Münsterpfarrei und reform.
Kirchgemeinde Linsebühl (St.
Gallen).
Industrielle und gewerbliche Tätigkeit.
Bildhaueratelier. Schöne Schulhäuser.
Die
katholische Kirche, Filiale des
Münsters zu St. Gallen,
stammt aus 1086, wurde 1776 neu aufgebaut und 1868 restauriert.
Der
Ort besteht erst seit dem 17. Jahrhundert, zu welcher Zeit sich Amtsleute und Untertanen des Fürstabtes hier ansiedelten.
Das 1837 erstellte Rathaus ist 1861 durch Feuer zerstört worden, worauf die Gemeinde das Beutter'sche
Haus ankaufte, in dem
sich heute neben den Räumen der Gemeindeverwaltung auch das Post- und Telegraphenbureau befindet.
Grosse
Bierbrauerei.
Zahlreiche Stickereigeschäfte.
Ausserhalb St. Fiden ist längs der Rorschacherstrasse in letzter Zeit ein
neues
Quartier,
Neudorf genannt, entstanden.
Gallen.Seit 1803 Kanton der schweizerischen Eidgenossenschaft, in der offiziellen Reihenfolge der Kantone
deren vierzehnter.
Lage, Ausdehnung, Grösse, Einwohnerzahl und Bevölkerungsdichte.
Der Kanton St. Gallen
liegt als Grenzkanton im ö. Abschnitt der
Schweiz zwischen 8° 47' 15" und 9° 41' 15" Oestl. L.
von Greenwich und 46° 52' und 47° 31' 40" N. Br. Seine grösste Länge von N. (bei
Muolen) nach S.
(Calanda ö. vom
Kunkelspass)
beträgt nahezu 85 km und seine grösste Breite von der Zürcher Grenze bei
Kempraten
(Rapperswil) bis zur
östlichsten Rheinkurve bei
Diepoldsau 65 km. Er umschliesst vollständig den Kanton Appenzell
(etwa 100 km Umfang), der sich im NO. dem
Rhein derart nähert, dass das st. gallische Gebiet bei
Rheineck einen Streifen von kaum 500 m Breite bildet.
Der Kanton St. Gallen
grenzt im O. mit dem
Rhein an Vorarlberg,
Liechtenstein und Graubünden,
im S. mit dem
Calanda und der Ringelspitzkette
an Graubünden,
im SW. an Glarus
und Schwyz,
im W. an Zürich,
im NW. und N. an den Thurgau
und den
Bodensee. In der Linthebene greift der Kanton s. über den
Linthkanal
gegen Schwyz
hinüber, und amBodensee schliesst er bei Rorschach
die thurgauische Exklave
Horn in sich ein. Der Kanton
hat eine Fläche von 2019 km2 (wovon 1934 km2
festes Land und 1839,7 km2 produktiver Boden) und 250285 Ew., somit 124 Ew.
auf einen km2.
Der Grösse nach ist er der sechste, der Gesamtbevölkerung nach der vierte und der Bevölkerungsdichte
nach der zehnte Kanton der
Schweiz. Die Zahl der Einwohner auf 1 km2 ist aber sehr ungleich verteilt, was im folgenden
die Ziffern für einige Bezirke und Landesteile zeigen mögen:
Werdenberg 89, Gaster
55, Ober
Toggenburg 53.
Sargans 36;
Seine höchste Erhebung hat der Kanton im
S. an der Graubündnergrenze mit der
Ringelspitze (3249 m) und seinen tiefsten Punkt
im N. an der Mündung des
Rhein in den
Bodensee (398 m); es beträgt somit der Höhenunterschied zwischen
tiefstem und höchstem Punkt 2851 m. Im St. Gallerland finden wir eine reiche Abwechslung der verschiedenartigsten Bodenformen:
im N. das fruchtbare wellenförmige Hügelgebiet des schweizerischen
Mittellandes, im
Rhein- und
Linththal ausgedehnte Alluvialebenen,
im
Toggenburg das Vor- und Mittelgebirge mit den lieblichen und romantischen Flussthälern der
Thur und
ihrer Nebenadern, das im obern
Toggenburg schon in die voralpine Felsregion hinaufreicht; im S. eigentliches Hochland und
wildromantische Thalschluchten bis zur Firnwelt an der
Glarner- und Graubündnergrenze und dazwischen die tiefen Furchen des
Rhein, der
Seez und des
Walensees mit
Weinbergen und südlichen Vegetationsanklängen. Mit Recht ruft G. Baumberger in
der Denkschrift zur Zentenarfeier des Kantons St. Gallen
aus: «St. Gallerland, ein herrlich Land,
ein Land himmelanstrebender
Berge, lieblicher Hügel, wonniger
Thäler, wogender
Seen, dichter Obstbaumwälder, üppiger Weinberge,
mächtiger
Tannen- und Buchenbestände, das Land gesegneter Fruchtbarkeit ...». St. Gallen
gehört zu den schönsten Gegenden der
Schweiz.
