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(Melilotus coerulea) wird da und dort im Oberland gebaut. Sehr gehoben hat sich der Obstbau, der besonders gepflegt wird im n. Kantonsteil, im untern Rheinthal, an den Bergrändern des oberen Rheinthales, Werdenbergs, Sarganser- und Gasterlandes, sowie im Seebezirk und in den tiefern Lagen des Toggenburgerlandes. Den schönsten Obstbaumwuchs wohl der ganzen Schweiz treffen wir im untern Rheinthal (besonders um St. Margrethen) und im Bodenseegelände. Die hauptsächlichsten Obstarten sind Apfel, Birne, Süsskirsche, Sauerkirsche, Pflaume, Zwetschge, Pfirsich und Quitte.
Nach der Obstbaustatistik von 1886 steht der Kanton St. Gallen mit Bezug auf die Anzahl der auf einer ha Obstbaureal angebauten Bäume hinter den Kantonen Thurgau und Schaffhausen wohl noch zurück. Gesamtzahl der vorhandenen Obstbäume im Kanton St. Gallen: 2410527 (Gartenbäume inbegriffen);
auf 1 km2 des Gesamtareals des Kantons kommen 649 Bäume, per ha = 6 Stück.
Gesamtareal der Wiesen, Aecker, Baumgärten, Weiden: 1375 km2, wonach auf 1 km2 Obstbauareal 951 Bäume (per ha = 9-10 Bäume) fallen. Apfelbäume 550994 (44,95%), Birnbäume 443408 (36,18%), Kirschbäume 71557 (5,86%), Zwetschgen- und Pflaumenbäume 121424 (9,9%), Nussbäume 38211 (3,11%). Grösste Zahl der Obstbäume in den Bezirken Rorschach (132050 Stück), Sargans (122309), Gossau (117251); kleinste Zahl in den Bezirken Ober Toggenburg (23443) und St. Gallen (17747 Stück). In neuerer Zeit haben sich Obstbau- und Kelterungsgenossenschaften zur rationellen Obstkultur und Getränkfabrikation gebildet.
Obstverwertungsgenossenschaft in Wittenbach, Obsthandelgenossenschaft im Rheinthal und in Kaltbrunn im Gaster. Die Weinrebe, deren Gelände kranzartig den Fuss des st. gallischen Gebirgslandes umgeben, hat ihren Weg aus Italien über die rätischen Alpenpässe nach Bünden und ins st. gallische Oberland gefunden, während sie im N. des Kantons eher deutschen Ursprunges (vom deutschen Rhein her) ist. Am spätesten hat der Weinbau im untern Rheinthal Fuss gefasst. In den n. Gegenden des Kantons ist er zurückgegangen. Zur Zeit gibt es im Kanton etwa 120 ha Rebland. Sehr gute Weinsorten wachsen bei Goldach, Thal (Buchberg), Rheineck, Berneck, Au, von Balgach bis Altstätten, bei Sargans, Ragaz, Walenstadt, Quarten, Quinten, Weesen. Im Rheinthal besteht die Weinbaugenossenschaft Berneck.
Der Weide- und Alpenwirtschaft ist in neuerer Zeit alle Aufmerksamkeit geschenkt worden. Man hat wesentliche Verbesserungen erreicht durch Einführung eines rationellen Weideganges, durch Räumen und Entwässern des Bodens, Quellfassungen und Brunnenanlagen, Friedungen, Aus- und Neubau von Ställen und Sennereien, durch Einführung und Regelung des Genossenschaftsbetriebes etc. Zu Alpverbesserungen, Röhrendrainagen und Güterzusammenlegungen haben Staat und politische Gemeinden wohl über 3 Millionen Fr. verwendet.
Die Rheinkorrektion und die Anlage der grossen Binnenkanäle im Rheingebiet dürfte in Verbindung mit der Korrektion und Tieferlegung der Bachläufe, mit Entwässerungen, Güterzusammenlegungen und der Anlage eines ausreichenden Wegenetzes eine vollständige Umwandlung des Wirtschaftsbetriebes zur Folge haben. Weitere Aufgaben von Staat und Gemeinden sind die Ausführung ähnlicher Meliorationen auch im Alpengebiet des Kantons. Der Verkehrswert der 304 Alpweiden wird auf rund 14 Millionen Fr. geschätzt.
