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Bund und Kanton unterstützen Arbeiten, welche eine Verbesserung des Bodens oder die Erleichterung seiner Benutzung bezwecken und zur Folge haben, mit je 10-40% der Kosten. Im Thal handelt es sich hauptsächlich um Güterzusammenlegungen, Drainage- und Kanalisationsanlagen, auf den Alpen um Stallbauten, Wasserleitungen, Alpwege, Einfriedigungen, Entwässerungen und Urbarisierungen. Das kantonale Büdget sieht für das 1898 eingerichtete kulturtechnische Bureau eine jährliche Ausgabe von rund 20000 Fr. und für die Unterstützung von Bauten etwa 70000 Fr. vor; der letztere Betrag entspricht einer gesamten Bauausgabe von 300000 Fr. Die Gesamtausgaben von 1881 bis Ende 1904 belaufen sich bereits auf eine Summe von über 3 Millionen Fr., die einen schönen Anfang bedeutet. Die erzielten Erfolge haben die Zweckmässigkeit der Bodenverbesserungen dargetan und ermutigen zu noch intensiverem Vorgehen auf diesem Wege.
Forstwesen.
Forstliche Erlasse im Kanton St. Gallen datieren aus den Jahren 1803, 1807, 1818, 1827 und 1837. 1838 erfolgte die erste umfassende Forstordnung. Der erste Forstinspektor ist 1807 angestellt worden. 1837 traten fünf wissenschaftlich gebildete Forstmänner in Wirksamkeit. Forstgesetz von 1851;
1863 Gesetz über die Besteuerung der Waldungen;
1874 überweist das eidgenössische Gesetz die Oberaufsicht über die Forst- und Wasserbaupolizei dem Bund;
1876 Bundesgesetz betr. das Forstwesen. 1877 trat das heute noch geltende kantonale Forstgesetz in Kraft: 5 Forstbeamte (1 Oberförster, 4 Bezirksförster);
Reorganisation des untern Forstpersonales (44 Kreisförster mit je einem Forstkreis und 23 Bannwarte).
Die 4 Forstbezirke des Kantons sind: 1. St. Gallen, das ganze nördl. Kantonsgebiet vom Hörnli bis an die O.-Grenze des Bezirkes Rorschach umfassend;
2. Rheinthal, das ganze Rheingelände bis Sargans und die zwei obersten Gemeinden des Bezirkes Ober Toggenburg umfassend;
3. Sargans mit den Bezirken Sargans, Gaster und See sowie den 5 untern Gemeinden des Bezirkes Ober Toggenburg;
4. Toggenburg. Im Entwurf des neuen Forstgesetzes sind 5 Forstbezirke vorgesehen.
Eigene Forstkreise bilden die Waldungen der Ortsgemeinden St. Gallen und Rapperswil, sowie des Klosters Magdenau.
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Schutzwald : Staatswaldungen | 982.06 |
Gemeinde- und Korporationswaldungen | 25409.37 |
Privatwaldungen | 14261.18 |
: | 40652.61 |
Privater Nichtschutzwald | 802.46 |
Total der Waldungen | 41455.07 |
Fauna.
Von den grössern Säugetieren sind Bär, Wolf, Luchs, Wildkatze, Wildschwein und Steinbock im Laufe der Zeit ausgerottet worden. 1673 wurde der letzte Bär im Appenzellerland geschossen; er war einst häufig (Höhlenfunde auf Alpeel-Ambos 1800 m). Der ihn an Grösse um das 1½fache übertreffende Höhlenbär (Ursus spelaeus) ist neuerdings in der Wildkirchli-Ebenalphöhle in grösserer Zahl ausgegraben worden (1904/05). Der letzte Wolf fiel 1695 im Steineggwald (Appenzell), und 1747 wurde auf der Hundwilerhöhe ein Luchs erlegt. Seit Menschengedenken ist auch der Steinbock verschwunden; er scheint (nach den Funden in der Wildkirchlihöhle) auch im Säntisgebiet zusammen mit dem Höhlenbär gehaust zu haben.
