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Toggenburges und damit der drei grössten und wichtigsten Kantonsteile. Es betragen die Mittleren Monatstemperaturen (1864-1900):
St. Gallen (680 m) °C. | Altstätten (470 m) °C. | Sargans (507 m) °C. | Ebnat (646 m) °C. | |
---|---|---|---|---|
Januar | -2,2 | -1,7 | -1,2 | -3,1 |
Februar | -0,2 | 0.8 | 1.3 | -0,7 |
März | 2.3 | 4.1 | 1.4 | 1.9 |
April | 7.1 | 9.0 | 9.1 | 6.8 |
Mai | 11.1 | 12.9 | 12.9 | 10.8 |
Juni | 14.7 | 16.3 | 16.0 | 14.4 |
Juli | 16.6 | 18.2 | 17.7 | 16.5 |
August | 15.8 | 17.3 | 16.9 | 15.5 |
September | 12.8 | 14.5 | 14.5 | 12.5 |
Oktober | 7.3 | 8.9 | 9.2 | 6.8 |
November | 2.7 | 3.8 | 4.2 | 2.4 |
Dezember | -1,5 | -0,9 | -0,5 | -2,2 |
Jahr: | 7.15 | 8.6 | 8.7 | 6.8 |
Das Hochthal von St. Gallen gilt allgemein als rauh, und es muss wirklich auch mit Berücksichtigung seiner Höhenlage als etwas kühl bezeichnet werden, namentlich im Frühjahr; noch kühler ist Ebnat; das st. gallische Rheinthal dagegen gehört zu den bezüglich der Temperatur am meisten begünstigten Gegenden der N.-Schweiz. Ebnat zeichnet sich durch tiefe Wintertemperaturen aus zufolge seiner Thallage und einer die Ausstrahlung begünstigenden geringen Bewölkung zu dieser Jahreszeit; das mittlere Jahresminimum (1880-1900) beträgt -19,7° gegenüber -15,0° in St. Gallen und -13,5° C. in Altstätten (letztere beiden Werte allerdings aus der längeren Periode 1864-1900 berechnet). In den übrigen Jahreszeiten kommen die Monatsmittel von Ebnat denjenigen von St. Gallen näher, im Sommer kann Ebnat gelegentlich sogar wärmer werden als St. Gallen: mittlere Jahresmaxima für St. Gallen 28,6° (1864-1900), Ebnat 29,3° (1880-1900), Altstätten 30,4° (1864-1900).
Das Rheinthal verdankt seine thermische Begünstigung zum grossen Teil dem Föhn (s. unten); dieselbe tritt daher hauptsächlich im Frühjahr und Herbst zu Tage, aber auch im Winter, für den in der Sohle des Rheinthales sich ohne die warmen und Stagnation verhindernden Föhnströmungen wohl tiefere Monatsmittel ergeben würden. Die Zahl der Frosttage (d. h. Tage, an denen die Temperatur unter 0° sank) beträgt für Altstätten 80 im Jahr, für St. Gallen 99. Als sehr mild wird auch das am SW.-Hang der Speergruppe gelegene Gasterland bezeichnet, was sich aus Exposition und Schutz vor N. und O.-Winden erklärt.
Die stärkste Bewölkung im Jahresmittel hat St. Gallen (6,3), weil dort wie überall im schweizerischen Mittellande die Wintermonate sehr trüb sind; kleiner ist die mittlere Bewölkung von Altstätten (6,0), namentlich aber diejenige von Ebnat (5,7); im Winter hat das Toggenburg, wenigstens in seinem oberen Teil, eine relativ geringe Bewölkung und erinnert in dieser Beziehung schon etwas an höher gelegene innere Alpenthäler. Auffallend ist die kleine Anzahl der Nebeltage in Ebnat; dieselbe beträgt im Mittel 1891/1900 für das Winterhalbjahr: in St. Gallen 38, Altstätten 29, Ebnat 7.