Tierzucht und Milchwirtschaft.
Die Pferdezucht ist seit längerer Zeit zurückgegangen; sie stand im 18. und 19. Jahrhundert am höchsten in den s. Bezirken, wo auch in Kaltbrunn und Mels bedeutende Pferdemärkte abgehalten wurden. Hauptsitze der Pferdezucht sind jetzt die Gemeinden zwischen Marbach und Buchs und die Gemeinden Benken und Schännis. Durch Gründung von Zuchtgenossenschaften im Werdenberg und Fürstenland hat die Pferdezucht in neuerer Zeit merkliche Förderung erfahren. Die Rindviehzucht hat sich seit Erlass der bezüglichen Gesetze von 1870, 1883 und 1899 wesentlich gehoben.
Mächtig gefördert ist Quantität und Qualität des Viehstandes namentlich durch die Einführung staatlicher Prämien und die Bildung von Genossenschaften für Viehveredlung geworden. Die eidgenössische Viehzählung von 1901 ergab für den Kanton St. Gallen einen Bestand von über 100000 Stück Rindvieh. Ueber die Entwicklung der st. gallischen Rindviehzucht im Allgemeinen, das staatliche Prämienwesen, die Organisation des Zuchtwesens etc. erteilt Auskunft die im Auftrag des st. gallischen Volkswirtschaftsdepartements von Dr. W. Gsell herausgegebene Schrift: Die Entwicklung der st. gallischen Rindviehzucht seit 1896 (St. Gallen 1904). In gleichem Mass hat auch die Milchwirtschaft zugenommen, indem die Milchproduktion um das Vierfache gestiegen ist.
Von Bernern und Luzernern sind im Kanton St. Gallen eine Menge Käsereien nach Emmenthalerart eingerichtet worden. Alle Gemeinden der n. Bezirke, sowie im Rheinthal und Toggenburg besitzen heute eine oder mehrere Käsereien und milchwirtschaftliche Genossenschaften. Zugenommen haben ferner die Schweine- und die Ziegenzucht. Die Zahl der Schweine hat sich während des letzten halben Jahrhunderts verdoppelt. Es bestehen 7 Schweinezuchtgenossenschaften. Bedeutende Fortschritte wurden in der Ziegenzucht mit der zum Exportartikel gewordenen Toggenburgerziege erzielt.
Die Hauptziegenschläge sind die Sarganser- oder Oberländerziege («Stiefelgeiss» geheissen) im s. Kantonsteil und die Toggenburgerziege im Werdenberg und obern Toggenburg. In neuerer Zeit wird aber auch die Oberländerziege von der Toggenburgerziege zurückgedrängt. Von den 31 Ziegenzuchtgenossenschaften hält nur eine (Rebstein) heute noch Appenzeller Ziegen, während 8 davon ganz abgegangen und zur Zucht der Toggenburgerziege übergegangen sind. Die Schafzucht ist in den letzten 50 Jahren auf den Drittel zurückgegangen; ihr widmen sich heute noch 5 Genossenschaften.
Einen geschätzten Nebenerwerb bildet für den Klein- und Mittelbauern die Geflügelzucht. Die Bienenzucht, deren sich 11 Vereine annehmen, hat besonders unter ihren gebildeten Freunden an zielbewusster Behandlung gewonnen und ist ziemlich ertragsfähig geworden. Das Hauptverdienst an der Besserung aller landwirtschaftlichen Zustände trägt das Bildungs-, Vereins- und Genossenschaftswesen. Die kantonale landwirtschaftliche Gesellschaft zählt zur Zeit in 57 Sektionen 6244 Mitglieder. Die Molkereischule Sornthal ist 1897 eingegangen und durch die landwirtschaftliche Winterschule und milchwirtschaftliche Station Kusterhof in Rheineck ersetzt worden. Kantonale Hagel- und Viehversicherung, allgemeine bäuerliche Schadenversicherung.
Kulturtechnik.
