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cularis incarnata, P. gyroflexa, P. cenisia, P. recutita, P. tuberosa und viele Bastarde; ferner Carex microstyla, C. incurva und C. lagopina, Braya pinnatifida, Arenaria Marschlinsii. Spergularia campestris;
Ranunculus aconitoides, R. aduncus, R. pyrenaeus var. plantagineus;
Valeriana celtica;
alle alpinen Weiden und deren Bastarde Salix arbuscula × helvetica, S. glauca × retusa, S. helvetica × herbacea Vergl.
Jaccard, Henri. Catalogue de la flore valaisanne. (Neue Denkschriften. Bd. 34. Zürich 1895); Bulletins des travaux de la Soc. Murithienne du Valais.
Klima.
Auf dem Grossen St. Bernhard befindet sich seit einer Reihe von Jahrzehnten eine meteorologische Station, die weitaus die älteste aller Gebirgsstationen ist und deren Beobachtungsresultate daher von ganz besonderem Interesse sind. Sie ist 1817 von Marc Auguste Pictet aus Genf gegründet worden. Ihre Beobachtungen sind seither zusammen mit denen des Genfers Observatoriums regelmässig jeden Monat veröffentlicht worden, und zwar zuerst in der Bibliothèque Universelle (partie scientifique) und dann in den Archives des sciences de la Bibliothèque Universelle.
Alljährlich gibt das die Station leitende Observatorium zu Genf dazu noch ein besonderes Résumé météorologique de l'année pour Genève et le Grand Saint Bernard heraus. Die Station auf dem Grossen St. Bernhard ist zu wiederholten Malen mit Instrumenten ausgerüstet worden, so namentlich 1839 durch Auguste de la Rive, 1883 durch das Genfer Observatorium und die eidgenössische meteorologische Zentralanstalt in Zürich und 1901 durch Vermittlung von Prof. R. Gautier (Registrierinstrumente). Die Beobachtungen sind von den Klostergeistlichen stets freiwillig und mit grosser Sorgfalt gemacht worden. Im folgenden geben wir eine Reihe von Mitteln, die von E. Plantamour nach den Beobachtungsreihen 1841-1867 berechnet wurden.
Monate | Temperatur °C. | Niederschläge Höhe mm. | Tage | Bewölkung in Zehnteln der sichtbaren Himmelsfläche | Luftdruck mm. |
---|---|---|---|---|---|
Januar | -9,0 | 129 | 11 | 5.0 | 560.5 |
Februar | -8,6 | 94 | 9 | 5.3 | 560.2 |
März | -7,3 | 97 | 11 | 5.9 | 559.7 |
April | -3,3 | 120 | 11 | 6.7 | 561.6 |
Mai | 0.5 | 120 | 11 | 6.9 | 563.8 |
Juni | 4.1 | 101 | 10 | 6.5 | 567.1 |
Juli | 6.2 | 75 | 9 | 5.5 | 568.5 |
August | 6.0 | 86 | 9 | 5.8 | 568.4 |
September | 3.3 | 116 | 9 | 5.8 | 567.5 |
Oktober | -0,5 | 142 | 10 | 6.1 | 561.6 |
November | -5,3 | 99 | 10 | 5.4 | 562.0 |
Dezember | -7,6 | 73 | 8 | 4.5 | 562.3 |
Winter | -8,4 | 296 | 28 | 4.9 | - |
Frühling | -3,4 | 337 | 33 | 6.5 | - |
Sommer | 5.4 | 262 | 28 | 5.9 | - |
Herbst | 0.8 | 357 | 29 | 5.8 | - |
Jahr: | -1,76 | 1252 | 118 | 5.8 | 563.9 |
Das Minimum der Temperatur fällt häufig bis -22° und -23° C. und erreicht in seltenen Fällen -28° bis -30°, während das Maximum 17-18, höchstens 20° C. beträgt. Allgemeine Charakteristik des Klimas nach F. O. Wolf: Grosse Feuchtigkeit während des ganzen Jahres, besonders aber im Frühjahr, und ein meistenteils bedeckter Himmel. Von Ende September oder Anfang Oktober bis Anfang Juli immer andauernder Schnee, dessen mittlere Mächtigkeit 10 m beträgt. Alsdann entwickelt sich rasch eine spärliche, aber an seltenen Arten überaus reiche Vegetation. Während der Wintermonate, besonders im November und Dezember, heftige Stürme; im Januar und Februar die meisten hellen Tage des Jahres. Für Weiteres verweisen wir auf den Abschnitt Klima des Artikels Wallis.
Geschichte.