Orographie und Hydrographie.
Das Gebiet des Kantons wird durch das Thal des
Rhein, das Thal der untern
Seez und
Linth mit dem
Walen- und
Zürichsee und das
Thal der
Thur in drei Einzellandschaften gegliedert: 1. das Gebirgsland s. vom
Walensee; 2. die S-förmige, durch die Landesmitte
ziehende Bergkette vom
Gonzenam Rhein bis zum
Hörnli an der NW.-Grenze des Kantons, die auch die Hauptwasserscheide
zwischen
Rhein- und Linthgebiet einerseits und
Linth und
Thur andererseits bildet; 3. das
Säntisgebirge zwischen
Rhein und
Thur
mit seinen SW.-NO. streichenden Ketten und dem ihm n. vorgelagerten Hügelland am
Bodensee.
Sankt Gallen
* 2 Seite 44.407.
1. Das Gebirgsland s. vom
Walensee hat seinen Knotenpunkt in dem auf der Grenze zwischen St. Gallen,Graubünden
und Glarus
stehenden
Saurenstock, von welchem nach O., NO. und N. drei stark verzweigte Hauptketten und sechs Nebenketten ausstrahlen, die
grössere und kleinere
Thäler zwischen sich schliessen. Die am stärksten und massigsten entwickelten zwei südl. Ketten
und besonders die südlichste als direkte Fortsetzung der Tödikette reichen am
Saurenstock, der
Scheibe
und am
Ringelspitz südwärts und in den
GrauenHörnern nordwärts bis in die Firn- und Eisregion hinauf. Die die Grenze
¶
Von jedem dieser Stöcke zweigen Seitenarme aus, deren letzte sich gegen den Walensee zu senken. Zwischen den beiden südl.
Hauptketten ist das ins Rheinthal mündende Taminathal mit einem grösseren südlichen und drei nördlichen Seitenthälern
eingeschnitten, und zwischen den GrauenHörnern und dem Foostock-Augstkamm und dessen nö. Ausläufern
liegt das 18 km lange, von der obern Seez durchflossene Weisstannenthal, in dessen obern Abschnitt s. zwei grössere und n.
drei kleinere Nebenthäler einmünden.
Vom Weissmeilen senkt sich in nö. Richtung das Thal des Schilzbaches gegen das untere Seezthal, während
das interessante Seen- und Flussthal der Murg im NW. von der Magereu- und Gufelstockkette zum Walensee hinabsteigt. Diesen grösseren
Thalschaften reihen sich als Seitenglieder noch mehrere kleinere Thalrinnen an. Solche sind im Gebiet der Tamina das Thal
des vom Kunkelspass herkommenden und bei Vättis von rechts mündenden Görbsbaches und dasjenige des an
den GrauenHörnern entspringenden und durch das Mühletobel oberhalb Valens mündenden Vaplonabaches.
Die Seez hat einen weit verzweigten Quellbezirk und Oberlauf. Ihr Hauptquellarm ist der von der Scheibe herkommende und das
Muttenthal nach N. durchfliessende Fooalpbach, mit dem sich bei seiner NO.-Biegung der vom Gandstock nach
S. abfliessende kleinere Seezbach vereinigt. Bei Weisstannen erhält dann die Seez den vom Gufelstock und aus dem Gutenthal
kommenden Gufelbach, während weiter unten von rechts und links noch zahlreiche kleinere Bergbäche sich zur Sohle des Weisstannenthales
hinunterstürzen.