Der Biber stand noch vor 900 Jahren auf dem Speisezettel der st. gallischen Mönche, deren Wildkammer auf das Beste ausgestattet war mit hochgeweihten Hirschen, dem Bison oder Wisent, Urstier (Bos primigenius), verwilderten Pferden, Steinböcken, aber auch mit Hasen, Murmeltieren, Rehen, Fischen. In den Torfmooren nahe bei Gossau (Junkertswil bei Niederwil) und Waldkirch wurden 1893 prächtige Funde vom Elentier (Cervus altes) gemacht. Die Gemse zählt dank verschiedener Schonbezirke (Graue Hörner, Churfirsten und z. T. Säntisgebirge) noch ansehnliche Rudel (bis zu 50 Stück); auch das Murmeltier haust noch fröhlich im St. Galler Oberland (Sardona-Graue Hörner etc.) und in den Churfirsten. Im Appenzellerland war es vor etwa 15 Jahren als ausgerottet zu betrachten; die seither aus dem Oberland in das Säntisgebirge versetzten Exemplare haben sich - trotz gegenteiliger Behauptungen - erhalten und zu ansehnlichen Kolonien vermehrt (Messmer, Gartenalp etc.). Grössere Bestände existieren auch noch vom Reh; dagegen scheint der Edelhirsch auf dem Aussterbeetat zu stehen.
Die Familie der Fledermäuse ist in 12 Arten im Kanton vertreten: grosse und kleine Hufeisennase, Ohrfledermaus, Mopsfledermaus, langflüglige, zweifarbige, gemeine, gefranste, schwarze Fledermaus, Bart-, Zwerg- und Speckfledermaus. Von Raubtieren sind noch nicht selten: Baum- und Edelmarder, Iltis, grosses Wiesel (Hermelin), kleines Wiesel, Fischotter, Dachs und Fuchs (letzterer kommt auch als «Kohlfuchs» vor). Insektenfresser: Maulwurf und Igel häufig, desgleichen Spitzmäuse: Haus-, Wald-, Alpen- und Wasserspitzmaus.
Die sehr seltene Zwergspitzmaus (Sorex pygmaeus), sonst nur in Graubünden, ist neuestens im Murgthal (unter dem untern Murgsee, 1600 m) entdeckt worden. Relativ reichlich sind die Nagetiere vertreten. Ausser dem Murmeltier sind es: Feld- und Alpenhase, Eichhörnchen (mit der schwarzen Varietät), Siebenschläfer (nicht selten), Gartenschläfer (seltener) und kleine Haselmaus. Die Hausratte scheint völlig verschwunden bezw. von der grössern Wanderratte vertrieben worden zu sein. Häufig finden sich Hausmaus und Waldmaus, ebenso sind bekannt: Waldwühlmaus, Wasserratte, Schneemaus, Feld- und Erdmaus. Neu für die Schweiz ist die 1903 auf der Murgseealp (1950 und 2100 m) entdeckte kurzohrige Erdmaus (Arvicola subterraneus).
Der Anteil, den der Kanton St. Gallen an der Vogelwelt nimmt, ist ein relativ erheblicher. Ausser den gewöhnlichen Vertretern der Alpenornis kommen insbesondere eine grössere Zahl von sonst selteneren Arten im Rheinthal vor, das eine wichtige Vogelzugstrasse bildet, daher viele Zugvögel, aber auch Irrgäste. In gewissen kältern Wintern ist der Bodensee ein förmliches Stelldichein von nordeuropäischen Vogelrepräsentanten (Enten, Säger, Gänse, Schwäne, Haubentaucher, Seetaucher, Raubmöven, Möven, Seeschwalben), zu denen ebenfalls Seltenheiten gehören.
Gänzlich ausgerottet ist der Lämmergeier. Ein Exemplar gelangte 1822 am Calanda zum Fang und anfangs der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde am Kamor (Appenzell) das letzte Exemplar geschossen. Neuere Berichte über das Auftreten einzelner Lämmergeier beziehen sich durchwegs auf den Steinadler. Dieser ist im Kanton noch Brutvogel (Horste im Tamina-, Calfeisen-, Weisstannen- und Murgthal, Churfirsten); neuerdings besitzt auch das Säntisgebiet mehrere Exemplare. Ausser den allgemein verbreiteten Alpenvögeln (Alpendohle, Bergfink, Schneefink, ¶
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Alpenflühlerche, Wasserpieper, Haselhuhn, Schneehuhn, Steinhuhn) sind Auerhahn und Birkhahn noch da und dort zu finden. Seit vielen Jahren wurde die rotschnäbelige Alpenkrähe oder Steinkrähe (Fregilus graculus) nicht mehr beobachtet (früher mehrmals im Appenzellergebirge, Toggenburg und Oberland). Die schönste Zierde der Alpenomis ist der Mauerläufer (Tichodroma muraria); er bildet noch ganze Kolonien an den Felswänden des Aescher, der Dürrschrennen, des Zisler, am Hohen Kasten, Kalbersäntis und ebenso in der Ringelspitzkette (bis 2900 m beobachtet).
