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Dürrenbach, Auerbach, die Ach und der Steinlibach. Der ganze Kanton gehört zum Einzugsgebiet des Rhein und zwar a) direkt durch Tamina, Saschielbach, Sarbach, die Bäche des Werdenberg und Rheinthales und durch die Zuflüsse des Bodensees; b) zum Nebensystem der Linth durch Seez, Kohlschlagerbach, Schilzbach, Murg und die s. und w. Abflüsse der Alvier-, Churfirsten-, Speer- und Kreuzeggkette; c) zum Nebensystem der Thur durch die n. Abflüsse der eben genannten Ketten, die ö. Abflüsse der Hörnlikette und die n. und w. Abflüsse des Säntisgebirges und seiner Vorberge. Die Wasserscheide zwischen Rhein und Linth zieht von der Scheibe über die Grauen Hörner (Piz Sol) und zwischen Seez und Sarbach durch zum Gonzen, Alvier und Faulfirst, diejenige zwischen Rhein und Thur vom Passrücken bei Wildhaus über die Kette Schafberg-Stauberen-Hoher Kasten, Fähnern, Hirschberg, Ruppen, Kaien, Frölichsegg und Rosenberg bei St. Gallen.
Der Kanton St. Gallen hat Anteil am Boden-, Walen- und Zürichsee und zählt eine Reihe von Alpenseen und grösseren Weiern. Von jenen sind zu nennen der Wildsee, Schottensee, Schwarzsee, Viltersersee und Wangsersee in den Grauen Hörnern, die Murgseen im Murgthal, der Voralpsee, der Wildsee, die Hinter- oder Schwendiseen und der Gräppelensee in den Churfirsten und im Säntisgebirge. Von den meist im n. Kantonsteil und besonders in der nähern und weitern Umgebung von St. Gallen liegenden Weiern sind erwähnenswert der Wenigerweier, Rütiweier und Badeweier, der Bildweier beim Schloss Sulzberg über Goldach, der Finkenbachweier bei Häggenswil, der Widenhubweier bei Waldkirch, der Bettenauerweier bei Uzwil, der Hasenweier bei Wil und die Weier im SW. des Kantons bei Uznach.
Die eigentlichen Sümpfe sind allerorts, besonders im Rhein-, Thur- und Linthgebiet, infolge der überall vorgenommenen Flussregulierungen und Entsumpfungen bedeutend zurückgegangen und teils in fruchtbares Wies- und Ackerland, teils in nutzbares Streuland verwandelt worden. An vielen Stellen wird auch Torf gestochen. Im Alpen- und Voralpengebiet hat man ferner durch Wildbachverbauungen viel Nutzland gewonnen. Von Eisfeldern im Kanton St. Gallen sind zu nennen der Sardonagletscher, Saurengletscher (teilweise), diejenigen an der Scheibe, der Glasergletscher im Gebiet des Ringelbergs, der Pizsolgletscher in den Grauen Hörnern. Zahlreich sind in den St. Galler Alpen die Firn- und Schneefelder.
Wir können diesen Abschnitt nicht schliessen, ohne noch mit einigen Worten der Höhenverhältnisse des Kantons im allgemeinen und der Höhe seiner bedeutendsten Gipfelpunkte und Passübergänge zu gedenken. Die Sohlen des Rhein-, Linth- und Seezthales, die vom Boden-, Zürich- und Walensee her gegen Sargans und Ragaz ansteigen, haben eine Höhenlage von 400-525 m, während die Sohlen der Thäler der Thur und der Sitter von der N.-Grenze des Kantons bis zum Quellgebiet ihrer Flüsse sich von 500-1200 m heben.
Wildhaus ist mit 1104 m das höchstgelegene Dorf des Kantons. Andere Dörfer mit beträchtlicher Höhenlage sind Weisstannen (997 m) im Thal der obern Seez, Hemberg (962 m) im obern Neckerthal, Vättis (947 m) am Eingang ins Calfeisenthal, Valens (920 m) im Taminathal. Pfäfers, Amden, Alt St. Johann, Stein, Ricken, Krinau, Libingen, Degersheim, Eggersriet und Grub liegen zwischen 800 und 900 m; St. Georgen und Engelburg bei St. Gallen, Nesslau, Krummenau, St. Peterszell, Ober Helfenswil, Mogelsberg, Mühlrüti, Gähwil, Kirchberg, Mosnang und Rieden zwischen 700 und 800 m; St. Gallen, Untereggen, St. Fiden, Bruggen, Gossau, St. Josephen, Bernhardszell, Waldkirch, Andwil, Flawil, Uzwil, Jonswil, Bütswil, Lichtensteig, Brunnadern, Wattwil, Ebnat und Kappel zwischen 600 und 700 m. Zwischen 400 und 600 m liegen die Ortschaften im untern Thur-, Sitter-, Linth- und Rheinthal, sowie am Boden-, Zürich- und Walensee.
