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26,52%; Zahl der Stösse: 21743 (s. Schnider, Th. Alpstatistik. 1896).
Die Ebene und Hügelregion kennzeichnen sich durch das Vorherrschen des Mischwaldes (Buche, Hainbuche, Eiche, Feldulme, gross- und kleinblättrige Linde, Spitzahorn, Feldahorn, Zitterpappel, Wildapfel, -birne und -kirsche, Föhre, Weisstanne und Rottanne). Grössere und reine Buchenbestände beschränken sich fast nur auf das Oberland und das Rheinthal (Calfeisen, Ragaz, Gonzen, Flums, Walenstadt, Quinten, Frümsen, Sennwald, Oberriet), wo auch die natürliche Verjüngung eine kräftige ist; sonst tritt der Buchenwald, dessen obere Grenze sich bei 1100-1500 m befindet, zu Gunsten des Nadelwaldes zurück.
Noch weniger bestandbildend tritt die Eiche (bis 1000 m) auf; von den einst so wertvollen Eichenwaldungen des Rheinthals (9. Jahrhundert: Hof Lustenau, Schweinemast des Klosters St. Gallen) sind noch wenige Relikte vorhanden (kleine Schälwaldung bei Wartau). Auch die Birke (bis 1400 m) weist nur wenige kleinere reine Bestände auf (Unter Toggenburg). Allgemein verbreitet, meist an Bächen und in Schluchten, sind die Esche, sowie die Weiden und Erlen, während die Schwarzpappel sich vorzugsweise auf die grossen Flussthäler, d. h. auf Dämme, Wuhre, Ufer von Ragaz bis Flums, von Walenstadt, auf die Gegend von Weesen und das Rheinthal hinunter bis zum Bodensee, längs der Thur von Bischofszell bis Niederstetten und das untere Glattthal beschränkt.
Den Hauptbestandteil der Wälder in der montanen und Alpenregion bildet die Rottanne oder Fichte. In den Thalsohlen und an den untern Bergabhängen mehr eingesprengt und gruppenweise im Laubwalde und an den sonnigen Lagen des Rhein-, Seez- und Lintthales vor der Buche zurücktretend, beginnen ihre reinen Bestände von 1200-1400 m an. Im n. Hügellande dominiert sie in kühlen, feuchten Lagen schon in 600 m Höhe. «Dem Wanderer, der aus den lichtgrünen Buchenwaldungen, welchen die Ufergelände des Untersees die weichen abgerundeten Linien der Landschaft mitverdanken, auf dem Bodensee heimwärts kehrt, treten die Abhänge des heimischen Ufers in ernstes Dunkelgrün gehüllt entgegen, das sich noch mehr verdüstert, wenn Sturm und Nebel die Höhen des Rorschacherberges umziehen. Und doch ist in seiner Waldbekleidung noch viel Laubholz eingestreut, dessen junges frisches Hellgrün im Frühling keck und freudig aus dem in Winterstarre ruhenden, nachgedunkelten, eintönigen Schwarzgrün des Nadelwaldes sich hervorwagt.» (Schlatter).
Die Exposition der «schattenhalb» gelegenen Abhänge und jene der «sonnenhalb» situierten Bergseiten macht sich im Baumwuchs überall stark geltend, so dass z. B. an letzteren der Fichtenwald weniger tief hinuntergeht. Fast reine Fichtenbestände trifft man auf Alpsigel, Gartenalp, Potersalp (Appenzell), zahlreich und ausgedehnt aber in den Voralpen des Toggenburg von Nesslau an aufwärts, im obern Rheinthal von Gams an, am N.-Hang der Churfirsten, sowie besonders im Oberland. Auch die obere Grenze des Fichtenwaldes ist eine örtlich sehr verschiedene (Calfeisen- und Weisstannenthal bis 1800 m, Murgthal bei 1700 m). Die Fichten- und überhaupt die Waldgrenze ist besonders durch den Eingriff des Menschen sehr stark herabgedrückt worden zu Gunsten der Weide. An einzelnen Orten reichte sie einstens bis 1950 und 2000 m (Alpenrosenbestände deuten darauf hin). In der untern Nadelwaldregion gesellt sich zur Fichte die Weisstanne, die übrigens auch am Mischwald mit Buche und Bergahorn sich beteiligt.