Schliesslich seien noch angegeben die mittlere Anzahl der Niederschlagstage und die auf die einzelnen Monate fallenden Prozente der Jahresniederschlagssumme für St. Gallen; diese Zahlen haben auch für ein grösseres Gebiet Geltung:
Zahl der Tage mit Niederschlag | Prozente des Jahresniederschlags | |
---|---|---|
Januar | 11 | 4 |
Februar | 11 | 5 |
März | 14 | 6 |
April | 13 | 8 |
Mai | 15 | 10 |
Juni | 16 | 13 |
Juli | 16 | 12 |
August | 14.5 | 12 |
September | 12 | 10 |
Oktober | 14 | 8 |
November | 12 | 5 |
Dezember | 12 | 5 |
Jahr: | 160 | - |
Dass der Föhn im st. gallischen Rheinthal mit seinem SN.-Verlauf sehr häufig auftritt, so dass ihm eine grosse klimatische Bedeutung zukommt, wurde schon erwähnt. Ein früherer langjähriger Beobachter der Station Altstätten, Reallehrer R. Wehrli, hat für Altstätten die Föhnhäufigkeit zu folgenden Werten gefunden:
Mittlere Zahl der Tage mit Föhn in Altstätten (1864-1880):
Monat | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tage | 2.8 | 3.3 | 3.9 | 4.2 | 2.6 | 1.5 | 1.5 | 1.2 | 2.8 | 3.6 | 3.1 | 2.7 | 33.1 |
[Dr. R. Billwiller, Jun.]
Flora.
Die relativ bedeutende Differenz in den Höhenlagen der verschiedenen einzelnen Abschnitte des Kantons St. Gallen (inkl. die Appenzellerberge) vom Spiegel des Bodensees (398,5 m) bis zur Ringelspitze (3251 m) bedingt die Zugehörigkeit des Landes zu sämtlichen Höhenregionen. Der Verlauf der Gebirgsketten des Säntis, der Churfirsten, der Grauen Hörner und des Sardonagebirges von SW. nach NO. (bezw. von W. nach O.) bewirkt auch infolge der verschiedenen klimatischen Situationen einen auffallenden Unterschied und eine Verschiebung der Grenzen der die einzelnen Regionen kennzeichnenden Pflanzenformationen (N.-Hang und S.-Hang). Die obere Grenze der Ebene reit Weinbau, Ackerbau, Mais und zahmen Kastanien befindet sich bei 450-550 m, weiter aufwärts werden noch Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln angebaut; im n. Hügelland ist Wiesenbau vorherrschend. Im untern Teil der Bergregion, die von 550-1200 m geht, herrscht Laubwald, bezw. Mischwald. Von 1200-1600 m (Voralpenregion) an dominiert der Nadelwald, der im Maximum bis über 1950 m steigt (obere Tannengrenze im Mittel 1800 m, an der O.-Flanke des Säntis gegen das Rheinthal 1750 m, am N.-Hang der Churfirsten 1850 m, im St. Galler Oberland 1900 m). Die Alpenregion geht im Mittel von 1600-2500 m. Im Säntisgebiet und auf den Churfirsten befindet sich oberhalb der Holzgrenze nur wenig Alpenweide (grössere Alpen liegen hier zwischen 1450 und 1750 m); dagegen finden sich im Oberland (Calfeisen-, Weisstannen- und Murgthal) grössere Weideflächen über der Holzgrenze (Alpweide von 1600-2200, selten bis 2400 m). Alpweide an der O.-Flanke des Säntis gegen das Rheinthal bis 1500 m, am N.-Hang der Churfirsten bis 1850 m, im Oberland bis 2300 m. Die Schneelinie beginnt im Oberland bei etwa 2500 m. Zahl der Alpen im Kanton St. Gallen: 304; Flächeninhalt derselben: 196705 ha =
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26,52%; Zahl der Stösse: 21743 (s. Schnider, Th. Alpstatistik. 1896).