Das Hügelland im n. Kantonsteil erreicht Höhen von 600-900 m; einzig der Rossbühl bei Rorschach erhebt sich hier bis zu 996 m. Im mittlern Toggenburg steigen die Berge bis zu 1000-1200 m, im obern Toggenburg bis zu 1500 m und im Säntisgebirge bis zu 1600-2500 m (Säntisgipfel 2504 m und Altmann 2435 m) an. Gegen das Rheinthal werden die Berge niedriger, sodass der Kamor blos noch 1560 m, der St. Antoniberg noch 1100 m und die Meldegg noch 655 m haben. In der zentralen Bergkette des Kantons finden wir das Schnebelhorn mit 1295 m, die Kreuzegg mit 1310 m, den Regelstein mit 1318 m, Speer mit 1954 m, Mattstock mit 1939 m, Leistkamm mit 2105 m, die Gipfel der Churfirsten (Scheere, Wart, Selun, Frümsel, Brisi, Zustoll, Scheibenstoll, Hinterruck) mit durchschnittlich 2200 m, den Alvier mit 2345 m und den über der Rheinebene aufragenden Gonzen mit 1833 m. Diese zentrale Kette wird von zahlreichen Pässen überschritten, die aus dem Gebiet der Thur in den Kanton Zürich, das Thal der Linth, zum Ufer des Walensees, ins Seezthal und ins Rheinthal hinüberführen. Es sind: die Hulftegg (744 m) mit Strasse aus dem Alt Toggenburg ins zürcherische Tössthal, der Rickenpass (767 m) mit Strasse von Wattwil nach Uznach, der Uebergang über Käsernalp (1541 m) mit Fussweg von Nesslau nach Weesen, die Niedere (1833 m) und der Uebergang über die Nausalp (1640 m) vom Rheinthal nach Walenstadt und nach Barschis, der Uebergang über die Palfriesalp (1635 m) von Sevelen nach Flums und Mels. S. vom Säntisgebirge führt die Poststrasse über Wildhaus (1104 m) aus dem Toggenburg ins Werdenberg. Im Säntis selbst finden wir: den Zwinglipass oder Kraialppass (2021 m) aus dem Toggenburg nach Appenzell und den zwischen dem Lütispitz (1990 m) und dem Neuenkamm (1800 m) eingeschnittenen Windenpass (1635 m) vom Gräppelensee über Lütisalp, Säntisalp und Widderalp nach Urnäsch;
ins Rheinthal führen aus dem Säntisgebirge die Saxerlücke (1651 m), der Unter Kamor (1400 m), der Eggerstander Sattel (900 m), sowie die Strassen über den Stoss, den Ruppen (980 m) und über Meldegg-Walzenhausen (650 m).
Im alpinen Abschnitt des Kantons s. vom Walensee und Seezthal nennen wir folgende Höhen von Gipfelpunkten und Passscheiteln: Saurenstock 3054 m, Trinserhorn 3028 m, Ringelspitz 3251 m, Kunkelspass 1331 m, Calanda 2808 m;
Scheibe 2922 m, Heidelpass 2397 m zwischen Calfeisen- und Weisstannenthal, Pizsol 2849 m;
Schlösslikopf 2224 m, Foostock 2610 m, Foopass 2229 m und Riesetenpass 2188 m von Weisstannen nach Elm und nach Matt, Augstkamm 2359 m, Spitzmeilen 2505 m;
Magereu 2528 m, Goggeien 2353 m, Widdersteinerfurkel 2014 m vom Murgthal nach Engi, Kuhmettler (über dem Walensee) 1586 m.
[J. S. Gerster.]
Geologie.