Höhenverbreitung 500-1500, selbst bis 1700 m, stellenweise über die Rottanne dominierend. Die Föhre oder gemeine Kiefer, die prächtige «Pinie» unserer Wälder, steigt nicht über die Buchengrenze, bleibt also innerhalb des Gebietes der Berge und Voralpen. Im Oberland setzt sie kleinere Bestände zusammen (Calanda bei Vättis bis 1250 m), im oberen Rheinthal (Sargans bis Hirschensprung) spärlich, zahlreicher dann im Unterrheinthal, im Molassegebiet bis zum Bodensee, von da bis Wil und im untern Teil des Toggenburg.
Die Eibe, von der Ebene bis 1200 und 1400 m aufsteigend, kommt im Oberland und Rheinthal mehr vereinzelt vor, etwas reicher dagegen in der n. Molasseregion. Teilweise mit Fichte bezw. auch Lärche und Arve tritt an sonnig gelegenen Abhängen die Bergföhre (Pinus montana) auf, teils in geradschäftiger Form, teils, und dann auch über die Region des geschlossenen Nadelwaldes hinausgehend, als Legföhre an steilen Häng en und Geröllhalden bis 2150 m. Im Taminathal steigt letztere aber auch bis 840 m und im Appenzellerlande bis 1100 m herab. Im Tamina- und Calfeisenthal (Ragaz bis Sardona) und nur dort einheimisch ist der Charakterbaum der Lärche.
In den untern Thalgebieten (bis Thalsohle) mit andern Holzarten gemischt auftretend, übernimmt sie neben der Arve die Rolle des höchstgehenden Nadelbaums (bis gegen 2000 m), ganz besonders dominierend am jähen W.-Abfall des Calanda gegen Vättis, auf der Schattenseite des Calfeisenthals, überall in zunehmender natürlicher Verjüngung. Ebenso tritt sie im vordern Weisstannenthal, auf der SW.-Seite der Alvierkette, am Gonzen etc. auf; wo sie anderorts vorkommt, ist sie angepflanzt.
Die edle, herrliche «Zeder» unserer höchsten Berge, die Arve, behauptet mehr nur unzusammenhängende, oft sehr zerstreute Standpunkte, ist kaum bestandbildend, gelangt aber an einzelnen Orten zu prächtiger Entfaltung. Nach den zahlreichen Resten abgedorrter Exemplare im hintern Calfeisenthal (Sardona, Tristelalp-Wiesli) ist auf das Vorhandensein früherer grösserer Bestände zu schliessen. Versuche mit künstlicher Verjüngung sind im Calfeisenthal, auf der Ragazeralp und auf Valtüsch ob Weisstannen mit gutem Erfolge gemacht worden. Sonst noch häufig im Murgthal, dagegen mehr vereinzelt und gruppenweise in den Churfirsten, im Alviergebiet, in den Grabseralpen, sowie am S.-Hang der Appenzelleralpen (Gulmen). Untere Grenze der Arve bei 1600 m, oberste bei etwa 2000 in (Calfeisen).