Die Geschichte des Passweges und des Hospizes kann in zwei Zeiträume zerlegt werden: 1. die Zeit der Salasser, Römer und des Mittelalters bis zur Gründung des Hospizes;
2. von der Gründung des Hospizes bis zur Neuzeit.
1. Die vorhistorische Geschichte des Passes ist in Dunkel gehüllt. Aus historischer Zeit berichtet uns zuerst Polybius und Titus Livius, dass 388 v. Chr. eine Schar von keltischen Lingonen und Boiern den Pass überschritten habe. Sicherer ist der Zug des Brennus, eines Heerführers der Senoner, der die Römer am 18. Juli 390 v. Chr. am Allia schlug und Rom eroberte. Dann sollen nach Polybius die längs der Rhone und in den Alpen wohnenden Gesaten als Söldner und Verbündete der Gallier 225 v. Chr. über den Grossen St. Bernhard in Italien eingefallen sein.
Hannibals berühmter Zug über die Alpen (218 v. Chr.) ist in alter und neuerer Zeit vielfach mit dem Grossen St. Bernhard in Verbindung gebracht worden, während die neuesten Forschungen diesen Pass aus der Reihe der Möglichkeiten eliminiert und es höchst wahrscheinlich gemacht haben, dass Hannibal über den Kleinen St. Bernhard gezogen ist. Jedenfalls ist der Grosse St. Bernhard aber von den Kelten und Römern öfters begangen worden: die verschiedenen Altertümer, die man hier oben noch immer entdeckt und die vielen hier gefundenen keltischen, gallischen und römischen Münzen, die ebenfalls im Kloster aufbewahrt werden, zeugen dafür, dass zahlreiche Heere den Pass seit den frühesten Zeiten benutzt haben.
Später legten die Römer über ihn ihre grosse Heerstrasse von Mediolanum (Mailand) über Augusta Praetoria (Aosta), Viviscum (Vevey) und Aventicum (Avenches) nach Augusta Rauracorum (Augst) am Rhein (mit Abzweigung über den Col de Jougne und Pontarlier nach Reims), die erst 47 v. Chr. vollendet wurde und deren Ueberreste von der Passhöhe bis nach Martinach hinab noch überall angetroffen werden. Den Uebergang von Aosta bis Martinach schätzten die Römer nach der Peutinger'schen Tafel auf 65 Meilen oder 93,3 km, welche Zahl der Wirklichkeit ziemlich gut entspricht.
Der ursprüngliche Name des Passes, Mons Poeninus, dessen Etymologie noch sehr unsicher ist, wurde später durch die bis zur Gründung des Klosters allgemein übliche Bezeichnung Mons Jovis (Jupiterberg, französisch Mont Joux) ersetzt. Auf der Passhöhe hatten nämlich die Römer einen dem Jupiter Poeninus geweihten Tempel und daneben ein Hospizium errichtet, das zur Aufnahme reisender Kaufleute und der nach Gallien gesandten Krieger diente. Da der Jupiterberg die gewöhnliche Strasse war, auf der die Römer ihre Heere gegen die Barbaren führten, wurde von ihnen alle Mühe darauf verwendet, den Reisenden jede mögliche Erleichterung zu verschaffen. Zugleich standen längs dem Weg über den Jupiterberg - wie übrigens an allen grossen Römerstrassen - noch
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andere Schutz- und Unterkunftshäuser, mansiones genannt, deren gut erhaltene Reste an verschiedenen Stellen aufgefunden worden sind. Nachgrabungen auf dem Plan de Jupiter, wo der Tempel und das grosse Hospizium standen, haben reiche archäologische Schätze zu Tage gefördert: viele Inschriften auf Votivtafeln aus Bronze, Statuetten und andere dem Tempeldienst dienende Gegenstande aus Bronze und Gold, Ringe und andere Schmucksachen, Verzierungen, Gräberlampen und namentlich sehr viele (über 3000) Münzen aus keltischer und römischer Zeit.
Unter diesen Münzen sind alle römischen Kaiser von Caesar bis Theodor II. vertreten, während diejenigen aus späterer Zeit spärlich vertreten sind, woraus sich schliessen lässt, dass während der unruhigen Zeiten der Barbareneinfälle der Tempel, die Schutzhäuser und der Passweg allmählig aufgegeben worden sind. Karolingermünzen zeigen dagegen, dass der Pass nachher wieder öfters begangen worden sein muss. Von den vielen Expeditionen, die die Römer über den Grossen St. Bernhard unternommen haben, seien hier im Besonderen folgende genannt: 49 v. Chr. der Uebergang der aus Briten, Spaniern und Deutschen gebildeten Legionen, die dem Pompeius und Caesar zu Hilfe eilten;
Februar 69 n. Chr. Marsch von Aulienus Cecina und Julius Alpinus mit 30000 Mann gegen Othon;
285 oder 286 n. Chr. Marsch von Maximian gegen die aufständischen Gallier und später Marsch desselben Kaisers an die Rheingrenze.