A. Alpine Zonen.
Vom S.-Rand der Molasse (Nagelfluh-) berge, welcher von Weesen dem N.-Rand der Säntiskette entlang streicht, bis an den Walensee und das Seezthal werden die Bergketten von Kreideschichten gebildet, während die Thalmulden (Wildhaus) im Eozän liegen. Im n. Teil streichen die Ketten SW.-NO. und ¶
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bilden Mattstock, Gulmen, Goggeien und das Säntisgebirge, welche sämtlichen Gebirgsglieder sehr komplizierten Faltenbau aufweisen. Die s. folgende grosse Eozänmulde von Wildhaus verbreitert sich gegen O., was mit einem von hier an und weiter s. ganz allgemeinen Sinken der Gebirgszonen in der Längsrichtung gegen O. zusammenhängt. Relativ einfach gebildet ist die Kette der Churfirsten mit ihrem allgemeinen Nordfallen. Der Grat ist durch Breschen in einzelne Gipfel geteilt.
Weiter gegen SO. folgt, normal nach NO. streichend, die Mulde des Sichelkamm, welcher der weithin sichtbaren Schichtbiegung seinen Namen verdankt. Von da endlich dreht sich die Kammlinie über Alvier und Kammegg bis zum Gonzen fast rechtwinklig zum Alpenstreichen, und die Kreideschichten sinken nach NO. zum Rhein hinab. Am O.-Ende, im Schollberg, erscheint ein schönes normal streichendes Jurakalkgewölbe mit Scheitelbruch. Alle bisher genannten Berge scheinen ein und derselben gefalteten, von S. überschobenen Kreidedecke anzugehören.
Steigt man über die Steilwände der Churfirsten zum Walensee hinab, so trifft man die Kreideschichten von den jüngsten bis zu den ältesten. Unter den letzteren ist aber eine Ueberschiebungsfläche, aus welcher zahlreiche Quellen hervortreten, an manchen Stellen entblösst; es folgt darunter Eozän (reich an Nummuliten) und nun die ganze Reihe der Kreidegesteine zum zweitenmal in einer freilich etwas abweichenden Ausbildung. Bei Quinten ist die Basis der Kreide mit Malmkalk (Hochgebirgskalk) entblösst, und weiter ö., am S.-Fuss der Churfirsten-Gonzen Kette, erscheinen brauner Jura (Dogger) und Lias, in komplizierter Weise ineinander gefaltet.
Die obere Schichtreihe gehört einer oberen, die untere einer unteren Ueberfaltungsdecke an, und der sie trennende Eozänzug ist vom Walenstadterberg über Bättlis-Weesen-Kerenzenberg-Pragelpass bis über den Vierwaldstättersee zu verfolgen. Der Gonzen im Teilungswinkel des Rheinthales und Walenseethales enthält im mittleren Hochgebirgskalk (Sequanien) ein Eisenerzlager von 0,5-2 m Mächtigkeit, welches alle Faltungen mitmacht und ziemlich reich an Fossilien, besonders Ammoniten, ist. Dieses Erzlager ist schon vielfach ausgebeutet worden, zur Zeit aber steht der Erzbau still.
S. der Seezthal-Walenseelinie treten wir auf einen Schlag in ein ganz anderes Gebiet. Hier erscheinen in der Basis der unteren Schichtserie die Trias (Quartenschiefer = Keuper und Röthidolomit = Muschelkalk) und das Perm als Verrucano oder Sernifit, das ist rote und bunte (grüne, weisse etc.) quarzige Schiefer, Sandsteine und Konglomerate in mächtiger Entwicklung, aber ohne Fossilien. Die Schichtplatten steigen südwärts an. Die Thäler, die gegen Seez und Walensee münden, sind sämtlich in den Sernifit eingeschnitten, während die Alpflächen, Gräte und Gipfel dazwischen (Magereu, Spitzmeilen, Guscha etc.) aus Trias und aufsitzendem Lias bestehen.
Unter dem Sernifit sollten krystalline Schiefer folgen. Statt dessen erscheint als Basis der ungeheuren, viele hundert Meter mächtigen Sernifitplatte im Weisstannenthal, Calfeisenthal und Taminathal etwas weniges zerkneteter Malmkalk und dann wieder das Jüngste: Eozän. Wir befinden uns hier im Gebiet der grossen Glarnerfalte. Die Gipfel (Foostock, Sardona, Ringelspitze, Graue Hörner) werden aus einer Sernifitplatte gebildet, die Gehänge darunter sind Eozän. Am graubündnerischen Abhang sinkt die mächtige Sernifitplatte von Sardona und Ringelspitze s. abbiegend zum Rhein hinab, und die normale Schichtfolge darüber zeigt uns dort Röthidolomit und liasischen Bündnerschiefer. Also auch das ganze Sernifitgebiet von Murgthal, Schilzbachthal, Weisstannen- und Calfeisenthal ist nicht an Ort und Stelle gelagert, sondern ein auf Eozän überschobenes Gebirge.