Die Waldbekleidung unseres Landes war vor 1200 Jahren eine viel ausgedehntere nach unten (Laubwald) und oben (Nadelwald): Forst von Arbon, vom Bodensee bis zur Sitter, grösster Teil von Ausser Roden und ganz Inner Roden bis 1900 m. Die Ursachen des Rückganges der Bewaldung liegen teils in künstlichen Eingriffen durch den Menschen («Roden» und «Schwenden», Kahlschlag- und Raubwirtschaft) und teils auch in natürlichen Umständen (Wettbewerb der Holzarten, verschiedene Ansprüche derselben an chemische und physikalische Bodenbeschaffenheit etc.). Ueber Waldurbarisierung siehe Schlatter: Einführung der Kulturpflanzen I. Der aus dem gemässigten Asien und dem SO. Europas stammende Nussbaum ist durch die Römer ins Land gekommen: Walenseethal, Linthgebiet, Ragaz bis Bodensee. Obere Grenze bei 700-800 m; er hat seine frühere Bedeutung verloren und befindet sich stark im Rückgang. Recht charakteristisch für die Föhnbezirke im Kanton St. Gallen ist die essbare Kastanie, ebenfalls von den Römern stammend; wächst in namhafter Zahl wild längs des ganzen S.-Ufers des Walensees (von Murg bis ¶
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Mols und Ragaz), steigt bis 900 m und ist ferner zerstreut am N.-Ufer des Walensees, bei Bärschis, am Grabser- und Gamserberg; einzelne Exemplare auch bei Walzenhausen und am Rorschacherberg. Das Vorkommen des weissen Maulbeerbaums im Sarganserland, bei Heerbrugg, ob Goldach steht wohl mit den Versuchen der Einführung der Seidenraupenzucht in Verbindung. Merkwürdig ist das Vorkommen einer etwa 50 Jahre alten stattlichen, bis 10 m hohen Chiletanne (Araucaria imbricata) auf dem Landgute «Weinberg» zwischen Rheineck und Walzenhausen-St. Margrethen, auf 540 m Höhe. Sie hat bis dato Stürmen und Frösten (wie im Winter 1879/80) kräftig getrotzt.
Die Gesamtflora der Kantone St. Gallen und Appenzell umfasst etwa 1400 Arten, von denen etwa 1000 der Ebene und der montanen Region angehören. Gegen 120 Arten dieser beiden Regionen besitzen ein nur beschränktes Verbreitungsgebiet, 64 haben nur einzelne, bezw. wenige Standorte, 56 sind bis heute nur an einem einzigen Orte und 5 nur einmal gefunden worden, 40 können als selten und zerstreut und etwa 30 als sehr selten betrachtet werden. Zu den Seltenheiten gehören (Ackerunkräuter und Wasserpflanzen nicht mitgezählt): Agrimonia odorata, Allium sphaerocephalum, Anacamptis pyramidalis, Aristolochia clematitis, Asplenium Halleri und A. germanicum;
Betula humilis (einzig in der Schweiz), Calamintha acinos;
Campanula cervicaria, C. persicifolia und C. latifolia, Carpesium cernuum, Centaurea nigra;
Cerastium glutinosum und C. semidecandrum;
Ceterach officinarum;
Chenopodium ficifolium, Ch. vulvaria, Ch. rubrum und Ch. muralis;
Chondrilla prenanthoides, Colutea arborescens, Coronilla varia und C. vaginalis, Crepis foetida und Cr. setosa, Dentaria polyphylla, Dianthus prolifer und D. armeria, Diplotaxis tenuifolia, Epipogon aphyllus, Epilobium tetragonum, Equisetum hiemale und E. ramosum, Eragrostis poaeoides, Erodium cicutarium, Euphorbia dulcis, Euphrasia lutea, Festuca amethystina und F. pseudomyurus, Gagea minima und G. arvensis;
Galium aristatum, G. parisiense und G. boreale;
Galeopsis versicolor, Genista tinctoria, Geranium phaeum, Goodyera repens, Helianthemum fumana, Helleborus viridis;
Hieracium pratense und H. staticefolium;
Juniperus Sabina, Laserpitium Gaudini und L. prutenicum;
Lathyrus nissolia, L. palustris und L. tuberosus;
Leonurus cardiacus, Libanotis montana, Linosyris vulgaris, Listera cordata, Lolium linicolum, Lonicera coerulea, Lycopodium annotinum, Malaxis monophyllos, Marrubium vulgare, Medicago minima;
Mentha gentilis, M. piperita und M. sativa;
Melittis melissophyllum, Myosotis hispida, Nepeta calaria, Ononis rotundifolia, Ophrys aranifera;
Orchis coriophora, O. pallens und O. Traunsteineri;
Ornithogalum nutans, Panicum ciliare, Parietaria erecta, Peucedanum cervaria und P. Chabraei, Phleum Boehmeri, Pirola media, Polygonum dumetorum, Potentilla recta und P. heptaphylla, Primula acaulis, Prunus Mahaleb, Pulmonaria officinalis, Quercus pubescens, Rhamnus cathartica;
Rosa cinnamomea, R. abietina und R. dumetorum;
Saxifraga granulata und S. cuneifolia;
Sagina nodosa, Scilla bifolia;
Sedum acre, S. repens und S. reflexum;
Seseli annuum, Senecio viscosus, Sisymbrium Sophia, Sorbus scandica, Stachys recta, Staphylea pinnata, Streptopus amplexifolius, Tanacetum vulgare, Teucrium botrys, Thesium tenuifolium, Trifolium hybridum, Ulex europaeus, Verbascum blattaria und V. thapsiforme, Veronica montana, Vicia hirsuta.