Spätere bemerkenswerte und historisch bedeutsame Züge über den Pass haben unternommen: 574 eine longobardische Truppe, die den Tempel auf dem Plan de Jupiter schon in Ruinen vorfand;
773 Bernhard, der Onkel Karls des Grossen;
776 und 801 Karl der Grosse (dessen angebliche Züge von 774, 780, 781, 786, 787 und 800 zweifelhaft sind);
840 Kaiser Lothar (wahrscheinlich), 875 Karl der Kahle (zur Krönung und zurück), 877 Karl der Kahle, 879 Karl der Dicke, 880 und 885 Karl der Dicke (zweifelhaft), 891 Arnulf, um 940 Markgraf Berengar von Ivrea, 1020 eine Truppe Normannen;
1110 Heinrich V. mit einem Teil seiner Armee, deren Rest über den Brenner ging;
1118 Heinrich V. (wahrscheinlich), 1158 Berthold von Zähringen, 1162 Friedrich I. (wahrscheinlich), 1196 Heinrich VI. (wahrscheinlich).
Da der Pass ferner von verschiedenen Ländern her den natürlichen und bequemsten Weg nach Rom bot, wurde er auch von vielen Pilgern und geistlichen Würdenträgern nach oder von der ewigen Stadt begangen. Von solchen Reisenden, die stets von einer mehr oder weniger zahlreichen Eskorte begleitet waren, nennen wir: 704 St. Bonetus, Bischof von Clermont;
753 Papst Stephan II., etwa 753 Abt Austrulf, 804 Papst Leo III.;
826 Rodoin, Prior des St. Medardusklosters in Soissons, mit den Reliquien des h. Sebastian;
833 Papst Gregor IV. (wahrscheinlich);
842 oder 849 Ueberführung der Gebeine der h. Helena nach der Abtei Hautvillier zu Reims, etwa 894 Erzbischof Lanzelot von Treviso;
941 Abt Otto I. von Cluny mit Abt Fulco von Corbie;
etwa 950 Abt Gerhard von Brogne;
972 St. Mayeul, Abt von Cluny, der von den Sarazenen in Orsières gefangen gehalten und von seinen Ordensbrüdern losgekauft wurde;
990 Sigerich von Canterbury, 1001 Bernhard von Hildesheim;
1034 Erzbischof Aribert von Mailand an der Spitze einer dem Kaiser Konrad zu Hilfe eilenden italienischen Armee;
1026, 1049 (zweimal) und 1050 Bischof Bruno, späterer Papst Leo IX.;
1063 Gegenpapst Honorius II., 1070 Erzbischof Anno von Köln, 1106 Papst Paschalis II., Winter 1127/1128 Erzdiakon Alexander von Lüttich und Abt Rudolf von Saint Trond.
Dieser rege Verkehr über den Pass machte schon frühzeitig die Anlage von Schutzhäusern längs dem Weg und eines Hospizes auf der Passhöhe notwendig. Es ist aber nicht möglich, genau zu ermitteln, wann dieses Werk der christlichen Gastfreundschaft auf dem Jupiterberg begonnen hat. Wohl wird zuerst in einer Urkunde aus dem Beginn des 9. Jahrhunderts das Vorhandensein einer abbatia Jovis Sancti Petri bezeugt, doch kann diese ebensogut in Bourg Saint Pierre wie auf der Passhöhe selbst bestanden haben.
Aehnlich verhält es sich mit andern urkundlichen Angaben aus früherer Zeit. Die Strasse war allmählig durch blutige Raubanfälle immer unsicherer geworden. Da drangen im Jahr 930 die Sarazenen ins Wallis ein und zogen raubend, mordend und alles niederbrennend bis hinauf auf den St. Bernhardspass. Sie setzten sich im Lande fest, vernichteten die bisherigen Bewohner der Thäler und brannten das Hospiz auf dem Pass nieder. Die Stätte wurde zur gefürchteten Räuberveste, und der Berg erhielt von dem erschreckten Volk den Namen «le Mont du Diable» oder Teufelsberg.