Im Kanton St. Gallen sind zwar schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dann namentlich um die Mitte desselben einzelne kulturtechnische Arbeiten beschränkten Umfangs durchgeführt worden, doch haben diese Unternehmungen eine rationelle Förderung erst auf Grund des Bundesgesetzes über Förderung der Landwirtschaft von 1883 und eines darauf bezüglichen Grossratsbeschlusses von 1884 erfahren. ¶
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Bund und Kanton unterstützen Arbeiten, welche eine Verbesserung des Bodens oder die Erleichterung seiner Benutzung bezwecken und zur Folge haben, mit je 10-40% der Kosten. Im Thal handelt es sich hauptsächlich um Güterzusammenlegungen, Drainage- und Kanalisationsanlagen, auf den Alpen um Stallbauten, Wasserleitungen, Alpwege, Einfriedigungen, Entwässerungen und Urbarisierungen. Das kantonale Büdget sieht für das 1898 eingerichtete kulturtechnische Bureau eine jährliche Ausgabe von rund 20000 Fr. und für die Unterstützung von Bauten etwa 70000 Fr. vor; der letztere Betrag entspricht einer gesamten Bauausgabe von 300000 Fr. Die Gesamtausgaben von 1881 bis Ende 1904 belaufen sich bereits auf eine Summe von über 3 Millionen Fr., die einen schönen Anfang bedeutet. Die erzielten Erfolge haben die Zweckmässigkeit der Bodenverbesserungen dargetan und ermutigen zu noch intensiverem Vorgehen auf diesem Wege.
Forstwesen.
Forstliche Erlasse im Kanton St. Gallen datieren aus den Jahren 1803, 1807, 1818, 1827 und 1837. 1838 erfolgte die erste umfassende Forstordnung. Der erste Forstinspektor ist 1807 angestellt worden. 1837 traten fünf wissenschaftlich gebildete Forstmänner in Wirksamkeit. Forstgesetz von 1851;
1863 Gesetz über die Besteuerung der Waldungen;
1874 überweist das eidgenössische Gesetz die Oberaufsicht über die Forst- und Wasserbaupolizei dem Bund;
1876 Bundesgesetz betr. das Forstwesen. 1877 trat das heute noch geltende kantonale Forstgesetz in Kraft: 5 Forstbeamte (1 Oberförster, 4 Bezirksförster);
Reorganisation des untern Forstpersonales (44 Kreisförster mit je einem Forstkreis und 23 Bannwarte).
Die 4 Forstbezirke des Kantons sind: 1. St. Gallen, das ganze nördl. Kantonsgebiet vom Hörnli bis an die O.-Grenze des Bezirkes Rorschach umfassend;
2. Rheinthal, das ganze Rheingelände bis Sargans und die zwei obersten Gemeinden des Bezirkes Ober Toggenburg umfassend;
3. Sargans mit den Bezirken Sargans, Gaster und See sowie den 5 untern Gemeinden des Bezirkes Ober Toggenburg;
4. Toggenburg. Im Entwurf des neuen Forstgesetzes sind 5 Forstbezirke vorgesehen.
Eigene Forstkreise bilden die Waldungen der Ortsgemeinden St. Gallen und Rapperswil, sowie des Klosters Magdenau.
ha | |
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Schutzwald : Staatswaldungen | 982.06 |
Gemeinde- und Korporationswaldungen | 25409.37 |
Privatwaldungen | 14261.18 |
: | 40652.61 |
Privater Nichtschutzwald | 802.46 |
Total der Waldungen | 41455.07 |
Fauna.
Von den grössern Säugetieren sind Bär, Wolf, Luchs, Wildkatze, Wildschwein und Steinbock im Laufe der Zeit ausgerottet worden. 1673 wurde der letzte Bär im Appenzellerland geschossen; er war einst häufig (Höhlenfunde auf Alpeel-Ambos 1800 m). Der ihn an Grösse um das 1½fache übertreffende Höhlenbär (Ursus spelaeus) ist neuerdings in der Wildkirchli-Ebenalphöhle in grösserer Zahl ausgegraben worden (1904/05). Der letzte Wolf fiel 1695 im Steineggwald (Appenzell), und 1747 wurde auf der Hundwilerhöhe ein Luchs erlegt. Seit Menschengedenken ist auch der Steinbock verschwunden; er scheint (nach den Funden in der Wildkirchlihöhle) auch im Säntisgebiet zusammen mit dem Höhlenbär gehaust zu haben.