Die Ebene und Hügelregion kennzeichnen sich durch das Vorherrschen des Mischwaldes (Buche, Hainbuche, Eiche, Feldulme, gross- und kleinblättrige Linde, Spitzahorn, Feldahorn, Zitterpappel, Wildapfel, -birne und -kirsche, Föhre, Weisstanne und Rottanne). Grössere und reine Buchenbestände beschränken sich fast nur auf das Oberland und das Rheinthal (Calfeisen, Ragaz, Gonzen, Flums, Walenstadt, Quinten, Frümsen, Sennwald, Oberriet), wo auch die natürliche Verjüngung eine kräftige ist; sonst tritt der Buchenwald, dessen obere Grenze sich bei 1100-1500 m befindet, zu Gunsten des Nadelwaldes zurück. Noch weniger bestandbildend tritt die Eiche (bis 1000 m) auf; von den einst so wertvollen Eichenwaldungen des Rheinthals (9. Jahrhundert: Hof Lustenau, Schweinemast des Klosters St. Gallen) sind noch wenige Relikte vorhanden (kleine Schälwaldung bei Wartau). Auch die Birke (bis 1400 m) weist nur wenige kleinere reine Bestände auf (Unter Toggenburg). Allgemein verbreitet, meist an Bächen und in Schluchten, sind die Esche, sowie die Weiden und Erlen, während die Schwarzpappel sich vorzugsweise auf die grossen Flussthäler, d. h. auf Dämme, Wuhre, Ufer von Ragaz bis Flums, von Walenstadt, auf die Gegend von Weesen und das Rheinthal hinunter bis zum Bodensee, längs der Thur von Bischofszell bis Niederstetten und das untere Glattthal beschränkt. Den Hauptbestandteil der Wälder in der montanen und Alpenregion bildet die Rottanne oder Fichte. In den Thalsohlen und an den untern Bergabhängen mehr eingesprengt und gruppenweise im Laubwalde und an den sonnigen Lagen des Rhein-, Seez- und Lintthales vor der Buche zurücktretend, beginnen ihre reinen Bestände von 1200-1400 m an. Im n. Hügellande dominiert sie in kühlen, feuchten Lagen schon in 600 m Höhe. «Dem Wanderer, der aus den lichtgrünen Buchenwaldungen, welchen die Ufergelände des Untersees die weichen abgerundeten Linien der Landschaft mitverdanken, auf dem Bodensee heimwärts kehrt, treten die Abhänge des heimischen Ufers in ernstes Dunkelgrün gehüllt entgegen, das sich noch mehr verdüstert, wenn Sturm und Nebel die Höhen des Rorschacherberges umziehen. Und doch ist in seiner Waldbekleidung noch viel Laubholz eingestreut, dessen junges frisches Hellgrün im Frühling keck und freudig aus dem in Winterstarre ruhenden, nachgedunkelten, eintönigen Schwarzgrün des Nadelwaldes sich hervorwagt.» (Schlatter). Die Exposition der «schattenhalb» gelegenen Abhänge und jene der «sonnenhalb» situierten Bergseiten macht sich im Baumwuchs überall stark geltend, so dass z. B. an letzteren der Fichtenwald weniger tief hinuntergeht. Fast reine Fichtenbestände trifft man auf Alpsigel, Gartenalp, Potersalp (Appenzell), zahlreich und ausgedehnt aber in den Voralpen des Toggenburg von Nesslau an aufwärts, im obern Rheinthal von Gams an, am N.-Hang der Churfirsten, sowie besonders im Oberland. Auch die obere Grenze des Fichtenwaldes ist eine örtlich sehr verschiedene (Calfeisen- und Weisstannenthal bis 1800 m, Murgthal bei 1700 m). Die Fichten- und überhaupt die Waldgrenze ist besonders durch den Eingriff des Menschen sehr stark herabgedrückt worden zu Gunsten der Weide. An einzelnen Orten reichte sie einstens bis 1950 und 2000 m (Alpenrosenbestände deuten darauf hin). In der untern Nadelwaldregion gesellt sich zur Fichte die Weisstanne, die übrigens auch am Mischwald mit Buche und Bergahorn sich beteiligt. Höhenverbreitung 500-1500, selbst bis 1700 m, stellenweise über die