Jetzt, in der höchsten Not, erscheint Bernhard von Menthon. Sein segensreiches Wirken verleiht der Stätte des Abscheus neue Berühmtheit, durch welche jede Spur des Heidentums in Vergessenheit sinkt. Der Berg heisst nun der Grosse St. Bernhard, und bald erfüllt sein Ruhm die weite Welt. Bernhard, ein 923 geborner savoyischer Edelmann, widmete sich dem Dienste Gottes und war Erzdiakon von Aosta, als ihm Gott im Traum befahl, «auf dem Jupitersberg ein neues Zufluchtshaus zu errichten,
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welches dem Wanderer auf dem gefährlichen und beschwerlichen Uebergang über diesen hohen und wilden Berg Schutz und Wohnung bieten und die Sicherheit der früher so viel benutzten Strasse wieder herstellen sollte. Der Ausführung dieses Befehls standen grosse Gefahren im Wege, viele Hindernisse, welche nach menschlichem Ermessen unübersteiglich waren. Die Historiker berichten, dass zu dieser Zeit der Pass noch in den Händen der Sarazenen oder anderer Räuber war, und um diese zu vertreiben, nahm Bernhard seine Zuflucht zu geistigen Waffen ... Wenn wir auch die einzelnen Episoden der mittelalterlichen Legende nicht glauben wollen, so müssen wir doch anerkennen, dass Bernhard seinen Plan mutig zur Ausführung brachte: wir sehen auf der Höhe der poenninischen Alpen ein neues Asyl erstehen, acht Minuten vom frühern entfernt und zum grössten Teil aus den Trümmern des römischen Tempels erbaut».
Die genaue Zeit der Gründung dieses neuen Zufluchtshauses ist zwar nicht bekannt, doch kann man sie mit genügender Sicherheit um die Wende des 10. und 11. Jahrhunderts ansetzen, da Bernhard 1008 gestorben ist. Damit sein Werk auch für die Zukunft gesichert sei, anvertraute er es einer Kongregation, die er hiezu berufen hatte. Nachdem er auch noch ein ähnliches Institut auf dem Kleinen St. Bernhard gestiftet hatte, starb er auf einer seiner vielen Missionsreisen in Novara. Die erste Urkunde, die dem Pass und Hospiz den Namen des Grossen St. Bernhard beilegt, stammt aus 1149, während Abt Bruno (später Papst Leo IX.) hier oben schon 1049 «canonicos fratres» antraf.
2. Die Geschichte des Klosters auf dem Grossen St. Bernhard von der Zeit seiner Gründung bis auf unsere Tage geben wir im folgenden ebenfalls wesentlich nach den verdienstlichen Mitteilungen von F. O. Wolf in Sitten: Die philanthropische Schöpfung des h. Bernhard erfreute sich fortwährend des Wohlwollens der geistlichen und weltlichen Herrscher. Papst Eugen III. befreite das Kloster vom Zehnten und schenkte ihm zahlreiche Ländereien, Ordenshäuser und Kirchen von Sizilien durch ganz Zentral- und W.-Europa bis nach England hin.
Vorrechte und Schenkungen wurden von den folgenden Päpsten jeweilen immer wieder bestätigt. Papst Alexander III. stellte das Kloster unter den besonderen Schutz des h. Stuhles, und auch Kaiser Friedrich Barbarossa und sein Sohn Heinrich VI. nahmen es unter ihre Obhut und verhängten strenge Strafen über diejenigen, die sich einer Ungerechtigkeit gegen die Mitglieder oder den Besitz der Kongregation zu Schulden kommen liessen. Auch ihre Nachkommen brachten dem Institut dasselbe Wohlwollen entgegen, und Maria Theresia war dem St. Bernhard so sehr ergeben, dass sie sich und ihre Kinder in dessen Klosterverband aufnehmen liess.
Die Grafen von Savoyen endlich, unter deren direkter Herrschaft das Kloster stand, waren dessen grösste Wohltäter und zugleich seine natürlichen Beschützer und bereicherten es mehrfach auf verschiedene Weise. Wahrscheinlich gab schon der h. Bernhard den Klostergeistlichen seiner Stiftung die Regeln der Augustinerchorherren. Sicher ist, dass Papst Innozenz III. 1215 das Kloster der Regel des h. Augustin unterstellte. Honorius IV. nennt in einer Bulle die «canonici ordinis Sancti Augustini», denen er zugleich auch das Recht der freien Wahl ihres Propstes zusicherte.