Dieses letztere engt sich oberhalb Mels zu einer wilden Schlucht ein, durch welche die Seez ins ebene Seezthal
hinaus braust, um dann als Kanal in den Walensee zu münden. Parallel zu den grösseren Flussläufen des Gebietes ziehen sich
die je etwa 8 km langen Thäler des Kohlschlagerbaches und Sarbaches hin. Jener entspringt am Guli, fliesst über Tils und mündet
n. vom Weisstannenthal in den Unterlauf der Seez, während der zwischen Tamina- und Seezgebiet eingelagerte
Sarbach sich aus den Quellbächen des Wangser- und Viltersersees bildet und östl. Sargans
in 6 km langem Kanallauf dem Rhein zueilt.
2. Das S-förmig gewundene mittlere Gebirgsland des Kantons reicht vom Gonzen bei Sargans
bis zum Hörnli an der
Grenze gegen Zürich
und Thurgau
und zerfällt wiederum in eine Reihe von charakteristischen Unterabteilungen: a) Die Kette Gonzen-Kammegg-Alvier-Faulfirst-Sichelkamm,
von der nach NO. gegen das Rheinthal vier Arme ausstreichen, die grössere Bachthäler in sich schliessen und deren zwei mittlere die
höhern und längeren sind. Die steile W.- und S.-Seite des Hauptkammes hat nur kurze Wildbäche und Rüfen,
die zum Seezthal hinunter gehen. b) Die wilde Kette der Churfirsten und des Leistkammes, die nach S. zum Walensee steil abbricht
und hier mehrere schöne Wasserfälle aufweist, während sie sich nach N. sanfter geböscht zum Thurthal hinunter senkt. c)
Die Speergruppe mit einem in der Richtung SW.-NO. vom Thal der Linth zu demjenigen der Thur streichenden
Hauptkamm und dem parallel zu
diesem ziehenden und ihm im SO. vorgelagerten KammMattstock-Gulmen-Häderenberg.
Vom Hauptkamm zweigen nach NW. drei Arme aus, deren mittlerer der höchste und längste ist und mit dem Regelstein endigt.
Dazwischen liegen im SW. die Thälchen des Steinen-, Gigen- und Mühlebaches und im NO. diejenigen des Steinbaches
und des O.-Armes des Rickenbaches, von denen jene zur Linthebene und diese zum Thurthal sich senken. d) Jenseits des Rickenpasses
erhebt sich der Mittelgebirgszug Rotenstein-Kreuzegg-Schnebelhorn-Hörnli. Von jedem dieser Gipfelpunkte gehen nach NO. kleine
Nebenketten ab, die unter sich parallel sind, gegen das Thurthal hinziehen und die Thäler des Rickenbaches,
Krinauerbaches, Libingerbaches und der am Hörnli entspringenden Murg voneinander trennen. Zur Linth und zum Zürichsee fliessen
in sw. Richtung der Kanzach- und Goldingerbach, sowie im äussersten SW. der Aabach und die Jona.
Einen westlichen, immer breiter und mannigfaltiger ausladenden Ausläufer des Säntis bildet der von Säntisalp und Widderalp
zwischen Lauterbach-, Thur- und Neckerthal sich bis Ganterswil hinziehende Bergrücken, der wie das gegen die Appenzeller Grenze
sich ausdehnende Vorbergland zum wellenförmigen östl. ToggenburgerMittelland
gehört und zur breiten Sohle des nach N. gerichteten
Thurthales niedersteigt. Die Thur nimmt neben den schon erwähnten Zuflüssen des Ober- und Mittellaufes, unter denen
die Lutern (oder Lauterbach) und der Necker die bedeutendsten sind, im Unterlauf auf st. gallischem Boden nur die Glatt und
die aus Appenzell
kommende Sitter, ihren wichtigsten Nebenarm, auf. Im NO. des Kantons fliessen dem Bodensee zu die oberhalb St. Gallen
dem Wenigersee
und Rütiweier entspringende Steinach (10 km lang) und die vom Gäbris kommende, auf St. Galler Boden 8 km
lange Goldach.