Rottanne dominierend. Die Föhre oder gemeine Kiefer, die prächtige «Pinie» unserer Wälder, steigt nicht über die Buchengrenze, bleibt also innerhalb des Gebietes der Berge und Voralpen. Im Oberland setzt sie kleinere Bestände zusammen (Calanda bei Vättis bis 1250 m), im oberen Rheinthal (Sargans bis Hirschensprung) spärlich, zahlreicher dann im Unterrheinthal, im Molassegebiet bis zum Bodensee, von da bis Wil und im untern Teil des Toggenburg. Die Eibe, von der Ebene bis 1200 und 1400 m aufsteigend, kommt im Oberland und Rheinthal mehr vereinzelt vor, etwas reicher dagegen in der n. Molasseregion. Teilweise mit Fichte bezw. auch Lärche und Arve tritt an sonnig gelegenen Abhängen die Bergföhre (Pinus montana) auf, teils in geradschäftiger Form, teils, und dann auch über die Region des geschlossenen Nadelwaldes hinausgehend, als Legföhre an steilen Häng en und Geröllhalden bis 2150 m. Im Taminathal steigt letztere aber auch bis 840 m und im Appenzellerlande bis 1100 m herab. Im Tamina- und Calfeisenthal (Ragaz bis Sardona) und nur dort einheimisch ist der Charakterbaum der Lärche. In den untern Thalgebieten (bis Thalsohle) mit andern Holzarten gemischt auftretend, übernimmt sie neben der Arve die Rolle des höchstgehenden Nadelbaums (bis gegen 2000 m), ganz besonders dominierend am jähen W.-Abfall des Calanda gegen Vättis, auf der Schattenseite des Calfeisenthals, überall in zunehmender natürlicher Verjüngung. Ebenso tritt sie im vordern Weisstannenthal, auf der SW.-Seite der Alvierkette, am Gonzen etc. auf; wo sie anderorts vorkommt, ist sie angepflanzt. Die edle, herrliche «Zeder» unserer höchsten Berge, die Arve, behauptet mehr nur unzusammenhängende, oft sehr zerstreute Standpunkte, ist kaum bestandbildend, gelangt aber an einzelnen Orten zu prächtiger Entfaltung. Nach den zahlreichen Resten abgedorrter Exemplare im hintern Calfeisenthal (Sardona, Tristelalp-Wiesli) ist auf das Vorhandensein früherer grösserer Bestände zu schliessen. Versuche mit künstlicher Verjüngung sind im Calfeisenthal, auf der Ragazeralp und auf Valtüsch ob Weisstannen mit gutem Erfolge gemacht worden. Sonst noch häufig im Murgthal, dagegen mehr vereinzelt und gruppenweise in den Churfirsten, im Alviergebiet, in den Grabseralpen, sowie am S.-Hang der Appenzelleralpen (Gulmen). Untere Grenze der Arve bei 1600 m, oberste bei etwa 2000 in (Calfeisen).
Die Waldbekleidung unseres Landes war vor 1200 Jahren eine viel ausgedehntere nach unten (Laubwald) und oben (Nadelwald): Forst von Arbon, vom Bodensee bis zur Sitter, grösster Teil von Ausser Roden und ganz Inner Roden bis 1900 m. Die Ursachen des Rückganges der Bewaldung liegen teils in künstlichen Eingriffen durch den Menschen («Roden» und «Schwenden», Kahlschlag- und Raubwirtschaft) und teils auch in natürlichen Umständen (Wettbewerb der Holzarten, verschiedene Ansprüche derselben an chemische und physikalische Bodenbeschaffenheit etc.). Ueber Waldurbarisierung siehe Schlatter: Einführung der Kulturpflanzen I. Der aus dem gemässigten Asien und dem SO. Europas stammende Nussbaum ist durch die Römer ins Land gekommen: Walenseethal, Linthgebiet, Ragaz bis Bodensee. Obere Grenze bei 700-800 m; er hat seine frühere Bedeutung verloren und befindet sich stark im Rückgang. Recht charakteristisch für die Föhnbezirke im Kanton St. Gallen ist die essbare Kastanie, ebenfalls von den Römern stammend; wächst in namhafter Zahl wild längs des ganzen S.-Ufers des Walensees (von Murg bis