Endlich taucht hinten im Taminathal, am tiefsten aufgeschlossen in der Umgebung von Vättis, unter dem Eozän eine normale, vollständige und mächtige Schichtreihe empor, die wohl unverschoben ungefähr da liegt, wo sie abgesetzt worden ist: das autochthone Gebirge. Hier ist die Kreide, besonders die obere Kreide, weniger stark entwickelt, der Hochgebirgskalk aber hat über 600 m Mächtigkeit, und der Dogger darunter ist wie am Mürtschenstock ausgebildet; dagegen fehlt der im Seezthal und s. des Walensees so mächtige Lias fast vollständig. Als Basis unter dem Röthidolomit und als Ausläufer des Aarmassives erscheint Serizitschiefer. Im Calanda sinkt das Sedimentgebirge ö. zur Tiefe. Das Thal Kunkelspass-Taminathal ist der verlassene Torso eines einstigen Ostrheines, der damals dem Walensee folgte. Calfeisenthal und Seez sind ehemalige Nebenflüsse. Die alten Terrassen lassen sich in schönster Weise in ihrem Zusammenhang mit den alten Thalböden verfolgen.
Bibliographie:
Geologische Karte der Schweiz in 1:100000. Bl. 9 und 14. - Gutzwiller, A. Molasse u. jüngere Ablagerungen enthalten auf Bl. 9; C. Mösch. Geolog. Beschreibung der Kalkstein- und Schiefergebirge der Kantone St. Gallen, Appenzell und Glarus. (Beitr. z. geolog. Karte der Schweiz. 14:1 und 3) Bern 1877 und 1881. - Gutzwiller, A., u. F. Schalch. Geolog. Beschr. der Kantone St. Gallen, Thurgau und Schaffhausen. (Beitr. z. geolog. Karte der Schweiz. 19). Bern 1883. - Heim, Alb. Geologie der Hochalpen zwischen Reuss und Rhein. (Beitr. z. geolog. Karte der Schweiz. 25). Bern 1891. - Heim, Alb. Das Säntisgebirge. Mit Atlas. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz. N. F. 16). Bern 1905. - Heim, Arn. Zur Kenntnis der Glarner Ueberfaltungsdecken (in der Zeitschr. der deutschen geolog. Gesellsch. 1905).
B. Molasse und jüngere Ablagerungen.
Die n. und nw. Kantonsteile werden von den Molassebildungen eingenommen, die in den in der Ostschweiz überhaupt bekannten drei Stufen auftreten: 1. Untere Süsswassermolasse (aquitanische Stufe); 2. Meeresmolasse (helvetische Stufe); 3. Obere Süsswassermolasse (Oeninger Stufe). Die untere Süsswassermolasse und die Meeresmolasse gehören ganz der gehobenen (dislozierten) Molasse an, die obere Süsswassermolasse nur zum Teil, während ihr grösserer Teil im Gebiet der horizontalen Molasse liegt. Im Toggenburg ist die Grenze zwischen unterer und oberer Süsswassermolasse nicht genau nachweisbar, doch geben die marinen Bildungen von St. Gallen einerseits und Bäch am Zürichsee andererseits genügende Anhaltspunkte für die Bestimmung der Uebergangszone. Uebrigens sind die höchsten Schichten der untern und die tiefsten Schichten der oberen Süsswassermolasse petrographisch und paläontologisch nicht voneinander zu unterscheiden.
Die Meeresmolasse von St. Gallen erstreckt sich in einem verhältnismässig schmalen, nach W. an Mächtigkeit stets abnehmenden Streifen von Rorschach und Staad am Bodensee bis in die Gegend von Herisau, wo sie sich an der Glatt auskeilt. Weiter wsw., im Toggenburg, fehlen die marinen Bildungen vollständig. Die Mächtigkeit der Meeresmolasse von St. Gallen beträgt im Maximum 450-480 m (an der Goldach und im Profil Kapf-Peter und Paul). An der Sitter ¶