Der Uhu horstet noch an verschiedenen Orten (Oberland, Appenzell, Sitterwald, Galgentobel); die Schleiereule wird immer seltener, ebenso der Eisvogel, der Wiedehopf, der Wendehals und der Kolkrabe. Nicht gerade häufig sind Fluss- und Seeadler. Als Seltenheiten (z. Teil auch Zugvögel und Irrgäste) verdienen Erwähnung: Schreiadler, Steppenadler oder grosser Schreiadler, Schlangenadler, schwarzer Milan, Rötelfalk, Rotfussfalk, Wanderfalk (nicht häufig), Kornweihe, Wiesenweihe, Rauhfussbussard, Rauhfusskauz, Zwergohreule (nistet aber im Kanton), Uferschwalbe, Ziegenmelker oder Nachtschwalbe, Mandelkrähe (1893 Rorschach), Goldamsel oder Pirol, Bienenfresser, dreizehiger Specht, kleiner Grauwürger, Weissbindenkreuzschnabel, Sperbergrasmücke (Alt St. Johann), Beutelmeise (Rheinthal 1876), Bartmeise (Rheineck), Schneespornammer, Blauamsel (Wil), Rosenstar (Flawil), Seidenschwanz (1806 St. Gallen, 1866 Teufen, 1895 Rorschach), Haubenlerche, kurzzehige Lerche.
Als grösste Raritäten wurden zum Schusse gebracht: die grosse Trappe Dezember 1879 bei Staad (Rorschach), früher auch bei Wil gesehen;
die kleine Trappe Oktober 1882 am Kamor;
der europäische Rennvogel im Rheinthal, der Purpurreiher im Rheinthal und bei Arbon, sowie der Nachtreiher im Rheinthal und bei Walenstadt.
Der weisse Storch besitzt heute im Kanton kein einziges Nest mehr (zuletzt im Rheinthal); der schwarze Storch ist im Werdenberg, bei Fussach und am Voralpsee (1800 m) geschossen worden. Kraniche wurden seit langer Zeit keine mehr beobachtet, ebenso haben sich der Flamingo seit 1811 (am Bodensee) und der Pelikan seit dem nämlichen Jahr nicht mehr gezeigt (1768 kam ein Zug von 130 Pelikanen auf den Bodensee, 1806 hat man einen letzten im Rheinthal bei Fussach gesehen). Unter den Scharen der alljährlich das Rheinthal als Zugvögel passierenden, aber hier z. Teil auch als Nistvögel auftretenden Repräsentanten der Ornis findet sich eine stattliche Zahl von weniger häufigen und z. Teil seltenen, wie: Rotdrossel, Steindrossel, Goldamsel; Blaukehlchen, Schwarzkehlchen, schwarzkehliger Steinschmätzer, weisshalsiger Fliegenschnäpper, Nachtigall, Sprosser, Beutelmeise, Bartmeise, Spornpieper, Gartenammer, Zippammer, Heuschreckenrohrsänger, Flussdrossel, Sumpf-Schilfrohrsänger.
Ebenso zählt die Ordnung der Stelz- oder Sumpfvögel manche Raritäten: Triel, Steinwälzer, Mornell-, Sand- und Kibitzregenpfeifer, Nachtreiher, Regenbrachvogel, Temminks Strandläufer, bogenschnäbliger und Zwergstrandläufer, Ufersanderling. Als seltenere Wintergäste, zum Teil aus N.-Europa kommend, sind vom Bodensee speziell bekannter geworden: Singschwan, Zwergschwan (1860 und 1870), Ringelgans, Blässgans, Saatgans;
Purpur-, Brand-, Mohr-, Mohren-, Kolben-, Sammt-, Eis- und Eiderente, Ruderente (1803);
Polar-, Eis- und Nordseetaucher, arktischer Haubentaucher oder Hornsteissfuss;
mittlere, kurzschwänzige und kleine Schmarotzermöve;
Mantel-, Silber- und Heringsmöve, dreizehige und Zwergmöve;
Zwergseeschwalbe, schwarze Trauerseeschwalbe.
Der Kormoran ist stets noch vorhanden.