Der Biber stand noch vor 900 Jahren auf dem Speisezettel der st. gallischen Mönche, deren Wildkammer auf das Beste ausgestattet war mit hochgeweihten Hirschen, dem Bison oder Wisent, Urstier (Bos primigenius), verwilderten Pferden, Steinböcken, aber auch mit Hasen, Murmeltieren, Rehen, Fischen. In den Torfmooren nahe bei Gossau (Junkertswil bei Niederwil) und Waldkirch wurden 1893 prächtige Funde vom Elentier (Cervus altes) gemacht. Die Gemse zählt dank verschiedener Schonbezirke (Graue Hörner, Churfirsten und z. T. Säntisgebirge) noch ansehnliche Rudel (bis zu 50 Stück); auch das Murmeltier haust noch fröhlich im St. Galler Oberland (Sardona-Graue Hörner etc.) und in den Churfirsten. Im Appenzellerland war es vor etwa 15 Jahren als ausgerottet zu betrachten; die seither aus dem Oberland in das Säntisgebirge versetzten Exemplare haben sich - trotz gegenteiliger Behauptungen - erhalten und zu ansehnlichen Kolonien vermehrt (Messmer, Gartenalp etc.). Grössere Bestände existieren auch noch vom Reh; dagegen scheint der Edelhirsch auf dem Aussterbeetat zu stehen.
Die Familie der Fledermäuse ist in 12 Arten im Kanton vertreten: grosse und kleine Hufeisennase, Ohrfledermaus, Mopsfledermaus, langflüglige, zweifarbige, gemeine, gefranste, schwarze Fledermaus, Bart-, Zwerg- und Speckfledermaus. Von Raubtieren sind noch nicht selten: Baum- und Edelmarder, Iltis, grosses Wiesel (Hermelin), kleines Wiesel, Fischotter, Dachs und Fuchs (letzterer kommt auch als «Kohlfuchs» vor). Insektenfresser: Maulwurf und Igel häufig, desgleichen Spitzmäuse: Haus-, Wald-, Alpen- und Wasserspitzmaus.
Die sehr seltene Zwergspitzmaus (Sorex pygmaeus), sonst nur in Graubünden, ist neuestens im Murgthal (unter dem untern Murgsee, 1600 m) entdeckt worden. Relativ reichlich sind die Nagetiere vertreten. Ausser dem Murmeltier sind es: Feld- und Alpenhase, Eichhörnchen (mit der schwarzen Varietät), Siebenschläfer (nicht selten), Gartenschläfer (seltener) und kleine Haselmaus. Die Hausratte scheint völlig verschwunden bezw. von der grössern Wanderratte vertrieben worden zu sein. Häufig finden sich Hausmaus und Waldmaus, ebenso sind bekannt: Waldwühlmaus, Wasserratte, Schneemaus, Feld- und Erdmaus. Neu für die Schweiz ist die 1903 auf der Murgseealp (1950 und 2100 m) entdeckte kurzohrige Erdmaus (Arvicola subterraneus).
Der Anteil, den der Kanton St. Gallen an der Vogelwelt nimmt, ist ein relativ erheblicher. Ausser den gewöhnlichen Vertretern der Alpenornis kommen insbesondere eine grössere Zahl von sonst selteneren Arten im Rheinthal vor, das eine wichtige Vogelzugstrasse bildet, daher viele Zugvögel, aber auch Irrgäste. In gewissen kältern Wintern ist der Bodensee ein förmliches Stelldichein von nordeuropäischen Vogelrepräsentanten (Enten, Säger, Gänse, Schwäne, Haubentaucher, Seetaucher, Raubmöven, Möven, Seeschwalben), zu denen ebenfalls Seltenheiten gehören.
Gänzlich ausgerottet ist der Lämmergeier. Ein Exemplar gelangte 1822 am Calanda zum Fang und anfangs der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde am Kamor (Appenzell) das letzte Exemplar geschossen. Neuere Berichte über das Auftreten einzelner Lämmergeier beziehen sich durchwegs auf den Steinadler. Dieser ist im Kanton noch Brutvogel (Horste im Tamina-, Calfeisen-, Weisstannen- und Murgthal, Churfirsten); neuerdings besitzt auch das Säntisgebiet mehrere Exemplare. Ausser den allgemein verbreiteten Alpenvögeln (Alpendohle, Bergfink, Schneefink, ¶