Eugen IV. nahm dieses letztere für sich in Anspruch, und Nikolaus V. belehnte damit die Herrscher Savoyens. Dadurch erhielt das reiche Kloster verschwenderische Kommendaturpröpste, welcher nachteilige Zustand bis zum Konzil von Trient dauerte. Trotzdem dasselbe diese Komthuren verbot, glaubten die Herzoge von Savoyen dennoch, das Recht der Ernennung der Pröpste ausüben zu können, während die Chorherren, gestützt auf die neue kirchliche Verordnung und ihre Verfassung, es für sich selbst in Anspruch nahmen.
Wallis verteidigte die Rechte des Klosters und geriet dadurch in neue Streitigkeiten mit Savoyen, seinem alten Erbfeind. Papst Benedikt XIV. legte den Streit bei, indem er den Chorherren die freie Wahl ihres Propstes zugestand und dem Fürsten von Savoyen die in Sardinien gelegenen Güter des Klosters zuteilte. Neue Gefahren drohten der Existenz des Klosters während der Schreckensjahre der französischen Revolution und dann noch einmal während der politisch aufgeregten Sturmperiode von 1847 und 1848. Damals verpflichtete die provisorische Regierung des Kantons Wallis das Kloster, an den dem Kanton auferlegten Teil der Sonderbundskriegsschuld eine Summe von 80000 alten Franken beizusteuern.
Als der Propst sich mit der Begründung, dieses Geld gehöre den Armen, weigerte, dem Befehl nachzukommen, langte am 12, Dezember 1818 ein Regierungskommissär mit 15 Soldaten im Kloster an, der am 21. Januar die Geistlichen gewaltsam vertrieb. Bald nachher erlaubte man diesen jedoch die Rückkehr, womit die Schöpfung des h. Bernhard wieder von neuem ungestört ihrer menschenfreundlichen Aufgabe nachkommen konnte. Graf Thomas I. von Maurienne hatte dem Kloster 1189 das Recht verliehen, in den Waldungen des Ferretthales und um Orsières alles notwendige Holz zu schlagen und von den Maiensässen genügend Futter für die dieses Holz tragenden Saumpferde zu beziehen. Diese Schenkung gab Anlass zu langwierigen Streitigkeiten mit der Gemeinde Orsières, die erst 1891 dadurch beigelegt wurden, dass Orsières diese Rechte zurückkaufte.
Die Geschichte des Passweges ist auch seit der Stiftung des Klosters des h. Bernhard reich an bedeutenden Ereignissen geblieben, von denen wir im folgenden eine kurze Skizze zu geben versuchen. 1472 überschritten lombardische Truppen den Pass, um in Lausanne zum Heere Karls des Kühnen zu stossen, und 1487 benutzten den gleichen Weg hin und zurück die Berner und Freiburger, die dem Grafen Karl von Savoyen gegen Karl Ludwig II., Markgrafen von Saluces, zu Hilfe eilten. 1691 sah der Pass französische Truppen gegen Aosta marschieren, und in der Zeit von 1788 bis zum zogen nicht weniger als 200000 Soldaten unter verschiedenen Generalen über den Grossen St. Bernhard. Am bekanntesten ist aber der Zug Napoleons I., der vom 15.-21. Mai 1800 mit einer Armee von 40000 Mann den Pass überschritt, um am 14. Juni desselben Jahres bei Marengo die Oesterreicher zu schlagen. Im Hôtel du Déjeuner de Napoléon in Bourg Saint Pierre zeigt man heute noch das Zimmer, in dem der Feldherr gefrühstückt und den Sessel, in dem er Platz genommen hat.
Bibliographie:
Wolf, F. O. Martinach und die Dransethäler (der Grosse St. Bernhard). (Europ. Wanderbilder. 143-146). Zürich 1888; Schulte, Aloys. Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien. 2 Bde. Leipzig 1900; Reinhard, Raph. Pässe und Strassen in den Schweizer Alpen. Luzern 1903; Luquet, J. F. O., Évêque de Hésebon. Études histor. sur l'établissement hospitalier du Grand Saint Bernard.
Paris et Marseille 1849;
Le Grand Saint Bernard ou Essai histor. sur ce que l'hospice du Grand Saint Bernard offre de plus intéressant;
par un ecclésiastique du diocèse de Sion [Venetz]. 1830;
Secretan, Ed. Du passage des Alpes par Annibal (in der Revue militaire suisse. 1869);
Henrioud, Marc. Les anciennes postes valaisannes et les communications internationales par le Simplon et le Grand Saint Bernard (1618-1648).
Lausanne 1905; Ferrero, prof. Relazioni degli scavi al Plan di Jupiter sul Gran San Bernardo (in den Notizie degli scavi della r. acad. dei Lincei. Roma 1890).