Reptilien. Von Eidechsen beherbergt der Kanton alle schweizerischen Arten (gemeine, Berg- und Mauereidechse), mit Ausnahme der grossen grünen Eidechse. Die grüne Eidechse wurde vor mehreren Jahren in den Sitterwald ausgesetzt (aus dem Tessin), einzelne Exemplare sind noch vorhanden. Gemein bis 1600 m ist die Blindschleiche. Die griechische Schildkröte hat sich aus der Gefangenschaft da und dort ins Freie gemacht. Schlangen gibt es nur drei Arten: die Ringelnatter (bis 1700 m), die österreichische glatte Schlingnatter (bis 1980 m), beide verbreitet und nicht giftig, und die giftige Kreuzotter (Pelias berus).
Die letztere ist noch ziemlich häufig im St. Galler Oberland und zwar in der Gegend des Walensees, im Gonzen-Staatswald, um Sargans, Bärschis, ob Walenstadt, zwischen Ragaz und Pfäfers, besonders aber im Weisstannenthal (Alp Wallenbütz bis Dorf Weisstannen) und im Murgthal (Murgsee, 1800 m). An den letztgenannten Orten kommt auch die schwarze Abart der Kreuzotter (var. prester) vor. Im mittleren, westl. und nördl. Kantonsteil, sowie im Rheinthal fehlt die Kreuzotter gänzlich bis auf eine einzige Lokalität am S.-Fuss des Säntis (Obertoggenburgische Alp Fliss, 1518 m, am Fusse der Roten Wand). Die Kreuzotter wird häufig mit der sie überall begleitenden österreichischen Schlingnatter verwechselt.
Amphibien. Frösche: Grüner Grasfrosch (bis 1050 m), brauner Grasfrosch (bis 2450 m);
Kröten: Geburtshelferkröte (an manchen Orten häufig bis 1400 m), Feuerkröte (bis 1000 m), gemeine Kröte (bis 2000 m), Kreuzkröte, Laubfrosch;
Salamander: Gefleckter Salamander (bis 1100 m), schwarzer Alpensalamander (von 900 bis gegen 3000 m);
Wassersalamander: Gemeiner Salamander, Berg-, Lappen-, kleiner Wassersalamander.
Der braune Grasfrosch und die gemeine Kröte sind auch in verschiedenen unserer Alpenseen zu Hause, so namentlich im Spanneggsee, Sämbtisersee, in beiden Schwendiseen, Gräppelensee, Schönenbodensee, Voralpsee, Viltersersee. Im Voralpsee lebt der Bergwassersalamander.
Fische. Der Grösse und absoluten Höhe der Wasserbecken entsprechend besitzen Bodensee und Walensee den grössten Anteil an der Fischfauna. Ausser einigen eingeführten Arten, wie dem Zander u. a., finden sich folgende Arten in beiden Seen vor: Seeforelle (Grund- und Schwebeforelle), Aesche, Barsch, Hecht, Aal, Karpfen, Schleihe, Barbe, Met, Hasel, Brachsen, Fürn (Scardinius erythrophthalmus), Schwal oder Rottel (Leuciscus rutilus), Laugeli, Groppe. Der Bodensee enthält ausserdem noch die weitern Arten: Rotforelle, Blaufelchen (Coregonus Wartmanni), Gangfisch, Sand- und Weissfelchen, Kilchen, Trüsche, Wels, Nase, Blicke, Grundel, Gressling, Butt.
Der Walensee führt noch das Albeli (Coregonus dolosus). Bodensee: etwa 28 Arten; Walensee: etwa 16 Arten. In den nicht allzu hoch gelegenen Bergseen finden sich zum Teil auch Fische, wovon die meisten Arten eingesetzt wurden. Die Forelle lebt in den Murgseen, im Sämbtisersee, Seealpsee, Schönenbodensee; der Hecht im Thalalpsee, Seewenalpsee, Gräppelensee, in den beiden Schwendiseen und im Fählensee (!), der Barsch in den Schwendiseen, Seewenalpseen und im Gräppelensee; der Karpfen im Schönenbodensee, die Ellritze im Spanneggsee, der Schwal in den Seewenalpseen und die Groppe im Fählensee. Im Werdenbergersee lebt der Hecht.
Die niedere Tierwelt weist, den oro-hydrographischen Verhältnissen entsprechend, ebenfalls eine grosse Mannigfaltigkeit auf; namentlich kennzeichnet sich dieselbe durch das Auftreten einer Menge seltener und interessanter Formen.
Bibliographie.
Fatio, V. Faune des Vertébrés de la Suisse. 5 vol. Genève et Bâle 1869 ff.; Klunzinger, B. Bodenseefische, deren Pflege und Fang. Stuttgart 1892; ¶