Die zunehmende Verdrängung des Ackerbaues durch den künstlichen Wieswuchs in der n. Gegend des Kantons St. Gallen, im Hügelland des Toggenburg und auch im Fürstenland sowie im Kanton Appenzell A. R. bedingt die relativ kleine Anzahl der Arten von Ackerunkräutern. In gleicher Weise ist das Rheinthal mit einer verhältnismässig noch bescheideneren Anzahl von plantae campestres und ruderales bedacht, ein Umstand, der sich erklären lässt durch die Tatsache, dass das Rheinthal vor 180 Jahren noch zu 7/8 sumpfiges Riet war. Die Urbarisierung erfolgte nur sehr langsam; zu Anfang des 18. Jahrhunderts wurde noch fast kein Ackerbau betrieben, viel mehr dagegen künstlicher Wiesbau zu Gunsten der Viehzucht, sowie Weinbau auf den untersten Abhängen der Hügel des Rheinthales.
Als seltenere Acker- und Weinbergunkräuter, sowie z. T. Ruderalpflanzen figurieren in unserer Flora Ajuga chamaepitys, Alchimilla arvensis, Alopecurus agrestis und A. pratensis, Anagallis coerulea; Anthemis arvensis, A. cotula und A. tinctoria; Artemisia absinthium, Bupleurum rotundifolium, Camelina dentata und C. sativa, Chrysanthemum inodorum, Delphinium consolida, Datura stramonium, Erodium cicutarium, Erysimum cheiranthoides, Euphrasia odontites, Fumaria Wirtgeni, Gagea arvensis, Gnaphalium luteoalbum und G. margaritaceum, Hypericum humifusum, Hyoscyamus niger; Iberis amara, I. pinnata und I. umbellata; Inula britannica, Isatis tinctoria, Lamium amplexicaule, Lathyrus hirsutus, Lepidium campestre, Linaria elatine, Lychnis vespertina, Melandrium noctiflorum, Muscari botryoides, Neslia paniculata, Oxalis corniculata und O. stricta, Orlaya grandiflora, Passerina annua, Phleum asperum und Ph. Boehmeri, Physalis alkekengi, Reseda luteola, Sagina apetala, Saponaria officinalis und S. vaccaria, Scandix pecten veneris, Scleranthus annuus, Sedum maximum, Silene gallica, Stupa pennata, Valerianella carinata und V. Morisoni, Veronica agrestis, Vicia grandiflora und V. lutea.
Eine nicht geringe Anzahl von Pflanzentypen, die ihre Heimat z. T. in Amerika, O.- und W.-Asien oder S.-Europa haben, gesellen sich von Jahr zu Jahr unserer Flora bei. Sie gelangen in Saatgut oder durch unsere Verkehrsmittel (Eisenbahnen etc.) ins Land und siedeln sich vorübergehend oder dauernd an: Erigeron canadensis, Aster paroi flores, Matricaria discoidea, Oenothera biennis, Oxalis stricta und O. corniculata, Solidago lanceolata und S. serotina, Stenactis annua (Nordamerika);
Asperula galioides, Alsine tenuifolia, Berteroa incana, Camelina sativa, Caucalis daucoides, Diplotaxis muralis, Erysimum orientale und E. virgatum, Filago germanica var. canescens, Lepidium draba und L. ruderale, Lathyrus hirsutus, Ornithopus sativus.
Von den mancherlei in Gärten und Feldern angepflanzten Arten haben sich viele ins Freiland geflüchtet und daselbst angesiedelt: Aconitum Stoerkianum, Artemisia absinthium, Asparagus officinalis, Aster parviflorus und A. salignus, Anthriscus cerefolium, Blitum ¶