechselt.
Amphibien. Frösche: Grüner Grasfrosch (bis 1050 m), brauner Grasfrosch (bis 2450 m);
Kröten: Geburtshelferkröte (an manchen Orten häufig bis 1400 m), Feuerkröte (bis 1000 m), gemeine Kröte (bis 2000 m), Kreuzkröte, Laubfrosch;
Salamander: Gefleckter Salamander (bis 1100 m), schwarzer Alpensalamander (von 900 bis gegen 3000 m);
Wassersalamander: Gemeiner Salamander, Berg-, Lappen-, kleiner Wassersalamander.
Der braune Grasfrosch und die gemeine Kröte sind auch in verschiedenen unserer Alpenseen zu Hause, so namentlich im Spanneggsee, Sämbtisersee, in beiden Schwendiseen, Gräppelensee, Schönenbodensee, Voralpsee, Viltersersee. Im Voralpsee lebt der Bergwassersalamander.
Fische. Der Grösse und absoluten Höhe der Wasserbecken entsprechend besitzen Bodensee und Walensee den grössten Anteil an der Fischfauna. Ausser einigen eingeführten Arten, wie dem Zander u. a., finden sich folgende Arten in beiden Seen vor: Seeforelle (Grund- und Schwebeforelle), Aesche, Barsch, Hecht, Aal, Karpfen, Schleihe, Barbe, Met, Hasel, Brachsen, Fürn (Scardinius erythrophthalmus), Schwal oder Rottel (Leuciscus rutilus), Laugeli, Groppe. Der Bodensee enthält ausserdem noch die weitern Arten: Rotforelle, Blaufelchen (Coregonus Wartmanni), Gangfisch, Sand- und Weissfelchen, Kilchen, Trüsche, Wels, Nase, Blicke, Grundel, Gressling, Butt.
Der Walensee führt noch das Albeli (Coregonus dolosus). Bodensee: etwa 28 Arten; Walensee: etwa 16 Arten. In den nicht allzu hoch gelegenen Bergseen finden sich zum Teil auch Fische, wovon die meisten Arten eingesetzt wurden. Die Forelle lebt in den Murgseen, im Sämbtisersee, Seealpsee, Schönenbodensee; der Hecht im Thalalpsee, Seewenalpsee, Gräppelensee, in den beiden Schwendiseen und im Fählensee (!), der Barsch in den Schwendiseen, Seewenalpseen und im Gräppelensee; der Karpfen im Schönenbodensee, die Ellritze im Spanneggsee, der Schwal in den Seewenalpseen und die Groppe im Fählensee. Im Werdenbergersee lebt der Hecht.
Die niedere Tierwelt weist, den oro-hydrographischen Verhältnissen entsprechend, ebenfalls eine grosse Mannigfaltigkeit auf; namentlich kennzeichnet sich dieselbe durch das Auftreten einer Menge seltener und interessanter Formen.
Bibliographie.
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Asper und Heuscher. Zur Naturgeschichte der ostschweizer.
Alpenseen, I-III. 1885/86, 1887/88, 1888/89; Heuscher, J. Hydrobiologische Exkursionen im Kanton St. Gallen. 1890/91; Diem, K. Untersuchungen über die Bodenfauna in den Alpen. 1901/02.
[E. Baechler.]
Fischfang.
Die Fischerei in den Gewässern des Kantons steht, soweit nicht besondere Fischereirechte nachgewiesen werden können, dem Staat zu. Der Kanton wird in 6 Patent- und 118 Pachtkreise eingeteilt. Mit der Fischereiaufsicht sind betraut die Beamten und Angestellten der kantonalen Forstverwaltung. Sämtliche Polizeiorgane sind verpflichtet, den Vollzug der Vorschriften über die Fischerei zu überwachen und die Fischereiaufseher zu unterstützen. Für den Bodensee und das Konkordatsgebiet Zürich-Walensee ist ein eigener Fischereiaufseher angestellt. Es bestehen 1 Staats-, 10 Vereins- und 6 Privatfischbrutanstalten, die 1904 zusammen 6092800 junge Fische (1903; 4802500) ausbrüteten. Davon sind 3747620 Stück in die öffentlichen Gewässer ausgesetzt worden. Es bestehen im Kanton 8 Fischereivereine mit zusammen 575 Mitgliedern.
Bevölkerung, Ansiedelung etc.
Die Bevölkerungszahl des Kantons ist erst mit der eidgenössischen Zählung von 1850 zuverlässig bestimmt worden. Aus der Zeit der Mediationsperiode ist blos bekannt, dass nach den Schätzungen von 1803 (Gründungsjahr des Kantons St. Gallen) bis 1827 angenommen wurde, die Kantone Bern, Zürich, Waadt, Aargau und St. Gallen hätten je über 100000 Ew. Eine annähernde Zählung oder Schätzung von 1815 bis 1828 ergab für den Kanton St. Gallen 137500 Ew., wovon 3/5 Katholiken und 2/5 Reformierte. Im Folgenden geben wir einige vergleichende Resultate der eidgen. Volkszählungen von 1850 und von 1900:
Jahr | Gesamtzahl | Katholiken | Reformierte | Juden. |
---|---|---|---|---|
1850 | 169625 | 105370 | 64192 | 63 |
1900 | 250285 | 150412 | 99114 | 556 |
.
Deutsche | Franzosen | Italiener | Romanen | Gemeindebürger | |
---|---|---|---|---|---|
1850 | - | - | - | - | 110181 |
1900 | 243358 | 710 | 5300 | 452 | 88999 |
.
Kantonsbürger | Schweizer | Ausländer | |
---|---|---|---|
1850 | 40743 | 15110 | 3291 |
1900 | 74755 | 58087 | 28444 |
.
Haushaltungen | Männlich | Weiblich | |
---|---|---|---|
1850 | 36579 | 83046 | 86579 |
1900 | 55586 | 120418 | 129867 |
.
Wohnhäuser | Ew. auf 1 km2 | |
---|---|---|
1850 | 27938 | 88 |
1900 | 36007 | 129 |
Die Durchschnittszahl der Bevölkerung auf 1 km2 gibt uns aber kein getreues, natürliches Bild der Volksverteilung in den einzelnen, wesentlich von einander verschiedenen Landschaften des Kantons. Ein solches vermitteln eher folgende näheren Ausführungen: Das Toggenburg weist in seinem mittleren und untern Teil von Nesslau bis Flawil ähnlich dem Appenzellerland in den Hauptthalsohlen grosse und blühende Ortschaften auf, während daneben die Berghalden mit zahllosen Einzelsiedelungen ¶